Hochsommer auf Lumerus, die Städte ächzten unter der vom Himmel brennenden Sonne, am Nachmittag kam man sich selbst in den ausgedehnten Wäldern vor wie in einem Glutofen und von 11 bis nach 18 Uhr sah man kaum jemanden auf der Straße. Die Menschen suchten in der Kühle ihrer Häuser Schutz vor den brutalen Temperaturen und immer wieder wurden Ärzte zu Notfällen gerufen bei denen sich irgendein Kreislauf verabschiedet hatte.
5 Kilometer süd-westlich von Lumerus, gelegen an einer Klippe, von der aus man einen wunderbaren Blick auf das Meer genießen konnte, fand sich ein kleines, aber elegantes, luftig gebautes Ferienhaus. Eine eigene Straße wand sich den Hügel hinauf hoch zu diesem mietbarem Domizil, dessen Charme vor allem von der großzügigen Bepflanzung des Grundstückes herrührte. Eingerahmt von zahllosen Büschen, Sträuchern und großblättrigen Palmen erinnerte die üppige Vegetation an ein kleines Tropenparadies. Ein Paradies, das im Augenblick freilich ebenfalls wie der Rest der Insel unter der Bullenhitze zu leiden hatte. Die Pflanzen machten einen angeschlagenen Eindruck, ließen im prallen Sonnenschein kraftlos die Blätter hängen und das ein oder andere Gewächs schien sich wegen der Trockenheit bald ins Jenseits verabschieden zu wollen.
Hitze flirrte über den hartgebackenen Boden, selbst die sonst so beständig wehende Brise vom Ozean hatte den Dienst eingestellt und während die Sonne ihrem höchsten Stand entgegen strebte rührte sich in der Umgebung nichts, die Landschaft wirkte wie tot. In dieser fast vollkommen Stille durchbrach das scheppernde Klingen einer zerbrechenden Blumenvase die Ruhe wie ein Paukenschlag. Am Haus sah man durch die weit geöffneten Verandatüren kurz darauf eine Glasschale ins Freie fliegen, welche auf den Terracottafliesen der Terrasse in tausend Teile zersprang. Im selben Moment schoss eine schwarzhaarige Frau hinaus, ignorierte die Scherben zu ihren Füßen, baute sich dort draussen auf wie ein wütender Bulle und entließ im nächsten Augenblick einen langezogenen, ungehemmt zornigen Schrei aus ihrer Kehle, der weithin zu hören war.
Hinter der hochgewachsenen Mittzwanzigerin in ihrem leichten Sommerkimono tauchte eine ältere Dame in schlichter Kleidung auf, bewaffnet mit Kehrbesen und Schaufelchen, und machte sich kommentarlos daran die Glassplitter zusammen zu fegen, was die Jüngere vollkommen ignorierte. Mit schwarzglänzenden Augen sah diese hinaus aufs Meer, schien den Anblick aber nicht wirklich zu registrieren sondern mit den Gedanken weit weg zu sein.
"Von allen verdammten Casinobesitzern auf dieser verfluchten Insel muss ausgerechnet dieser eine auf Kerle stehen!"
Nach diesem in schriller Wut vorgetragenen Satz trat die Kimonoträgerin ungehemmt gegen eine schwere Tonvase, die eine mittelgroße Topfpalme beherbergte. Ein dumpfes "Pong" war zu hören, gefolgt von einem jaulendem Geräusch und man sah das keifende Weib mit einem Mal sehr zahm und höchst unelegant auf einem Bein hüpfen, während sie ihren schmerzenden Fuß mit der rechten Hand festhielt.
Ihre Begleiterin schien das alles nicht zu registrieren. Seelenruhig kehrte sie die Scherben auf und verschwand stumm ins schattige Innere des Hauses. Als sie erneut die Szenerie betrat hielt sie eine langstielige Pfeife in der Hand, entzündete den darin befindlichen Tabak mit einem Streichholz und reichte das Ganze an die nun in einem der Korbsessel sitzende Schwarzhaarige weiter.
"Man wird uns die Keramik sicher in Rechnung stellen."
Schwarze Blitze trafen die Alte aus noch immer mörderisch funkelnden Augen.
"Und wieso genau sollte mich das kümmern?"
"Weil uns langsam die Barschaft ausgeht, Miss Lace. In spätestens zwei Monaten haben wir keinen blanken Berry mehr, wenn sie sich aber weiter benehmen wie eine Verrückte schaffen sie es in einer Woche das Geld durchzubringen."
Lace Shitazawa machte eine unwirsche Handbewegung, wobei Ascheflöckchen aus dem Kopf ihrer Pfeife wirbelten.
"Wir haben diese Probleme nur wegen dieses verdammten Homophilen!"
Die Ältere verzog ob dieses unfeinen Wortes pikiert das Gesicht und schüttelte dann den Kopf.
"Sie betonen doch immer wieder mit Nachdruck, dass sie mit ihrem alten Beruf gebrochen haben, wieso sollte es sie dann jetzt kümmern, welche Vorlieben dieser Mann nun hat oder nicht."
Plötzlich blitzte Gold in der Sonne, Shitazawa hieb mit der Linken auf den Tisch und die metallische Spitze ihrer Hakenhand grub sich in das polierte Holz.
"Weil so einfach alles viel leichter und schneller gegangen wäre, Tutti. Jetzt kann ich alles über den Haufen werfen und zusehen, wie ich anders an die Pläne komme! Wenn auch nur einmal etwas so funktionieren würde, wie es soll..."
Mit einem kräftigen Zug befreite sie den Haken und zog nachdenklich an ihrer Pfeife. Tutti besah sich mit gerunzelter Stirn das Loch in dem Möbelstück.
"Das wird man uns auch in Rechnung stellen", stellte sie nüchtern fest und machte sich daran einen Sonnenschirm aufzustellen um zu verhindern, dass sich ihre Herrin zu der ganzen Aufregung auch noch die Haut verbrannte.
5 Kilometer süd-westlich von Lumerus, gelegen an einer Klippe, von der aus man einen wunderbaren Blick auf das Meer genießen konnte, fand sich ein kleines, aber elegantes, luftig gebautes Ferienhaus. Eine eigene Straße wand sich den Hügel hinauf hoch zu diesem mietbarem Domizil, dessen Charme vor allem von der großzügigen Bepflanzung des Grundstückes herrührte. Eingerahmt von zahllosen Büschen, Sträuchern und großblättrigen Palmen erinnerte die üppige Vegetation an ein kleines Tropenparadies. Ein Paradies, das im Augenblick freilich ebenfalls wie der Rest der Insel unter der Bullenhitze zu leiden hatte. Die Pflanzen machten einen angeschlagenen Eindruck, ließen im prallen Sonnenschein kraftlos die Blätter hängen und das ein oder andere Gewächs schien sich wegen der Trockenheit bald ins Jenseits verabschieden zu wollen.
Hitze flirrte über den hartgebackenen Boden, selbst die sonst so beständig wehende Brise vom Ozean hatte den Dienst eingestellt und während die Sonne ihrem höchsten Stand entgegen strebte rührte sich in der Umgebung nichts, die Landschaft wirkte wie tot. In dieser fast vollkommen Stille durchbrach das scheppernde Klingen einer zerbrechenden Blumenvase die Ruhe wie ein Paukenschlag. Am Haus sah man durch die weit geöffneten Verandatüren kurz darauf eine Glasschale ins Freie fliegen, welche auf den Terracottafliesen der Terrasse in tausend Teile zersprang. Im selben Moment schoss eine schwarzhaarige Frau hinaus, ignorierte die Scherben zu ihren Füßen, baute sich dort draussen auf wie ein wütender Bulle und entließ im nächsten Augenblick einen langezogenen, ungehemmt zornigen Schrei aus ihrer Kehle, der weithin zu hören war.
Hinter der hochgewachsenen Mittzwanzigerin in ihrem leichten Sommerkimono tauchte eine ältere Dame in schlichter Kleidung auf, bewaffnet mit Kehrbesen und Schaufelchen, und machte sich kommentarlos daran die Glassplitter zusammen zu fegen, was die Jüngere vollkommen ignorierte. Mit schwarzglänzenden Augen sah diese hinaus aufs Meer, schien den Anblick aber nicht wirklich zu registrieren sondern mit den Gedanken weit weg zu sein.
"Von allen verdammten Casinobesitzern auf dieser verfluchten Insel muss ausgerechnet dieser eine auf Kerle stehen!"
Nach diesem in schriller Wut vorgetragenen Satz trat die Kimonoträgerin ungehemmt gegen eine schwere Tonvase, die eine mittelgroße Topfpalme beherbergte. Ein dumpfes "Pong" war zu hören, gefolgt von einem jaulendem Geräusch und man sah das keifende Weib mit einem Mal sehr zahm und höchst unelegant auf einem Bein hüpfen, während sie ihren schmerzenden Fuß mit der rechten Hand festhielt.
Ihre Begleiterin schien das alles nicht zu registrieren. Seelenruhig kehrte sie die Scherben auf und verschwand stumm ins schattige Innere des Hauses. Als sie erneut die Szenerie betrat hielt sie eine langstielige Pfeife in der Hand, entzündete den darin befindlichen Tabak mit einem Streichholz und reichte das Ganze an die nun in einem der Korbsessel sitzende Schwarzhaarige weiter.
"Man wird uns die Keramik sicher in Rechnung stellen."
Schwarze Blitze trafen die Alte aus noch immer mörderisch funkelnden Augen.
"Und wieso genau sollte mich das kümmern?"
"Weil uns langsam die Barschaft ausgeht, Miss Lace. In spätestens zwei Monaten haben wir keinen blanken Berry mehr, wenn sie sich aber weiter benehmen wie eine Verrückte schaffen sie es in einer Woche das Geld durchzubringen."
Lace Shitazawa machte eine unwirsche Handbewegung, wobei Ascheflöckchen aus dem Kopf ihrer Pfeife wirbelten.
"Wir haben diese Probleme nur wegen dieses verdammten Homophilen!"
Die Ältere verzog ob dieses unfeinen Wortes pikiert das Gesicht und schüttelte dann den Kopf.
"Sie betonen doch immer wieder mit Nachdruck, dass sie mit ihrem alten Beruf gebrochen haben, wieso sollte es sie dann jetzt kümmern, welche Vorlieben dieser Mann nun hat oder nicht."
Plötzlich blitzte Gold in der Sonne, Shitazawa hieb mit der Linken auf den Tisch und die metallische Spitze ihrer Hakenhand grub sich in das polierte Holz.
"Weil so einfach alles viel leichter und schneller gegangen wäre, Tutti. Jetzt kann ich alles über den Haufen werfen und zusehen, wie ich anders an die Pläne komme! Wenn auch nur einmal etwas so funktionieren würde, wie es soll..."
Mit einem kräftigen Zug befreite sie den Haken und zog nachdenklich an ihrer Pfeife. Tutti besah sich mit gerunzelter Stirn das Loch in dem Möbelstück.
"Das wird man uns auch in Rechnung stellen", stellte sie nüchtern fest und machte sich daran einen Sonnenschirm aufzustellen um zu verhindern, dass sich ihre Herrin zu der ganzen Aufregung auch noch die Haut verbrannte.