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Treibjagd durch die Nacht

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Flex Biegsam

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Wasser. Wasser. Wasser. Wo Flex auch hinschaute, von allen Seiten umgab ihn das kühle, vom Ruß in der Luft pechschwarze Abwasser Darks. An der feuchten, moosüberwucherten Decke bildeten sich immer größere Ansammlungen davon, bis die Oberflächenspannung der Schwerkraft unterlag und die Tropfen mit einem „Plutsch“ gen Boden schickte. Ein Poet wäre vielleicht noch stehen geblieben und hätte den Unablässigen Kampf zwischen Boden und Decke stundenlang beobachtet, doch der kleinen Gruppe Satanisten, die sich zwischen dieses Schauspiel drängte, waren die Schauspiele ungefähr so schnuppe wie die fünf Leichen, die sie an Seilen hinter sich herzogen. Mit Flex waren es sieben, die toten und verstümmelten Dinger hinter sich nicht mitgerechnet. „Man,“ beklagte sich der Agent neben dem Biegsam „,ich hasse Verbrecherbanden. Nicht dass ihr mich falsch versteht, nicht die Mörder, die jemanden umbringen und gleich danach von den Hejerdor verurteilt werden, ich meine diese feigen Serienkiller aus der Kanalisation, die nur an die Oberfläche kommen um einen von uns anzumurksen, nur um sich dann gleich wieder unter die Erde zurück zu ziehen, und wer muss sie dann suchen? Hä? Hä? Wir natürlich! Dabei sollten sich diese Sesselfurzer von Corruptoren selbst mal hier hinunter bequemen, damit sie mal sehen, was das für ein Scheißjob ist. Ja, ich meine...“ Flex hob die Hand, bevor sein Nachbar einen neuen Satz anfangen konnte. „Alter, Adam, halt endlich die verdammte Luft an! Wenn ich weg bin kannst du ja weiterplappern, aber solange ich noch da bin hältst du mal deine Klappe, klar?! Da schmilzt einem ja das Gesicht weg bei dem Geschwafel....und jetzt lass uns mal tauschen, deine Leiche ist leichter als meine!“
„Ha! Der feine Herr Aspirant ist wohl nicht ganz zufrieden mit uns Null-Acht-Fünftig-Satanisten, wie? Nur weil du sonst immer nur brav Briefe von A nach B bringst, heißt das noch lange nicht, dass du hier bei uns was besseres bist, Rotschopf! Und mein Kerl ist genau so schwer wie deiner! Ist’ halt dein Pech wenn du grade den fettesten von allen umbringst, was kann ich dafür? Fahr zur Hölle!“
So, das wars. Der Tag hatte ohnehin schon nicht gut angefangen, zuerst hatte er sich noch auf einen arbeitsfreien Tag in Dark gefreut, an dem er ganz entspannt die Füße hochlegen konnte. Aber bevor er dazu kam, hatte ironischerweise ein Bote an Flexens Tür geklingelt, und ihm einen Sonderauftrag überbracht: Gefangennahme einer hochgefährlichen und untergetauchten Verbrecherbande mit vermutetem Sitz in Holy. Klingt cool, was? Tja, im Klartext bedeutete das nichts anderes als: Schwing deinen Arsch mit ein paar anderen Satanisten in die Kanalistation, Biegsam, sonst gehst du demnächst auf dem Zahnfleisch, wie alle anderen Befehlsverweigerer! Also hatte Flex die Mission wohl oder übel angenommen, sich mit einem Dutzend anderen Pechvögeln, hauptsächlich Agents und Pionieren, in die Annalen der Stadt begeben und das Nest dieser Diebesbande aufgesucht. Soweit, so gut, aber die Kerle waren ihnen waffenmäßig derart überlegen, dass die Gruppe sich erst verstecken konnte, als schon fünf von ihnen mit durchlöcherter Bauchdecke auf dem Kanalboden lagen und tot in die Wäsche guckten. Eine halbe Stunde hatte es gedauert, bis diese Bastarde keine Munition mehr hatten, und die Truppe endlich selbst angreifen konnte. Es war ein kurzes Gefecht, aber der anschließende Marsch zurück zur Oberfläche war die Hölle. Auf Befehl Wahnfrieds sollten sie die Leichen der Verbrecher an die Oberfläche transportieren, egal wie. So gingen nun Flex und seine Companie mit jeweils einer Leiche im Schlepptau in die Richtung des nächsten Kanaldeckels, von oben bis unter verdreckt mit...nunja...nennen wir es Kanaldreck. Und nun war da noch diese Nervensäge von Adam, die ihren Mund selbst dann nicht halten konnte, wenn gerade jemand versuchte halbwegs ehrliche Arbeit zu vollrichten. Das reichte wirklich!
„Nenn mich noch einmal Rotschopf du Made, und du kannst gleich die Wände hier mit deinem Gebiss putzen!“ Adam pfiff nur höhnisch. „Komm doch Biegsam, komm doch. Baaak, bak bak baaaaak.“ sagte er, wobei er in sehr glaubwürdiger Weise ein flatterndes Hühnchen darstellte. Mit nervtötend verstellter Stimme äffte er Flex nach:
„Oh, schaut mich an, ich bin Aspirant, ich bin was besseres als ihr, bak bak baaak. Ich hab’ ja ach so tolle Haare und den tollsten Beruf der Welt, bak bak baaaak. Und schaut mal meine Tätowierung, ich bin ja ein ach so harter Bursche, bak bak baaaaaaaa....“ Weiter kam er nicht, da just in diesem Flex’ Faust in seinem gesicht landete, und dabei alles zermanschte, was sie traf: Knorpel, Fleisch, Knochen. Adams Schmerzensschrei hallte schrecklich laut durch die Kanalgänge, wodurch er allen der Truppe schrecklich in den Ohren klingelte.
„DU VERDAMMTES STÜCK MIST“ brüllte Adam, was aber nicht so erschreckend rüberkam wie er es vielleicht wollte, da er einerseits blutete wie ein abgestochenes Schwein, und er sich andererseits die zertrümmerte Nase halten musste, weshalb er klang als hätte er einen echt miesen Schnupfen. „DAS BÜßT DU MIR!“ Wild schreiend und immer noch blutend warf er sich auf Flex, der zu Boden fiel und volle Kanne ins Kanalwasser fiel, zusammen mit Adam. Es hagelte Tritte und Fausthiebe, und schon bald war die schönste Keilerei im Gange.
Leider hielt sie sich nicht lange, da plötzlich ein Kanaldeckel an der Decke aufging, den die truppe bisher übersehen hatte. Anscheinend waren sie schon näher an der Oberfläche als gedacht. Durch die Öffnung steckte sich der Kopf einer jungen schwarzhaarigen Frau, die die beiden Streithähne missbilligend anschaute und verachtend schnalzte, wie eine Mutter, die ihre Kinder tadelt. Als Adam und Flex die glänzend schwarze Lockenmähne bemerkten, war es bereits zu spät. Hejerdor Lepierré!“ riefen beide gehorsam, die ihre Keilerei von eben schon vergessen zu haben schienen. Angst schwang in ihren Stimmen mit. „Ganz toll ihr beiden, ganz toll, was soll die Bevölkerung denn für ein Bild von den Satanisten haben, wenn ihr beiden VOLLPFOSTEN unseren ganzen Ruf in den Dreck zieht, hä?!“ Die beiden Getadelten schluckten schwer und griffen zögerlich zu dem Seil ihrer Leichensäcke. „Tut und Leid, Hejerdor Lepierré!“ Die Schönheit seufzte. „Lasst die Kerle liegen, dass sollen die anderen machen. Flex Biegsam. Adam Cleve, ich habe Arbeit für euch. Wichtige Arbeit.“ Sofort nickten beide eifrig.
 
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Sky Reign

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Langsam und bedächtig schreitend ging er durch irgendwelche Straßen dieser gottverlassenen Stadt. Was machte Raven eigentlich hier?
Dark gefiel ihm gar nicht. Es war sehr düster. Jedenfalls kam ihm das so vor. Oder es lag einfach an dem übermäßigen Arsenal von Waffen, die aus der Stadt eher eine Waffenfestung machte. Ja, das musste es wohl sein.
Seufzend bereute er die Entscheidung mit diesem seltsamen Fischer mitgefahren zu sein. Er wollte eigentlich auf die Insel Ren, aber das musste wohl erstmal warten. Mürrisch schaute Raven in den Himmel, machte noch einen Schritt.... in Leere! Vor ihm tat sich ein Gulli auf, der tatsächlich geöffnet war. Raven schaffte es nicht rechtzeitig die Balance zu halten, sodass er mit den Füßen voraus in den Abwasserkanal sauste. Wenige Sekunden später lag er mit dem Gesicht voran im Abwasser.
Wild strampelnd sprang Raven aus.
"MAAAAAAAN!", schrie er laut aus. Das war jetzt echt nicht war, oder? Heute war echt nicht sein Tag. Wassergetränkt sah er sich um. Nach oben gab es gar keine Leiter.
"Was zur Hölle ist das für eine vermaledeite Stadt mit blöden Abwasserkanälen, die keine beschissene Leiter nach oben.", fluchte Raven. Ja, Raven fluchte. Ein seltener Umstand, aber die Geschehnisse machten es irgendwie verständlich. Jetzt galt es aber erstmal hier heraus zu kommen.
Just in diesem Moment kam Karasu zu ihm heruntergeflattert. Sein Krähen klang wie Gelächter. Schadenfrohes Gelächter.
Raven wurde jetzt also schon von seinem Raben ausgelacht.
"Karasu, ich... ach was solls.", murmelte er und ging in eine beliebige der beiden möglichen Richtungen. Hier unten war es noch unschöner als an der Oberfläche, und das war schon schwierig zu erreichen. Es stank, Raven war nass und er wusste nicht, wie er hier herauskam.
Zu jeder Zeit hielt er Ausschau nach Leitern zu Kanaldeckeln. Doch nichts.
Ungefähr fünf Minuten lief Raven noch weiter. Plötzlich hörte er Lärm. Platschendes Wasser, Geschrei. Hier irgendwo in der Nähe waren Leute. Raven begann zu rennen, erst langsam, dann immer schneller. Vielleicht wussten die Herren ja, wie er hier wieder herauskam.
 
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