Agwe
Kopfgeldjäger Boss
Das Meer war so ruhig wie der Himmel über ihm. Blau und spiegelglatt lag es ausgebreitet wie ein endloser Spiegel, nur ganz weit entfernt waren einige schwarze Punkte zu sehen. Inseln? Oder doch nur Einbildung? Ein Navigator hätte die Antwort sicherlich gewusst, aber für Agwe, den Kapitän dieser majestätischen Dschunke, sahen sie alle gleich aus. Lustlos drehte er das Steuerrad ein klein wenig nach rechts und kniff die Augen zusammen, um sicher zu gehen dass er den nächsten kleinen schwarzen Punkt so direkt wie möglich ansteuerte. Es mochte gut eine Woche sein, die er und sein Vizekapitän jetzt auf See verbracht hatten und die Hühner wurden langsam unruhig. Noch reichten die Vorräte dafür aus, dass Agwe ihnen regelmäßig kleinere Opfergaben darbieten konnte, aber er wusste dass dem nicht mehr lange so sein konnte. Und wenn diese Hühner nichts zu essen bekamen würden sie meutern. Der Voodooarzt schluckte schon bei dem Gedanken.
Sein Blick wanderte hinunter zu dem seltsamen Puppenmenschen, der sein Begleiter und treuster Gläubiger war. Er spielte anscheinend unbeschwert mit den Hühnern und irgendwie beneidete Agwe ihn darum. Was hätte er nicht alles gegeben um mit diesen launischen Biestern so gut zurecht zu kommen wie Cerebrum, der von ihnen anscheinend als Küken akzeptiert worden war. Ein Huhn hockte zufrieden in seiner wuscheligen Haarmähne, ein anderes hatte es sich in der Klappe in seinem Bauch bequem gemacht. Geistesabwesend zündete sich Agwe eine stinkende Zigarette an und blickte nun wieder in den Horizont. “It ain't easy,man“, dachte er, ohne wirklich zu wissen weshalb.
Langsam dämmerte es, aber Agwe hieltnur kurz inne um die Tikifackeln zu entzünden, welche rund um das Schiff gruppiert waren. Sie spendeten nicht nur Licht, sondern waren auch gleichzeitig heilige Relikte des Voodoo, von Michelle Laveau persönlich gesegnet. Sie sollten den Loa zeigen, dass hier ein Gläubiger segelte und die launischen Wind- und Wettergeister in Zaum halten, damit sie dem Schiff nichts zuleide taten. Wie immer begleitete Agwe das Entzünden dieser Fackeln mit einem rituellen Gesang, der gleichzeitig ein inbrünstiges Gebet war, nach den alten überlieferten Worten. Diesmal aber bat er nicht nur um eine sichere Reise und das Seelenheil aller Gläubigen, sondern auch darum, endlich Land zu finden. Bis auf die haltbaren Speisen war mittlerweile alles verzehrt und in Folge eines kleinen Unfalls von Agwe mit einem Fass voller Sägemehl (was dieses an Bord eines Schiffes zu suchen hatte war ihm bis heute ein Rätsel) schmeckte das Dörrfleisch ungefähr so wie Cerebrums Arm, den Agwe einmal versehentlich als Zahnstocher hatte nutzen wollen.
Nur wenig später wurden Agwes Gebete erhört. Zunächst dachte er, seine Sinne spielten ihm einen Streich,doch dann sah er es ganz deutlich. Eine Insel schälte sich aus dem Halbdunkel, durch welches das heilige Licht der Fackeln drang wie ein Schwert durch einen ungläubigen Körper.“LAAAAAND!“, rief er so laut aus dass eines der Hühner welches es sich auf der Reling bequem gemacht hatte erschrocken auflatterte und unter lautem Gegacker das Weite suchte.“Land in Sicht, man!“ Sofort kam Cerebrum aus der Schlafkabine gestürmt. Auch wenn er immer noch seine geschlossenen Augen angesteckt hatte, so sah man ihm doch an, dass er voller Vorfreude war und es kaum erwarten konnte, die erste Insel seit ihrem Aufbruch von Black Lung zu sehen. “Uh,Agwe!“, kreischte er voller Vorfreude, klammerte sich an die Galionsfigur welche an Bug des Schiffes genagelt worden war wie ein Gekreuzigter. “Land! Land! Da ist tatsächlichLand! Agwe, sieh doch! Aaaaagwe!“ Doch dieses Gerufe konnte Cerebrum sich sparen. Agwe sah die Insel so deutlich vor sich wie er die Loa sah, jeden Abend wenn er in sein Gebet versunken war. Tiefe Dankbarkeit breitete sich in ihm aus und noch bevor das Schiff an dem kleinen Strand des Landes aufsetzte vollführte er eine rituelle Verbeugung, die Dankbarkeit und Preis ausdrücken sollte.
„Aufsetzen“ war genau das richtige Wort, um die Landung des Schiffes auf der Isla De Muerta zu beschreiben. Da Agwe von Navigation und Seefahrt überhaupt nichts verstand (abgesehen natürlich von den nötigen Ritualen) glitt das Schiff mitnichten elegant an Land. Es vollführte eher eine Art halbe Bauchlandung, die ein gutes Stück des Schiffsrumpfes knirschend inden Sand trieb. Wie durch ein Wunder blieb das Schiff dabei unbeschädigt, was man von Agwe allerdings nicht behaupten konnte. Dieser nämlich hatte sich schon voller Vorfreude über die Reling gebeugt und war von dem plötzlichen Aufsetzen seines eigenen Schiffes vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht worden. Somit blieb ihm nicht einmal mehr Zeitfür einen überraschten Aufschrei, bevor er mit voller Wucht von Bord flog und mit dem Kopf zuerst im wogenumspülten Sand steckenblieb, die Füße zappelnd in der Luft.
Es dauerte etwa eine Minute bis Agwe mit tatkräftiger Unterstützung Cerebrums und einiger nachtaktiver Einheimischer wieder aus dem Sand gezogen worden war. Wortreich bedankte er sich, während er Sand aus seinem Ohr pulte und sich den Zylinder wieder aufsetzte, ehe er Cerebrum anwies, mit ihm zu kommen. Kopfschüttelnd sahen die beiden Dorfbewohner ihnen nach wie sie, Agwe lauthals die Loa preisend, ins Innere der kleinen, von Wald umgebenen Stadt marschierten. “Immer diese Fremdlinge“, meinte einer von ihnen, wobei er nachdenklich auf einem Strohhalm herumkaute. “Können anscheinendauch nicht mehr richtig Schiff fahren.. das sind jetzt schon die Dritten in fast einer Woche denen diese Scheiße passiert.“
Sein Blick wanderte hinunter zu dem seltsamen Puppenmenschen, der sein Begleiter und treuster Gläubiger war. Er spielte anscheinend unbeschwert mit den Hühnern und irgendwie beneidete Agwe ihn darum. Was hätte er nicht alles gegeben um mit diesen launischen Biestern so gut zurecht zu kommen wie Cerebrum, der von ihnen anscheinend als Küken akzeptiert worden war. Ein Huhn hockte zufrieden in seiner wuscheligen Haarmähne, ein anderes hatte es sich in der Klappe in seinem Bauch bequem gemacht. Geistesabwesend zündete sich Agwe eine stinkende Zigarette an und blickte nun wieder in den Horizont. “It ain't easy,man“, dachte er, ohne wirklich zu wissen weshalb.
Langsam dämmerte es, aber Agwe hieltnur kurz inne um die Tikifackeln zu entzünden, welche rund um das Schiff gruppiert waren. Sie spendeten nicht nur Licht, sondern waren auch gleichzeitig heilige Relikte des Voodoo, von Michelle Laveau persönlich gesegnet. Sie sollten den Loa zeigen, dass hier ein Gläubiger segelte und die launischen Wind- und Wettergeister in Zaum halten, damit sie dem Schiff nichts zuleide taten. Wie immer begleitete Agwe das Entzünden dieser Fackeln mit einem rituellen Gesang, der gleichzeitig ein inbrünstiges Gebet war, nach den alten überlieferten Worten. Diesmal aber bat er nicht nur um eine sichere Reise und das Seelenheil aller Gläubigen, sondern auch darum, endlich Land zu finden. Bis auf die haltbaren Speisen war mittlerweile alles verzehrt und in Folge eines kleinen Unfalls von Agwe mit einem Fass voller Sägemehl (was dieses an Bord eines Schiffes zu suchen hatte war ihm bis heute ein Rätsel) schmeckte das Dörrfleisch ungefähr so wie Cerebrums Arm, den Agwe einmal versehentlich als Zahnstocher hatte nutzen wollen.
Nur wenig später wurden Agwes Gebete erhört. Zunächst dachte er, seine Sinne spielten ihm einen Streich,doch dann sah er es ganz deutlich. Eine Insel schälte sich aus dem Halbdunkel, durch welches das heilige Licht der Fackeln drang wie ein Schwert durch einen ungläubigen Körper.“LAAAAAND!“, rief er so laut aus dass eines der Hühner welches es sich auf der Reling bequem gemacht hatte erschrocken auflatterte und unter lautem Gegacker das Weite suchte.“Land in Sicht, man!“ Sofort kam Cerebrum aus der Schlafkabine gestürmt. Auch wenn er immer noch seine geschlossenen Augen angesteckt hatte, so sah man ihm doch an, dass er voller Vorfreude war und es kaum erwarten konnte, die erste Insel seit ihrem Aufbruch von Black Lung zu sehen. “Uh,Agwe!“, kreischte er voller Vorfreude, klammerte sich an die Galionsfigur welche an Bug des Schiffes genagelt worden war wie ein Gekreuzigter. “Land! Land! Da ist tatsächlichLand! Agwe, sieh doch! Aaaaagwe!“ Doch dieses Gerufe konnte Cerebrum sich sparen. Agwe sah die Insel so deutlich vor sich wie er die Loa sah, jeden Abend wenn er in sein Gebet versunken war. Tiefe Dankbarkeit breitete sich in ihm aus und noch bevor das Schiff an dem kleinen Strand des Landes aufsetzte vollführte er eine rituelle Verbeugung, die Dankbarkeit und Preis ausdrücken sollte.
„Aufsetzen“ war genau das richtige Wort, um die Landung des Schiffes auf der Isla De Muerta zu beschreiben. Da Agwe von Navigation und Seefahrt überhaupt nichts verstand (abgesehen natürlich von den nötigen Ritualen) glitt das Schiff mitnichten elegant an Land. Es vollführte eher eine Art halbe Bauchlandung, die ein gutes Stück des Schiffsrumpfes knirschend inden Sand trieb. Wie durch ein Wunder blieb das Schiff dabei unbeschädigt, was man von Agwe allerdings nicht behaupten konnte. Dieser nämlich hatte sich schon voller Vorfreude über die Reling gebeugt und war von dem plötzlichen Aufsetzen seines eigenen Schiffes vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht worden. Somit blieb ihm nicht einmal mehr Zeitfür einen überraschten Aufschrei, bevor er mit voller Wucht von Bord flog und mit dem Kopf zuerst im wogenumspülten Sand steckenblieb, die Füße zappelnd in der Luft.
Es dauerte etwa eine Minute bis Agwe mit tatkräftiger Unterstützung Cerebrums und einiger nachtaktiver Einheimischer wieder aus dem Sand gezogen worden war. Wortreich bedankte er sich, während er Sand aus seinem Ohr pulte und sich den Zylinder wieder aufsetzte, ehe er Cerebrum anwies, mit ihm zu kommen. Kopfschüttelnd sahen die beiden Dorfbewohner ihnen nach wie sie, Agwe lauthals die Loa preisend, ins Innere der kleinen, von Wald umgebenen Stadt marschierten. “Immer diese Fremdlinge“, meinte einer von ihnen, wobei er nachdenklich auf einem Strohhalm herumkaute. “Können anscheinendauch nicht mehr richtig Schiff fahren.. das sind jetzt schon die Dritten in fast einer Woche denen diese Scheiße passiert.“
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