Undine Rusalka
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Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Tages trafen auf den nackten Rücken der schwarzhaarigen Frau, welche mit zerzaustem Haar in einem schmalen Bett lag, wobei das dünne Stück Stoff, welches sie als Decke nutzte, gerade einmal den unteren Teil ihres Körpers bedeckte. Doch nicht nur auf ihre nackte Haut schien die Sonne, sondern auch auf die zwei schwarzen Lederschwingen, welche aus dem Rücken der Frau wuchsen und aufgrund ihrer Farbe stärker von der Sonne erwärmt wurden, als ihre vergleichsweise helle Haut. Angesichts der unangenehm starken Wärme gab die Frau ein leises, verschlafenes Murren von sich und verbarg ihr Gesicht kurzzeitig in dem Kissen, auf dem ihr Kopf ruhte, ehe sie die Augen aufschlug, noch ein paar Momente mit leerem Blick an die gegenüberliegende Wand starrte und sich schließlich aufsetzte.
Wey, so der Name der Frau, blickte aus dem Fenster oder besser gesagt durch das Bullauge, durch welches bis gerade eben die Sonne auf ihren Rücken gestrahlt hatte. Bis zum Horizont konnte sie nichts weiter als das blaue Meer erkennen, dessen Wellen kaum merklich das Schiff unter ihr zum schwanken brachte.
Ein Gähnen entwich ihr noch, während sie aus dem Bullauge sah, ehe sie ihre Beine aus dem Bett schwang und aufstand. Wey streckte sich kurz und ging dann die wenigen Schritte durch ihre kleine Kabine hin zu dem Tisch, auf welchem ihre Tasche mit ihrer Kleidung stand. Mit einer Mischung aus Schläfrigkeit und Gelassenheit suchte sie sich ihre Sachen für den Tag in aller Ruhe heraus und zog sich sogleich um, ehe sie die Einsamkeit ihrer Kabine verließ und sich zum Deck des Schiffes auf machte.
Kaum kam sie auf jenem an, konnte sie über sich den Mann im Krähennest „Laaaaaand in Sicht!“ rufen hören. Sie trat an die Reling, stütze sich auf ihr ab und sah auf das, was der Mann soeben entdeckt hatte. Banana-Split, die Insel, welche von oben betrachtet wie ein riesiges Eis mit Banane aussah, erhob sich am Horizont und war das Ziel des Schiffes, auf welchem sich Wey gerade befand. Ein reges Gewusel begann nun an Bord, da die anderen Passagiere nun ebenfalls an Deck kamen, um die näher kommende Insel zu betrachten, und noch dazu die Matrosen, die alles bereit für die baldige Ankunft machten. Die meisten von ihnen ignorierten die junge Dame mit den Flügeln, doch Wey konnte sagen, ohne es sehen zu müssen, dass es genug Leute unter ihnen gab, die sie mit den verschiedensten Emotionen in den Blicken traktierten - Angst, Hass, Verwirrung, aber auch Neugier. Sie ließ sich davon nicht beirren. Nach all den Jahren hatte sie sich daran gewöhnt und in den Städten waren es sogar bei weitem mehr Leute, die sie angafften. Die Schwarzhaarige sog einmal die kühle, angenehme Meeresluft in ihre Lungen, ehe sie wieder in ihre Kabine zurück ging, um sich ebenfalls auf die Ankunft vorzubereiten.
Es dauerte nicht lange, bis das Schiff endlich Banana-Split erreichte und Wey den ersten Schritt auf die Insel machte.
Das Schiff hatte in Birth-Town angelegt, einer Stadt, die für seine Mediziner und sein Krankenhaus berühmt war. Nachdem sie auf den letzten Inseln, die sie seit ihrer Flucht bereist hatte, vom Pech verfolgt worden war, bei der Suche nach Crewmitgliedern, erhoffte sie sich hier mehr Glück. Immerhin war hier die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass sich jemand auf der Insel befand, der entweder vor kurzem auf die medizinische Behandlung angewiesen war, jemand der sich darin ausbilden ließ oder jemand, der ebenfalls dem Kopfgeldjägertum angehörig ist und die Anwesenheit einer Marinebasis auf dieser Insel mit Freuden zur Ablieferung eines Piraten genutzt hatte. Dementsprechend war es in den Augen der jungen Frau nur logisch gewesen, zuerst hier weiter zu suchen, ehe sie sich auf bei weitem weniger vielversprechenden Inseln umsah.
Doch zuerst musste sie einen Ort finden, bei dem sie ihre Sachen unterbringen konnte, denn auf dem Schiff konnte sie sie nicht lassen, da jenes in wenigen Tagen wieder abfahren würde – und sie konnte nicht garantieren, dass sie bis dahin schon bereit war weiter zu reisen.
So führte Wey's Weg sie zuallererst in eine Kneipe, wo sie hoffte etwas über eine nicht allzu teure Übernachtungsmöglichkeit herauszufinden. Sie war nicht sonderlich groß und erschien auch ein wenig heruntergekommen, doch das störte die geflügelte Dame eher weniger. Im Gegenteil, sie war sogar recht froh darüber, da sie so ungestört und unbeachtet in einer dunklen Ecke sitzen und den anderen Gästen zuhören konnte.
Zu ihrer Überraschung jedoch gesellte sich, nachdem sie ungefähr eine halbe Stunde alleine an ihrem Tisch gesessen hatte, eine andere Person zu ihr. Eine junge Frau ließ sich ungefragt auf dem Stuhl ihr gegenüber nieder, schlug ihr eines Bein über das andere und verschränkte beide Arme unter ihrer Oberweite und stützte sich dann darauf auf dem Tisch ab. Wey musterte mit kühlem Blick, in dem aber dennoch für einen kurzen Augenblick Überraschung durchschimmerte, ihr neues Gegenüber.
Die junge Frau, sie schien erst vor kurzem diesen Status erreicht zu haben und war wahrscheinlich bis vor wenigen Monaten noch als Jugendliche durchgegangen, besaß sowohl braune Augen, wie auch braune Haare. Letztere gingen ihr bis unter die Schultern, auch wenn sie nicht sehr viel länger waren. Sie waren allerdings lang genug, um den größten Teil der Strähnen auf eine Seite zu nehmen, sodass sie in diesem Augenblick über die rechte Schulter der Frau nach vorne fielen. Von ihrem linken Auge aus verliefen zwei tiefschwarze Linien, ein Tattoo scheinbar, bis hinunter zu ihrem Unterkiefer, wobei die Linie, die ihrer Nase näher war, dünner war als die andere.
Sie trug etwas, das Wey leicht an eine Schuluniform erinnerte und größtenteils in Orange-Tönen gehalten war. Durch den weiten Ausschnitt, den ihr Oberteil besaß, konnte sie erkennen, dass die Frau auch in dem Bereich direkt unter dem Schlüsselbein ein Tattoo besaß, auch wenn außer einem Katzenohr und etwas, das aussah wie die Ecke einer Krone, alles vom Stoff bedeckt war. Wey war sich nicht ganz sicher, ob dieser Ausschnitt üblich für Schuluniformen war, doch das war auch eher weniger von Belang.
Viel wichtiger war die Frage, warum sich diese Frau sich zu ihr gesetzt hatte. War sie mit jemanden, den sie in ihrer Zeit als Sklavin umgebracht hatte, verwandt und hatte sie aufgespürt, um sich nun an ihr zu rächen? Wusste sie, dass Wey eine Kopfgeldjägerin war und wollte sie darum bitten, für sie eine gesuchte Person zu finden und auszuliefern? War sie gar eine Agentin, die sie für die Ostragin-Piraten aufgespürt hatte, um sie nun wieder zu ihnen zu bringen? All diese Möglichkeiten und noch ein paar mehr ging Wey in wenigen Sekunden durch und die meisten von ihnen gefielen ihr ganz und gar nicht.
Nur wenige Augenblicke, nachdem sich die junge Frau hingesetzt hatte und das Obrige sich abgespielt hatte, bedachte ihr Gegenüber Wey mit einem breiten, schon fast kindischen Grinsen und öffnete den Mund, um ihr wirkliches Vorhaben zu offenbaren. „Es ist einige Zeit her, dass ich jemand so interessant aussehenden wie sie getroffen habe.“, begann die Braunhaarige. Mit „interessant aussehend“ waren offensichtlich ihre Flügel gemeint und das war eindeutig ein schlechtes Thema, um mit Wey ein Gespräch zu beginnen. Dies merkte man auch eindeutig an dem noch kühleren Blick, den diese ihrem Gegenüber nun zuwarf und den leicht abweisenden Unterton in ihrer Stimme, als sie antwortete. „Tatsächlich?“ Die Braunhaarige nickte. „Die letzten interessanten Personen besaßen jedoch ihre Besonderheiten nicht bei ihrem Aussehen. Oder zumindest nicht nur. Vielleicht ist das bei Ihnen auch der Fall, wer weiß.“ Die Frau lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und ihr Gesicht erhielt eher einen schelmischen Ausdruck. „Vielleicht beweisen Sie es mir ja eines Tages.“ Wey schob eine Augenbraue in die Höhe. „Und warum sollte ich das? Ich sehe nichts, was es mir bringen würde, mich Ihnen gegenüber als mehr als nur durch mein Aussehen interessant zu machen.“ Die junge Frau lachte laut auf, was ein paar der anderen Kneipenbesucher dazu brachte, zu ihnen zu schauen. „Wir werden sehen, ob Sie irgendwann einen Nutzen darin finden. Doch mir scheint, Sie sind neu auf dieser Insel.“ Sie blickte auf den Seesack, welcher neben Wey an der Wand lehnte. Wey's Augen verengten sich ein wenig. „Und wenn ich es wäre?“ Die Braunhaarige ließ sich nach wie vor nicht von ihrer Kälte und jedweden abweisenden oder misstrauischen Unterton beirren, sondern lächelte einfach weiter auf eine dermaßen fröhliche Weise, dass sich Wey sicher war, noch nie so einen fröhlichen Menschen gesehen zu haben. „Ich kann Ihnen ein gutes Gasthaus empfehlen. Nicht zu teuer, aber dennoch von annehmbarer Qualität.“ Ohne auf eine Reaktion von der Geflügelten zu warten, bückte sie sich nach einem kleinen Rucksack, den sie wohl beim hinsetzen neben sich auf den Boden gestellt hatte, und holte einen Notizblock und einen Stift hervor, öffnete den Block auf einer leeren Seite, schrieb die Adresse des Gasthauses auf und riss das Blatt heraus. „Gehen Sie dort hin oder auch nicht. Es ist Ihre Entscheidung. Und vielleicht sehen wir uns nochmal wieder.“ Wey nahm immer noch misstrauisch das Blatt entgegen und las sich die Adresse durch. Als sie wieder aufsah fiel gerade die Tür der Kneipe hinter dieser seltsamen Frau zu.
Wey, so der Name der Frau, blickte aus dem Fenster oder besser gesagt durch das Bullauge, durch welches bis gerade eben die Sonne auf ihren Rücken gestrahlt hatte. Bis zum Horizont konnte sie nichts weiter als das blaue Meer erkennen, dessen Wellen kaum merklich das Schiff unter ihr zum schwanken brachte.
Ein Gähnen entwich ihr noch, während sie aus dem Bullauge sah, ehe sie ihre Beine aus dem Bett schwang und aufstand. Wey streckte sich kurz und ging dann die wenigen Schritte durch ihre kleine Kabine hin zu dem Tisch, auf welchem ihre Tasche mit ihrer Kleidung stand. Mit einer Mischung aus Schläfrigkeit und Gelassenheit suchte sie sich ihre Sachen für den Tag in aller Ruhe heraus und zog sich sogleich um, ehe sie die Einsamkeit ihrer Kabine verließ und sich zum Deck des Schiffes auf machte.
Kaum kam sie auf jenem an, konnte sie über sich den Mann im Krähennest „Laaaaaand in Sicht!“ rufen hören. Sie trat an die Reling, stütze sich auf ihr ab und sah auf das, was der Mann soeben entdeckt hatte. Banana-Split, die Insel, welche von oben betrachtet wie ein riesiges Eis mit Banane aussah, erhob sich am Horizont und war das Ziel des Schiffes, auf welchem sich Wey gerade befand. Ein reges Gewusel begann nun an Bord, da die anderen Passagiere nun ebenfalls an Deck kamen, um die näher kommende Insel zu betrachten, und noch dazu die Matrosen, die alles bereit für die baldige Ankunft machten. Die meisten von ihnen ignorierten die junge Dame mit den Flügeln, doch Wey konnte sagen, ohne es sehen zu müssen, dass es genug Leute unter ihnen gab, die sie mit den verschiedensten Emotionen in den Blicken traktierten - Angst, Hass, Verwirrung, aber auch Neugier. Sie ließ sich davon nicht beirren. Nach all den Jahren hatte sie sich daran gewöhnt und in den Städten waren es sogar bei weitem mehr Leute, die sie angafften. Die Schwarzhaarige sog einmal die kühle, angenehme Meeresluft in ihre Lungen, ehe sie wieder in ihre Kabine zurück ging, um sich ebenfalls auf die Ankunft vorzubereiten.
Es dauerte nicht lange, bis das Schiff endlich Banana-Split erreichte und Wey den ersten Schritt auf die Insel machte.
Das Schiff hatte in Birth-Town angelegt, einer Stadt, die für seine Mediziner und sein Krankenhaus berühmt war. Nachdem sie auf den letzten Inseln, die sie seit ihrer Flucht bereist hatte, vom Pech verfolgt worden war, bei der Suche nach Crewmitgliedern, erhoffte sie sich hier mehr Glück. Immerhin war hier die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass sich jemand auf der Insel befand, der entweder vor kurzem auf die medizinische Behandlung angewiesen war, jemand der sich darin ausbilden ließ oder jemand, der ebenfalls dem Kopfgeldjägertum angehörig ist und die Anwesenheit einer Marinebasis auf dieser Insel mit Freuden zur Ablieferung eines Piraten genutzt hatte. Dementsprechend war es in den Augen der jungen Frau nur logisch gewesen, zuerst hier weiter zu suchen, ehe sie sich auf bei weitem weniger vielversprechenden Inseln umsah.
Doch zuerst musste sie einen Ort finden, bei dem sie ihre Sachen unterbringen konnte, denn auf dem Schiff konnte sie sie nicht lassen, da jenes in wenigen Tagen wieder abfahren würde – und sie konnte nicht garantieren, dass sie bis dahin schon bereit war weiter zu reisen.
So führte Wey's Weg sie zuallererst in eine Kneipe, wo sie hoffte etwas über eine nicht allzu teure Übernachtungsmöglichkeit herauszufinden. Sie war nicht sonderlich groß und erschien auch ein wenig heruntergekommen, doch das störte die geflügelte Dame eher weniger. Im Gegenteil, sie war sogar recht froh darüber, da sie so ungestört und unbeachtet in einer dunklen Ecke sitzen und den anderen Gästen zuhören konnte.
Zu ihrer Überraschung jedoch gesellte sich, nachdem sie ungefähr eine halbe Stunde alleine an ihrem Tisch gesessen hatte, eine andere Person zu ihr. Eine junge Frau ließ sich ungefragt auf dem Stuhl ihr gegenüber nieder, schlug ihr eines Bein über das andere und verschränkte beide Arme unter ihrer Oberweite und stützte sich dann darauf auf dem Tisch ab. Wey musterte mit kühlem Blick, in dem aber dennoch für einen kurzen Augenblick Überraschung durchschimmerte, ihr neues Gegenüber.
Die junge Frau, sie schien erst vor kurzem diesen Status erreicht zu haben und war wahrscheinlich bis vor wenigen Monaten noch als Jugendliche durchgegangen, besaß sowohl braune Augen, wie auch braune Haare. Letztere gingen ihr bis unter die Schultern, auch wenn sie nicht sehr viel länger waren. Sie waren allerdings lang genug, um den größten Teil der Strähnen auf eine Seite zu nehmen, sodass sie in diesem Augenblick über die rechte Schulter der Frau nach vorne fielen. Von ihrem linken Auge aus verliefen zwei tiefschwarze Linien, ein Tattoo scheinbar, bis hinunter zu ihrem Unterkiefer, wobei die Linie, die ihrer Nase näher war, dünner war als die andere.
Sie trug etwas, das Wey leicht an eine Schuluniform erinnerte und größtenteils in Orange-Tönen gehalten war. Durch den weiten Ausschnitt, den ihr Oberteil besaß, konnte sie erkennen, dass die Frau auch in dem Bereich direkt unter dem Schlüsselbein ein Tattoo besaß, auch wenn außer einem Katzenohr und etwas, das aussah wie die Ecke einer Krone, alles vom Stoff bedeckt war. Wey war sich nicht ganz sicher, ob dieser Ausschnitt üblich für Schuluniformen war, doch das war auch eher weniger von Belang.
Viel wichtiger war die Frage, warum sich diese Frau sich zu ihr gesetzt hatte. War sie mit jemanden, den sie in ihrer Zeit als Sklavin umgebracht hatte, verwandt und hatte sie aufgespürt, um sich nun an ihr zu rächen? Wusste sie, dass Wey eine Kopfgeldjägerin war und wollte sie darum bitten, für sie eine gesuchte Person zu finden und auszuliefern? War sie gar eine Agentin, die sie für die Ostragin-Piraten aufgespürt hatte, um sie nun wieder zu ihnen zu bringen? All diese Möglichkeiten und noch ein paar mehr ging Wey in wenigen Sekunden durch und die meisten von ihnen gefielen ihr ganz und gar nicht.
Nur wenige Augenblicke, nachdem sich die junge Frau hingesetzt hatte und das Obrige sich abgespielt hatte, bedachte ihr Gegenüber Wey mit einem breiten, schon fast kindischen Grinsen und öffnete den Mund, um ihr wirkliches Vorhaben zu offenbaren. „Es ist einige Zeit her, dass ich jemand so interessant aussehenden wie sie getroffen habe.“, begann die Braunhaarige. Mit „interessant aussehend“ waren offensichtlich ihre Flügel gemeint und das war eindeutig ein schlechtes Thema, um mit Wey ein Gespräch zu beginnen. Dies merkte man auch eindeutig an dem noch kühleren Blick, den diese ihrem Gegenüber nun zuwarf und den leicht abweisenden Unterton in ihrer Stimme, als sie antwortete. „Tatsächlich?“ Die Braunhaarige nickte. „Die letzten interessanten Personen besaßen jedoch ihre Besonderheiten nicht bei ihrem Aussehen. Oder zumindest nicht nur. Vielleicht ist das bei Ihnen auch der Fall, wer weiß.“ Die Frau lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und ihr Gesicht erhielt eher einen schelmischen Ausdruck. „Vielleicht beweisen Sie es mir ja eines Tages.“ Wey schob eine Augenbraue in die Höhe. „Und warum sollte ich das? Ich sehe nichts, was es mir bringen würde, mich Ihnen gegenüber als mehr als nur durch mein Aussehen interessant zu machen.“ Die junge Frau lachte laut auf, was ein paar der anderen Kneipenbesucher dazu brachte, zu ihnen zu schauen. „Wir werden sehen, ob Sie irgendwann einen Nutzen darin finden. Doch mir scheint, Sie sind neu auf dieser Insel.“ Sie blickte auf den Seesack, welcher neben Wey an der Wand lehnte. Wey's Augen verengten sich ein wenig. „Und wenn ich es wäre?“ Die Braunhaarige ließ sich nach wie vor nicht von ihrer Kälte und jedweden abweisenden oder misstrauischen Unterton beirren, sondern lächelte einfach weiter auf eine dermaßen fröhliche Weise, dass sich Wey sicher war, noch nie so einen fröhlichen Menschen gesehen zu haben. „Ich kann Ihnen ein gutes Gasthaus empfehlen. Nicht zu teuer, aber dennoch von annehmbarer Qualität.“ Ohne auf eine Reaktion von der Geflügelten zu warten, bückte sie sich nach einem kleinen Rucksack, den sie wohl beim hinsetzen neben sich auf den Boden gestellt hatte, und holte einen Notizblock und einen Stift hervor, öffnete den Block auf einer leeren Seite, schrieb die Adresse des Gasthauses auf und riss das Blatt heraus. „Gehen Sie dort hin oder auch nicht. Es ist Ihre Entscheidung. Und vielleicht sehen wir uns nochmal wieder.“ Wey nahm immer noch misstrauisch das Blatt entgegen und las sich die Adresse durch. Als sie wieder aufsah fiel gerade die Tür der Kneipe hinter dieser seltsamen Frau zu.