Trianes und Victors Wunden waren zum Glück nicht all zu tief, es reichte sie mit Alkohol zu reinigen und dann steril ab zu decken. Trianes Hand hatte es noch am schlimmsten erwischt, aber zum Glück hatten die Seeigel Stachel keine Sehnen, Nerven oder Knochen verletzt, sie waren gerade durch gegangen, die Wunde sah sauber aus, aber Triane nahm sicherheitshalber doch schon mal ein antiphlogistiches Medikament aus ihrer Arzttasche zu sich /Das muss ich später ersetzen, ob ich auf der Insel noch eine funktionierende Apotheke finde?/ Nachdem das alles geschafft war und sie und Victor in eine andere Gasse verschwunden waren und sich in einem leeren Keller kurz verstecken konnten – wo sie hoffentlich den Augen irgendwelcher Verfolger entkommen waren – war es erst mal Zeit um sich zu beruhigen. Triane war noch nie in einer so feindseligen Umgebung und das auch noch ziemlich allein. Sie war eine Kampfsportlerin, kein Krieger oder Soldat, der sich auf dem Schlachtfeld zurecht finden konnte, ihre Nerven waren angespannt und ihr ganzer Körper zitterte. Nun wo der Kampf vorbei war und ihr Körper nicht mehr von Adrenalin angetrieben war wurde sie sich dieser Lage wieder bewusst und ihre Knie gaben nach. Als von draußen in einiger Entfernung ein erneuter Kanoneneinschlag zu hören war klammerte sie sich an ihre Schwester. Sie kuschelte sich an Izumis weiches Fell, das gab ihr ein wenig halt, sie war nicht allein, Izumi war bei ihr auch wenn sie spüren konnte, dass die Fähe Angst hatte. Soviel Feuer und Krach belastete Izumi sehr und ohne Triane wäre sie schon längst in den nächsten Wald getürmt,
- Wo sie vermutlich auf die drei frisch verwilderten Hunde Hanni, Nanni und Manfred getroffen wäre, die vier zusammen hätten die größten und spektakulärsten Tierabenteuer gehabt, ganz ohne Katzen! -
aber Izumi würde alles für ihre kleine Schwester tun, selbst wenn das hieße durch diese Hölle hier zu gehen.
"Kommst du mit den Zoo zurück in ihre Käfige zu werfen?" Das war Victors Stimme, er war ja auch noch da! Mit einer gewissen Glut in den Augen, bereits weiter durch dieses Feuer zu gehen und zu kämpfen, als würde er von Fu-Jin -dem Dämon im Wind- persönlich getrieben. Im Normalfall wäre Triane von dieser Leidenschaft durchaus beeindruckt gewesen, aber nicht zu dieser Zeit und nicht an diesem Ort. Victor war überrascht als er Tränen im Gesicht der gestandenen Kämpferin sah und ihm fiel jetzt erst auf, wie sehr ihr Körper zitterte.
„Ich will nur noch“ /nach hause/ „weg von hier.“ flüsterte sie gedämpft in das Fell ihrer Schwester, sie sehnte sich seit dem Beginn ihrer Reise das erste mal zurück nach den sicheren Mauern des Klosters und der warmen Umarmung ihrer Familie. Mönch Nakamura hätte nun sicherlich die richtigen Worte gefunden um ihren Kampfgeist zurück zu holen, aber er war nicht hier und sie könnte sich ihm auch nicht stellen, wenn sie aus Angst zurück zum Kloster kommen würde, ohne Erleuchtung und als gebrochene Frau. Außerdem hatte sie dem alten Guru was versprochen, der alte Mann mit der Schlange, der sein Leben für sie gegeben hatte. Bei dem Gedanken, faste sie die Nadel von seinem Turban fester. „Ich schaff es nicht.“ sprach sie weiter, viel mehr zu sich selber als zu Victor „mein Beine wollen sich nicht bewegen und mein ganzer Körper hört nicht auf zu zittern...“
Victor nahm sie da an der Hand und zog sie zu sich. Plötzlich stand Triane wieder, eng an den Körper des nahezu unbekannten Mannes gedrückt. Sie spürte seine trainierte Brust gegen ihre Drücken und das kräftige Herz dahinter schlagen. Ihr Blick wurde unweigerlich auf seine Augen gezogen. Die Augen von Victor waren in erster Linie einfach nur gruselig, weil sie schwarz waren, ohne Weiß, zudem war seine Haut so blass, er wirkte auf sie im ersten Moment wie einer der Geister, die Yang in die Welt der sterblichen schickte um ihre Seelen zu holen. Doch nun, wo sie ihm so nahe war, war er irgendwie gar nicht mehr so gruselig. Sie konnte spüren wie warm seine Haut war und wie sein Herz schlug, oder anders gesagt, sie konnte spüren dass er lebt. „Doch du schaffst das“ sprach er mit besonders viel Ruhe und Sicherheit in seiner Stimme, eine ganz andere Sicherheit als Nakamura sie immer in seiner Stimme hatte, aber sie beruhigte Triane trotzdem, gab ihr das Gefühl stärker zu sein. Seine Stimme sorgte dafür, dass sie seinen Worten Glauben schenken konnte.
„D-danke, Victor...“ eigentlich wollte sie ja „Vicky“ sagen, aber in diesem Moment ging ihr der andere Name leichter von den Lippen. Victors Zuwendung gab ihr Kraft in diesem Moment und das war gut, vielleicht war das der Grund warum Menschen zusammen lebten und die Nähe zueinander suchten? Wenn dem so war, warum musste Triane dann mit geröteten Wangen zur Seite blicke? Ihr Gesicht wurde viel zu warm wenn sie ihn direkt ansah.
Er fasste sie sanft am Kinn und drehte ihr Gesicht, dass nun viel Mädchenhafter als jemals zuvor wirkte, wieder zu sich und noch eher sie etwas sagen konnte drückte er einfach seine Lippen auf ihre. War das etwa ein Kuss!? Triane versuchte sich zuerst von ihm weg zu drücken, doch jetzt gerade war dieser Mann viel stärker als sie. Es fühlte sich irgendwie so fremdartig an und im Normalfall hätte Victor dafür einen Schmerzhaften Tausch akzeptieren müssen, nämlich zwei bis drei seiner Zähne gegen Trianes Faust in seinem Gesicht. Zum Glück kannte er den Mönch aus dem Kloster der sieben Gottheiten noch nicht lange genug um dieses Risiko zu kennen und zum Glück war dieser Fall hier alles andere als Normal. Triane konnte sich selber gar nicht genau erklären wieso, aber für dieses eine Mal sollte es für sie in Ordnung sein. Seine Nähe und seine Zuwendung, sei es wegen Begierde oder sonst was, halfen Triane gerade, gaben ihr die Sicherheit die sie sich wünschte. Sie konnte die Augen schließen und das Schlachtfeld um sie herum vergessen und ganz kurz war es so, als wäre sie wirklich wieder zu hause, weil sie sich geborgen und geliebt fühlte.
Darum störte sie sich nicht an den warmen Lippen auf ihren und der starken stützenden Hand in ihrem Nacken und auf ihren Rücken. Es war auch gut als er sie streichelte, darin spürte sie zwar nicht die selbe Liebe wie in den Liebkosungen ihres Ziehvaters, aber sie spürte eine liebevolle Zuwendung, vielleicht nur aus Lust, vielleicht aus Liebe, im Moment war es einerlei.
In diesem Moment fiel etwas warmes Sonnenlicht durch das Kellerfenster auf die beiden, als würde dieser Moment nur den beiden gehören und Yin -Göttin des Lichts- wollte dies mit ihrem Licht unterstreichen, es war gut. Triane konnte sich nach einigen Sekunden von ihrer Angst lösen und ihr Körper entspannte sich, sie lehnte sich gegen diesen Kuss.
Victor konnte es genießen, nach dem das Mädchen in seinen Armen ihre kleinen Kampf gegen ihn aufgegeben hatte konnte er die wärme ihres weichen Körper gegen seinen genießen. Es war eine harte kalte Welt da draußen und auch als Soldat oder Krieger, der das Schlachtfeld und den Kampf auf Leben und Tod gewöhnt war, hinterließ diese Kälte spuren, sowohl auf dem Körper als auch auf der Seele. Die Wärme einer Frau, oder einfach nur eines anderen Menschen, war dagegen das beste Heilmittel. Ja natürlich half es auch zusammen mit Freunden und Kameraden den Humpen zu heben, zu Singen, zu Tanzen und zu Lachen und zu Trinken, aber das hier, das war was ganz anderes und so etwas mitten auf dem Schlachtfeld zu finden war selten und gleichzeitig Fluch und Segen. Natürlich waren in diesem Moment beide sehr angreifbar, auch wenn sie in dem Kohlenkeller gut versteckt waren, dennoch hätte ein Angreifer sie jetzt leicht beide ausschalten können. Aber das hier war gerade einer der wenigen Momente, in denen selbst jemand wie Victor loslassen und sich entspannen konnte, es gab nur ihn und das Mädchen.
Schmerzhaft wurde er jedoch daran erinnert dass es da auch noch die große Schwester, oder besser gesagt den großen Wolf, des Mädchen gab. Diese biss ihm nämlich sehr unsanft in die Hand, als diese vom Rücken aus zu weit nach Süden wanderte. Zum Glück war Victor ein gestandener Mann und auch wenn es wirklich verdammt weh tat und die Mordlust in den Augen des Tieres klar machte, dass es ihm nun die Hand zerfetzen könnte und auch würde, machte er keinen Mucks.
Auch Izumi konnte aus diesem Moment etwas Kraft mitnehmen. Das merkwürdige Männchen hatte sie wieder daran erinnert, dass sie nur hier war um ihre Schwester zu beschützen und auch wenn sie sie nicht vor allem beschützen konnte, wie diesem Feuer und diesem schrecklichen Krach da draußen, konnte sie es mit solchen Typen hier noch immer aufnehmen. Izumi wusste dass dieses Männchen im Endeffekt das wollte, was alle Männchen wollten und Izumi wusste auch, dass ihre kleine Schwester dafür noch nicht bereit war, darum musste sie einschreiten. Sie hatte natürlich gemerkt, dass diese Umarmung und der Kuss ihrer Schwester irgendwie gut taten, aber weiter durfte sie das ganze nicht gehen lassen.
Als Victor und Izumi sich gegenseitig in die Augen sahen, war das wie eine stille Übereinkunft, Victor musste sich schließlich auch daran erinnern wo er hier war und was außerhalb dieses Kellers in der Stadt passierte. Darum ließ er langsam von Triane wieder ab. Das errötete Mädchen ging ein paar Schritte von ihm weg, es war still im Keller. Was sollte man in diesem Moment sagen? Was sollte man tun. Nach ein paar Minuten fand Triane die Worte, die hier vermutlich die besten waren.
„Ich...“ sie musste genau herüber überlegen wie sie diese Botschaft herüber bringen sollte „Ich... schlag dir die Zähne aus wenn du so was noch mal machst! Vicky!“ und dabei zertrümmerte sie mit ihrer Faust eine Kiste hinter sich, aus der sich Kohle über den Boden ergoss. „Und was ist denn das an deiner Hand?“ /habe ich eine Wunde übersehen? Hat der Löwe oder das Kroko ihn doch erwischt?/ Sie schnappte sich seine Hand so grob sie nur konnte und drückte sie extra fest, als sie die Wunde behandelte, nur um ihm ein paar schmerzhafte Laute zu entlocken, das war Absicht, denn sie wollte nicht dass er ihre leise geflüsterten Worte noch hören konnte „Danke, Victor.“
Als die Hand wieder versorgt war, konnte er sie auch relativ Schmerzfrei wieder bewegen, die Bisswunde würde schnell verheilen. „Ich gehe als nächstes zum Haus des Bürgermeisters, ich muss diese Eier finden und in Sicherheit bringen.“ Ihre Stimme klang endlich wieder sicher und hatte Kraft, das Zittern hatte aufgehört „Sobald ich das geschafft habe, werde ich von hier verschwinden. Diese Zootypen werden ihre gerechte Strafe erhalten, daran glaube ich. Aber mir ist klar, dass meine Faust das nicht schaffen wird, die Götter werden jemanden schicken, dessen Faust dazu geeignet ist, vielleicht haben sie das ja sogar schon?“ sie sah Victor in die Augen „Unsere Wege werden sich also bald trennen also... geb bitte auf dich acht Vicky.“