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Jades Auftreffen mit der Ratte namens Nick

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Jade Sinclair

Guest
Nach einer kurzen Besprechung mit ihrem Kapitän hatte Jade die Erlaubnis den ersehnten Alleingang zu machen. Natürlich würde sie alleine nicht so sehr für Aufsehen sorgen, nur ihr knappes Outfit würde hin und wieder die Blicke auf sich ziehen. Das war ihr nun egal, obwohl sie normalerweise die Aufmerksamkeit anderer Leute genoss. Sie hatte wichtigeres zu tun. Die Vize-Kapitänin der Gamers-Piratenbande hatte sich vorgenommen selbstverständlich bei der Mission ihrer Crew teilzunehmen, weshalb sie unauffällig nach Informationen suchte, die ihr vielleicht weiterhelfen könnten. Irgendeine Schwachstelle musste der grausame König ja haben und irgendwie würde Jade schon etwas herausbekommen und im Alleingang musste sie nicht kooperieren - nur indirekt musste sie mit ihren Leuten zusammen arbeiten. Außerdem musste sie auch auf niemanden aufpassen, nur auf sich selbst bzw. sich niemandem preis zu geben. Immerhin war es streng geheim, dass sie einer Piratenbande angehörte, sonst würden die Häscher des Königs sie vermutlich auf der Stelle bestrafen lassen. Das konnte sich Jade nicht erlauben, sie musste noch etwas sehr wichtiges - etwas privates - erledigen. Klar, eigentlich hatte die Crew-Mission oberste Priorität, aber der Albtraum, den sie vor einigen Tagen hatte, nagte an ihr - wie eine Ratte, wenn man es so nennen durfte. Jade empfand es irgendwie als ein Vorzeichen, eine Art Omen. Irgendwie war sie sich sicher, dass sie hier in Lohen auf ihren Erzfeind stoßen würde. Ihr Glück würde sie sicherlich nicht im Stich lassen. Und wo konnte man aich am besten nach Personen erkundigen? In einer Taverne natürlich und deshalb stolzierte die Schöne auch auf die nächste Bar zu, nachdem sie auf der großen Straße einige Male schief angeschaut wurde - aus welchen Gründen auch immer. Die unangenehmen Blicke der Leute gefielen Jade nicht, weshalb ihr Flüchten in die Bar 'Carpe Noctem' sie etwas erleichterte.
Innerhalb der Bar steuerte sie direkt auf die Theke zu und bestellte sich ein Glas Limonade. Auf einen alkoholischen Drink hatte sie nach ihrem Rauschzustand neulich keine Lust mehr, daher war ihr die erfrischende Limo ganz recht. "Bitte, ihre Limonade.", sagte der Barkeeper und schob der Schönen ihr Glas zu. Dabei beäugte er sie, so wie die anderen Menschen außerhalb des Lokals - etwas seltsam und Jade wunderte sich allmählich wirklich, was sie verbrochen hatte. Die können doch nicht wissen, dass ich eine Gesetzeslose bin, oder? Was soll das bloß? Ein paar mal nippte sie an ihrem Getränk und bezahlte nach wenigen Minuten sofort. Unauffällig blickte sie sich anschließend in der Bar um und stellte fest, dass einige der Gäste verstohlene Blicke auf sie warfen. das war ihr nicht geheuer, aber Jade blieb cool. Mit ihrem üblichen Pokerface trank sie einige große Schlücke, sodass ihr Glas nur noch bis zu Hälfte voll war. Gedankenverloren blickte sie darauf, wobei sie versuchte sich auf die Mission zu konzentrieren, doch ihre gedanken schweiften immer wieder ab - zu Nick Shriver. Unvermittelt ballte sich ihre rechte Hand zu einer Faust, sie war so auf ihren Erzfeind fixiert, dass sie zusammen schrak, als jemand ihr plötzlich auf die linke Schulter tippte. Hastig wandte sie ihrem Kop zur Seite ohne ihre Mimik zu ändern und blickte einem hageren blassen Mann ins Gesicht. "War Ihnen Ihr Getränk zu bitter oder warum schaue Sie so verbittert?", fragte dieser freundlich. Der Unbekannte war sehr lang und hatte seine Augen zu schmalen Schlitzen gezogen. Außerdem trug er eine schwarze Mütze und einen sehr schicken dunklen Anzug. Jade wusste nicht, was sie sagen sollte, sodass sie nur ein lang gezogenes "Äh" von sich gab und zunächst auf ihr Glas, dann wieder auf den Fremden starrte. Dieser deutete mit seinem spitzen Kinn auf den Barhocker neben ihr. "Darf ich mich zu Ihnen setzen?", fragte er höflich und so perplex die Schöne noch war, willigte sie mit einem bloßen Nicken ein. Mist, jetzt hab' ich einen seltsamen Typen am Hals. Ich muss ihn los werden. Wer ist er bloß? Als Jade steif auf ihrem Hocker saß und stumm ihre Limonade ansah, machte der Mann neben ihr auf dem Hocker keine Anstalten in irgendeiner Weise Kontakt mit ihr aufzunehmen, was Jade ziemlich spanisch vorkam. 'Der hat doch was vor.', verkündete ihr Bauchgefühl, doch die Schöne konnte einfach nciht zu ordnen, was es war oder sein sollte. Gerade, als sie sich dem Mann zuwenden wollte, legte sich eine Hand auf die Schulter von Jade. Sofort schrillten bei ihr die Alarmglocken, als eine Stimme sagte: "Endlich läufst du mir über den Weg, Süße. Ich wette, der König wird mir für deinen Kopf eine nette Belohnung auszahlen..." Was zum-?! Der schwarzehaarigen Piratin blieb keine Zeit zum Reagieren, denn urplötzlich hatte sich die hand des Fremden auf dem Platz neben ihr um das Handgelenk des Mannes gelegt, der ihr so eben verklickert hatte, dass sie anscheinend vom König gesucht wurde. "Finger weg von dem Mädchen, sie gehört mir...", meinte der dünne blasse Unbekannte zu dem Kerl, der Jade grob angefasst hatte. Seine Stimme war dabei freundlich, aber sehr leise, was enorm bedrohlich wirkte. Dann folgte ein Lächeln, was Jade das Blut in den Adern gefrieren ließ, obwohl sie es nur zur Hälfte sah, weil sie seitlich von ihm stand. Im Moment war es ihr sowieso egal, wer die beiden Männer waren, ihre Vernunft befahl der Schönen sich schleunigst aus dem Staub zu machen. Geschwind drehte sie sich um, spürte aber auf einmal, wie sich ein Arm um ihre Schulter legte - es war der Arm ihres 'Retters'. "Lassen Sie uns das Lokal doch gemeinsam verlassen...", hauchte er und führte Jade aus dem Lokal. Was er mit dem anderen Kerl gemacht hatte, wusste Jade nicht, aber was sie sehr wohl wusste war, dass sie verdammt tief in der Scheiße steckte. Es war ihr schon längst klar geworden, dass sie aus irgendwelchen ihr nicht bekannten Gründen gesucht wurde und dass ihr 'Retter' sich eigentlich nur zu ihr gesetzt hatte, weil er hinter ihr her war. Und nun wurde sie von ihm irgendwohin geführt, aus aus einem sehr seltsamen grund verfolgte niemand Jade und den Fremden und die Vize der Gamers bereute es allmählich alleine losgegangen zu sein. Sie hatte überhaupt niemanden gehabt, der ihr Rückendeckung gab. Diesen Teil hatte die Schöne gar nicht bedacht.​
Eigentlich wollte ich Streit vermeiden, aber wenn es nicht anders geht... Jade zog ihren Arm an und wenige Sekunden später sauste ihr Ellbogen in die Seite des hageren Mannes, doch der starke Hieb konnte seine Wirkung nicht entfalten, da Jade plötzlich einen stechenden Schmerz in ihrer linken Seite spürte. Der Schock über diesen Schmerz zwang sie zu einem perplexen Stöhnen, gerade als sie dabei war, sich wieder einzubekommen, säuselte der Mann ihr etwas ins Ohr. "Du brauchst gar nicht aufzumucken, gegen mich hast du nämlich keine Chance.", hörte Jade ihn in seinem schleimigen Ton sagen und verzerrte angewidert das Gesicht. Gerade, als sie ihm eine wüste Beleidigung an den Kopf werfen wollte, spürte sie den Lauf einer Schusswaffe in ihrer rechten Seite und erstarrte. "Ich sagte, nicht aufmucken. Du wirst jetzt brav mit mir kommen." Da die Schöne nicht voreilig sterben wollte, tat sie wenn auch ungern das, was der Unbekannte von ihr verlangte, und ging mit ihm durch eine einsame Gasse. Während sie weiter in ein verlassenes Gebiet der Stadt, in der sich Jade befand, gingen, warf sie einen flüchtigen Blick auf die Waffe des Mannes und schluckte schwer. es war keine Pistole, sondern ein Revolver, der ihr verdammt bekannt vorkam. "Was ist los? Noch nie so eine Waffe gesehen?", fragte dieser sie in seinem regulären 'rattigen' Ton, wie Jade fand, und fügte dann noch hinzu, als ob er Jades Gedanken lesen würde: "Oder kommen sie dir etwas bekannt vor?" Dabei zwang er Jade ihm in die Augen zu schauen. Jade starrte ihm in seine blutroten Augen, wie eine Maus eine Schlange ansah und schluckte nochmals. Es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter. Der Mann schubste sie plötzlich von sich weg und richtete seine Waffe auf Jade, die krampfhaft versuchte sich wieder zusammen zu reißen, doch es klappte einfach nicht so schnell, wie sie es wollte. Langsam nahm der Mann seine Mütze ab, es kamen schlohweiße Haare zum Vorschein. Der Mann war ein Albino udn Jade wusste genau, um wen es sich handelte. Sie hätte niemals gedacht, dass sie ihn so schnell finden würde. Und außerdem: was machte Nick hier auf Lohen, wo man ihn ganz leicht schnappen konnte? Irgendwie war Jade das plötzlich egal, sie stand ihrem Erzfeind, den sie seit Jahren schon suchte endlich gegenüber. Sie würden ein Duell mit ihren Schießeisen führen und Jade würde ihn zur Strecke bringen das war gewiss. Einen kurzen Moment checkte sie noch einmal die Lage. Es war ein verlassenes gebiet, mit verfallenen Gebäuden und an der Wand hinter ihrem Gegner hingen einige Steckbriefe, darunter auch ein altes vergilbtes, wie Jade sehen konnte, von Nick selbst. das würde sie nach dem Kampf an sich nehmen und es als Andenken an ihren Sieg behalten. das Kichern von Nick holte sie aus ihren Träumen. "Wie gedenkst du, mich zu besiegen?" Jade lief es wieder eiskalt über den Rücken und ihre Hand wanderte sicher zu ihren Pistolen. Der Typ konnte doch nicht wirklich Gedanken lesen, oder?
Auf einmal machte sich ein sehr ungutes Gefühl in Jade breit, denn sie hatte so eben erkannt, dass sie ihre Pistolen an Bord der Morgand le Fay vergessen hatte. "Und was machst du jetzt... ohne deine Pistolen?", fragte Nick sie wieder heuchlerisch und drückte ab. Jade überlegte immer noch, was sie tun konnte, als sie wie in Zeitlupe mitansah, wie die Kugel von Nicks Waffe auf sie zuflog...
 
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Fast schon liebevoll strich der dürre Mann mit seiner extrem hellen Haut über die Stelle auf dem Steckbrief, an welcher sich die Wange der gesuchten jungen Frau befand. Den Behörden war sie unbekannt, doch Nick, so hieß die ominöse Gestalt, die von jedem Exemplar der Flugblätter des Königs eines sofort an sich genommen hatte, kannte ihren Namen bereits - durch Zufall. Er hatte in den letzten Tagen dem Vorfall mit dem brennenden Gasthaus - dem 'Stinkenden Eber' - beigewohnt und die Zerstörung des Lokals genossen. Alles hatte er genau beobachtet, die Wachen, die gaffenden Menschen und natürlich auch die Gruppe von jungen Leuten, die mittlerweile gesucht wurden. Allen voran die hübsche Schwarzhaarige, die ein junges Mädchen, dessen Gesicht ebenfalls auf einem der Flugblätter zu sehen war, getragen hatte und von einem Mann in einem schicken Anzug vor dem Feuer und der Asche des brennenden Gebäudes beschützt hatte. Wie es der Zufall besagte, wurde auch letzterer gesucht. Sowie auch drei andere Personen, die dem blassen Nick aber in keinster Weise interessierten. Er hatte, wenn man es so sagen konnte, nur Augen für die schöne junge Frau. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor und so neugierig wie Nick es nunn einmal war, hatte er die Gruppe von jungen Menschen verfolgt - bis zu dem Schiff, dass ihnen gehörte. Keiner von ihnen hatte bemerkt, dass ein Fremder in der Nähe war, der sie gefährden könnte, nicht einmal der Wolf, den Nick zunächst für einen übergroßen Hund gehalten hatte, hatte etwas schnuppern können. Kein Wunder, überall war der beißende Gestank von Verbranntem, da gab auch irgendwann die beste Spürnase ihren Geist auf. Wie dem auch sei, Nick hatte interessante Dinge beobachten können. Zum einen war da der hagere Mann, der - wie Nick feststellen konnte - gut an seinen sehr dunklen Augenringen zu erkennen war. Das Interessante an ihm war die Tatsache, dass er Menschen und Gegenstände zum Stillstehen bringen konnte. Das hatte er bewiesen, als er die Wachen und Gaffer um das Spektakel herum einfach 'eingefroren' hatte. Außerdem konnte man diese Teufelskraft - Nick wusste genau, dass es solche Menschen gab - nicht einfach unebacht lassen konnte. In einem Kampf würden die Kräfte von 'Trickster' gefährlich werden... Und da waren noch mehr, die Teufelskräfte besaßen. Die Mann-Frau, die manchmal ein Mann, manchmal eine Frau war, und keineswegs mit einem Transsexuellen verglichen werden konnte sowie der Wolf, der eigentlich ein Mensch war.
Bis zu ihrem Schiff hatte Nick die 'Kinder' verfolgt, bis er gesehen hatte, dass sie sich aus dem Staub machten. Auch egal. Schon in dem Moment hatte er gewusst, dass sie noch einmal zurückkehren würden und er die Gelegenheit hätte Jade kennen zu lernen. Nicks Gesicht verzog sich zu einem bösartigen Grinsen, was man aber in der dunklen Nische, in der er in der Bar 'Carpe Noctem' saß, nicht erkennen konnte. Außerdem hatten sich die anderen Gäste im besagten Lokal möglichst weit von ihm weggesetzt - scheinbar lag es an seiner finsteren Aura.
Nick verstaute die Flugblätter, schaute sich vorher noch einmal genau das von Jade an, welches im Gegensatz zu den anderen bloß gezeichnet war, weil Fotos von ihr fehlten (aber jemand hatte sich ihr Gesicht genau eingeprägt und es sofort auf einem Blatt Papier festgehalten). Sein Getränk, es war bloß ein Glas Mineralwasser, leerte in einem Zug. Inständig hoffte er, dass die Person, die er sichte, jeden Moment die Bar betrat, denn Nick hatte die Schöne, seitdem er sie beobachtet hatte, wie so vom Schiff aus zu den anderen an Land geschwommen war. Aus sicherer Entfernung und gegen den Wind versteht sich. Sonst hätte der Wolf sicherlich was gemerkt. Nach einer Besprechung mit dem Wolf ging Jade nicht mit den anderen los, sondern ganz alleine, was Nicks Herz zum Pochen brachte. Eine Fügung des Schicksals, dass er alsbald mit ihr eine nette Bekanntschaft machen würde... Nick hatte sich eine schwarze Mütze aufgesetzt und zusätzlich noch eine Sonnenbrille aufgesetzt. So würde man ihn hier in Lohen, wo es selbst für ihn gefährlich werden könnte, nicht finden. Und Jade würde man auch nicht finden, zumindest nicht sofort. Nick musste nämlich noch ein persönliches Gespräch mit ihr führen. Die Bar, in der er saß, hatte er zufällig ausgesucht, da er drauf getippt hatte, dass Jade eine der drei Lokale besuchen würde, um sich über irgendetwas zu erkundigen. Sie und die anderen, die führten was im Schilde, da war sich Nick ganz sicher. Was es genau war, interessierte ihn nicht. Was ihn interessierte, trat genau in diesem Augenblick durch die Tür der Bar und stolzierte zur Theke. Ein weiteres bösartiges Lächeln huschte über Nicks Gesicht und er machte Anstalten zu seiner Zielperson zuzugehen. Danach ging alles wie von alleine. Irgendwie war die Kleine nicht ganz bei der Sache, möglicherweise hatte sie ein Problem oder sie stand unter Druck, aber das interessierte Nick nicht. Nachdem er bei ihr etwas für Verwirrung gesorgt hatte, und den Mann, der sie belästigt hatte mit einem einzigen Blick hatte zurückweichen lassen, war er mit der Schönen in einem verlassenen Gebiet der Stadt angekommen. Wie sehr hatte Nick bloß verlassene Gebiete schon in seiner Kindheit geliebt... Der Gedanke daran, dass seine Eltern von einem verrückten umgebracht worden waren, holte ihn sofort in die Realität zurück, als er dabei war in einen Traum abzuschweifen.
Ein paar Züchtigungen und das Mädchen in seinem Arm war ganz brav und tat das, was er von ihr wollte. Momentan stand sie unweit vor ihm und hatte soeben festgestellt, dass sie keine Waffen dabei hatte. Ihre Pistolen, die Nick an ihrem Körper gesehen hatte, waren nicht da. Der Blick auf die Waffen ihres Vaters hatte ihr ebenfalls zu denken gegeben. Allerdings waren beide kaputt, die ein schoss nur einmal, die andere hatte ihren Geist längst aufgegeben. Das war schon vor mehr als einem Jahr gewesen, als Nick die beiden charakteristischen Schusswaffen einem halbstarken Kopfgeldjäger mit feuerroten Haaren abgenommen hatte, der Nick versucht hatte zu bezwingen. Für seine Schwester Jade hatte er das getan (so hatte er das auf jeden Fall gesagt), aber es zu seinem Pech nicht geschafft. Und was für ein weiterer Zufall! Der Junge war Jades Bruder gewesen! Er hatte ein Foto gehabt, wo er und sie noch jünger waren, was Nick dem sterbenden Jungen aber da gelassen hatte. So grausam war der hellhäutige Mann ja doch nicht... Außerdem war der Junge so intelligent und hatte Namen und Orte erwähnt. Samantha Sinclair und der Pirat Logan, die sich im West Blue auf Banana Split kennen gelernt hatten. "Jades Eltern waren ein so glückliches Paar, aber du Scheißkerl hast sie umgebracht! Und das hat meine Jade oft zum Weinen gebracht, das verzeih' ich dir niemals...", hatte der Rothaarige energisch erzählt, ganz so, als ob er dabei gewesen wäre. Daraufhin hatte Nick ihn... fertig gemacht, um es noch milde auszudrücken.
Der Albino namens Nick Shriver grinste sein übliches rattiges Grinsen bei dem Gedanken an Jade und ihre Familie, die schon wieder um ein Mitglied reduziert worden war. Mal wieder durch Nick selbst. das er auch alles in die Hand nehmen musste... Ein Seufzer entglitt ihm und er sah mit an, wie die Kugel, die er auf Jade abgeschossen hatte, in einer mit Rissen durchzogenen Wand hinter ihr ein Loch hinterließ. Natürlich hatte er es absichtlich gemacht, schließlich hatte er noch was mit dem Mädchen zu bereden. Erst wollte er noch ein wenig Verwirrung bei ihr verursachen, ehe er sie auf ihre verstorbenen Familienmitglieder ansprach. "Na, Jade?...Sinclair", begann er. Einen Moment ließ er verstreichen, bevor er fortfuhr. Nick wollte unbedingt ihren Gesichtsausdruck sehen, er würde unbezahlbar sein. Langsam steckte er den kaputten Revolver weg zu dem anderen ebenso kaputten Revolver und zog eine silberne Kette, die an einigen Stellen schon angeschwärzt war, aus seiner Hosentasche. Die Kette hielt er ganz hoch, sodass Jade sie sehen konnte. "Sieh' mal, das hat deiner Mutter gehört. Samantha..." Die Ratte klappte die Kette auf - sie war oval und passte von der Größe her sehr gut in seine eigene Handfläche und schaute einige Male auf das Foto von Jades Eltern, die beide glücklich lächelten und sich in den Armen hielten. Anschließend blickte er zu Jade, schaute sie genau an und sah wieder auf das Foto. "Du bist deinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Dieselben schwarzen Haare, dieselben Gesichtszüge... Er war ein ziemlich schmucker Bursche, muss ich sagen. Aber die helle Haut und die blauen Augen hast du von deiner Mutter. Hm, hübsche Eltern, hübsches Kind. Was kann man auch sonst erwarten, hm?", meinte er in einem jovialen Ton. "Ach ja, und ich soll dir schöne Grüße von deinem Bruder ausrichten... Wie heiß er noch gleich? Jared?", fügte Nick mit einem rattigen Grinsen zu und wartete geduldig auf Jades Reaktion. Dieser Auseinandersetzung w machte jetzt schon Spaß, denn so ausdruckslos ihr Gesicht auch war, er konnte den Schmerz darin erkennen.
 
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Jade Sinclair

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Jade traute ihren Sinnen nicht mehr. Unzählige Fragen wallten wieder einmal in ihr auf, doch sie konnte sich keine von ihnen beantworten. Die Worte von Nick hatten sich in ihr Gedächtnis gebrannt, jedes einzelne, und der Blick der Schönen war auf die silberne Kette fixiert, welche der Albino in seiner Hand hielt. Die Kette ihrer Mutter... Jade meinte in diesem Moment, dass ihr Onkel ihr etwas davon erzählt hatte, aber sicher war sie sich nicht. Momentan war es wichtiger, die verlassene Gegend abzuchecken, um einen Schlupfwinkel zu finden. Sonst war sie Nick hoffnungslos ausgeliefert. Langsam ließ Jade ihre Augen über die leerstehenden Gebäude gleiten, da ihr Widersacher zu der Zeit mit dem Bestaunen des Inneren der aufklappbaren Kette beschäftigt war. Als er sich wieder auf die Schöne fixierte, hatte Jade bereits ein geeignetes Haus gefunden, in welchem sie sich verstecken konnte. Im Gegensatz zu den anderen Ruinen hier, waren bei der alten Villa zwar die Fenster, aber nicht die Eingangstür zugenagelt. Außerdem war es innerhalb sehr dunkel, weswegen Jade die Finsternis sehr gut für sich nutzen konnte.
Nick stellte Vergleiche mit der unbewaffneten Jade und ihren verstorbenen Eltern an und die Vize-Kapitänin der Gamers-Piratenbande fragte sich nun auch noch, warum sich ihr Feind nach 18 Jahren immer noch so gut an die Ereignisse erinnern konnte. Ihr lief es kalt den Rücken hinunter, als ihr klar wurde, wie durchtrieben die Ratte war. Nach langer Zeit so etwas noch zu wissen... Ein sehr gutes Gedächtnis, das musste man sagen. Wer wusste schon, was er noch alles angestellt hatte und sich auch von diesen Taten jedes einzelne Detail gemerkt hatte. Kein Zweifel, der hagere Mann hatte kein Stroh im Kopf, das wurde Jade ebenfalls klar.
Ganz langsam glitt ihr Blick noch einmal zur Villa, dann zurück zu Nick. Er durfte nichts bemerken, sonst war's das möglicherweise mit der tollen Chance auf ein Versteck. Weit und breit war nämlich sonst keine Mauer zu sehen bzw. waren alle 'sicheren' Plätze viel zu weit entfernt, als dass die junge Frau in kürzester Zeit dahin laufen konnte. Dafür war sie nicht schnell genug. Ihre einzige Option war die alte Villa, kein zweifel. Und was noch auffällig war... Es lagen keine Steine in der Gegend herum... Warum lagen hier nicht irgendwelche Ziegelsteine herum? Oder Stöcke? So war das doch eigentlich meistens üblich in einem unbelebten Viertel, es sah aber danach aus, als hätte jemand vor kurzem hier 'sauber gemacht'...
"Ach ja, und ich soll dir schöne Grüße von deinem Bruder ausrichten... Wie heiß er noch gleich? Jared?", hörte die Schwarzhaarige den Mann, unweit von ihr, sagen. Ein Blitz durchzuckte die junge Frau, zumindest fühlte sich der Schmerz in ihrer Brustgegend so an. Deswegen hatte Jared nie einen Brief geschickt, weil die Ratte ihn... erledigt hatte. Für einen Moment drohte Jades gefasstes Auftreten zu bröckeln, aber tapfer blinzelte sie schnell die Tränen weg, die ihre blassen Wangen runterzulaufen drohten. Nein... Nicht auch noch Jared... Zum jämmerlichen Selbstmitleid war aber keine Zeit, wenn sie sich nicht zusammenriss und endlich loslief, dann würde sie genauso enden, wie ihre verstorbenen Familienmitglieder... oder noch viel schlimmer.
Rattig wie eh und je grinste sich Nick über seinen Spruch ab. Der Groll, den Jade gegen ihn hegte, breitete sich vollends in ihr aus, und sie ging ihrem Plan nach. Ohne auch nur eine weitere Reaktion zu machen, rannte sie plötzlich schnurstraks auf die alte Villa zu und hörte von hinten nur rufen: "Lauf' so schnell du kannst, hübsches Kind, mir entkommst du nicht!" Dann folgte ein perfides Lachen, aber Jade drehte sich nicht um zu ihm, sondern verschwand in dem finsteren Eingang des Hauses. Es waren keine schnellen Schritte zu hören, die irgendwie bewiesen, dass Nick der Schönen hinterherlief, nur... langsame, leise Schritte. Ganz gemächlich, so, als würde er einen Stadtbummel machen und nicht jemanden jagen. Warum lässt er sich so viel Zeit? Da ist doch was faul... Nach einer Verschnaufpause von wenigen Sekunden tastete sich Jade durch den dunklen Raum, in dem sie sich befand. Durch die Ritze der Bretter, die an den Fenstern angebracht worden waren, fiel etwas Licht herein, sodass sie sich ein wenig vorstellen konnte, wie das Zimmer aussah. Möbel allerdings, gab es keine. Leise tapste Jade sich weiter vor und bekam ein Geländer zu fassen. Es musste die Treppe in die erste Etage sein. Die wenigen Lichtstrahlen reichten allerdings nicht mehr aus, um auszumachen, wie viele Treppenstufen es gab. also blieb der jungen Frau nichts anderes übrig, als sich weiter durch zu tasten. Von Nick noch immer nichts hörend, begann sie also auf leisen Pfoten die Treppe hochzusteigen - das Geländer immer für den Halt, den sie brauchte, fest umschlossen. Vorsichtig setzte Jade einen Fuß nach dem anderen auf die jeweils folgende Treppenstufe, ganz sachte, damit die Stufen unter ihren Füßen nicht knarrten und ihren Aufenthaltsort verrieten. Im großen Eingangsraum hätte sie nicht bleiben können, der Albino hätte sie sofort erwischt, daher blieb ihr im Grunde ohne Waffen nichts anderes übrig, als sich weiter in das Gebäude hinein zu kämpfen. Was wiederum wieder seltsam war... Jade war in jenem Eingangsraum über nichts gestolpert, auch da gab es keine Steine oder andere kleine Stolperfallen. Wie aufgeräumt. Ein ungutes Gefühl machte sich in der Bauchgegend der Schönen breit, sie konnte aber noch nicht begründen, woran es lag.
Am Ende der Treppe angekommen, zuckte sie kurz zusammen, als sie ein schlurfendes Geräusch vom Treppenende aus hörte. Es kam von unten, aus dem Erdgeschoss - Nick war ganz in der Nähe. Hektisch lief Jade gezielt in den Raum, in dem es am wenigsten Licht gab. So konnte der Albino nicht sofort ausmachen, wo sie sich in der Dunkelheit versteckte. Wenn er sich durch ein Geräusch verriet, würde die junge Frau seine Position orten und sich mit aller Kraft gegen ihn werfen, denn auch in dem lichtlosen Raum, in den sie sich getastet hatte, gab es auf dem Boden keine Gegenstände. Keine alten Bretter, keine Ziegelsteine, keine vergessenen Besen oder andere liegen gelassene Gegenstände. Nichts. Zumindest nicht in ihrem direkten Umfeld, vielleicht weiter im Raum, an der Wand, die gegenüber der Tür war. Was in dem Augenblick aber schlimmer war als des Fehlen von jedweden potentiellen Waffen, war die Lautlosigkeit ihres Widersachers. Wo steckte er nur? Hoffentlich kommt er nicht gleich hier reinspaziert..., hoffte Jade inständig, damit sie noch etwas Zeit hatte, um zu überlegen, was sie tun konnte.
In einer starren kauernden Haltung hatte sich Jade hinter der in den Angeln hängenden Tür versteckt, in der Ecke. Minuten kamen ihr vor wie Stunden, so angespannt war sie. Staub kitzelte ihr in der Nase, weswegen sich Jade dazu zwang, den Atem anzuhalten, damit sie nicht nieste. Das wäre sehr nachteilig. Mit ihrem rechten Handrücken, wischte sie sich ein paar Mal über die Nase, um den durch die Staubkörner entstandenen Juckreiz loszuwerden. Anschließend lauschte sie weiter mit langsamen Atemzügen, ob sie etwas von Nick hören würde, aber es herrschte Totenstille. Ihr Herz hämmerte wie wild in ihrer Brust wegen ihrer Nervosität, die von ihrer waffenlosen Gegenüberstellung mit einem Verrückten - wie sie fand und es auch etliche Male erzählt bekommen hatte - herrührte und dass keine Menschenseele in der Nähe war, um ihr zu helfen. Jade war ganz auf sich gestellt...
Langsam fasste sich Jade ein Herz und krabbelte leiser weiter in den Raum hinein. Dabei achtete sie stets darauf, nicht ins Licht zu geraten, welches in feinen Nuancen durch die Tür in das Zimmer fiel. Behutsam tastete sie den Boden ab und bekam dabei - sehr zu ihrem Glück und ihrer persönlichen Freude - etwas klotziges zu fassen. Ein hoffnungsvolles Lächeln erschien auf dem Gesicht der Schönen und sie betastete den Gegenstand weiter. Es handelte sich dabei um einen so ersehnten Ziegelstein. Vorsichtig hob sie die primitive Waffe, die sie gefunden hatte, hoch und erschrak. Irgendetwas großes fiel auf die junge Frau, etwas langes umschloss ihren wohl geformten Oberkörper. Jade gab einen erschrickten Laut von sich. Nick!, dachte Jade nur panisch und stand abrupt auf, um von dem Albino loszukommen, indem sie ihn von sich mit ihrem Rücken wegschubste. "Du elender Mistkerl!", stieß Jade einen wenig effektvollen Fluch aus und wirbelte herum, damit sie den Stein in ihrer Hand mit ihrer gesamten Kraft auf ihren Feind niedersausen lassen konnte. Irgendetwas knackte, als die Schöne den Körper, den sie im schwachen Licht, welches durch die Tür in den Raum fiel, beim ersten Schlag an der Stelle, wo sie den Kopf der schemenhaften Gestalt vermutete, traf. Wie von Sinnen schlug sie immer wieder auf den Körper ein, wobei sie gar nicht bemerkte, dass er sich nicht wehrte, sondern immer weiter auf den Körper einschlug, bis sie wieder einen klaren Gedanken fassen und realisieren konnte, dass die Gestalt vor ihr nicht... lebendig sein konnte! Schockiert ließ Jade plötzlich den Stein fallen, der mit einem lauten Poltern irgendwo auf dem Boden landete. Schnell boxte sie die Gestalt, einmal, zweimal... Dann trat sie etwas näher, befühlte den Körper und stellte fest, dass er weder warm war, noch blutete - es war nichts Feuchtes an ihm zu fühlen - oder bekleidet war. Eine Puppe... Eine Falle. Shit.
Jade hatte sich verraten, weil sie gedacht hatte, dass es sich bei der leblosen Puppe um Nick handeln würde. Wie blind - im wahrsten Sinne des Wortes - war sie in die Falle hineingetappt und plötzlich wurde alles verständlich: Nick hatte alles geplant. Er hatte alle freiliegenden Gegenstände weggeräumt, er hatte auch innerhalb der Villa alles aussortiert, was als eine mögliche Waffe benutzt werden konnte. Bis auf den Stein, den Jade aufgehoben hatte. Sie musste damit irgendetwas in Bewegung gebracht haben, sodass die Puppe auf sie fallen konnte. "Oh, hast du meine Überraschung gefunden?", sagte Nick von irgendwo, was Jade einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Es half nichts. Jade kniete nieder, sie ließ sich mehr noch auf die Knie fallen, und grabschte nach dem Stein. Wer wusste schon, was der Albino als nächstes vorhatte. Die Ratte hatte bestimmt überall in dem Haus Fallen eingebaut, damit er Jade sofort finden konnte. Und er spielte ein kleines perfides Spielchen mit ihr.
Weiter suchte Jade nach dem Stein, klopfte ihre unmittelbare Umgebung ab, bis sie den Stein wieder zu fassen bekam. Eine Woge der Erleichterung hüllte sie ein. Einzig allein mit dem Stein, den sie im Notfall sogar werfen konnte, fühlte sich die junge Frau schon viel sicherer als zuvor. Und auch mutiger. Deswegen ging sie mit mit hoch erhobenen Haupt in großen Schritten auf die Tür zu, um den Raum zu verlassen. Wenn sie ihren Gegner in die Hände bekam, konnte nichts auf dieser Welt ihn von ihr befreien. "Komm' doch her, du-", rief Jade laut, doch die Überraschung über den plötzlichen Schmerz in ihrem rechtem Fuß war größer, sodass sie ihrem Satz nicht einmal einen vernünftigen Fluch anhängen konnte. Geschwind zog sie ihren Fuß von der Schmerzquelle weg. Die letzten Schritte aus dem Zimmer legte sie ungeschickt und stolpernd zurück, fiel am Ende sogar durch die Tür aus dem Raum heraus, da der Türrahmen, an dem sich die Schöne versuchte abzustützen, einfach abbrach. Mit einem lauten "UFF!" knallte sie auf den staubigen Boden. Im dämmrigen Lichtzustand konnte sie gerade noch erkennen, wie Staub aufgewirbelt wurde zu kleinen Wölkchen. Aus irgendwelchen Gründen wurde ihr Fuß, mit dem sie in ein spitzes Objekt getreten war, taub, sie konnte sich nicht erklären warum. Dafür war sie viel zu geschockt, als sie, genau in dem Moment, indem sich die Schöne versuchte wieder aufzurichten, einen festen Druck auf ihrem Rücken verspürte. "Ich bin hier...", flüsterte Nick unheilvoll und makaber, als er Jade mit seinem Fuß auf den Boden drückte. Alarmiert und instinktiv rappelte sich die Schöne unter seinem Fuß wieder auf und fasste nach dem Treppengeländer. Wortlos stolperte sie die Treppe herunter, die sie in etwa noch in Erinnerung hatte mit einem Ziel: Aus dem verflixten Gebäude heraus. Die letzten Stufen fiel Jade, knallte gegen die Wand davor, was sie aber nicht davon abhielt weiter zu rennen - in Richtung Ausgang. Der Weg vom Dunkeln ins Licht... Und der Weg der Taubheit von ihrem Fuß hoch durch Jades Unterbein. In wenigen Schritten war Jade fast aus dem Haus heraus, allerdings streifte irgendetwas nicht sichtbares ihr Schienbein und etwas regnete auf sie herab. "IIIHHHH!!", schrie die Schöne aufgebracht, als sie im Eingangsraum stand und sich as Gekrabbel vom Leib klopfte. Es war wieder eine Falle, die Nick fertig gestellt haben musste, nachdem Jade hochgelaufen war ins erste Stockwerk.
Weiter klopfte Jade die Krabbeltiere von ihrem Kopf und ihren Gliedmaßen, bis sie endlich draußen war und die Freiheit sie mit offenen Armen empfing. Selbst als jede Spinne entfernt war, hatte die Schöne immer noch das Gefühl, wie die dünnen Spinnenbeinchen über ihre Haut trippelten. Vom Ekel ergriffen lief sie weiter, kam aber nicht weit. Ein Sausen war zu hören gewesen, ganz so, als ob eine Klinge durch die Luft schnitt, als Jade abermals zu Boden fiel. Diesmal allerdings mit einem stechenden Schmerz im linken Oberschenkel. Keuchend betastete sie ihren Oberschenkel bis sie etwas befühlen konnte, was aus ihm herausragte. Ein Messer. Eine weitere Waffe, die sie aber nicht nutzen durfte, daher war sie nutzlos. Am Ende würde sie noch an Blutverlust sterben, was man getrost als eigene Dummheit schimpfen konnte. Stattdessen quälte sich Jade wieder auf die Beine, drehte sich nur kurz zu Nick um und lief weiter, bis sie sie einen Schuss hörte, dessen Kugel sich in ihren Rücken hineinfraß. Schon wieder fiel sie vornüber, drückte sich aber mit ihren Armen vom Boden ab, um wieder aufstehen zu können. Nick war in dieser Zeit schon bei der schönen Schwarzhaarigen angekommen. Er verpasste der Stelle, wo seine Pistolenkugel sein Opfer auf dem rechten Flügel eines auf das Schulterblatt tätowierten Schmetterlings getroffen hatte, einen deftigen Tritt und verhinderte somit, dass die ihn mit Todesblicken durchbohrende Jade wieder auf die Beine kam. Ein schmerzdurchzogener Schrei entglitt ihren schwungvollen Lippen. Dann lag sie einige Augenblicke still. Vor ihrem geistigen Auge sah die Schöne, wie ihre Tante Chloe den Garten machte, wie ihr Onkel Ryan einen Patienten behandelte, wie sie mit Jared zusammen das Schießen übte, wie die anderen Kinder in Borth-Town sie hänselten, weil sie keine Eltern hatte, wie sie in See stach, in den South Blue reiste und in Perio auf ihren Käpt'n Vailos traf, dann auf Ace und Luzi, einige Zeit später dann auch auf Mr. Alhambra, Elisa und Dorian. Es waren Erinnerungen. Es wurde gesagt, dass man, bevor man starb, sein Leben vor sich ablaufen sehen würde... Nein! Nicht mit mir!, schoss es der verletzten jungen Frau wie eine Pistolenkugel durch den Kopf, was ihr die nötige Kraft gab, sich auf der einen Hand wieder aufzustützen und mit dem anderen ausgestreckten Arm, soweit es ging, herum zu wirbeln. Ihr Ziel war es ihrem Feind mit zornigem Geschrei einen saftigen Schlag zu verpassen, aber dieser war schon wieder schneller und schritt einfach nur geschmeidig zur Seite. Mit einem starren Lächeln, richtete er eine weitere Pistole auf den Oberarm der Schönen, der so eben leer durch die Luft gesaust war, und versenkte eine weitere Kugel in ihrem Körper. Jade stöhnte nur schmerzvoll auf und kippte nach hinten auf ihren Rücken. Sie rührte sich nicht mehr. Lag einfach nur noch da, unfähig etwas zu tun, als Nick gemächlich neben ihrem Kopf kniete und auf sie herabsah. Langsam veränderte sich die Sicht der Schönen, der grinsende Mann begann zu verschwimmen und nur noch wie ein Echo vermochte Jade seine Stimme zu vernehmen.
Anschließend wurde ihr in die kurzen schwarzen Haare gepackt, ihr Kopf angehoben, sodass der Aufprall ihres Hinterkopfes auf dem Steinboden sie entgültig außer Gefecht setzte. Jade war kläglich gescheitert. Sehr kläglich. Das letzte, woran sie sich erinnerte, war Luzis Umarmung und das Gespräch mit Vailos, bevor sie alleine loszog, um Informationen zu sammeln.
 
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Vivum

Guest
Ein Knall war zu vernehmen, der einen Schwarm von Vögeln aufscheuchte, die mit einem erschrockenen Zwitschern davonflogen. Sie flogen hoch gen Himmel und verschwanden im grellen Licht der Mittagssonne. Daraufhin folgte ein weiterer Knall und die vermummte Gestalt, welche hinter einer leicht eingefallenen Mauer Deckung suchte, wusste sofort, dass es sich um die Schüsse einer Waffe handelte. Vermutlich eine Pistole, aber so gewiss war es nicht. Dafür kannte sich die in einen schwarzen Umhang gehüllte Person namens Samuel - seines Zeichens treues Mitglied der Widerstandbewegung Vivum - viel zu wenig mit Schusswaffen aus, als dass er auf diese Distanz benennen konnte, ob es sich nun um eine Pistole oder um ein Gewehr handelte.
Alarmiert blickte Samuel in die Richtung, aus der er die Schüsse gehört hatte. Sein Kollege Emmanuel, ebenfalls bei Vivum tätig und auch komplett mit einem dunklen Umhang bedeckt, war sofort herbeigeeilt. Mit einem Nicken von Samuel, zogen beide ihre Waffen und liefen auf leisen Pfoten zu dem Ort des verlassenen Areals, auf dem sie sich befanden, um Wache zu schieben, und verharrten bei ihrer Ankunft dort hinter einer Hasuwand, damit sie potentiellen Gegnern nicht direkt in die Arme liefen.
Behutsam lugte Samuel um die Ecke, Emmanuel gab ihm dabei Rückendeckung und hatte soweit alles im Blick, was sich hinter den beiden jungen Männern befand. "Beug' dich nicht zu weit heraus, sonst merken 'sie' etwas.", warnte Emmanuel seinen Kollegen im Flüsterton, wobei er Samuel vorsichtig eine Hand auf die Schulter legte, um ihn etwas zurück zu ziehen. 'Sie' waren übrigens die Soldaten des Königs, die manchmal Kriminelle direkt hier im verlassenen Gebiet hinrichteten und die großen Feinde der Widerständler waren. Keiner von den Mitgliedern der Widerstandsgruppe mochte die königlichen Soldaten, sie waren zu brutal und zugleich auch so unmenschlich - dass sie dem grausamen Fenrir folgten war Beweis genug.
Ein wütendes Zischen entwich Samuels Lippen, als er sich wieder zurückdrehte und Emmanuel ihn fragend anschaute. Mitten auf dem auffällig leeren Platz – er schien im wahrsten Sinne des Wortes wie leer gefegt - lag eine Person reglos am Boden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war sie tot. Oder zumindest schwer verletzt, hoffte Samuel, damit man dem Opfer noch auf irgendeine Weise helfen konnte. „Diese verdammten Soldaten… Ihnen ist schon wieder jemand zum Opfer gefallen.", brachte er unter knirschenden Zähnen hervor, was sich wie ein brennender Pfeil in Emmanuels Brustgegend bohrte. Schon wieder jemand durch die Hand des Königs auf dem Weg ins Jenseits. „Wir hätten ihm oder ihr noch helf-", begann Emmanuel, doch er konnte seinen Satz nicht beenden, da war sein Kollege unvermittelt schon losgelaufen. „Halt! Das könnte eine Falle sein!", rief er Samuel hinterher, doch dieser war bereits bei seinem Zielobjekt angekommen und kniete sich neben die reglose Person. Schnell lief ihm Emmanuel hinterher und stellte fest, dass es sich bei dem Menschen auf dem Boden um eine junge Frau handelte. Sie hatte einen kurzen Haarschnitt und war auffällig hübsch, genauso wie… die gesuchte weibliche Person, deren Name unbekannt war! „Oh mein Gott…", flüsterte Emmanuel, als er sah, wie sich eine Blutlache unter der Frau bildete. Sie war schwer verletzt. „Schnell, wir müssen sie verarzten, sonst verblutet sie noch!", brachte Samuel alarmiert hervor und riss sich mehrere Streifen von seinem schwarzen Gewand ab. Während Samuel Verbände vorbereitete, kontrollierte Emmanuel den Pulsschlag, den Atem sowie die Pupillenerweiterung der Verletzten und stellte erleichtert fest, dass sie noch unter den Lebenden verweilte. Anschließend schnappte sich Emmanuel eine Bandage nach der anderen und legte der bewusstlosen Frau Druckverbände an. Nachdem alle Wunden berücksichtigt worden waren und die Notmaßnahme vollzogen worden war, wickelten die beiden Mitglieder Vivums die Schwarzhaarige in den zerrissenen Umhang von Samuel und und trugen sie geradewegs in das Anwesen von Jasper von Harz, ihrem Anführer. „Sir Jasper wird wissen, was mit ihr zu tun ist…", meinte Samuel, als er sich mit seinem Kollegen voller Vorsicht vor den königlichen Bediensteten zum prachtvollen Anwesen der Familie von Harz durchkämpften…


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Tbc: Der mühsame Weg der Bauern
 
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