F
Flex Biegsam
Guest
Schwarze Winde huschten über eine Wiese, während der Mond seine silbernen Strahlen ausschickte und die weite Ebene erleuchtete. Gras, überall nur Gras, keine Wolke, kein Dornengestrüpp oder sonstiges, einfach nur Gras und die Peitschenhiebe, die der Himmel ihm zufügte. Kräftige Windböen wälztne das Gras nieder und erzeugte dunkelgrüne Wellen in der Landschaft, die zum Horizont fegten als seien sie aus Wasser. Doch auf einen Schlag schlug eine besonders heftige Sturmwelle eine tiefe Furche in den Boden, fast so, als sei der Wind wirklich wütend auf die Erde. Gras und Staub flogen umher wie ein Schwarm Fliegen. Als sich der herumwirbelnde Schmutz wieder legte, entstellte eine zwei Meter tiefe, klaffende Wunde den so makellosen Grund. In dem Krater lagen zwei Personen, dicht aneinandergeklammert. Die eine, eine Frau mit wunderschönen Gesichtszügen und hellviolettem Haar, schien halb tot zu sein, die andre, trotz ihres fürchterlichen Aussehens, quicklebendig. Ihr halbes Gesicht war von Blut und Schorf überzogen und machte es schwierig zu erkennen, ob das denn nun ein Mann oder eine Frau war. Doch die Zweifel um das Geschlecht des finstren Gesellen zerstreute sich als er sich aufrichtete, sich an der Erdwand zu seiner Rechten abstütze, und schwer atmend umsah. Ein Tor hätte den Mann nun für ein Wesen der Hölle gehalten, wobei er gar nicht mal so Unrecht hätte. Denn beim Anblick der blutroten Augen und des unnatürlich wilden, schwarzen Haares konnte man sich wirklich fragen, ob der Kerl nicht doch besser in einer Psychiatrie aufgehoben wäre, oder noch besser, in einer Kirche bei einem Exorzisten. Von seinem Körper hingen die Überreste eines edlen Mantels, den wohl eher feine Geschäftsmänner im fernen London tragen würden. Das edle Stück schien verkohlt zu sein, und rauchte an einigen Stellen, als wäre der Unheimliche vom Leibhaftigen selbst gefoltert worden. Dann, ohne jegliche Vorwarnung, riss der Fremde seinen Kopf ruckartig gen Himmel, und stieß ein diabolisches Lachen aus, das Ähnlichkeiten mit dem Heulen von Wölfen hatte.
“HA!“ entfuhr es dem Irren in der St. Michael- Psychiatrie in London, als er schweißgebadet aus seinem Traum aufwachte. An die Wand gelehnt und in eine seeehr unbequeme Zwangsjacke gezwängt, lauschte er dem Geläut des Big Ben, das ihn aus seinen schönen Visionen gerissen hatte. So würde es also kommen...interessant. Der Mann reckte den Kopf und nun konnte man erkennen, dass er gewisse Ähnlichkeiten mit dem schwefellastigen Anzugträger aus seinen Träumen hatte. Aber im Gegenzug zu seiner dunklen Illusion hatte er keine schwarzen Haare, sondern braune, kurz geschnitten. Ebenso waren seine Augen von einem stechenden Grün, und ganz und gar nicht von dem Purpur, das die Feuer der Hölle wiederzuspiegeln schien. Den kurzen Vollbart, der seine Wangen bedeckte ganz am Rande.
Es klopfte an der Tür. Die Stimme von Doctor Runningback durchdrang die dicke Holztür, welche die karge Zelle des Irren vom Rest der Welt abnabelte. Er konnte verstehen, wie er rief: “Mister Oliver Faust? Sie werden entlassen! Inspector Ferguson hat herausgefunden, dass es nicht sie waren, der die neun Morde vor dem Buckingham Palast begangen hat. Sie sind gerade eben dem Strick entkommen!“ Ein Spalt hellen Lichts durchflutete Olivers Zelle, als der Doc die Tür mit all seiner Anstrengung aufdrückte. Ein teuflisches Grinsen umspielte seine Lippen und er vergewisserte sich der Anwesenheit des langen Nagels, den er in den Überresten seines bedauernswerten Zellengenossen gefunden hatte. Noch konnte der Psychiater sein Verderben noch nicht sehen, da der Nagel sich seltsamerweise IN einem Ärmel der Zwangsjacke drin befand, aber das würde sich ändern, Oliver wusste ja, wie man sich von selbigen befreit. Oh, wie konnte sich der dumme, dumme Inspector Ferguson denn nur so schrecklich irren...?
Gäbe es eine Meisterschaft für skurril-brutale Szenarien, dann würde die, in der Oliver gerade steckte, höchstwahrscheinlich unter die Top Ten gelangen. Auf der einen Seite: Oliver, der vor einem großen Spiegel stand und sich die Krawatte zurechtrückte, die seinen übrigen Anzug komplettierte. Kurz nachdem er Dr. Runningback ermordet hatte, hatte sich der Irre zu dem Spind begeben, in dem sein heiss geliebter Anzug lag, mitsamt all den anderen Besitztümern, die ihm bei seiner Inhaftierung abgenommen worden waren. Nun stand er da wie ein Banker: Hemd, Weste Anzug, Mantel und Lederhandschuhe. Der Bart, den er soeben zu einem kurzen Knebelbart dezimiert hatte, wurde nun von einer Mischung aus Fedora- und Borsalino-Hut ersetzt, ohne den Oliver niemals auf die Straße gehen würde. Sogar eine goldene Taschenuhr befand sich in seinem Equipment. Doch zurück zu der schrägen Szene. Denn auf der anderen Seite des Raumes sah man, um krassen Kontrast zum schick angezogenen Oliver, den lieben Herrn Doktor, wie er mit unzähligen Kugelschreibern und Büroutensilien an die Wand genagelt war. Unter seinen sterblichen Überresten lagen die restlichen Seelenflicker, allesamt mit einem Bleistift oder einem Füllfederhalter erstochen. [FONT=&]
So, nun saß die Krawatte endlich. Oliver betrachtete sich noch kurz in dem Spiegel, und nachdem er sein Erscheinungsbild für gut genug befunden hatte, wandte er sich an die Doktorenleiche, die ihn mit leerem Blick anstarrte. “Aber, aber, Doktor, sie müssen doch nicht so überrascht gucken,“ entwich es dem Mörder “auch wenn sie ein wirklich erbärmlicher Psychologe waren, können sie stolz drauf sein, einmal den drittbesten Kampfagier des Österreich-Ungarischen Kaiserreiches behandelt zu haben, was?“ Keine Antwort. “Naja, wenn es ihnen die Sprache verschlagen hat...“ murmelte er in seinen abrasierten Bart, und wandte sich ab. Schließlich hatte er ja noch wichtigeres zu tun, als mit toten Doktoren zu reden. Und so wandte er sich zur Tür, die in die Zellengänge führte. Er hatte Kollegen zu befreien...[/FONT]
“HA!“ entfuhr es dem Irren in der St. Michael- Psychiatrie in London, als er schweißgebadet aus seinem Traum aufwachte. An die Wand gelehnt und in eine seeehr unbequeme Zwangsjacke gezwängt, lauschte er dem Geläut des Big Ben, das ihn aus seinen schönen Visionen gerissen hatte. So würde es also kommen...interessant. Der Mann reckte den Kopf und nun konnte man erkennen, dass er gewisse Ähnlichkeiten mit dem schwefellastigen Anzugträger aus seinen Träumen hatte. Aber im Gegenzug zu seiner dunklen Illusion hatte er keine schwarzen Haare, sondern braune, kurz geschnitten. Ebenso waren seine Augen von einem stechenden Grün, und ganz und gar nicht von dem Purpur, das die Feuer der Hölle wiederzuspiegeln schien. Den kurzen Vollbart, der seine Wangen bedeckte ganz am Rande.
Es klopfte an der Tür. Die Stimme von Doctor Runningback durchdrang die dicke Holztür, welche die karge Zelle des Irren vom Rest der Welt abnabelte. Er konnte verstehen, wie er rief: “Mister Oliver Faust? Sie werden entlassen! Inspector Ferguson hat herausgefunden, dass es nicht sie waren, der die neun Morde vor dem Buckingham Palast begangen hat. Sie sind gerade eben dem Strick entkommen!“ Ein Spalt hellen Lichts durchflutete Olivers Zelle, als der Doc die Tür mit all seiner Anstrengung aufdrückte. Ein teuflisches Grinsen umspielte seine Lippen und er vergewisserte sich der Anwesenheit des langen Nagels, den er in den Überresten seines bedauernswerten Zellengenossen gefunden hatte. Noch konnte der Psychiater sein Verderben noch nicht sehen, da der Nagel sich seltsamerweise IN einem Ärmel der Zwangsjacke drin befand, aber das würde sich ändern, Oliver wusste ja, wie man sich von selbigen befreit. Oh, wie konnte sich der dumme, dumme Inspector Ferguson denn nur so schrecklich irren...?
Gäbe es eine Meisterschaft für skurril-brutale Szenarien, dann würde die, in der Oliver gerade steckte, höchstwahrscheinlich unter die Top Ten gelangen. Auf der einen Seite: Oliver, der vor einem großen Spiegel stand und sich die Krawatte zurechtrückte, die seinen übrigen Anzug komplettierte. Kurz nachdem er Dr. Runningback ermordet hatte, hatte sich der Irre zu dem Spind begeben, in dem sein heiss geliebter Anzug lag, mitsamt all den anderen Besitztümern, die ihm bei seiner Inhaftierung abgenommen worden waren. Nun stand er da wie ein Banker: Hemd, Weste Anzug, Mantel und Lederhandschuhe. Der Bart, den er soeben zu einem kurzen Knebelbart dezimiert hatte, wurde nun von einer Mischung aus Fedora- und Borsalino-Hut ersetzt, ohne den Oliver niemals auf die Straße gehen würde. Sogar eine goldene Taschenuhr befand sich in seinem Equipment. Doch zurück zu der schrägen Szene. Denn auf der anderen Seite des Raumes sah man, um krassen Kontrast zum schick angezogenen Oliver, den lieben Herrn Doktor, wie er mit unzähligen Kugelschreibern und Büroutensilien an die Wand genagelt war. Unter seinen sterblichen Überresten lagen die restlichen Seelenflicker, allesamt mit einem Bleistift oder einem Füllfederhalter erstochen. [FONT=&]
So, nun saß die Krawatte endlich. Oliver betrachtete sich noch kurz in dem Spiegel, und nachdem er sein Erscheinungsbild für gut genug befunden hatte, wandte er sich an die Doktorenleiche, die ihn mit leerem Blick anstarrte. “Aber, aber, Doktor, sie müssen doch nicht so überrascht gucken,“ entwich es dem Mörder “auch wenn sie ein wirklich erbärmlicher Psychologe waren, können sie stolz drauf sein, einmal den drittbesten Kampfagier des Österreich-Ungarischen Kaiserreiches behandelt zu haben, was?“ Keine Antwort. “Naja, wenn es ihnen die Sprache verschlagen hat...“ murmelte er in seinen abrasierten Bart, und wandte sich ab. Schließlich hatte er ja noch wichtigeres zu tun, als mit toten Doktoren zu reden. Und so wandte er sich zur Tür, die in die Zellengänge führte. Er hatte Kollegen zu befreien...[/FONT]
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: