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Prolog IV. J’adoube

Jool

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Sie sind wie kleine, dumme Ameisen, dachte Jool, während sie von weit oben das geschäftige Treiben der Menschen beobachtete.
Es war ein warmer, sonniger Tag auf Kaba, an welchem kein Wölkchen die Sicht auf den strahlend blauen Himmel trübte und der Wind dafür sorgte, dass es nicht zu heiß wurde. Die einfachen Leute gingen ihren Tätigkeiten nach und alle Geschäfte sowie Restaurants hatten geöffnet. Mit anderen Worten war es der perfekte Tag für einen Arzt, der heute frei hatte und sich seinen Hobbys und sonstigen Interessen widmen konnte. Und in Jools Fall der totale Horror. Denn wenn man so wie die junge Medizinerin mit seinem Beruf verheiratet war, stellte jeder freie Tag, wo man nicht operieren oder todkranke Menschen behandeln durfte, einen verlorenen Tag dar. Normalerweise hätte sie an einem solchen Tag mit ihrem Stiefvater Tomorrow verbracht und sich mit ihm über neueste Forschungsergebnisse unterhalten oder zusammen einfach ein wenig Fischmenschenkarate trainiert. Doch da Tomorrow die Insel aufgrund eines wichtigen „Notfalls“ verlassen hatte, über den er selbst seiner Ziehtochter nichts verraten wollte, wusste Jool schon jetzt, dass dies ein ziemlich langweiliger, ereignisloser Tag werden würde. Missmutig war die Fischmenschenfrau deshalb heute Morgen aufgestanden und hatte sich planlos auf den Weg zum Sektor 0 gemacht, um in dem dortigen Handelsbezirk vielleicht irgendetwas Interessantes zum Kaufen zu finden. Selbstverständlich trug sie über ihrem dunkelroten Kleid einen Arztkittel, dessen Westentasche und Rückseite mit der Nummer 5 bestickt waren. Schließlich sollte jeder sofort erkennen, dass es sich bei ihr um eine der talentierten Chirurgen aus dem fantastischen Sektor 5 handelte. Nicht dass man Jool auf Kaba irgendwie verwechseln oder nicht erkennen konnte. Denn da Tomorrow eine prominente Persönlichkeit war, dem zu Ehren man sogar einen ganzen Bezirk umbenannt hatte, kannte man selbstverständlich auch seine Stieftochter und die gruseligen Gerüchte, welche man sich über sie erzählte. Berühmt ist beispielsweise die Geschichte, wie Jool einst als kleines Kind einem Assistenzarzt den Finger abgebissen hatte. Da dieser Vorfall aber schon fast zwanzig Jahre her war, wurde diese Story von jeder Generation von Assistenzärzten immer weiter aufgebauscht, sodass Jool in der aktuellen Version wie ein gefräßiges, außerirdisches Monster durch die Lüftungsschächte des Krankenhauses gekrochen und dann einem armen, unschuldigen Assistenzarzt den ganzen Arm abgenagt haben soll. Solche Gerüchte und der Umstand, dass Jool ihre eigenen Anfänger und selbstverständlich auch ihre Patienten wie vollkommene Idioten behandelt, führten dazu, dass die junge Fischmenschenfrau neben ihrem medizinischen Können vor allem für ihre grenzenlose Arroganz berühmt ist.
Was ist, wenn ausgerechnet jetzt ein chirurgischer Notfall eingeliefert wird? Wer soll sich darum kümmern? Doc Tomorrow ist nicht da und ich als seine inoffizielle Stellvertreterin wurde gezwungen, einen dieser sinnlosen freien Tage in Anspruch zu nehmen. Sollte man zum Beispiel ernsthaft dieser gefärbten Blondine Dr. Grey einen solch schwierigen Fall anvertrauen? Einer Ärztin, die ihre Position sowieso nur durch den Beischlaf mit einem der Oberärzte erhalten hatte? Und die nur deshalb vom Rang und Titel her über mir steht?
Genervt blickte Jool wieder aus der Kabine der Seilbahn, in welche sie vor ein paar Minuten eingestiegen war. Neben den freischwebenden Brücken stellte die Seilbahn eine fortschrittlichere Methode dar, um auf Kaba von einem Sektor zum Anderen zu gelangen. Ihr Blick blieb am Horizont und den endlosen Weiten des Meeres hängen. In einem solchen Moment überkam sie der Wunsch, einfach aus der Seilbahn zu springen und nach nach langer Zeit mal wieder die kühle Nässe des Meeres auf ihrer Haut zu spüren. Dass sie es nicht tat, lag nicht nur daran, dass ein Sprung aus dieser schwindelerregenden Höhe ins Wasser womöglich ihren Tod bedeutet hätte, sondern vielmehr an der dunklen, trüben Wasserfärbung, die rund um Kaba zu finden war. Denn nicht mehr benötigte Chemikalien und Abwässer wurden einfach ungefiltert ins Meer gespült und Jool war sich ziemlich sicher, dass ihr nach einem Bad in dieser Brühe mit viel Glück „nur“ die Haare ausfallen würden. Vielleicht konnte sie ja einen ihrer Assistenzärzte dazu zwingen, ein Bad in dem verseuchten Wasser zu nehmen? Natürlich nur aus wissenschaftlicher Neugier und um festzustellen, welche Auswirkungen die verschiedenen Chemikalien auf den menschlichen Körper hatten. Dadurch würden diese nichtsnutzigen Anfänger wenigstens einmal in ihrem Leben die Möglichkeit erhalten, einen sinnvollen Beitrag für die Medizin zu leisten.
Endlich kam die Seilbahn in diesem Moment in Sektor 0 zum Stehen.
Mal sehen, dachte Jool beim Aussteigen. Vielleicht finde ich in einem der Buchläden irgendein interessantes Buch mit Krankheiten, von denen selbst ich noch nichts gehört habe.
 
L

Luster-NPC

Guest
Auf den meisten Inseln in den vier Blues waren Fischmenschen ein Kuriosum und wurden häufig mit Misstrauen oder sogar Angst beäugt. Auf Kaba war das ein wenig anders. Durch Sektor 5, vor allem dessen Chefarzt, waren die meisten Bewohner an den Anblick von Fischmenschen gewöhnt. Wegen das Unterwasserforschungszentrum kamen immer wieder mal Fischmenschen und sogar Meermenschen auf die Insel und mit Doc Tomorrow als gutem Vorbild waren viele der Fischmenschen, die dauerhaft auf der Stelzeninsel lebten, angesehene Bürger. Andere wurden hingegen nur toleriert und Jool gehört leider zur letzteren Gruppe. Man kannte sie, man respektierte sie sogar, aber wirklich gerne gesehen wurde sie nicht. Aufgrund der vielen Gerüchte, die um sie herum keimten, behielt man sie stets etwas mehr im Auge als andere ihrer Art und heute war es nicht anders. Kaum das sie im Zentralsektor ankam und aus der Seilbahn stieg, wurden mehrere Augenpaare auf sie gerichtet. Das war es aber auch schon, man beobachtete sie, vermied aber jegliche Interaktion, wenn nicht zwingend nötig. Eines der Mitglieder des Wachdienstes, der in der im Seilbahnhof stationiert war, nickte ihre kurz zur Begrüßung zu, vielleicht dadurch bestärkt, dass er selber ein Goldfischmensch war, doch sonst wich man ihr einfach aus. Auch als sie das kleine Andockgebäude verließ, konnte man es spüren. Niemand war ihr gegenüber offen unfreundlich, aber die Menge auf den Straßen des Zentralsektors spaltete sich leicht, einfach damit niemand dem Piranhafischmensch zunahe kommen musste. Als sie an einigen Seeleuten vorbei kam, die wohl erst vor kurzem auf der Insel angekommen waren und schon um diese Uhrzeit recht angeschwipst wirkten, pfiff einer der Männer ihr nach. Unansehnlich war sie auf den ersten Blick gewiss nicht. Doch sofort schlug ein anderer dem Pfeifer gegen den Hinterkopf und die kleine Truppe lachte fröhlich über ihren Kameraden, der doch tatsächlich mit einem Fischmenschen geflirtet hatte.

Auch wenn Jool sich sicher war, dass heute ein furchtbar öder, ein nahezu verschwendeter Tag war, so war dies doch im Begriff sich zuändern. Sie war gerade an einem kleineren Restaurant vorbei gegangen, als dessen Tür aufgeschlagen wurden und ein junger Mann herausstürmte, gefolgt von einer etwa gleichaltrigen, blonden Frau. Anhand ihrer Kittel war leicht zu erkennen, dass sie ebenfalls Chirurgen aus Sektor 5 waren, auch wenn sie unter diesen Stra0enkleidung trugen. Es war einfach Tradition, dass man seinen Kittel nicht ablegte. Selbstverständlich war Jool nicht die einzige Chirurgin, die um diese Uhrzeit und an diesem Tag Dienstfrei hatte. Die beiden, die herausgestürmt waren, gehörten sogar zu ihrem Jahrgang und hatten eine Zeit lang die selben Seminare und Vorlesungen besucht. „Joolushka, ein Glück dass du vorbei gekommen bist!“, keuchte der junge, braunhaarige Mann und schob sich seine Brille zurecht, die Gefährlich weit auf der Nase runter gerutscht war. Er wirkte geschockt. „Im Restaurant, wir ... es ist ein Notfall! Wir haben jemanden der dringend medizinische Hilfe braucht, aber keiner von uns verfügt über die nötigen Fähigkeiten!“ Seine Begleiterin machte einen Schritt nach vorne und griff nach Jools Hand, um sie hinter sich her in das Gebäude zu ziehen. „Patient ist ohne Bewusstsein, kein Puls, keine Atmung,“ begann sie zu erklären, während sie sich einen Weg zwischen den ganzen Tischen suchten. In der hintersten Ecke standen weitere, junge Ärzte im Kreis um einen einzelnen Tisch. „Stark erhöhte Temperatur! Jacob hat bereits versucht einen ersten Schnitt zu machen, aber als wir dich gesehen haben, dachten wir du wärst prädestiniert!?“ Die kleine Gruppe in den blassblauen Kitteln wandte sich fast zeitgleich zu der neuangekommenen um und machten Platz, um Jool das Opfer sehen zulassen. Einen Augenblick lang herrschte vollkommene Stille. Der Brillenträger von gerade schlug ihr leicht gegen den Rücken. „Du siehst das Problem? Vielleicht ist es sogar ein verwandter von dir!“ Ein weiterer Augenblick lang Stille. Dann begannen alle Chirurgen lauthals zulachen. Der angebliche Patient, für den sie unbedingt die junge Fischmenschin gebraucht hatten, war nichts anderes als ein gebratener Fisch, der mit Backkartoffeln auf einem Teller lag. Jemand hatte bereits erste Teile aus dem Fleisch herausgeschnitten. Kein Zweifel, dass man sich hier einen Scherz erlaubt hatte und immerhin schienen die menschlichen Ärzte sich herrlich zu amüsieren. Ob ein gewisser Piranha ebenso erheitert war ...?
 

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Dass Jool beim Aussteigen aus der Seilbahn von dem zur Bürgerwehr gehörenden Goldfischmenschen gegrüßt wurde, bekam sie nur am Rande mit. Ihre einzige Reaktion bei dessen Anblick war ein mitleidiger Blick, da er sein Leben als Wachmann verschwendete. Denn verflucht noch mal, er war ein FISCHMENSCH. Er war wie alle ihrer Rasse zu Höherem berufen und da er keine sichtbare Markierung an der Kleidung trug, die ihn als einen Mediziner oder Ingenieur gekennzeichnet hätte, konnte er nur einer der niederen Berufsgruppen wie Restaurant- oder Ladenbesitzer angehören. Welch verschwendetes Potential!
Als Jool dann weiterging und sich die Menschenmassen wie selbstverständlich vor ihr zu teilen schienen, lächelte sie nur selbstgefällig.
Sie mögen nur kleine, dumme Menschen sein, aber wenigstens erkennen sie wahre Genialität, wenn sie ihr begegnen.
Denn das Jool den Status einer „Person non grata“ inne hatte, war ihr selbst nicht bewusst. Und selbst wenn, hätte sie es nur mit einem Schulterzucken abgetan und gedacht, dass alle nur neidisch auf ihre Fähigkeiten wären und sie deshalb ablehnten. Dass ihr dann hinterhergepfiffen wurde, trug maßgeblich dazu bei, dass sich ihre Stimmung ein wenig verbesserte. Wer genau da einen Flitversuch gestartet hatte, interessierte sie nur wenig, da es Jool vollkommen reichte, dass man sie bemerkt und ihr Aussehen positiv bewertet hatte. Während Jool dann an einem Restaurant vorbeiging und überlegte, ob sie sich heute vielleicht mal wieder eine Mahlzeit in ihrem Lieblingslokal, der „Blutbank“, gönnen sollte, wurde plötzlich ihr Name gerufen und sie drehte sich überrascht um.
Ach, Brillenschlange und Blondie, dachte die junge Ärztin beim Anblick ihrer beiden Kollegen. Deren Namen hatte Jool trotz gemeinsam besuchter Vorlesungen schon wieder vergessen, da sie sich nun wirklich nicht den Namen jedes Quacksalbers merken konnte. Die Fischmenschenfrau wollte sich schon wieder umdrehen und ohne ein Wort ihren Weg fortsetzen, als das Vierauge anfing, etwas von einem medizinischen Notfall zu faseln und dass nur Jool dazu in der Lage wäre, etwas zu unternehmen. Ein süffisantes Lächeln begann sich auf dem Gesicht der Fischmenschenfrau zu bilden. Es war ja für Jool schon immer offensichtlich gewesen, dass sich das medizinische Fachwissen dieser beiden Hornochsen auf das Abnehmen von Blut und das Legen von Kathetern beschränkte. Doch jetzt hatte sie wenigstens den Beweis für ihre These und schwor sich, dass sie diesen Umstand den Beiden immer vorhalten würde, wenn sie ihnen in Zukunft erneut begegnete. Bereitwillig lies sie es sogar geschehen, dass das blonde Dummchen ihre Hand packte und sie hinter sich herzog.
„Patient ist ohne Bewusstsein, kein Puls, keine Atmung“ wurde Jool über den aktuellen Zustand des Patienten informiert.
Ich hoffe, ihr Idioten habt wenigstens an Beatmung und Herzdruckmassage gedacht, überlegte die Fischmenschenärztin und ging schnell ein paar mögliche Diagnosen im Kopf durch.
Da der Notfall in einem Restaurant stattgefunden hat, kann es möglicherweise eine Lebensmittelvergiftung sein. Verdorbener Fisch vielleicht? Wobei die Symptome dafür viel zu schnell aufgetreten sind. Hat der Patient vielleicht zu hastig gegessen und steckt etwas in seiner Luftröhre? Nein, dann wäre immer noch ein Puls zu spüren gewesen. Wobei ich der Analyse dieser Quacksalber unmöglich vertrauen kann und die Symptome womöglich selbst nochmal kontrollieren sollte...
„Stark erhöhte Temperatur!“ wurde Jool aus ihren Gedanken gerissen.
“Jacob hat bereits versucht einen ersten Schnitt zu machen…“
Ein Schnitt?! Oh Scheiße, ich hoffe ihr habt euch nicht einfach mal aus Langeweile an einem Luftröhrenschnitt versucht und dabei die Halsarterien erwischt. Obwohl… dieses Massaker in Ordnung zu bringen wäre doch mal eine Herausforderung, die einem Mediziner wie mir würdig wäre…
Als die junge Ärztin dann den Raum betrat, wurde sie bereits von vielen Ärzten erwartet, die bereitwillig Platz machten, damit sie den Kranken untersuchen konnte. Zunächst verstand Jool nicht, was sie da sah. Denn vor ihr lag ein zubereiteter Fisch auf einem Teller. Wo war der Patient…
„Du siehst das Problem? Vielleicht ist es sogar ein Verwandter von dir!“ sagte die Brillenschlange und alle Anwesenden fingen brüllend an zu lachen.
In diesem Moment fühlte sich Jool in ihre früheste Kindheit zurückversetzt. Damals hatten sich die anderen Kinder im Kindergarten auch immer über sie lustig gemacht, weil sie als Fischmensch anders aussah als ein normaler Mensch. Regelmäßig war Jool deshalb ausgerastet und verprügelte die anderen Kinder, welche dann mit kleinen Schrammen und Blessuren heulend zu der Erzieherin gelaufen waren. Doch heute war Jool erwachsen und würde sich wegen einen solchen kleinen Scherzes unter Kollegen nicht mehr so verhalten wie früher. Denn jemandem wegen so etwas Schrammen und Blessuren zu verpassen war doch einfach nur kindisch. Stattdessen fing sie hysterisch an zu lachen, während sich gleichzeitig die Flossen ihrer Arme weit vom Körper abspreizten.
„Wirklich lustig!“ sagte Jool und tätschelte den Kopf der Brillenschlange. Schlagartig wurde es ruhig im Raum. „Aber weißt du was noch viel komischer ist… Ein Chirurg mit gebrochener Nase!“ Und mit diesen Worten packte sie das überraschte Vierauge am Hinterkopf, um dessen Gesicht mit einer fließenden Bewegung am Boden aufschlagen zu lassen. Es knackte laut hörbar und es war unmöglich zu sagen, ob nur die Nase oder sogar das Genick der Brillenschlange gebrochen war.

Wie schon gesagt, Jool war jetzt erwachsen und viel reifer… Doch bedeutete das nicht, dass sie ihren Jähzorn jetzt länger als ein paar Sekunden unter Kontrolle hatte… Schrammen und Blessuren… Wer nur damit diesen Raum verlassen würde, konnte sich glücklich schätzen… Denn die Rache der heute erwachsenen und körperlich sehr viel stärkeren Jool würde sehr viel brutaler ausfallen als es ihrem jüngeren Ich jemals möglich gewesen wäre!

In diesem Moment brach Panik in dem kleinen Restaurant aus und die Menschen versuchten kreischend den Ausgang zu erreichen. Nur die blonde Ärztin stand reglos da und starrte auf ihren verletzten, am Boden liegenden Freund.
„Es war doch eigentlich nur ein Scherz“ sagte sie fassungslos. Dieser Moment der Unachtsamkeit genügte Jool schon, um das blonde Dummchen am Arm zu packen und mit einer Drehbewegung in Richtung des Tisches zu werfen, auf welchem sich immer noch der angebliche „Patient“ befand. Schreiend schlug die Blondine auf dem Tisch auf und riss dabei Essen, Teller und sonstige Garnituren zu Boden.
„Kommt schon!“ rief Jool lachend und versuchte die fliehenden Menschen anzuspornen. „Versucht doch wenigstens euch zu wehren! So macht das doch überhaupt keinen Spaß!“ Und mit diesen Worten nahm Jool einen der Stühle und warf ihn auf einen der fliehenden Menschen, der gerade den Ausgang erreicht hatte und eigentlich glücklich darüber war, dass Schlimmste überstanden zu haben. Doch der Stuhl traf ihn mitten am Rücken, sodass er mit einem Schrei zu Boden ging.
„Keine Sorge, ich bin die verflucht noch mal beste Ärztin dieser schäbigen Insel! Ich werde jedem verletzten Feigling hier kostenlos seine Wunden nähen und seine gebrochenen Knochen richten!“
„Br-Br-Bringt euch in Sicherheit, i-i-ich werde sie aufhalten!“ hörte Jool plötzlich eine zitternde Stimme hinter sich. Als sie sich umdrehte, stand vor ihr ein weinerlich, ausschauender junger Mann, der seine Haare vorne zu einer dicken, schmalzigen Locke geformt hatte.
Grinsend ging Jool auf ihren Gegner zu.
„Du hättest lieber fliehen sollen wie die Anderen“ sagte sie und blieb ein paar Meter vor ihrem Gegner stehen.
„Na dann zeig mal, was du draufhast!“
Und mit einem ziemlich weiblich klingenden Schrei lief die Schmalzlocke los, schloss die Augen und fing damit an, wild mit den Armen zu fuchteln. Ohne ihren Gegner ernst zu nehmen verpasste Jool ihm einen kräftigen Schlag in die Magengrube, sodass er vornüber kippte. Denn dieser Gegner war es noch nicht mal wert, dass man mit ihm "spielte". Die Fischmenschenfrau drehte die Schmalzlocke auf den Rücken, beugte sich über dessen Gesicht und spannte ihre rechte Faust an.
„B-B-Bitte… ich habe doch garnichts getan… und vorhin noch nicht mal gelacht…“
„Mickriger Mensch, von mir hast du keine Gnade zu erwarten.“ sagte Jool und wollte dem Schwächling sämtliche Zähne ausschlagen.
 
L

Luster-NPC

Guest
Was als harmloser Streich, als kleiner, vielleicht etwas zu fieser Lacher angefangen hatte, war binnen eines Herzschlags eskaliert. Und zwar dramatisch eskaliert. Im ersten Augenblick waren die meisten anwesenden Ärzte zwar noch der Meinung gewesen, dass Jool das ganze erwachsen und Ruhig aufgenommen hatte. Immerhin, die meisten kannten sie aus dem Medizinstudium und wussten, dass die Piranhafrau dort Intelligent und – größtenteils – erwachsen agierte. Wer jedoch noch immer dachte, dass Jool das ganze auf sich beruhen ließe, als diese selbst anfing zu lachen, würde bald lernen, wie falsch er lag. Denn kaum dass sie den Rädelsführer mit der Brille auf den Boden prügelte, brach im Restaurant die Hölle aus. Viele versuchten den Ausgang zu erreichen oder zumindest so weit wie möglich von dem Fischmenschen fort zu kommen, die jeden zu Brei zuschlagen schien, der in ihre Nähe gelangte. Einige versuchten unter Tischen in Deckung zufliehen, nur um dann festzustellen, dass eine Holzplatte keinen großartigen Schutz gegen Fischmenschenkarate darstellte.

Ein junger Arzt, mit einer Schmalztolle die durch den Angstschweiß gefährlich verrutscht war, flüchtete hinter die kleine Bar, die einen Teil des Restaurants einnahm. Jakob, so sein Name, war derjenige gewesen, dem der ganze, „kleine“ Scherz eingefallen war und der bereitwillig sein Mittagessen dafür hergegeben hatte. Jetzt machte er sich hinter dem Tresen so klein wie möglich, die Beine angezogen und mit den Oberarmen umklammert, wippte er langsam vor und zurück, aus Angst vor dem, was wohl mit ihm geschehen mochte. So sehr in Panik befand er sich, dass Jacob nicht einmal bemerkte, dass sich noch jemand neben ihm befand. Und dieser jemand war wohl die einzige Person im ganzen Restaurant, die noch entspannt war. Der trotz seiner grauen Haare noch sehr jung wirkende Mann hatte ein stark vernarbtes Gesicht und eine der teureren Alkoholflaschen aus der Auslage gestohlen, die er immer wieder für kleine Schlücke an seinen grinsenden Mund führte. Die weißen Zähne, die man sehen konnte, wirkten unnatürlich spitz. "Toller Witz, Jake~y-Boy, echt jetzt," gluckste der Grauhaarigen und nahm einen weiteren, tiefen Schluck, mit dem er die Flasche fast komplett leerte. "Aber die Ausführung lässt zu wünschen übrig." Damit stellte er die Flasche neben sich und holte einen länglichen Metallkoffer hinter seinem Rücken her, der bis dahin vom babyblauen Kittel verdeckt worden war. Schlagartig wurde seine Stimme ernster, als er wieder zu Sprechen begann. "Ich kümmer mich um die Schlampe, aber ich brauch ne Minute oder so zur Vorbereitung. Also gehst du jetzt da raus und lenkst ihre Aufmerksamkeit auf dich, bevor sie jemanden killt, echt jetzt. Kapische?“ Jacob sah den anderen Mann nur an, als wäre dieser vollkommen wahnsinnig geworden. „Die bringt mich um...“ war alles was er herausbekam. Damit gab sich der Grauhaarige allerdings nicht zufrieden. Stattdessen verpasste er der Schmalzlocke einen unangenehm harten Hieb gegen die Schulter. "Der Scheiß is’ deine Schuld, also hilfst du mir, ihn auszubügeln, echt jetzt! Keine A~ngst ... ich werd deinen Arsch schon rechtzeitig retten" Damit verpasste er Jacob einen weiteren Stoß, der ihn hinter dem Tresen hervorlockte. Dann öffnete er mit einem klicken seinen Metallkoffer.

Für einen Augenblick stand Jacob einfach zitternd da, ohne zu wissen, was er tun sollte, was er tun konnte! Also machte er das erste, was ihm spontan einfiel. „Br-Br-Bringt euch in Sicherheit, i-i-ich werde sie aufhalten!“ Auch wenn er versuchte mutig zu klingen, konnte er sich vor Angst das stottern nicht verkneifen. Als er damit tatsächlich die Aufmerksamkeit des Fischmonsters auf sich zog, begann er noch stärker zu zittern, war den Tränen nahe und fürchtete, sich selbst einzupinkeln. Als Jool auf ihn zukam, schloss er vor lauter Panik die Augen und begann ihr mit rudernden Armen entgegen zustürmen. Kämpfen hatte er nie gelernt und ihm war bewusst, dass er keine Chance gegen die übernatürliche Kämpferin hatte. Dementsprechend war er wenig überrascht, als er tatsächlich einen Hieb in den Magen bekam, ohne dass seine Hände irgendetwas berührt hatten. Dass machte die ganze Situation aber alles andere als angenehmer. Der junge Arzt fiel auf den Boden und spürte Jool sofort über sich. „B-B-Bitte… ich habe doch garnichts getan… und vorhin noch nicht mal gelacht…“ Das war gelogen, aber sie konnte es ja nicht besser wissen, oder? Im Augenblick war ihm alles recht, nur um nicht noch mehr Schmerzen erleiden zumüssen. Er sah wie sie die Hände hob, im Begriff sie af seinen Schädel niedersausen zu lassen und schloss einfach die Augen. Hoffentlich würde der Schock ihn ausknocken ...

Doch der Treffer kam nie. Zumindest nicht für Jacob. Stattdessen erhielt Jool einen Überraschend schnellen Hieb mit einer Metallstange gegen ihren Schädel, der sie durch den halben Raum und auf einen Tisch schleuderte. "Hab gehört es macht mehr spaß, wenn sich jemand wehrt, Bitch. Und weißt du was, du hast recht, echt jetzt!" Der Grauhaarige stand neben der Schmalzlocke und half diesem mit einer Hand zurück auf die Beine. Mit der anderen Hand umklammerte er den Griff einer Sense, die locker über seiner Schulter lag. Sie bestand aus mehreren stabilen Stahlstangen für den Griff und einem sehr schmalen, kaum geschwungenen Sensenblatt, die zuvor noch einzeln in dem Metallkoffer gelegen haben. „D-d-danke Cho ...“ Mehr bekam Jacob nicht raus, ehe er den anderen folgte, die Jools Auszeit nutzten um zu fliehen. Der Grauhaarige selbst drehte sich entspannt zum Tresen um und klaubte sich eine neue Flasche von der Bar. Den Korken riss er mit den Zähnen raus, spuckte ihn weg und nahm dann einige tiefe Schlücke, ehe er sich mit dem Ärmel über den Mund fuhr. Die dünnen Narben, die kreuz und quer über sein Gesicht liefen, spannten sich leicht, als er zu grinsen begann. "Wie wär’s denn, wenn du dich mit jemanden anlegst, der soviel drauf hat wie du, Bitch? Ich bin Cho Rias und einer der Malpractice Champs der Insel!"
 

Jool

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Und da war er! Dieser Moment der absoluten Kontrolle, wie Jool ihn sonst nur kannte, wenn sie sich während einer Operation über den geöffneten Torso eines Patienten beugte und dessen innere Organe begutachtete. Wie leicht konnte sie mit einem kleinen Schnitt das Leben ihres Patienten beenden oder durch eine kleine Unachtsamkeit dessen Überlebenschancen erheblich verringern. Nicht das Jool so etwas jemals bei einem ihrer Patienten getan hatte oder tuen würde. Aber dieses Gefühl, dass das Leben eines Menschen nur von ihrem Willen abhing, war einfach mit nichts auf der Welt zu vergleichen. Zumindest bis jetzt.
Denn als sich Jool über das Gesicht der Schmalzlocke beugte, empfand sie ein ähnliches, aber hundertfach stärkeres Gefühl der Kontrolle. Im Vergleich zu sonst gab es hier keine Regeln, und auch keine Verpflichtung, ihren „Patienten“ zu retten. Stattdessen konnte die Fischmenschenfrau alles, wirklich alles mit ihrem Opfer anstellen, ohne hinterher irgendwelche Gewissensbisse zu haben. Sie konnte ihn langsam leiden lassen, oder auch alles mit einem einzigen, kräftigen Schlag beenden.

Dieser schöne Moment der Glückseligkeit endete jedoch viel zu abrupt, als Jool plötzlich einen stechenden Schmerz am Kopf spürte und im selben Moment quer durch den Raum geschleudert wurde. Unsanft landete sie auf einem der Tische, während es sich in ihrem Kopf drehte und sie zu erfassen versuchte, was genau eben passiert war. Undeutlich nahm sie eine Stimme wahr und sah eine verschwommene Gestalt am anderen Ende des Raums stehen. Eine Gestalt, die erschreckende Ähnlichkeit mit dem Sensenmann höchstpersönlich hatte, irgendetwas sagte und dabei eine Flasche Alkohol trank. Die Worte Cho und Malpractice fielen, auch wenn Jool im Moment nichts damit anfangen konnte. Dann spürte die junge Ärztin etwas Feuchtes an ihrer Wange herunterlaufen und berührte die Stelle mit ihrer Hand. Blut. Ihr eigener Lebenssaft lief als dünnes Rinnsal an ihrem Gesicht herunter. Sie widerstand dem unbewussten Drang, sich die Flüssigkeit von den Fingern zu lecken, da sie aus Erfahrung wusste, dass ihr eigenes Blut einfach nur ekelhaft schmeckte. Eigentlich war dieser Umstand ziemlich ironisch, da Jool normalerweise der Meinung war, sich ein Urteil über jeden Menschen bilden zu können, dessen Blut sie gekostet hatte. Bei sich selbst machte sie da jedoch eine Ausnahme, da sie sich ansonsten als abartig und widerwärtig charakterisieren müsste.
Doch während Jool ihre blutverschmierte Hand anstarrte, machte es endlich „Klick“, ihr Sichtfeld begann sich zu verbessern, in Sekundenbruchteilen analysierte sie die Situation, verstand, was soeben passiert war und…
„BIST DU TOTAL BESCHEUERT?! ICH BLUTE!“ schrie die aufgeregte Fischmenschenfrau und richtete sich auf. Lächelnd streichelte Cho den Griff seiner Sense.
„Wie schon gesagt: Es macht doch viel mehr Spaß, wenn sich jemand wehrt, oder, Bitch?“
„HAST DU EINE TOTALE VOLLMEISE?! WAS IST WENN DA EIN HÄMATOM ENSTEHT?! WAS IST, WENN ICH VON DEINEM SCHWACHSINNIGEN ANGRIFF EINE NARBE…“
Doch weiter konnte sich Jool über den feigen Angriff des weißhaarigen Kämpfers nicht aufregen, da dieser nach vorne stürmte und seine Sense in einem weiten Bogen schwang. Fassunglos sah sie die Klinge auf sich zukommen, und nur im letzten Moment siegten ihre antrainierten Reflexe und sie warf sich ungelenk von dem Tisch, sodass die Sense sie verfehlte und dort einschlug, wo eben noch ihr Oberschenkel gewesen war.
„Echt jetzt, das war sowas von knapp! Nur eine Sekunde früher und ich hätte deine Ateria femoralis erwischt! Wäre ne ziemliche Schweinerei geworden, nicht wahr?“
Scheiße, was ist das für ein Typ?! Wo kam der so plötzlich her? Ist der etwa auch Arzt? Moment, was hatte er vorhin noch gesagt? Malpractice? Diese abartige Kampfkunst, bei der man sich mit seinen Angriffen auf empfindliche Nervenbahnen und wichtige Sehnen und Gelenke konzentrierte?
Gerade als Jool wieder auf die Beine kam, war Cho schon wieder bei ihr und sie hatte Mühe, seinen Angriffen auszuweichen. Mit gelassener Präzision schwang der Sensenmann seine Waffe und drängte Jool immer weiter zurück, die ihrerseits nicht dazu in der Lage war, einen Gegenangriff einzuleiten. Verflucht, was sollte sie nur tun? Noch nie hatte die Fischmenschenfrau gegen jemanden gekämpft, der eine Waffe in der Hand hatte, geschweige denn damit umzugehen vermochte. Als Jool dann plötzlich mit dem Rücken zur Wand stand, kam der Angriff zu schnell, als dass sie noch hätte ausweichen können. Sie sah die Klinge auf sich zurasen. Blut spritzte auf. Doch anstatt dass die Sense sie gefährlich verletzte, war es Jool geradeso noch gelungen, die Arme zu heben und den Schwung der Waffe abzufangen. Im Gegenzug dafür tropfte nun Blut von der Sense, da deren scharfe Schneide sich in die Handinnenflächen der jungen Ärztin gebohrt hatten.
„Echt jetzt Bitch, du hast noch nie gegen einen richtigen Gegner gekämpft, oder?“ sagte Cho grinsend und hechtete mit mehreren Sprüngen zurück, um etwas Distanz zwischen sich und die Fischmenschenfrau zu bringen.
Jool selbst stand für einen Betrachter fast leblos da, die Schultern eingesunken und starrte auf die blutigen Striemen ihrer Hände, die bei jeder kleinsten Bewegung schmerzten. Doch in ihrem Inneren brodelte es.
„Du beschissenes, kleines Arschloch. Was bildest du dir eigentlich ein“ flüsterte sie in einem bedrohlichen Tonfall. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist. Ich bin ein Fischmensch, verflucht nochmal. Hast du mich verstanden? EIN FISCHMENSCH!“
Die letzten Worte schrie Jool ihrem Gegner entgegen und rannte los, direkt auf Cho zu.
„Dann soll es eben enden“ sagte der Sensenmann und holte bereits Schwung mit seiner Waffe, um Jool endgültig den Rest zu geben, sobald sie in seiner Reichweite war. „Echt jetzt.“
Im Laufen sah Jool den wartenden Sensenmann und schnappte sich ohne groß darüber nachzudenken einen der wenigen Stühle, die noch aufrechtstanden.
„Was zum…“ sagte Cho noch, bevor er mit seiner Sense zuschlug. Doch diesmal blockierte die Fischmenschenfrau dessen Angriff mit dem eben noch aufgenommen Stuhl. Überrascht lies Cho seine Sense los und griff in seine Taschen. Doch da war es bereits zu spät, Jool war in Reichweite und mit einem abartigen Schrei legte sie all ihren Hass in diesen Schlag, mit dem sie ihren Gegner mitten im Gesicht erwischte und quer durch den Raum schleuderte. Als ihr Gegner dann am Boden aufschlug und sich nicht mehr rührte, fing sie hysterisch an zu lachen.
Er mag zwar ein wenig stärker als gewöhnliche Menschen gewesen sein, das gestand Jool ihm zu, aber letztendlich war er genau wie alle Anderen seiner Rasse auch nur ein weiterer Schwächling, der ihr nichts entgegenzusetzen hatte. Doch das Lachen blieb ihr im Hals stecken, als sich Cho wieder mit Skalpellen in jeder Hand wieder aufrichtete und einen blutigen Zahn ausspuckte.
„Das war nicht schlecht, echt jetzt, aber so leicht besiegst du mich nicht, Schlampe.“
„VERFLUCHT, WARUM VERRECKST DU NICHT EINFACH?!“
 
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Es war fast schon lächerlich, in was für einer Situation sich Cho gerade befand. Gut, dass die Situation so aus dem Ruder laufen würde, hätte ja auch niemand vorhersagen können, aber trotzdem, Bizarr. Eigentlich hatte der junge Chirurg überhaupt nicht vorgehabt, hier her zu kommen, genau genommen hatte er bis heute gar nicht gewusst, dass es dieses Restaurant gab. Man hatte es ihm empfohlen und DAS bekam er dafür, einen Rat zu befolgen. Die wahrscheinlich bescheuertste Gegnerin diesseits der Red Line. Das Fischmenschen Freaks waren, hatte Cho schon immer gewusst, aber das Ausmaß war neu für ihn. Anscheinend war es für Fischmenschen zum Beispiel in Ordnung Amok zu laufen und andere halbtot zuschlagen. Es war aber nicht in Ordnung, besagten Fischmenschen während ihres Anfalls einen Kratzer zu verpassen, wenn man sich nicht eine bornierte Ansprache gefallen lassen wollte. Das nächste, was Cho gelernt hatte war, dass Fischmenschen sich gerne mit Schwächeren einließen, aber nur wenig gegen richtige Kämpfer vorzuweisen hatten. Ernst, der junge Arzt hatte schon gegen Malpractice Anfänger gekämpft, die mehr Elan an den Tag gelegt hatten. Der Blondfisch war nicht ungelenk, aber zeigt kaum Initiative. Gut, er hatten den Vorteil eine – genaugenommen mehrere – Waffe zur Hand zuhaben, aber wo blieb die Fischmenschenpower, von der er soviel gehört hatte? Der dritte Punkt, den Cho erfuhr war, dass Fischmenschen wohl selbst dann davon überzeugt waren, etwas besseres zu sein, wenn sie klar unterlegen waren – und dass sie das wütend machte. Es war eine ziemlich negative, einseitige Ansicht, die der Malpracticer von der Fischmenschin erhalten hatte und das machte ihn schließlich zu siegessicher. Cho selbst gab die Öffnung preis, mit der Jool zurückschlagen konnte, zumindest fürs erste. Der Stuhl entwaffnete ihn, ein heftiger Fausthieb riss ihn von den Füßen.

Rias schlug schmerzhaft auf den Rücken auf. Sein Untergrund war uneben, spontan hätte er gesagt, er lag auf den Überresten eines demolierten Tisches. Seine Augen hatte er geschlossen und das erste, was er machte, war lauschen. Heftiges Atmen, keine Schritte. Blondfisch bewegte sich nicht auf ihn zu um das ganze zu beenden. Entweder Anfängerfehler, oder aber übersteigertes Selbstvertrauen. Aber um die ging es jetzt gar nicht. Stattdessen checkte er sich selbst. Als Arzt UND Kämpfer war er mit seinem Körper gut vertraut und konnte so meistens seinen eigenen Zustand ermitteln, ohne Hände oder Augen zu benutzen. 'Keine Schmerzen im Abdomen, leichtes ziehen im Linea Sternalis, wahrscheinlich durch den Aufprall. Gefühl in Zehen und Fingerspitzen, also keine Verletzung der Wirbelsäule.' Soviel zum Sturzschaden, im Grunde keine vorhanden. Der eigentliche Treffer war jedoch im Gesicht, dem ging es nicht ganz so gut. Er bewegte leicht die Wangen und stöhnte lautlos. 'Erhöhte Beweglichkeit der rechten Wangenmuskulatur, wahrscheinliche Fraktur des Jochbeins. Und anscheinend ist Nummer komplett los. Fuck jetzt muss ich auch noch zu einem Zahnarzt.' Brachte ja nichts, sich weiter darüber aufzuregen. Sein Fehler, so was passierte. Noch war er vollkommen Kampftüchtig, also bestand keine Gefahr. Er rollte sich auf den Nacken, winkelte die Beine an und sprang mit einem Satz wieder auf die Füße. Seine Hände zückten die verlängerten Stahlskalpelle von seinem Gürtel, die so kein Arzt benutzen würde. "Das war nicht schlecht, echt jetzt, aber so leicht besiegst du mich nicht, Schlampe." Die Fischmenschin explodierte förmlich, als ihr Gegner sich wieder erhob, aber Cho hätte das nicht weniger stören können. Die kleine Schlampe musste ihre Lektion lernen und wer würde schon darum trauern, wenn eine Frau plötzlich kein Stethoskop mehr richtig halten konnte? Auf einer Insel voller Ärzte sicherlich niemand. Rias verengte seine Augen zu Schlitzen. Sein Ziel war es, die Muskulatur zu zerstören, die für das Greifen zuständig waren. Etwa 20 Ziele, pro Arm natürlich, aber machbar. Um so leichter, wenn er sie vorher richtig zur Sau machte!

"Reg dich ab, Blondfisch, echt jetzt. Be cool … und keine Angst wegen der Messerchen hier, ich bin Arzt. Klar soweit?" Das vernarbte Gesicht grinste Breit und offenbarte strahlend weiße Zähne mit einer deutlich sichtbaren Lücke. Ohne weitere Warnung stürmte Cho vor. Er war kein Freund davon, seinen Attacken Namen zu geben, wie so viele es taten. Ein Angriff sollte für sich selbst sprechen! Jool versuchte es mit einer Konterattacke, aber ohne seinen Ansatz zu kennen, konnte sie nicht viel machen. Cho tauchte unter den Schlägen weg wie Wasser. Er näherte sich der Fischmenschin fast schon tänzerisch, immer auf einen Hieb wartend, um diesen auszuweichen und etwas näher zu kommen. Immer wieder flitzten die Skalpelle vor und hinterließen kleine Schnitte überall auf Jools körper. Nichts tiefes, nichts ernsthaftes. Keiner dieser feinen Schnitte würde eine Narbe hinterlassen, aber sie taten weh! Schließlich drehten die beiden sich fast Aug in Aug umeinander, bis Jool in der Position war, die er angezielt hatte. Er stand genau hinter ihr, die Klingen direkt über den Arterien in ihren Armen. "Bewegst du dich, bist du tot, Bitch.", flüsterte Rias ihr ins Ohr, immer sein breites Grinsen im Gesicht. "Aber don’t panic, echt jetzt. Ich kill dich nicht und unser Kampf ist gleich vorbei!" Eines der Skalpelle bewegte sich von der Pulsader weg und hin zur Hand. Gleich würde Jool Linkshänder werden müssen. Zumindest für ein paar Sekunden.

"Cho, genug! Ich denke du hast deinen Punkt klar gemacht!" Die Stimme eines älteren Herren dröhnte durch den Raum. Herrisch, mit leichten Akzent, aber der Sprechweise her eindeutig ein Gentleman. Der Malpracticer stoppte mitten in der Bewegung, als wäre er versteinert. "D-Doktor Liebert? Ich habe nicht damit gerechnet, sie hier zutreffen," stotterte Cho nervös und entfernte sich sofort einige Schritte von Jool, bevor er sich vor dem Neuankömmling verbeugte. Oder besser gesagt, vor den Neuankömmlingen, denn es waren zwei. Der Sprecher, von Cho Doktor Liebert genannt, war sicherlich um die 40 Jahre alt, hatte Schulterlange, schwarze Haare und einen raffiniert ausrasierten und sehr kurzen Vollbart. Statt eines typischen Kaba-Kittels trug er einen schwarzen Anzug, auf dessen Brust eine Nadel mit einer silbernen Zwei steckte. Hinter ihm stand eine junge Frau, deren Gesicht ähnlich vernarbt war, wie das von Cho. Sie trug einen dunkelroten Laboranzug und darüber einen Grünen Kittel von Sektor zwei. Sie sagte nichts, schien sich kaum für die Situation zu interessieren. Ihre einzige Aufgabe schien es zu sein, Lieberts Rollstuhl zu schieben. Denn der gute Doktor schien über keinen Unterleib, geschweige denn Beine zu verfügen. "Ich bin mir fast sicher, dass sie nicht damit gerechnet haben, Mister Rias." Liebert legte besondere Betonung darauf, dass er den Doktortitel wegließ, eine üble Beleidigung auf dieser Insel. Aber Cho schien das nicht zu interessieren. "Gehen sie nun bitte zurück nach Sektor zwei und warten sie in meinem Büro. Das ganze hier wird noch folgen haben, junger Mann."

Wie ein geprügelter Hund zuckte Cho zusammen, dann nickte er, sammelte seine Sense ein und verschwand. Lieberts Blick folgte ihm, bis er das Restaurant verlassen hatte, dann widmete der Doktor sich der Fischmenschin. "Bitte verzeihen sie ihm sein Temperament, meine Liebe." begann er höfflich und beugte leicht den Kopf als Geste der Entschuldigung. "Ein guter Arzt, aber mit einem schlechten Charakter. Ich nehme an, sein limbisches System hat eine gewisse Fehlfunktion, die zu sadistischem Verhalten führt. Wie der gute Junge bereits gesagt hat, ich bin Doktor Alexander Liebert. Normalerweise würde ich sie nun nach ihrem Namen fragen, aber es ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, sie nicht zu erkennen, Doktor Horalis. Ich gebe zu, ich finde die Fischmenschen als Rasse faszinierend, aber sie sind ... selbst unter ihren Artgenossen eine Augenweide." Es ist nicht leicht eben diese Worte zu sagen, ohne wie ein Charmeur oder Schleimer zu klingen, aber Doktor Liebert schaffte genau dies. Er klang höflich und aufrichtig, nicht wie jemand mit Hintergedanken. Einen Augenblick lang verstummte der Gehandicapte, vielleicht um Jool Chance auf eine Erwiderung zu geben, aber er wirkte äußerst nachdenklich. "Sagen sie mir, meine Liebe, haben sie nicht Lust, einem alten Mann ein wenig Gesellschaft zu leisten? Ich würde mich über etwas Gesellschaft freuen und es schadet mir sicherlich nicht, wenn ich eine der heranwachsenden Koryphäen von Kaba näher kennen lerne. Ich bin erst vor kurzem wieder Heim gekehrt und suche derzeit nach einem neuen Protegé, den ich für das Experimentalkrankenhaus ausbilden kann. Bisher ist Mister Rias meine einzige Wahl, aber seien wir ehrlich, ich finde er ist ein deutlich besseres Testsubjekt, nicht wahr?" Ein leises, höfliches Kichern entwich seiner Kehle, während seine Assistentin sich eine Hand vor den grinsenden Mund hob.
 

Jool

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Wieso nur? Wieso kann ich ihn nicht einfach ungespitzt in den Boden rammen? Was macht diesen hässlichen Menschenaffen so einzigartig, dass er gegen mich bestehen kann?!
Hatte Jool zunächst noch geglaubt, dass der Sensenmann ohne seine Waffe nur noch ein schwacher Gegner war, so musste sie schnell einsehen, dass sie sich geirrt hatte. Zwar hatte Cho seinen Reichweitenvorteil verloren, doch ohne die schwere Waffe war er nun sehr viel schneller und mindestens noch genauso gefährlich.
Nein, er ist nicht stärker als ich. Er ist wie alle anderen Menschen nichts besonders. Es ist meine eigene Schuld. Ich bin zu unkonzentriert. Ein Leistungstief, dass ausgerechnet heute von mir Besitz ergriffen hat. Trotzdem ist das keine Entschuldigung, mich von diesem Vollidioten so verarschen zu lassen!, dachte die Fischmenschenfrau und zielte wütend auf Chos Gesicht. Doch irgendwie schaffte er es, jedem ihrer Schläge mit gespielter Eleganz auszuweichen und Jool dabei auch noch kleine Schnittwunden zuzufügen. Die Krönung dieses Spektakels war erreicht, als Cho es dann schaffte, sie auszumanövrieren und sich direkt hinter ihr befand. "Bewegst du dich, bist du tot, Bitch." hörte Jool ihn hinter sich flüstern. Was bildete dieses Narbengesicht sich eigentlich ein?! Sie töten?! Schon wollte Jool in einer Drehbewegung seinen Kopf zu fassen bekommen und ihm seine hässlichen Augen mit bloßen Händen ausdrücken, als sich plötzlich eine unbekannte Stimme in das Geschehen einmischte und Cho aufforderte, mit seinen Spielchen aufzuhören. Neugierig drehte Jool den Kopf zur Seite und betrachtete den Neuankömmling, der wohl offensichtlich Chos Vorgesetzter war. Ein höhnischer Gesichtsausdruck begann sich auf ihrem Gesicht abzuzeichnen. Statt eines imposanten Menschen sah sie nur einen gewöhnlichen Rollstuhlfahrer zusammen mit einer hässlichen, vernarbten Frau, was bei der jungen Ärztin nur Kopfschütteln auslöste. Nur Menschen würden sich einem solchen Schwächling unterordnen, der schon beim Abwischen seines eigenen Hinterns einen eigenen Assistenten benötigte. Fischmenschen jedoch respektierten nur jene, die sowohl geistig und als auch körperlich Anderen überlegen waren.
Gleichzeitig tat ihr der Krüppel aber auch irgendwie leid und sie verfluchte innerlich den Quacksalber, der einfach die Beine dieses Mannes amputiert hatte. Denn schon häufig war es Jool aufgefallen, dass manche Chirurgen es sich ziemlich einfach machten, sobald irgendwelche Komplikationen während einer Operation auftraten. Anstatt beispielsweise alles zu tun, um die Gliedmaßen eines Patienten zu retten, wählten viele von ihnen in einer solchen Situation den einfachsten Weg: Amputation. Ob das im Sinne des Patienten war, spielte keine Rolle. Doch nur Feiglinge und Versager wählten nach Meinung der Fischmenschenfrau in einer ausweglosen Situation den einfachsten Weg. Stattdessen gab es immer eine Möglichkeit, wie man das Leben eines Patienten zusammen mit all seinen Extremitäten retten konnte.

Jedenfalls schien die Anwesenheit dieses Behinderten Cho dermaßen zu verunsichern, dass Jool dies schon ausnutzen und sich auf den Sensenmann stürzen wollte. Doch als der Name „Doktor Liebert“ fiel, hielt sie inne und betrachtete den Krüppel genauer. Den Namen Liebert kannte eigentlich jeder, der irgendetwas mit Medizin zu tun hatte… War das etwa DER Doktor Liebert, welcher vor zwanzig Jahren Kaba verlassen und bis heute noch als Koryphäe auf dem Gebiet der Medizin galt? Jool kannte ihn zwar nur von Bildern aus den zahlreichen Büchern, die er geschrieben oder die ihm gewidmet waren, aber die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen. Außerdem war es vermutlich unwahrscheinlich, dass der Vorgesetzte von Narbengesicht den gleichen Namen und das fast gleiche Aussehen wie der berühmte Doktor Liebert vorzuweisen hatte.
Nach einer kurzen Unterhaltung verlies Cho dann wie ein geprügelter Hund das Lokal, was Jool mit zu Schlitzen verengten Augen verfolgte.
Dein Tod ist nur aufgeschoben. Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, werde ich dir dein Herz rausreißen…
Als sich Doktor Liebert dann persönlich an Jool wandte, schien ihr Ärger wie weggeblasen und sie war schlichtweg begeistert. Er hatte nicht nur schon von ihr gehört, sondern betrachtete sie sogar als eine der ganz großen Nachwuchskräfte auf Kaba! Doch der Gipfel der Glückseligkeit war erreicht, als Liebert ihr dann auch noch anbot, für ihn zu arbeiten. Vor Überraschung brachte Jool nur ein „Es wäre mir eine Ehre“ hervor.
„Wunderbar. Nun, wie wäre es, wenn ich ihnen einfach mal das Experimentalkrankenhaus zeigen würde. Ich glaube, bisher hat man ihnen den Zutritt zu diesem wohl am strengsten bewachten Ort auf Kaba verwehrt“ sagte Liebert und gab seiner Assistentin ein Zeichen, dass sie sich nun in den verdienten Feierabend verabschieden durfte. Ohne dass sie noch extra darum gebeten werden musste, begab sich Jool hinter Lieberts Rollstuhl und ihn anschiebend machten sich beide auf den Weg zu Sektor 2. Währenddessen begann Jool mit ihrem neuen Vorbild eine leidenschaftliche Diskussion über ihre bisherige und zukünftige Karriere als Medizinerin, wie beschränkt die meisten Ärzte in ihrer Sicht auf die Forschung waren und wieviel man doch erreichen konnte, wenn man nicht an sinnlose, medizinische Moralvorstellungen gebunden war. Für einen Außenstehenden konnte Jool dabei fast schon den Eindruck eines vollkommen normalen Fischmenschen erwecken, der überhaupt nichts mit der herzlosen Furie zu tun hatte, die noch vor kurzem ein ganzes Restaurant inklusive der Gäste zerlegt hatte.
Tatsächlich konnte Jool anderen Menschen durchaus mit Respekt begegnen, vorausgesetzt sie glaubte, dass diese Menschen ihr in wichtigen Bereichen überlegen waren. Doch in dem Moment, wo sie dann alles ihnen gelernt hatte und der jungen Ärztin nichts neues mehr beibringen konnten, lies Jool ihre ehemaligen Lehrmeister wie heiße Kartoffeln einfach fallen und behandelte sie so geringschätzig wie alle anderen Menschen auch. Manche mögen deshalb behaupten, dass die Fischmenschenfrau sich bewusst bei ihren „Lehrmeistern“ einschleimte und dass ihre Freundlichkeit nur vorgetäuscht war. Doch in Wirklichkeit ist sie zu einem solch manipulativen Verhalten garnicht fähig und es war für Jool einfach nur natürlich, sich jemandem unterzuordnen, vom dem sie glaubte, etwas lernen zu können.
Und dann war es endlich soweit! Jool und ihr neuer „Lehrmeister“ waren endlich am Eingang von Sektor 2 angekommen, wo Liebert eine Ausweiskarte vorzeigte und die beiden ohne Weiteres eingelassen wurden.
Was mich hier wohl erwartet? Ärzte, die Gott spielen und artfremde Spezies miteinander kreuzen? Jammernde Gefangene, an denen die neuesten, medizinischen Errungenschaften „getestet“ wurden? Oder vielleicht sogar ein narbengesichtiger Cho, welcher gefesselt und geknebelt als Testperson für irgendeine neue tödliche Krankheit benutzt werden konnte…
 
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Vor vielen Jahren hatte Alexander Liebert den Spitznamen „Doktor Gentleman“ gehabt. Das war noch bevor er seine Beine verloren hatte. Aber damals hatte er den Namen vollends ausgelebt. Der stets elegant gekleidete, gut frisierte und ordentlich barbierte war bei den weiblichen Mitgliedern des Kaba Kollegiums immer sehr beliebt gewesen, ja böse Zungen hatten behauptet, er kenne die Betten aller weiblichen Chefärztinnen. Heute würde ihm wohl niemand mehr ein solches Verhalten zutrauen, schon rein physisch nicht. Aber nur weil das Schicksal ihm einen Strich durchs Leben gemacht hatte, hieß das nicht, dass Liebert seinen Spitznamen nicht mehr verdiente. Mit einem Lächeln das Metall hätte schmelzen können, registrierte er Jools Annahme seines Angebots und klopfte über seine Schulter hinweg seiner Begleiterin auf die Hand. "Fräulein Anna, meine Liebe, ich denke ich benötige ihre Hilfe vorerst nicht mehr. Wir sehen uns später, während Operation 17-3-B" Vorsichtig löste der ältere Arzt die Finger seiner Assistentin vom Rollstuhlgriff und führte die vernarbte Hand vor sein Gesicht, wo er ihnen einen leichten Kuss aufhauchte. Anne lächelte, vielleicht ein wenig emotionslos, vollführte einen leichten Knicks und nickte sogar der Fischmenschin zum Abschied zu, ehe sie das Schlachtfeld verließ, dass mal ein Restaurant gewesen war. Man musste ihr schon ziemlich aufmerksam zusehen, um zu bemerken, dass alle Bewegungen Annas ein wenig mechanisch wirkten. Aber wer konnte schon sagen, woher sie die ganzen Narben hatte? Vielleicht war sie eine ebenso tragische Geschichte wie Liebert selbst. Andererseits hatte Cho sehr deutlich gezeigt, dass man vernarbte nicht bemitleiden muss.

Ohne darum gebeten zu werden, stellte sich Jool bereitwillig hinter den bekannten Arzt und schob diesen in gemächlichem Tempo aus dem Restaurant und schlug mit leichten Anweisungen den vielleicht nicht schnellsten, aber angenehmsten Weg zu Sektor 2 ein. Sie hätten auch die Seilbahn benutzen können, doch zumindest Liebert genoss es, sich mit der jungen Fischmenschenfrau zu unterhalten. Er war allerdings auch ein sehr guter Zuhörer und schien deutlich mehr Verständnis für die Meinungen der Ärztin zu haben, als die Mehrzahl der Würdenträger der Insel. Am Tor zu Sektor 2 angekommen, zückte Liebert einen Ausweiß aus seiner Brusttasche und zeigte diesen dem Wachpersonal. Auf die meisten Bewohner wirkte der Sicherheitsdienst der Verbotenen Zone recht furchteinflößend, in den dunklen Ganzkörper-Umweltanzügen und den Flammenwerfen. Warum sie diese Art von Bewaffnung über Schuss- oder Stichwaffen wählten, war ebenso ein Geheimnis wie fast alles, was hinter dem schweren Tor vor sich ging. Der Ausweis schien jeden Test zu bestehen und schließlich öffnete sich für Jool eine Tür, wie keine andere. Dabei wirkte die Forbidden Zone auf den ersten Blick genau so wie die anderen Sektoren. Saubere Häuser, arrangiert um kleine Parkanlagen, hin und wieder ein Arzt, der durch die sonst leeren Straßen ging. Fast jeder grüßte Liebert und die meisten warfen Jool zumindest interessierte Blicke zu. Trotzdem war Sektor 2 anders. Zum einen fehlten alle Geschäfte, Restaurants oder sonstigen Einrichtungen, die nichts mit Medizin zutun hatten. Kinder gab es ebenso wenig und wenn man besonders aufmerksam war, bemerkte man, dass unter der großen Kuppel kein Wind wehte.

Aber war irgendetwas davon überhaupt wichtig? Im Endeffekt ging es hier doch nur um eins und das war das Experimentalkrankenhaus, auf welches sich die beiden Mediziner zu bewegten. "Sie müssen wissen, meine Liebe, ich verstoße gerade gegen einige Regeln," eröffnete Liebert, als sie die Pforte überquerten und das kühle Atrium des Krankenhauses betraten. "Wir sind dazu angehalten, nur Personen hier her zubringen, die sich in einer schriftlichen und praktischen Prüfung als würdig erwiesen haben. Persönlich muss ich gestehen, fand ich diese ganze Geheimnistuerei immer ein wenig ... nun ja, albern." Er seufzte leicht und warf einen entschuldigenden Blick über die Schulter. "Glücklicherweise kann ich einige Fäden ziehen. Dort drüben geht es zu den Operationssälen, wenn sie so gütig wären ..." Bei den letzten Worten deutete er einen langen Gang entlang und auf mehrere Flügeltüren. Mit ein wenig Gestikulation führte Liebert Jool durch eine der Türen und in eine Kammer, die durch eine Glaswand von einem Operationssaal getrennt war. In dem Zimmer in dem sie waren, befanden sich mehrere Operationsanzüge in den Farben von Sektor zwei in verschiedenen größer, während der Saal vollgestellt war mit modernen Gerätschaften und klassischem Operationsbesteckt. Liebert wollte gerade den Mund auf machen und etwas sagen, als es an einer kleinen Seitentür klopfte und eine junge Frau eintrat. Sie trug schwarze Operationskleidung und eine dunkelgrüne Atemmaske plus Kopftuch, so dass man nur ein winziges Teil ihres Gesichts rund um die Augen sehen konnte. Dieser Teil war allerdings ebenso vernarbt, wie Chos und Annas. Hätte die Ärztin nicht eine andere Haarfarbe gehabt, hätte man sie sogar für Anna halten können. „Sie sind früh zurück Doktor Liebert. Soll Operation 11-1-B vorverlegt werden?“ Die Frau hatte eine extrem leise stimme, doch Liebert schien das nicht zu kümmern. "Ach ja, 11-1-B … ich hätte es fast vergessen, danke für die Erinnerung Fräulein Vivi." Kurz nickte der Gentleman Doktor der vernarbten zu, dann drehte er seinen Rollstuhl zu Jool herum. "Ich hatte ja eigentlich nur geplant, ihnen meinen persönlichen Operationssaal zu zeigen, Doktor Horalis, aber jetzt kommt mir eine bessere Idee. Was halten sie davon, die Operation selbst zu übernehmen? Fräulein Vivi kann schnell alle nötigen Akten holen und sie können mir sofort zeigen, wozu sie in der Lage sind?"
 
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„Skalpell“ sagte Jool zu ihrer Assistentin Vivi, welche auf der anderen Seite des Operationstisches stand und ihr das chirurgische Instrument überreichte.
Niemals hätte es die junge Fischmenschenfrau heute Morgen für möglich gehalten, dass man ihr im Laufe des Tages Zugang zum geheimen Experimentalkrankenhaus auf Kaba gewähren und sie dann anschließend an diesem heiligen Ort eine Operation durchführen würde. Anfangs hatte Jool es noch für einen Witz gehalten, als Dr. Liebert ihr erklärt hatte, was genau das Ziel ihrer Operation war. Doch als seine Assistentin Vivi ihr dann tatsächlich die Unterlagen und Berichte über eine identische, vor kurzem durchgeführte Operation überreichte, wurde der jungen Ärztin bewusst, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, wo sie sich vor ihrem neuen Idol beweisen musste.
Nach einer nur kurzen Sichtung der Unterlagen musste Jool sich umziehen und desinfizieren. Interessanterweise gab es bereits passende OP-Kleidung, welche an die besonderen Bedürfnisse von Fischmenschen wie Jool angepasst war. Und so stand sie nun zusammen mit Lieberts Assistentin Vivi in einem Operationssaal, in der Hand ein Skalpell und war kurz davor, Medizingeschichte zu schreiben. Ihr Patient war bereits für die OP vorbereitet und narkotisiert.
Jool atmete noch einmal tief ein, dann setzte sie das Skalpell auf der Mitte seiner Brust an und durchtrennte mit einem langen Schnitt Fasern und Muskelgewebe. Mehrmals musste sie erneut ansetzen, bis das Brustbein des Patienten sichtbar wurde. Dabei handelte es sich um einen dickeren Knochen in der oberen Körpermitte, an welchem umgangssprachlich ausgedrückt die Rippen „befestigt“ waren. Währenddessen nahm Vivi, ohne das Jool ihr eine Anweisung geben musste, einen sogenannten Elektrokauter in ihre Hand, mit welchem sie die Ränder des sich öffnenden Brustkorbs verödete, um die dortigen Blutungen zu stillen. Mit unendlich viel Fingerspitzengefühl führte Jool anschließend eine Sternotomie durch und teilte das Brustbein das Patienten längsseitig.
„Thoraxsperrer“ sagte Jool, woraufhin Vivi ihr eine gezahnte, verschiebbare Schiene überreichte, an welcher zwei stumpfe Metallhaken befestigt waren. Während Vivi dann die Brustkorbränder auseinander hielt, befestigte Jool selbst den Thoraxsperrer dazwischen, um einen optimalen Zugang auf den Brustkorb des Patienten zu gewährleisten und um zu verhindern, dass sich die geöffneten Ränder wieder zusammenzogen.
Das einfachste wäre geschafft, dachte die junge Fischmenschenfrau. Aber aus rationaler Sicht war das hier eigentlich Wahnsinn! Diese ganze Operation! Dass die heutige Medizin überhaupt schon in der Lage ist, soetwas zu leisten, hätte Jool bis zum heutigen Tag nicht für möglich gehalten. Und sie dazu aufzufordern, im Alleingang ein neues, riskantes Verfahren anzuwenden, obwohl sie bis vor einer halben Stunde noch nie davon gehört hatte, war eigentlich grob fahrlässig und würde wohl im Rest von Kaba niemals durchgeführt werden. Doch genau dieser Umstand faszinierte Jool auch an dieser Operation. Die Elite der Medizin sollte sich ihre eigenen Regeln machen und neue Erkenntnisse und Verfahren im „Eigenstudium“ aneignen dürfen.
Jool runzelte die Stirn, als sie die nun freigelegte Lunge des Patienten betrachtete und zu entfernen begann. Sie hatte keine Zeit gehabt, die Akte ihres Patienten genauer zu betrachten, da sie damit beschäftigt gewesen war, sich soviele Informationen wie möglich über dieses neue Verfahren einzuprägen. Dementsprechend wusste sie auch nicht, warum dieser Patient so dringend eine neue Lunge benötigte. Doch man musste nur die schwarz gefärbten und verkümmerten Lungenflügel betrachten, um zu erkennen, dass dieser ein Kettenraucher sein musste und deshalb auf Kaba niemals eine neue Lunge erhalten würde, da er diese mit seinem Verhalten in kürzester Zeit wieder ruinieren würde.
Als Jool dann die nutzlos gewordene Lunge vollständig entfernt hatte, musste sie einmal tief durchatmen. Normalerweise hätte man den Patienten vorher noch an eine klassische Herz-Lungen-Maschine anschließen müssen, damit sein Blut auch ohne Lunge weiterhin mit Sauerstoff versorgt wurde. Doch dieser Schritt war Jool erspart geblieben, da es in Sektor 2 es eine neuartige Chemikalie gab, die das Blut eines Patienten über eine einfache Injektion mit Sauerstoff anreichern konnte. Trotzdem gab es keinen Grund sich zu freuen, da der schwierigste Part Jool noch bevorstand. Etwas nervös nahm die junge Chirurgin deshalb die künstliche Lunge von Vivi in Empfang. Sie bestand aus einem neuartigen Kunststoff, welcher auch enormen Druck standhalten konnte und das Blut eines Patienten 10mal so schnell mit Sauerstoff anreichern konnte, wodurch die Kräfte desjenigen enorm verstärkt wurden. Nachdem die junge Fischmenschenfrau die neuartige Lunge dann im Brustkorb des Patienten platziert hatte, machte sie sich zusammen mit Vivi daran, das neue „Organ“ mit den entsprechenden Blutgefäßen, Aterien und Venen zu verbinden. Dies gestaltete sich als äußert schwierig, da die Gefäße des Patienten ziemlich dünn und brüchig waren. Außerdem waren die Verbindungsstücke der künstlichen Lunge ein wenig zu groß und mussten noch auf umständliche Weise manuell angepasst werden. Nachdem sie dies nach einer gefühlten Ewigkeit endlich geschafft hatten, fügte Jool das zuvor geteilte Brustbein mit Hilfe mehrerer Drahtschlingen wieder zusammen. Um die neue Lunge zum „Atmen“ zu bringen, war es jedoch noch notwendig, einen Metallzylinder auf seinem Brustbein zu platzieren und diesen mit der künstlichen Lunge über mehrere Schläuche zu verbinden. Der Zylinder war dabei so groß, dass er aus der Brust des Patienten herausragen würde, selbst nachdem sie ihn wieder zugenäht haben würde.
Wenn sich Jool richtig an die Unterlagen erinnerte, dann war die einzige Person, bei der man dieses Gerät bisher überhaupt eingesetzt hatte, irgendein Marinekapitän aus dem South Blue, der von brutalen, mordlüsternen Piraten schwer verletzt worden war. ‚“Gaston“ oder so ähnlich war sein Name und offensichtlich war er wohl wichtig genug, dass die Marine ihn extra nach Kaba bringen und dort eine künstliche Lunge für ihn anfertigen ließ, die seine ohnehin schon übermenschlichen Kräfte noch weiter verstärkte. Und nun sollte Jool diese perfekt auf „Gaston“ angepasste künstliche Lunge einem „normalen Durchschnittsbürger“ einsetzen, obwohl derjenige nach Jools Meinung absolut nicht die körperlichen Voraussetzungen erfüllte. Denn Gaston hatte schon vor seiner Verletzung über eine außergewöhnliche Konstitution und ein damit zusammenhängendes Lungenvolumen verfügt. Wenn selbst Jool nach kurzer Sichtung der Unterlagen zu diesem Ergebnis gekommen war, dann musste Dr. Liebert das doch auch wissen und es stellte sich somit die Frage, was er überhaupt mit dieser OP bezweckte. Denn nach Jools Meinung war dieser Gaston einzigartig gewesen und es war somit normalerweise nicht möglich, dessen künstliche Lunge einem anderen Menschen zu implantieren.

Trotz dieser Bedenken schaffte es Jool, die OP erfolgreich zu beenden. Als sie sich dann der OP-Kleidung entledigte, fühlte sich die junge Fischmenschenärztin so lebendig wie seit langem nicht mehr. Dafür war sie geboren wurden! Um die Naturgesetze neu zu definieren und dem Tod in sein Antlitz zu spucken!
Kurz darauf betrat Doktor Liebert in seinem Rollstuhl den Raum. Jool erwartete voller Sehnsucht eine niemals endende Flut von Komplimenten über ihr medizinisches Wissen und ihr chirurgisches Geschick. Doch bevor es dazu kam, wurde die Tür aufgestoßen und Vivi streckte ihren vernarbten Kopf in den Raum.
„Doktor Horalis! Komplikationen mit dem Patienten! Kommen sie schnell!“
 
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Doktor Liebert blieb vollkommen gelassen, als Vivi den Umkleideraum betrat und die Fischmenschenfrau zurück orderte. Zumindest Jool schienen die postoperativen Komplikationen aufzuschrecken, denn sie kehrte sofort in den OP zurück. Selbstverständlich machte Vivi ihr augenblicklich Platz, bevor sie ruhig und mit aufreizendem Hüftschwung zum Doktor ging um dessen Rollstuhl ebenfalls in den Operationssaal zu schieben. Dort angekommen war ziemlich deutlich zu erkennen, wo das Problem lag. Der Zylinder, der mitten in der Brust des Patienten steckte und dessen Lunge ersetzte, arbeite, jedoch viel zu heftig. Er pumpte und pumpte mit maximaler Leistung, jedes mal wenn er Luft einsog krümmte der Körper sich, jedes mal wenn er sie wieder ausstieß spritzte Blut zwischen den aufgerissen Lippen des Mannes hervor. Man konnte nur dankbar sein, dass der Ärmste nicht mehr bei Bewusstsein war, denn die Krämpfe und Schocks die sein Körper im Sekundentakt schüttelten, waren gewiss Schmerzhaft. Doch weder Liebert noch Vivi schien dies großartig zustören. Es stimmte zwar dass man sagte, dass Ärzte manchmal etwas kalt sein mussten, doch was die beiden hier zeigten grenzte schon an Sadismus. Anstatt Jool dabei zu unterstützen den Patienten zu stabilisieren, beobachteten sie nur das Schauspiel. Während Vivi den Doktor auf die anderen Seite des Tisches schob, so dass dieser einen besseren Blick hatte, ohne Jool im Weg zustehen, zückte Liebert einen Zwicker und hielt sich diesen vor die Augen. Voller Interesse untersuchte er den einwandfrei arbeitenden Zylinder, bevor er sich das Gesicht des Mannes ansah. Mit der freien Hand schob er die Augenlieder auseinander und sah sich die Pupillen an, ehe er eine regungslose Hand nahm um den Puls zu checken. "Faszinierend," kommentierte Liebert, während er die Hand achtlos fallen lies. Anstatt auf dem OP-Tisch zu landen, fiel sie an diesem herab und baumelte hin und her.

Schließlich begannen das EKG einen langen, anhaltenden Piepton auszustoßen und der Zylinder stagnierte in seiner Bewegung. „Zeitpunkt des Todes ... 13.42 Uhr.“ Vivi klang völlig emotionslos, als sie die Uhrzeit notierte. Gleichzeitig begann Liebert leise zu applaudieren, doch sein Lächeln sprach eindeutig gegen Sarkasmus. "Beeindruckend, Doktor Horalis, wirklich beeindruckend. Der Patient hat nach Abschluss der Operation fast sieben Minuten gelebt. Dass sind vier mehr als ich ihm zugetraut hätte, wenn ich selber das Skalpell geführt hätte. Dass sie überhaupt erfolgreich waren ist schon beeindruckend." Liebert hauchte kräftig gegen seinen Zwicker und begann die Linsen zwischen seinem Jackett zu säubern. Beiläufig wies er Fräulein Vivi an, die künstliche Lunge wieder zu entfernen. ’Kein Grund eine völlig funktionstätige Prothese an eine Leiche zu verschwenden’. Mitleid war bei diesem Mann wirklich vollkommen fehl am Platz. Während er Jool die Gelegenheit gab, sich noch ein weiteres mal zu säubern. Die Blutflecken auf ihrem dunkelroten Kleid waren kaum zu erkennen, Überwachte der Doktor die Entfernung des künstlichen Organs und gab kurze Anweisungen für Obduktion, welche seine Assistentin sofort durchführen sollte. Als er dann zu Jool in die Umkleide rollte, erwartete ihn dort nicht nur die Fischmenschin, sondern auch Fräulein Anna, die ihn zuvor bereits durch die Gegend geschoben hatte. Sie nickte nur, sagte jedoch nicht ein einziges Wort. Tatsächlich hatte sie in Jools Gegenwart noch kein einziges Wort gesagt.

"Fräulein Anna, ausgezeichnetes Timing. Wir können nun zu Operation 17-3-B übergehen. Bitte bringen sie mich ins E.K.E. Zentrum. Wenn sie uns Begleiten möchten, Doktor?" Die blonde Assistentin warf Jool einen längeren Blick zu, bevor sie sich hinter den Rollstuhl begab. Es schien ihr nicht zu gefallen, dass Jool dabei war, aber wenn dem so war, sagte sie trotzdem nichts, sondern zuckte nur mit den Schultern. Zusammen verließen sie die öffentlichen OP-Säle und begaben sich auf eine längere Tour durch das Experimentalkrankenhaus. Dabei wurden die Gänge immer schmaler und verwinkelter, zwei mal mussten sie verschlossene Türen passieren, die Liebert mit einem Sicherheitsschlüssel öffnen musste. Das Experimentalkrankenhaus an sich war schon ein Mysterium, von dem man keine Informationen erhielt. Dass sie sich nun in einen Teil des Gebäudekomplexes befanden, der wohl selbst für die Ärzte von Sektor zwei geheim war, sprach Bände. "Doktor Horalis, ist ihnen das Projekt E.K.E. ein begriff?" Ein kurzes, stummes Lachen folgte der Frage, auf die er sehr wohl die Antwort kannte. "Nein, natürlich nicht, verzeihen sie die Frage. Nun also, Projekt E.K.E. ist mein persönlicher Beitrag zur Veränderung der Welt. Es geht dabei um die perfekte Verschmelzung von Fleisch und Maschinen. Nicht nur einzelne Prothesen oder künstliche Organe. Ich rede von Cyborg-Technologie! Auf der Grand Line ist dieses Thema bereits groß im kommen, doch ich plane es zu revolutionieren. Verstehen sie, der Menschliche Körper ist schwach, zerbrechlich, fehlerhaft." Mit einem leisen Seufzer deutete Liebert auf seinen eigenen Unterleib um die Aussage zu verdeutlichen. Es machte durchaus Sinn, dass ein Mann mit einer dermaßen eingeschränkten Physis nach wegen forschte, um einen Körper zu vervollständigen. "Doch eben weil der Mensch so unvollkommen ist, sind die meisten vollständigen Operationen bisher fehlgeschlagen. Wir konnten jedoch immer wieder bei partiellen Eingriffen erfolge vorweisen. Operation 17-3-B könnte alles in neue bahnen lenken und ich möchte, dass sie Teil der Unternehmung sind."

Schließlich erreichten die drei Mediziner ihr Ziel, eine große, metallische Tür. Mit einem Knopfdruck glitten die beiden Teile der Tür links und rechts in die Wand und offenbarten einen großen, hell erleuchteten Saal. Modernste Geräte waren um einen sauberen OP-Tisch herum aufgestellt, doch ein Patient war nicht zu sehen. Im ersten Augenblick schien der Raum komplett leer zu sein. Nur auf einem Instrumententisch in einer Ecke saß eine Person, die man im ersten Augenblick leicht übersehen konnte. "Alles klar soweit, Bitch-Fish?", fragte ein breit grinsender Cho, der einen fehlenden Zahn offenbarte. Er zwinkerte ihr zu und im nächsten Augenblick konnte Jool eine Spritze in ihrem Hals spüren, gefolgt von einem Schwächeanfall. Anna zog die Nadel aus ihrem Hals, bevor sie zusammen brach, doch dann wurde es vor den Augen der Fischmenschenfrau schwarz.

Als sie wieder zu sich kam, war sie auf den OP-Tisch gefesselt worden. Ihre Kleidung fehlte, stattdessen trug sie einen losen OP-Kittel, der lang und breit genug war, um nichts wichtiges zu offenbaren. Ihre Arme befanden sich in festen Lederschlingen, wie sie manchmal für Problempatienten benutzt wurden. Zu ihrer linkten stand Vivi in ihrem schwarzen Anzug, während rechts Anna in Dunkelrot stand. Cho stand am Kopfende des Tisches und beugte sich über Jools Gesicht, eine rosa Kaugummiblase zwischen den Lippen. Sie zerplatzte, als der Vernarbte bemerkte, dass Jool bei Bewusstsein war. "Wakey wakey, Blondfisch," begrüßte er sie und grinste noch etwas breiter, während er ihr mit einer Hand die Wange tätschelte, allerdings nicht lange genug, um Gefahr zulaufen, gebissen zu werden. Er wollte noch mehr sagen, doch bevor er dazu kam, öffnete sich die Tür und ein Motor war zuhören. Einige Sekunden später rollte Doktor Liebert in Jools Blickfeld. Der Doktor trug nun ebenfalls weiße OP-Kleidung und saß in einem elektrischen Rollstuhl. "Ah, sie sind Wach. Das gibt mir die Möglichkeit, mich bei ihnen zu Entschuldigen, Doktor Horalis. Ich muss gestehen, ich tue mich schwer damit, weiter zu machen, nachdem ich ihr Können gesehen habe. Seien sie also versichert, dass es mir wirklich leid tut." Er schloss kurz die Augen und nickte ihr zu, was durchaus Respekt zeigte, doch die ganze Szene wurde durch das laute Gähnen von Cho vollkommen ruiniert. Dem folgte ein böser Blick Lieberts, doch keine Worte der Rüge. "Leider sind Piranha-Fischmenschen so extrem selten ... und ich setze große Hoffnung auf ihren Heilfaktor. Drücken sie uns die Daumen, dass wir in der Lage sind, ihn zu isolieren und später einmal generieren." Liebert Tätschelte die Hand der Fischmenschin, die er als sein Opfer auserkoren hatte. "Keine Bange, sie sind in besten Händen. Fräulein Anna Stehsi und Fräulen Vivi Sektio kennen sie ja bereits und auch die geschickten Finger von Mister Rhias sind ihnen ein Begriff. Es wird alles gut gehen, dass ver ..."

In dem Moment zitterte der ganze Raum, als hätte jemand von außen einen Rammbock angesetzt. Ein zweites und drittes mal erbebte es, bevor ein lautes, heulendes Stöhnen zuhören war. „E.K.E. N.4 ist wieder zu früh wach geworden,“ erklärte Vivi, während sie das Operationsbesteck mit Alkohol reinigte. Liebert runzelte darauf die Stirn und fluchte einmal kurz, aber kräftig. "Bitte entschuldigen sie mich. Ich muss mich um einen Patienten kümmern, aber danach bin ich ganz für sie da. Fräulein Anna, beginnen sie mit der Anästhesie, sobald sie bereit sind." Mit diesen Worten verließ Liebert den Saal, während die vernarbte Anna eine Spritze hob und etwas Flüssigkeit heraus drückte.
 

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NEIN NEIN NEIN!, dachte Jool verzweifelt, als sie zurück in den OP-Saal rannte und sich über den Körper des Totgeweihten beugte. Denn man musste kein Mediziner sein, um zu erkennen, dass dieser Patient dem Tode geweiht war. Trotzdem wollte Jool noch nicht aufgeben und fing damit an, den Brustkorb des Patienten wieder zu öffnen.
Sie hatte es doch gewusst! Dieser Patient war einfach nicht für eine so komplizierte OP geeignet gewesen! Warum hatte man nicht ein anderes Verfahren angewendet?! Gab es denn hier in Sektor 2 keine andere Möglichkeit, wie man das Leben dieses Idioten hätte retten können? Und was war mit Liebert! Warum gab er keine Anweisung und sagte ihr, was man machen konnte?! Er war doch angeblich so ein großartiges Genie!
Eigentlich wäre es Jool egal gewesen, was aus diesem Mann geworden wäre. Doch in dem Moment, wo sie seinen Torso mit einem Skalpell geöffnet und diesen teuflischen Apparat in seine Brust implantiert hatte, war sie nicht nur offiziell, sondern auch gedanklich und emotional seine Ärztin geworden. Dies bedeutete für Jool dahingehend einen riesigen Unterschied, dass er nach ihrer eigensinnigen Logik von einem gesichtslosen Jedermann zu IHREM Patienten geworden war und sie sich dementsprechend jetzt für ihn verantwortlich fühlte.
Doch es nützte alles nichts und als dann das EKG den endgültigen Tod des Patienten verkündete, lies Jool nur noch resignierend den Kopf hängen. Dass Liebert sie für ihre „Leistungen“ lobte, stellte für sie nur einen schwachen Trost dar. Denn die junge Ärztin wusste auch ohne seine „Aufmunterungsversuche“, dass sie keinen Fehler gemacht hatte und stattdessen Dr. Liebert den Tod des Patienten zu verantworten hatte. Für Jool war es einfach unverständlich, wieso er diese Operation genehmigt hatte, wenn doch schon vorher klar gewesen war, dass der Patient nicht überleben würde und man auch keine neuen Erkenntnisse dabei gewinnen konnte. Es war einfach Fakt, dass niemand außer diesem Gaston eine solche Operation überleben konnte und wenn man einfach nur den Transplantationsvorgang „üben“ wollte, konnte man das doch an Übungspuppen oder während einer normalen Lungentransplantation tun.
Niedergeschlagen hätte Jool sich jetzt am Liebsten zurückziehen und sich selbst auf depressive Weise Vorwürfe machen wollen, wie sie nur dieser sinnlosen OP hatte zustimmen können. Doch stattdessen wurde sie von Dr. Liebert immer tiefer in das Experimentalkrankenhaus hinein geführt, bis sich schließlich eine große Metalltür vor ihr öffnete und Jool den auf einem Instrumententisch sitzenden und breit grinsenden Cho vorfand. Bevor Jool jedoch reagieren und sich auf ihn stürzen konnte, spürte sie einen kurzen stechenden Schmerz am Hals und wurde ohnmächtig.

Undeutlich nahm Jool Stimmengemurmel wahr. Als die junge Fischmenschenfrau dann langsam wieder zu sich kam, sah sie das hässliche, sich über sie beugende Gesicht von Cho, welches dann aber wieder aus ihrem Gesichtsfeld verschwand. Stück für Stück kehrte ihre Wahrnehmung wieder zurück und Jool musste fassungslos erkennen, dass sie an einen Operationstisch gefesselt war. Ein heranrollender Dr. Liebert verkündete ihr anschließend auf theatralische Weise, dass man sie für das Wohl der Forschung und der Medizin opfern musste. Jool presste die Zähne aufeinander. Denn die Arroganz seiner Worte machte sie innerlich rasend. Wie er sich vor ihr produzierte und erklärte, dass er keine andere Wahl haben würde. So ein Schwachsinn! Wenn er sie darum gebeten hätte, dann hätte Jool ihn bei seiner Arbeit unterstützt und ihm sogar erlaubt, einzelne Proben aus ihrem Körper zu entnehmen. Aber so wie es jetzt aussah, hätte ihm diese Kompromissbereitschaft sowieso nicht gereicht, da er Jool offensichtlich gründlich ausweiden wollte, um nichts zu übersehen und die Chancen zu erhöhen, die Ursache für die erhöhte Regenerationsfähigkeit von Piranhafischmenschen zu finden. Bevor Jool jedoch die Chance hatte, ihr ehemaliges Vorbild anzuschreien, wurde der Raum mehrmals erdbebenartig erschüttert und Dr. Liebert verabschiedete sich, um nach einem anderen seiner „Patienten“ zu sehen.
Jool zerrte an ihren Fesseln, als Anna mit einer Spritze auf sie zukam. Denn ihr war bewusst, sie würde nie wieder aufwachen, falls diese Injektion den Weg ihre Blutbahn finden würde.
„Ach komm schon Fischi, das bringt doch nichts“ hörte Jool Cho sagen. „Echt jetzt, du hast verloren, und wir machen jetzt Cevice aus dir.“
„VERRECK EINFACH!“ schrie Jool. „IHR ALLE! Ihr hässlichen Menschen werdet mich heute nicht zu eurem Forschungsobjekt machen!“
Doch alles Zerren und Anspannen ihrer Muskeln half nichts, sie konnte sich nicht mit purer Muskelkraft befreien. Als ihr dann gerade die rettende Idee kam, stand Anna vor ihr und wollte gerade die Nadel an ihrem Arm ansetzten. Kurz entschlossen verlagerte Jool ihr Körpergewicht und mit einem kräftigen Ruck kippte der OP-Tisch zusammen mit Jool zur Seite und begrub Anna unter sich.
„Echt jetzt?!“ hörte Jool Chos überraschte Stimme.
Während Anna sich zu befreien versuchte, beugte Jool sich nach vorne und mit einem kräftigen Biss ihrer scharfen Zähne zerteilte sie die Lederfesseln ihrer Hände. Denn glücklicherweise waren weder ihr Oberkörper noch ihr Kopf fixiert worden. Dass sie sich dabei auch selbst verletzte und an ihren eigenen Arm Bissspuren hinterlies, war ihr in diesem Moment egal. Als sie dann endlich befreit war, sah sie die Spritze mit dem Anästhetikum sah, griff sie danach und rammte sie Anna in die Schulter. Ohne abzuwarten ob das Mittel wirkte oder darauf zu achten, was Vivi und Cho taten, rannte Jool los. Sie wollte nur noch hier weg. Normalerweise hätte sie sich noch auf grausame Weise an ihren vier Peinigern für diese abscheuliche Tat gerächt. Aber unter den gegebenen Umständen konnte Jool nicht mehr klar denken und alles in ihr schrie danach, diesen fürchterlichen Ort zu verlassen. Orientierungslos irrte sie ohne Plan durch die Gänge, bis sie vor einer großen verschlossenen Tür stand.
„Verfluchte Scheiße“ sagte Jool zu sich selbst und hämmerte gegen die Tür.
„Suchst du das hier?“ hörte Jool eine bekannte Stimme hinter sich und drehte sich um. Am anderen Ende des Raumes stand Cho und zeigte Jool eine Schlüsselkarte, bevor er sie wieder in seiner Tasche verschwinden lies und seine Messer zückte. Von Vivi oder auch Anna war nirgendwo etwas zu sehen.
„Diesmal wird keiner kommen, um dich zu retten, echt jetzt.“
„SCHNAUZE, NARBENFRESSE!“ rief die Fischmenschenfrau und rannte auf Cho zu.
„Schon wieder ‚das‘“ sagte Cho gelangweilt und bereitete sich darauf vor, Jools Bewegungsabläufe zu kontern, welche er schon bei ihrem letzten Kampf durchschaut hatte. Mit siegessicherer Gelassenheit wich er deshalb Jools Attacken aus und musste jedesmal höhnisch grinsen, wenn eine von Jools Attacken ihr Ziel nicht fand. In seiner Arroganz übersah er dabei jedoch die Tatsache, dass er selbst auch keinen Treffer landen konnte, da Jools Attacken so schnell ineinander übergingen, dass für einen gelungenen Konter überhaupt keine Zeit blieb. Denn für die junge Fischmenschenfrau ging es nun um alles, sodass ihre eigene Hybris nun von der Todesangst sowie der Wut über den Verrat von Dr. Liebert verdrängt wurde. Das dadurch freigesetzte Adrenalin zirkulierte durch Jools Körper und schien ihre bisher verborgenen Fischmenschenkräfte freizusetzen. Als Cho dann mit einer überheblichen Drehung einer Attacke ausweichen wollte, bekam Jool seinen rechten Arm zu fassen. Sofort versuchte sich vernarbte Chirurg mit einem Rückhandstoß aus ihrem Griff zu befreien. Geistesgegenwärtig packte Jool auch seine andere Hand und versenkte dann wie ein wildes Tier ihre spitzen Zähne in seiner Kehle. Ein überraschtes Röcheln entwich Chos Mund. Seine Messer fielen zu Boden. Das Blut spritzte aus seinem zerfetzten Hals und benetzte sowohl Cho als auch Jool selbst. Ohne sich noch weiter um ihren besiegten Gegner zu kümmern nahm die junge Fischmenschenfrau dessen Schlüsselkarte an sich und machte sich auf den Weg, dieses furchtbare Experimentalkrankenhaus zu verlassen.
Auf dem Rückweg kam sie noch an einem „verlassenen“ Operationsssaal vorbei, wo sie ihren blutverschmierten Patientenkittel gegen die typische Chirurgenkleidung aus Sektor 2 austauschte. Doch was genau Jool jetzt unternehmen sollte, wusste sie nicht. Denn niemand würde ihr wohl glauben, dass der große Dr. Liebert, die Koryphäe von Kaba, eine Chirurgin für seine Experimente opfern wollte. Außer ihrem Stiefvater Tomorrow, welcher aber vor wenigen Tagen Kaba verlassen und bei seiner Abreise noch nicht hatte sagen können, wann er wiederkommen würde. Und eigentlich wollte sie sich ja auch an Liebert noch rächen und ihn für seine unverschämte Art büßen lassen…
Gleichzeitig beschäftigte sie aber auch noch der Geschmack von Chos Blut. Denn es hatte irgendwie…künstlich geschmeckt…nicht wie das Blut eines normalen Menschen…So als ob es mit irgendetwas „verunreinigt“ worden wäre…
 
L

Luster-NPC

Guest
Jool war nicht das erste Testobjekt gewesen, dass man gegen seinen Willen hier her gebracht hatte, um eine Vivisektion durchzuführen, aber sie war auf jeden Fall die einzige, die jemals auf die Idee gekommen war, einfach den OP-Tisch umzukippen. In den überirdischen Laboratorien, wäre dies nicht möglich gewesen, dort waren die Tische fest montiert, doch Lieberts persönlicher OP war niemals als solcher konstruiert worden. Die Reaktionen der drei Anwesenden Menschen ließen daher auch zuwünschen übrig. Während Anna nicht wirklich etwas machen konnte, da sie ja vom Tisch begraben worden war – man musste ihr jedoch zugute halten, dass sie sich die größte Mühe gab, dass das Anästhetikum nicht zu Bruch ging – hob Vivi einfach nur das Tablett mit dem Operationsbesteck hoch, damit es zu Boden ging und verschmutzt wurde. Ansonsten waren die beiden Grazien jedoch sehr passiv. Cho hingegen stand einfach zu weit weg, um schnell eingreifen zu können. Dass er im Schneidersitz auf einer Kiste gesessen und beim Aufstehen über seine eigenen Beine gestolpert war, hatte auch nicht geholfen. Als er endlich wieder stand, hatte Jool Anna bereits ins Reich der Träume geschickt und sich befreit, während Vivi immer noch nur da stand und die Situation abwesend zu beobachten schien. Mit zu Fäusten geballten Händen beobachtete Cho, wie sich die Fischmenschenschlampe der Tür näherte. Wenn das Miststück entkam, dann war er geliefert, dann war er so was von ... Mit einem Lachen griff er sich an den Gürtel und löste die Schlüsselkarte, während Jool auf die Tür einschlug. Was machte er sich überhaupt sorgen? Blondfisch konnte gar nicht entkommen, solange sie eingeschlossen war. "Suchst du das hier?" Aus den Augenwinkeln sah er noch, wie Vivi mit einer Hand den umgekippten OP-Tisch hoch hob und mit der anderen die bewusstlose Anna hervorzog und sich über die Schulter warf. Doch trotz dieser Zuschaustellung von purer Körperkraft zog die Assistentin sich zurück, anstatt ihm zuhelfen. Lieberts Haustiere waren wirklich nutzlos!

Aber was machte er sich überhaupt sorgen? Das letzte Mal hätte er doch auch gewonnen, wenn Liebert nicht eingesprungen wäre. Und dieses Mal hatte Blondfisch sicher noch Spuren von Annas erster Spritze im Blut. Doch scheinbar entpuppte sich diese Annahme als falsch. Cho konnte es sich nicht erklären, aber Jool schien stärker, schneller zu sein als das letzte mal. Er war vielleicht etwas locker an die Sache ran gegangen, aber jetzt kämpfte er mit voller Stärke und war trotzdem kaum in der Lage sich zu Verteidigen. Schließlich zog er den kürzeren und spürte wie sich unzählige, Messerscharfe Zähne in seinen Hals bohrten. Nur ein Röcheln entrang seiner Kehle, bevor er seine Messer fallen ließ und auf die Knie ging. Jool hatte natürlich alles andere im Sinn, als ihm zuhelfen und stahl ihm stattdessen die Schlüsselkarte, bevor er zur Seite kippte. Vor seinen Augen verschwamm alles und er versuchte halbherzig mit einer Hand gegen die Blutung zu drücken, doch die Wunde war zu groß und bereits jetzt machte der Blutverlust sich bemerkbar. Er konnte hören, wie die Tür sich öffnete und jemand schnell weglief. Dann hörte er Schritte und jemand beugte sich über ihn. „... der Doktor wird nicht glücklich sein ...“ vernahm er Vivis langsame Stimme. Du hättest mir ja auch Helfen können, Miststück. Mehr als den wütenden Gedanken schaffte er nicht, Sprechen war keine Option mehr. Es klickte leise, als Vivi sich wieder aufrichtete, bevor sie zusprechen begann. „Experiment SS03, Cho Rias, ist gescheitert ...“ Er – was? Experiment? Er war doch kein verdammtes Experiment, er ... Denken wurde anstrengend. Er fühlte sich so schwach und kalt. „Wie Befohlen haben SS01 und SS02 sich nicht in Kampfhandlungen eingemischt. Experiment SS01 wurde durch ihre eigenen Wirkstoffe kurzzeitig ausgeknockt, ist jedoch wieder bei Bewusstsein. Bis weitere Anweisungen folgen, werden SS01 und SS02 versuchen, SS03 wieder Kampffähig zu machen. Doktor Scorpio wird vielleicht weitere Experimente vornehmen wollen.“ Ein zweiter Schatten tauschte neben Vivi auf und höchstwahrscheinlich war es Anna, wer sonst? Wie sie jetzt schon wieder stehen konnte, nachdem sie eine volle Ladung Anästhetikum abbekommen hatte, war ihm ein Rätsel, aber keines, das es Wert war, daran Energie zu verschwenden. Oder warum Anna sich auszog. Sie streckte nur die Hand aus, die Finger gespreizt und schlug sie Cho dann ruckartig den Rücken Es war als würden sich ihm Nadeln in den Rücken bohren und Feuer durch seine Adern fließen, bevor er Gütigerweise Ohnmächtig wurde.

Liebert hatte befürchtet, dass die Fischmenschin sich befreien würde. Er hatte gehofft, sich zu irren, aber als er in seinen OP zurück kehrte, fühlte er sich bestätigt. Er brauchte gar keine Erklärung, was geschehen war, dass Anna und Vivi mitten dabei waren, Cho wieder zusammen zuflicken sprach Bände. Genervt strich er sich über den Bart, ehe er seinen Rollstuhl eine Drehung vollführen lies und den Raum wieder verließ. Gegenüber dem Saal war ein halb verstecktes Tastenfeld, auf dem der Doktor ein paar mal herum tippte, ehe eine versteckte Fahrstuhltür sich öffnete. Jool war offensichtlich auf der Flucht, hatte aber keinen großen Vorsprung. Mit seiner Privaten Abkürzung konnte er vielleicht noch vor ihr den Ausgang erreichen. Er war nicht nervös. Ihm konnte keinerlei Schaden entstehen. Aber es wäre durchaus unangenehm, wenn er Jool verlieren würde. Jetzt mehr als vorher. Als die Fahrstuhltür sich wieder öffnete, steuerte er den Haupteingang an, durch er auch mit Jool gekommen war. Da sie das Gebäude nicht kannte, würde sie sicherlich von hier fliehen wollen. Als die Glastüren in Sicht kamen, verfluchte er stumm, wie langsam der Rollstuhl war, denn er auf dieser Insel benutzen musste. Die Fischmenschenfrau war schneller gewesen als er und hatte den Ausgang fast erreicht. "Doktor Horalis, warten sie," rief er die Flüchtige an und tatsächlich blieb diese kurzzeitig stehen. "Doktor Horalis, Jool, tun sie das nicht. Wenn sie dieses Gebäude verlassen, dann werden wir sie denunzieren, sie werden für den Angriff auf Doktor Rias angezeigt werden und man wird ihnen alle Errungenschaften aberkennen. Doktor Möbius, Kapitän Quinn und Doktor Irving sind gute Freunde von mir und Doktor Madison fürchtet mich zu sehr, um gegen mich vorzugehen. Wenn sie mich zwingen, dann muss ich sie zerstören!" Wohl mehr ihre Karriere, aber war das wirklich so ein großer Unterschied? Wenn es stimmte, was er sagte – und davon durfte man ausgehen – dann hatte er mehr als die Hälfte des Rates in der Hand und wer würde der Krawallmacherin schon glauben, wenn sie irgendwelche Geschichte über Menschenexperimente erzählte, wenn der beschuldigte so hoch dekoriert wie Liebert war? Langsam fuhr eben dieser auf Jool zu und streckte ihr die Hand entgegen. "So muss es nicht Enden. Jetzt wo Cho gezeigt hat, wie Minderwertig er selbst nach meinen Verbesserungen noch ist ... ihre natürliche Physe ist besser als die eines meiner persönlichen Gehilfen! Ich will sie in meinem Team, nicht als Opfer, sondern als meinen festen, dritten Assistenten! Alles was ich verlange sind unschädliche Gewebeproben und sie dürfen Chos Platz einnehmen. Seien sie nicht dumm. Bitte!"
 

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Als Jool Lieberts Stimme vernahm, musste sie mehrmals tief durchatmen, um ihm nicht zu offenbaren, wie erschöpft sie mittlerweile war. Denn eigentlich war sie bis zum jetzigen Zeitpunkt wie ein verwundetes Tier relativ plan- und orientierungslos durch die geheime Einrichtung gestolpert und hatte nur durch Zufall den Ausgang gefunden. Auch der heutige, zweifache Kampf gegen Cho und die mehrstündige Operation forderten mittlerweile ihren Tribut. Ohne ein Wort zu sagen hörte sie sich deshalb seine drohenden und vor Schmeichelei triefenden Worte an. Den Vorschlag, welchen ihr der widerliche Mensch unterbreitete, fand sie einfach nur bizarr. Eben noch wollte Liebert sie bei lebendigem Leib sezieren und jetzt plötzlich bot er Jool wieder an, für ihn zu arbeiten.
„Glaubst du wirklich, ich bin so dämlich und glaube noch irgendein Wort, was aus deinem Mund kommt, Liebert?“ sagte Jool und drehte sich zu ihm um.
„Und versteh mich nicht falsch. Wenn ich in deiner Position wäre, würde ich genauso handeln und irgendwelche Fremden in mein Labor locken, um dann Experimente an ihnen durchzuführen. Das Problem hierbei ist nur, dass ich nicht irgendeine x-beliebige Person von der Straße bin, die sich von deinen Handlangern fesseln und ausweiden lässt. Aber danke, dass du so bereitwillig und vollkommen wehrlos ohne einen deiner hässlichen, vernarbten Gehilfen zu mir gekommen bist…“ sagte Jool und bewegte sich mit langsamen Schritten auf Liebert zu. Sie wollte sie sehen, seine Angst, wenn er dann endlich begriff, dass er einen gewaltigen Fehler begangen hatte, indem er sie allein und unbewaffnet aufzuhalten versuchte.
„Dadurch muss ich dich nicht nochmal extra aufsuchen, um dir einen langsamen und qualvollen Tod zu bereiten.“
„Meine liebe Dr. Horalis, ich bin erschüttert aufgrund ihrer mordlüsternen Worte. Doch zu meinem großen Bedauern muss ich ihnen leider auch mitteilen, dass ich nicht so hilflos bin, wie es den Anschein hat“ sagte Liebert lächelnd und drückte einen der verschiedenen Knöpfe auf seinem Rollstuhl.
Eine Öffnung wurde an Lieberts Rollenstuhl sichtbar. Jool blieb stehen und als sie noch darüber nachdachte, was er jetzt für eine kindische Spielerei einsetzen würde, schoss ein Flammenstrahl aus der Öffnung hervor. Jool sprang zur Seite, doch Liebert folgte ihrer Bewegung mit seinem Rollstuhl, sodass die Fischmenschenfrau sich mit mehreren Hechtsprüngen nach hinten außer Reichweite seiner Waffe bringen musste. Trotzdem spürte sie die Hitze der Flammen deutlich auf ihrer Haut und in ihrem Gesicht.
Verfluchte Grandline! Das Ding konnte er ja nur von dort mitgebracht haben. Doch selbst außerhalb der Blues war es wohl so gut wie ausgeschlossen, dass ein Flammenwerfer zur Standardausrüstung eines Rollstuhls gehörte. Doch unabhängig davon wusste die junge Ärztin nicht, was sie jetzt tun sollte. Der Gang war zu eng als dass sie genug Raum haben würde, um Lieberts Flammenwerfer auszuweichen. Zusätzlich bot er absolut keinerlei Deckung. Es gefiel Jool zwar überhaupt nicht, aber sie schien wohl absolut keine andere Wahl zu haben.
„Das hier ist noch nicht vorbei! Du wirst dich noch danach zurücksehnen, als du ‚nur‘ querschnittsgelähmt warst!“ rief Jool, bevor sie wütend durch den Ausgang verschwand.

Missmutig betrachtete Liebert das Ergebnis seiner Bemühungen. Wenn er wirklich ernst gemacht hätte, dann wäre Jool jetzt tot. Aber er brauchte sie noch atmend, denn ein lebendiger Piranhafischmensch war sehr viel wertvoller für seine Forschung als ein Toter. Leider war sein momentaner Rollstuhl eher darauf optimiert, Gegner zu töten, anstatt sie gefangen zu nehmen. Nunja, es gab ja immer noch andere Mittel und Wege, um an sein Ziel zu gelangen…
 
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