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IV. J’adoube

Lucian

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Nach dem Kampf mit dem Narbengesicht war Lucian fertig gewesen. Er hatte sich am Rande dessen befunden, wozu sein Körper in der Lage war. Zu der physischen Überanstrengung kamen dann auch noch die Verletzungen selbst, die er sich zugezogen hatte. Die Löwenklauen hatten seine Brust perforiert wie Pistolenkugeln und waren lang genug gewesen, dass sie auch seine Organe verletzten konnten. Es durfte also niemanden verwundern, dass er nach dem Kampf zusammengebrochen und auf Marlons Hilfe angewiesen war, um zurück zum Schiff zukommen. Doch kaum hatte Igraine ihn notdürftig verbunden, begann er auch schon damit, seinen Zustand runter zuspielen. Gut, er bewegte sich deutlich langsamer und vorsichtiger als sonst, aber er saß aufrecht am Esstisch ohne sich zu beschweren, brachte das Schiff auf Kurs und versuchte auch sonst allen seinen Aufgaben an Bord nachzukommen. Immerhin lastete auf ihm sehr viel Verantwortung, wo sie ohnehin nur zu dritt an Bord der Trophy waren. Man hätte es kindischen Stolz oder die typische männliche Eitelkeit, keine Schwäche zu zeigen nennen können, aber die Wahrheit war, dass Lucian sich einfach keine Zeit zur Genesung nehmen wollte. Zeit war wichtig und durfte nicht für Nebensächlichkeiten verschwendet werden!

Der Tag ihrer Abfahrt war kaum anders als sonst. Am zweiten Tag wurde Lucian merklich stiller und verbrachte mehr Zeit an Deck und sich auf das Steuerrad lehnend, als es seine Art war. Am dritten Tag konnte man ihm deutlich ansehen, dass selbst aufrecht stehen unglaublich anstrengend war. Es war schließlich am vierten Tag, dass Lucian Morgens nicht mehr aus seiner Kabine kam. Als Marlon schließlich nachsehen kam, waren die weißen Laken voller Blut und der weißhaarige regte sich nicht. Seine Atmung war flach, die Bandagen durchgeblutet und die Wunden darunter schlimmer aufgerissen als am ersten Tag. Spätestens jetzt musste jedem klar werden, selbst dem Vicomte selbst, dass diese Verletzung nicht ohne Hilfe verheilen konnten. Sie brauchten einen Arzt und zwar dringend!

"Kaba … südlich … " Es waren nur zwei Worte, die Lucian heraus bekam, aber mehr konnte er selbst nicht mehr tun. Eigentlich hatte er den Kurs Richtung Casino Town eingeschlagen, mit der Absicht das verschwinden geringe Vermögen an Bord wieder aufzustocken. Allerdings lag die künstliche Insel nicht nur näher, zumindest vermutete der Vicomte dass, nein, die medizinische Versorgung war um ein vielfaches besser. Da Lucian selbst sich kaum mehr bewegen konnte, blieb ihm nur zu hoffen, dass Marlon und Igraine es schafften, die Stelzeninsel selbstständig anzusteuern. Beide verstanden noch weniger vom Navigieren als er selber und das künstliche Eiland war wirklich klein. Aber eine bessere Chance hatte er nicht.
 

Igraine

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Existierte nicht ein Aberglauben, dass Frauen auf Schiffen Unglück brachten? Igraines bisherige Statistik täte diesem keinen Abbruch, umso spannender gestaltete sich nun die Überfahrt, da ihr sonstiger Aushilfsnavigator so langsam an die Grenzen seiner Konstitution zu gelangen schien. Der weißhaarige Vicomte mochte zwar ein menschlicher Panzer sein, aber der Ausflug auf Symmetria hatte ihm offensichtlich nicht besonders gut getan. Igraine wusste nicht, wie der Anführer der Kopfgeldjäger es geschafft hatte, ihn so zuzurichten, aber sie verschwendete auch keinen Gedanken darauf. Es war nicht wichtig, wie das passiert war, sondern nur, dass sie irgendwie einen Arzt auftreiben mussten, damit ihnen Lucian nicht noch verstarb. Das wäre wirklich nervig, wenn man bedachte, dass sich Igraine dann eine andere Mitfahrgelegenheit anlachen müsste und noch dazu wahrscheinlich eine mit deutlich schlechterer Verpflegung. Also hatte sich die Schwarzhaarige in die Karten vertieft, über denen Lucian normalerweise brütete und festgestellt, dass sie nichts mit ihnen anfangen konnte. Man hätte ihr den Querschnitt eines Atomreaktors geben können und es hätte weitaus mehr Sinn gemacht als dieses Sammelsurium an Linien und Kreuzungen, die sich vor ihr entfalteten, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie die Abstände zwischen den einzelnen Inseln nun interpretieren musste. Also tat sie das einzig sinnvolle und versuchte sich ein wenig in die Materie einzulesen, nur um das Fachchinesisch zu verfluchen, in denen die Bücher geschrieben waren, die sie auf dem Schiff zusammenkratzen konnte. Das lag mitunter daran, dass sie für bereits eingewiesenes Fachpersonal geschrieben worden waren, sie aber nicht einmal wusste, wie man ein Schiff richtig steuerte. Marlon dagegen schien zumindest letzteres schon einmal getan zu haben oder hatte jemanden dabei beobachtet, wie er das Steuerrad vernünftig einschlug. Vielleicht hatte er auch einfach ein gewisses Talent zum Aushilfssteuermann, das Igraine aufgrund ihres relativ einseitigen Standortes in ihrer Werkstatt niemals hätte entwickeln können, jedenfalls liefen sie dank dem Koch schon einmal nirgends auf.

Kaba zu finden war gar nicht schwer gewesen, immerhin hatte es nur drei Blicke gebraucht, bis Igraine das kleine, künstliche Eiland auf einer der Karten fand. Nach erster Freude darüber hielt allerdings die bittere Realität Einzug, dass sie keine Ahnung hatte, wo sie sich nun genau befanden, immerhin schwammen sie mit der schneeweißen Yacht im freien Ozean herum. Während Marlon sich damit beschäftigte, verzog sich Igraine wieder in den Bauch des Schiffes, um an ihren momentan vernachlässigten Konstruktionen weiterzuarbeiten. Sie hatte sich neben ein paar Scherzen auch daran gemacht, ihre Schmiedehandschuhe umzubauen, sodass sie nicht nur als Schutz gegen Hitze, sondern auch als offensives Hilfsmittel dienen konnten. Außerdem hatte sie die Idee nicht mehr losgelassen, dass Marlon mit den richtigen Waffen sicherlich deutlich gefährlicher sein konnte, als mit diesem lustigen Bumerang, den er mit sich herumtrug. Die Frage war nun also, wie man ein Wurfmesser dazu brachte, sich mit einer Granate zu paaren, aber offensichtlich hatte sie als Kupplerin deutlich mehr Talent denn als Pfadfinderin. Auch wenn sie wieder einmal eine fremde Schmiede für große Teile der Arbeiten würde benutzen müssen, waren die grundlegenden Teile bereits an Ort und Stelle. Glücklicherweise schaffte Marlon es, ihre Position zu bestimmen, obwohl er dafür einige Zeit brauchte - und das bedeutete, dass Igraine das stupide am Steuerrad Stehen übernehmen konnte, solange der Blonde seinem eigentlichen Handwerk frönte. Es war besser so, denn wenn Igraine das Kochen hätte übernehmen müssen, wäre wahrscheinlich nicht nur Lucian ein Fall für den Arzt gewesen. Es war unfassbar, wie unfähig sie war, wenn es darum ging, etwas Genießbares zu produzieren...
 
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Marlon war Koch und das hieß, dass er kochte. So weit die offensichtlichen Fakten. In letzter Zeit aber war der Blonde als vieles eingesetzt worden und nur wenig davon hatte mit seiner offiziellen Qualifikation zu tun gehabt. Natürlich, er war auch ein Attentäter und in dieser Hinsicht durchaus qualifiziert, Menschen aus zu schalten oder erste Hilfe, zumindest grundlegende, zu leisten. Doch tatsächliche Krankenpflege oder das Steuern eines Schiffes gingen über seine Fertigkeiten weit hinaus und so war es wohl eher Glück als tatsächliches Können, dass weder sein Kapitän gestorben noch das Schiff auf Grund gelaufen waren. Zum Glück konnte man sich, entsprechende Fachbücher vorausgesetzt, ein gewisses Grundwissen relativ schnell angeignen, doch Marlon wäre niemals auf die Idee gekommen, sich als Arzt oder Navigator zu bezeichnen. Wie bereits erwähnt, es war eher Glück als Verstand, was sie vor größeren Unglücken bewahrt hatte. Und er wollte diese beiden Faktoren nicht länger herausfordern als unbedingt notwendig.

Entsprechend erleichtert war Marlon also auch, als die sichtlich künstliche Silhouette der "Stelzeninsel" Kaba in Sicht kamen. Endlich hatten sie einen sichtbaren Punkt an dem sie sich orientieren konnten und Hilfe für Lucian war auch bereits in Sicht. Der Ruf der Ärzte von diesem Eiland war im North Blue und darüber hinaus hervorragend, eine solche Verletzung wie sein Kapitän sie hatte war da vermutlich beinahe schon Arbeit für den Praktikanten. Nicht, dass er irgendeinen unfähigen Knochenschrauber an Lucian herangelassen hätte, aber der Gedanke war trotzdem ungeheuer beruhigend. Mit der Vorsicht, die man sonst einem wertvollen Kunstgegenstand angedeihen lässt, brachte Marlon Lucian daher nach draußen und kümmerte sich um die wenigen Formalitäten, die beim Anlegen eines Schiffes so anfielen. Seine Krawatte war, passend zum künstlichen Flair der Insel, Anthrazitgrau und er roch angenehm nach Rosenwasser. Ein etwas klassischer Touch, aber der Moderne dieser Insel durchaus angemessen. Passend dazu hieß sein Parfüm "Das Beste von Alt und Neu". Ein Klassiker und modern gewagt zugleich. Das musste man erst einmal schaffen.
"Keine Sorge, Kapitän, wir sind da und wenn die Ärzte hier so gut sind wie man behauptet, dann bist du bald so gut wie neu", redete Marlon auf Lucian ein, unsicher, ob dieser ihn überhaupt hören konnte. "Und keine Sorge - du siehst auch ungeheuer gut aus wenn du schläfst."
 
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Von alle dem bekam Lucian selbstverständlich nichts mit. Sein Zustand war fast schon als Komatös zu bezeichnen, weshalb ihm auch nicht bewusst war, was für Probleme die beiden anderen Personen an Bord mit dem Navigieren hatten. Der Vicomte selbst war ja auch kein Navigator, aber immerhin mit einem gewissen Maß an Segelunterricht aufgewachsen und daher in der Lage Seekarten zulesen. Ob es nun Schicksal oder Zufall war, dass die kleine Truppe es tatsächlich bis nach Kaba schafften, ist daher unmöglich zusagen. Auf jeden Fall war es keinen Moment zu früh, denn Lucians Zustand war sichtlich kritisch. Aber wenn es jemanden gab, der ihm helfen konnte, dann war er auf dieser Insel, dass stand fest!

Das navigieren durch den Stelzenwald, auf dem Kaba errichtet war, gelinde gesagt, ein Albtraum für die meisten Seefahrer. Aber hier zeigte die Trophy einmal ihren Wert. Nicht nur wahr die Yacht wirklich klein im Vergleichen zu vielen Schiffen, sie war auch sehr einfach zu steuern und folgte schon den leichtesten Regungen des Steuerrads. Selbstverständlich kam ziemlich schnell einer von Kabas Schleppern, um die Miss Ann’s Trophy zu einer der Hafenanlagen zu ziehen. Wer nicht von hier kam, fand sich selten zurecht. Den Service lieferte die Insel sogar umsonst, weil sie davon ausging, Besucher mit der Arztrechnung auszurauben. Was im Grunde auch schon das nächste Problem war. Denn nun, da die Trophy endlich ihr ziel erreicht hatte, mussten Igraine und Marlon einen Arzt finden, der sich mit dem wenigen, was sie noch an Bargeld hatten, zufrieden gab.

Die Trophy wurde nicht in einen der normalen Häfen gebracht, sondern zu einem V.I.P.-Dock. Die Hafenzentrale hatte die Yacht wahrscheinlich erkannt und ihr eigentlicher Besitzer war ein gerngesehener Gast und Gönner von Kaba. Umso enttäuschter war der zuständige Dockmeister, als statt des Comte de Villefort zwei vollkommen unbekannte das Schiff verließen. Der untersetzte, glatzköpfige Mann fing sich aber schnell, nachdem er Marlon und Igraine kurz gemustert hatte und ging Händereiben auf letztere zu. „Mir war nicht bewusst, dass seine Exzellenz auch eine Tochter hat. Wir haben eigentlich mit Monsieur Nortier oder dem Comte persönlich gerechnet.“ Marlon schien der kleine Mann im billigen Anzu völlig zu ignorieren und das obwohl dieser eher wie der Besitzer einer Yacht aussah. „Sind sie gekommen um im Tomorrow-Tower Urlaub zu machen? Sollen wir ihrem Butler mit dem Gepäck zur Hand gehen? Für eine Kleine Spende lässt sich alles arrangieren und wir machen ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich.“ Wenn er die Augen nicht zugekniffen hätte, man hätte sicherlich Berry-Zeichen in ihnen sehen können. Aber das war das typische verhalten gegenüber Geldgebern und er konnte ja nicht ahnen, dass er keine solchen vor sich hatte.
 

Igraine

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Igraine hatte weder mit dem Schlepper gerechnet, der sie so freundlich durch das Labyrinth des Hafens zog, noch mit dem Empfang, der sie erwartete. Im Nachhinein war es allerdings logisch, dass man diese Yacht hier kannte, obgleich mal sicherlich von einer anderen Besatzung ausgegangen wäre. Normalerweise schien Lucians Vater dieses Fahrzeug zu benutzen, wenn man dem untersetzen Mann glauben konnte, der sie empfing - oder jemand, den Igraine auf Lucians Bruder schätzte. Sie war sich sicher, dass sie seinen Namen auch schon einmal gehört hatte, aber es wunderte sie nicht, dass sie nichts mehr damit anfangen konnte. Es machte ihr ein wenig Sorgen, dass der Dockmeister vielleicht Lucians Familie alarmieren könnte, sollte er mitbekommen, was hier gespielt wurde, aber gerade hatten sie wahrlich größere Probleme. Was nützte es dem Weißhaarigen, wenn er unentdeckt blieb, aber dabei seinen Verletzungen unterlag?

Bevor sie allerdings in Erklärungsnot geriet, warum es kein Mitglied der Villeforts war, das das Schiff verließ, überraschte sie ihr Empfang mit einer Vorlage, die sie nach einer halben Schrecksekunde ohne Zögern aufnahm. Der Kleine schien aus irgendwelchen verrückten Gründen anzunehmen, dass sie Lucians Schwester war - das ließ sich zwar überhaupt gar nicht begründen, wenn man sich vor Augen hielt, dass die beiden von ihrem Aussehen her krasse Gegensätze waren, aber es bedeutete, dass sie vielleicht doch eine Chance hatten, hier unbeschadet wieder heraus zu kommen. Innerhalb eines Augenblicks richtete sich ihr Körper ein wenig mehr auf, ihre Schulterhaltung wurde gerader und ihr Kinn hob sich eine Nuance. Wie schwer konnte es sein, wenigstens für kurze Zeit diese Rolle auszufüllen, die man ihr dankenswerterweise soeben zugesteckt hatte? "Tatsächlich?" Der leicht spöttische Unterton in ihrer Stimme hätte wohl auch als Arroganz fehlinterpretiert werden können, doch auch diese Auslegung befand sich bestimmt im Bereich des Möglichen. Wenn man sich Lucians Verhalten so anguckte und es mit demjenigen der Adligen verglich, die Igraine kennen gelernt hatte, gehörte eine gewisse Selbst(über)schätzung ganz eindeutig in das Repertoire eines jeden von ihnen. "Das ist bedauerlich." Ja, im Ernst, wie konnte dieser Knilch denn nicht wissen, wie viele Kinder der Comte de Villefort in seinem Leben gezeugt hatte?! Igraine seufzte und strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht, um dem Dockmeister danach ein beinahe versöhnliches Lächeln zu schenken. "Bevor ich auch nur an Urlaub denken kann, habe ich leider Anliegen auf dieser Insel, die keinen Aufschub dulden. Danach reden wir über den Rest." Kurz dachte sie darüber nach, die Einverständnis des Dockmeisters für ihren Plan einzuholen, doch dann fiel ihr wieder ein, dass sie ja hier die selbstbestimmte Adlige markierte, die auf die Meinung eines einfachen Mannes sicherlich eher schiss. "Sorgen Sie solange einfach dafür, dass die Yacht meines Vaters in meiner Abwesenheit nicht betreten wird, danach kann man sich sicherlich verständigen. Merino, folgen Sie mir." Mit diesen Worten trat sie am Dockmeister vorbei, während sie beiläufig Marlon hinter sich herwinkte. Innerlich hoffte sie, dass die Aussicht auf Geld den Mann davon abbringen würde, die Yacht zu betreten oder noch schlimmer, Lucians Vater zu kontaktieren. Es war allerdings ein Risiko, dass sie eingehen mussten, denn sie konnten den bewusstlosen Lucian beim besten Willen nicht schleppen, während sie nach einem Arzt für ihn suchten. Er war alles in allem einfach viel zu auffällig und außerdem hatte sie ein wenig Angst, dass er ihnen auf halbem Weg wegsterben könnte. Eine Leiche über die ganze Insel zu tragen, war dann doch nicht das, was sie anstrebte.

Kaum waren sie aus der Hörweite der Hafenarbeiter heraus, drehte Igraine den Kopf in Richtung Marlon und blickte ihn leicht zweifelnd an. "Du gibst zwar einen tollen Butler ab, aber ich weiß trotzdem nicht, wo wir am sinnvollsten einen Arzt für Lucian herbekommen. So oder so, sollten wir uns damit beeilen..." Sie ließ den Satz offen, aber die möglichen Ergänzungen waren wohl auch dem Blonden bewusst. Oder Lucian könnte sterben. Oder man könnte ihnen auf die Schliche kommen. Oder jemand nutzte zu gerne Teleschnecken...
 
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Ein weniger intelligenter Mann hätte sich wohl gekränkt gefühlt, doch Marlon fiel sofort in die Rolle des etwas rückratlosen, aber höflichen Butlers. Er hatte in seiner Karriere für den Don schon weitaus erniedrigendere Rollen annehmen müssen, um nicht auf zu fallen, da war der Butler noch vergleichsweise dankbar gegen. Zumal es seiner tatsächlichen Rolle an Bord der Yacht ziemlich nahekam. "Natürlich, Herrin", antwortete er daher lediglich auf Igraines Anweisung, ihr zu folgen und deutete sogar eine leichte Verbeugung an. Dann folgte er ihr in kerzengerader Haltung und mit den Händen hinter dem Rücken gefaltet, die Geste des typischen Butlers, der eine verwöhnte, exzentrische Junge Dame betüddelt. Auch so eine Rolle, die ihm als Gentleman regelrecht auf den Leib geschrieben war. Nicht, dass er das jemals gesagt hätte. Schon garnicht in Igraines Nähe.

"Du gibst zwar einen tollen Butler ab, aber ich weiß trotzdem nicht, wo wir am sinnvollsten einen Arzt für Lucian herbekommen. So oder so, sollten wir uns damit beeilen..." Igraine klang ruhig, aber Marlon konnte sich denken, dass sie nervös war. Weniger aus Sorge um Lucian als eher um sich selbst oder ihre Pläne, vermutete er. Aber das hier war jetzt nicht die Zeit, Anderen bösen Willen oder Unterlassung zu unterstellen, hier ging es darum, möglichst schnell zu handeln. "Ich würde dafür plädieren, dass wir uns aufteilen. Selbst wenn beide von uns mit einem Arzt zurückkkommen, ist das immer noch besser, als wenn wir zu zweit suchen aber keinen finden", konstanierte Marlon, der Igraines Satz nicht zu Ende führte. Sie wussten wohl beide nur zu gut, was passieren würde, wenn sie nicht rechtzeitig Hilfe fanden. "Was wir allerdings brauchen, ist eine gute Geschichte, warum wir einen derartig schwer Verletzten an Bord haben, wenigstens für den Mediziner. Neugier ist für so einen Beruf eine fast unabdingbare Voraussetzung und nach dem was ich von dieser Insel so gehört habe werden wir hier keinen Arzt finden, den wir mit ein paar einschüchternden Gesten dazu bringen können, den Mund zu halten." Die Ruhe, die Marlon bei diesen Worten an den Tag legte, war fast zum verrückt werden, aber er unterdrückte den Wunsch, alles in zwei oder drei Worten zu sagen, um keine Missverständnisse zu provozieren. Es war, wie sein Küchenchef immer gesagt hatte: Egal, wie schnell man das Gericht fertig haben musste, es musste auch schmecken. Und in diesem Fall ging es vor allem darum, dass sie zwar schnell einen Arzt bekamen, aber mit diesem nicht noch mehr Komplikationen provozierten. Das war sicherlich auch in Lucians Ermessen. Irgendwie traute Marlon dem Weißhaarigen sogar zu, dass er sich über den besten Arzt der Insel beschweren würde, wenn dieser auch nur die geringste Störung für seine Pläne beinhalten könnte. Ganz egal, wie gründlich er ihn wieder zusammenflickte.
 
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Wie ein braver Untergebener buckelte der Dockmeister vor Igraine, als diese ihren besten „Lucian“ zur Schau gab. Der kleine, schleimige Kerl machte nicht einmal anstallten, um die Schwindlerin aufzuhalten. Er hatte oft genug mit Lucians Bruder zu tun gehabt, um von Bitchygrain überzeugt zu werden, auch wenn er die Erziehungsmethoden des Comte nun mehr denn je infrage stellte. Und er würde die Docksteuer erhöhen, aber das sprach er selbstverständlich nicht aus. Stattdessen machte er nur einen Schritt zur Seite, um die Gräfin und ihren Diener vorbei zulassen. Zumindest Letzterer benahm sich seines Standes angemessen. Händereibend warf der Hafenmeister einen letzten Blick auf die Trophy, einen gierigen Ausdruck im Gesicht, bevor er seinen Gefolgsmännern zunickte und den überdachten Dock ebenfalls verließ.

Es war sicherlich nicht die schlechteste Idee, sich für die Suche nach einem Arzt aufzuteilen. Es war gerade Nachtmittag und die Straßen von Kaba waren gefüllt mit Männern und Frauen, die gerade ihre Frühschicht beendet hatten . Die Ärzte stachen nicht nur heraus, man konnte sie an ihren Kitteln sehr leicht aus machen, sie bildeten auch die größte Bevölkerungsgruppe der künstlichen Insel. Das machte die Sache aber nicht unbedingt einfacher. Die Einheimischen konnten anhand der Kittelfrabe zwar sofort erkennen, welcher Profession man angehörte, aber das bedeutete noch lange nicht, das Igraine oder Marlon ein Muster in den roten, blauen und weißen Umhängen erkannten. Dazu kam noch, dass sie sich derzeit im Zentralsektor befanden, wo ohnehin alles ineinander verlief und man keine klaren Grenzen erkennen konnte.

Sie waren noch nicht lange unterwegs, als plötzlich eine Sirene ertönte. Aus einer wurden Dutzende und schließlich erklang der Chorus fast überall auf der Insel. Im ersten Moment kam dadurch alles ins Stocken und die Bewohner sahen sich überrascht um, doch der Schreck war nicht sonderlich langlebig. Man könnte meinen, dass ganze wäre ein alltägliches Spektakel. Fast gleichzeitig holten die meisten Bewohner Atemschutzmasken hervor und zogen diese über, ja einige ältere Leute hatten sogar Ohrstöpsel dabei, um sich vor dem nervigen Lärm zu schützen. In den Buden und Kiosken, selbst in einigen kleineren Geschäften und Restaurants, wurden Kisten hervor geholt, welche die Masken billig an Besucher oder jene, die keine dabei hatten, verkauften. Ansonsten gingen alle jedoch ihrem üblichen Treiben weiter nach. „Mal ein Monat ohne dass in Sektor Zwei was los ist, wär’ doch schön oder?“ Solche und andere Sätze waren überall zuhören. Alleine durch Aufmerksamkeit konnte man so ziemlich schnell erfahren, dass die Sirenen immer dann erklangen, wenn irgendwo die Quarantäne ausgerufen wurde und dass es meistens nur falscher Alarm, ausgelöst vom Experimentalkrankenhaus, war. Wie Effektiv der Quarantänealarm war, wenn die Bewohner ihn nicht mehr Ernst nahmen, darüber blieb zu streiten. Zumindest die Bürgermiliz nahm das ganze etwas ernster und nach kurzer Zeit wimmelte es in den Straßen von Grüppchen in Schutzanzügen und Gasmasken, die wohl nach irgendetwas suchten. Besonders auffällig waren die Personen in den schwarzen Gummianzügen, die eine große Zwei auf der Brust und einen Flammenwerfer auf dem Rücken trugen. Die Reinigungseinheit von Sektor Zwei, die sicher gehen wollten, dass nichts der Forbidden Zone entkam.

Ursprung des Ganzen Chaos’ war selbstverständlich Jool, die es irgendwie geschafft hatte, dank der geklauten Kleidung und Ausweißkarte aus den Fängen von Sektor Zwei zu entkommen. Jetzt war sie jedoch auf der Flucht. Selbstverständlich hatten die Oberhäupter des Experimentalkrankenhauses keine Details entweichen lassen, warum man eine Fischmenschenfrau suchte, die darüber hinaus auch noch Mitglied des Kollegiums war, doch das war scheinbar auch gar nicht nötig. Die rangniedrigeren Mitglieder folgten einfach nur Befehlen und die waren einfach. Lasst die kontaminierte Piranhafischfrau nicht entkommen. Man sollte zwar versuchen sie lebendig zufangen, aber im Zweifelsfall sollte sie erledigt werden. Sogar Boote waren mit Suchmannschaften bestückt worden. Niemand war für gewöhnlich so dumm, rund um Kaba zu schwimmen, aber ein verzweifelter Fischmensch mochte durchaus ins Meer fliehen. Doktor Liebert wollte diesbezüglich keine Risiken eingehen. Fürs erste war Jool also Freiwild.
 

Igraine

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Während der Quarantänealarm für die Bewohner der Insel alltäglich sein musste, wusste Igraine im ersten Moment nichts damit anzufangen. Auch auf ihrer Heimatinsel hatte es Sirenen gegeben, aber mit denen waren die Einheimischen nicht so locker umgegangen. Vielleicht wurde man mit der Zeit abgestumpfter, wenn man neben einer experimentellen medizinischen Einrichtung lebte, bei der es ab und zu Fehl- oder Übungsalarme gab, aber wenn es darum ging, ob man sich besser schnell in den nächsten Gulli flüchtete oder nicht, dann nahm man ein solch schrilles Geräusch durchaus ernst. Die Schwarzhaarige erstarrte im ersten Moment und richtete ihren Blick in den Himmel, doch als sie aus dem Augenwinkel wahrnahm, wie die Umstehenden sich rasch und irgendwie sehr routiniert mit Gasmasken ausstaffierten, beschloss sie spontan, einfach dasselbe zu tun. Das brauchte in ihrem Fall auch nur wenige Handgriffe, immerhin hatte sie ihre eigene Maske dabei, die vielleicht ein kleines bisschen aus der Menge herausstach, aber in jedem Falle dazu geeignet sein würde, mögliche Gifte aus ihrer Lunge fernzuhalten. Solange sie dieses Ding nicht allzu lang aufbehalten musste, sollte sich selbst für eine Asthmatikerin wie sie keine weiteren Probleme ergeben, aber wenn sie das Verhalten der Umstehenden richtig deutete, konnte es sich hierbei wohl kaum um eine wirklich lebensbedrohliche Katastrophe handeln.

Unruhe entstand erst, als sich Personen in schwarzen Gummianzügen unter die Menschen mischten, die sich vor allem durch den Flammenwerfer auf ihrem Rücken auszeichneten. Sicherlich hatten sie etwas sehr bedrohliches an sich und das realisierte Igraine auch... aber für sie lag der Fokus mehr auf der Tatsache, dass diese Leute da Flammenwerfer mit sich herumtrugen und dass Igraine diese Dinger wirklich mochte. Vielleicht, so ganz theoretisch, würden sie länger auf dieser Insel bleiben müssen und unter Umständen - ebenso rein in der Theorie - würde sie sich mal verstecken müssen und wie wäre das einfacher, wenn sie einen schicken Gummiüberzug besitzen würde? Dass sie dabei rein zufällig auch so einen Flammenwerfer mitgehen lassen müsste, weil diese Leute nun einmal mit einem solchen ausstaffiert waren, war dabei ja praktisch unvermeidlich! Uniformen waren Igraines Freund, wenn es darum ging, nicht aufzufallen. Wer in dieser Kleidung steckte, war doch am Ende vollkommen egal, da es nicht das Individuum war, das zählte. Sie setzte es in Gedanken auf ihre To-Do-Liste, die sie abarbeiten würde, wenn sie einen Arzt gefunden hatte. Vielleicht sollte sie auch herausbekommen, worum es hier eigentlich ging. Da es sich um eine Insel voller Krankenhäuser handelte, lag die Vermutung durchaus nahe, dass etwas Ansteckendes entkommen war, aber Gewissheit hatte sie noch nicht. Die Gummimenschen schienen zwar nach etwas oder jemandem zu suchen, aber gefunden hatten sie es scheinbar noch nicht, denn wirklich zielstrebig sahen ihre Bewegungen nicht aus. Wahrscheinlich suchten sie auch eher etwas als jemanden - Igraine bezweifelte, dass es überhaupt möglich war, eine einzelne Person unter einer dieser Gasmasken auszumachen. Igraine wechselte vom Gedränge der Hauptstraße in eine Nebenabzweigung ein und musste nur noch hier und dort darauf aufpassen, niemanden umzurempeln. Das große Problem waren ihre Taschen, die ihre normale Körperbreite noch einmal etwas erweiterten. Zwar hatte sie sich eigentlich schon recht gut an diesen Umstand gewöhnt, aber ihr Sichtfeld war wegen der Maske sowieso schon eingeschränkt, sodass sie extra vorsichtig damit umgehen musste. Nicht, dass sie erwartete, etwas darin könnte wirklich erschütterungssensibel sein und explodieren, aber man konnte sich ja dennoch Mühe geben, nicht alle paar Meter einen neuen Feind einzusammeln. Wenn sie einen Arzt finden wollte, sollte sie vielleicht die momentan vollkommen verstopften Hauptwege meiden, immerhin...

Es rummste und Igraine stolperte ein paar Schritte zurück. Sie war um die nächste Ecke gehuscht, weiter weg von der Hauptstraße und hatte natürlich nicht beachtet, dass sie vielleicht noch 70 Prozent Sehfeld hatte. Natürlich hatte sie dabei prompt mit einer Person zusammenstoßen müssen, die offenbar ebenso in Eile war wie sie und scheinbar in genau die andere Richtung unterwegs war. So sehr in Eile sogar, dass sie scheinbar gar nicht erst auf den Alarm reagiert hatte, der die Insel überschallte. Igraine blinzelte hinter den gläsernen Augenfenstern, bevor ein dumpfes "'Tschuldigung..." von ihrer Seite zu hören war, das zugegeben ein klein bisschen irritiert klang. Nicht etwa, weil es jemand gewagt hatte, Sicherheitsvorschriften zu trotzen, sondern eher, weil sie gerade einem Wesen den hervorspringenden Teil ihrer Atemmaske gegen die Stirn gedonnert hatte, das irgendwie ganz und gar nicht menschlich wirkte... war das vielleicht ein ausgebüchstes Genexperiment?!
 
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Der laute Alarm brachte Marlon aus dem Konzept, aber er tat das einzig Richtige: Abwarten, wie die Bevölkerung reagierte. Wenn er jetzt etwas Falsches tat, würde er auffallen und genau das wollte er vermeiden. Das kollektive Hervorholen von Atemschutzmasken beunruhigte ihn zwar ein wenig, aber anscheinend war selbst das eher eine Pflichtübung als etwas, was man aus tiefer Sorge tat, zumal es diese Schutzmasken scheinbar überall zu kaufen gab. Also ging er, die Hände betont locker hinter dem Rücken gefaltet, zum nächsten Stand und lächelte die Verkäuferin an. "Entschuldigung? Ich bin leider noch neu hier und habe daher noch keine dieser Masken.. wozu auch immer man sie braucht." Die rothaarige Verkäuferin errötete leicht, als sie Marlon so ansah. Es kam selten genug vor, dass jemand tatsächlich höflich zu ihr war und Marlons Anzug, Körperhaltung und Geruch taten ihr Übriges, ihn ausgesprochen sympathisch erscheinen zu lassen. "Ach, das ist nur der Quarantänearlarm..." Kaum dass sie das gesagt hatte, korrigierte sie sich auch schon: "Ich meine, das ist der Quarantänealarm. Das heißt, dass irgendetwas passiert oder ausgebüchst ist, was die Bevölkerung potenziell gefährden könnte, aber.. meist sind es nur Fehlalarme." Marlon nickte. So viel hatte er sich bereits gedacht. Wenn es nach diesen Sirenen regelmäßig zu Todesfällen kommen würde, wäre die Reaktion der Bevölkerung sicherlich nicht so routiniert ausgefallen. "Verstehe. Nun, man kann wohl trotzdem nicht vorsichtig genug sein, oder?" Mit diesen Worten hielt Marlon der jungen Dame eine Handvoll Münzen hin, haargenau die Summe für eine Atemschutzmaske. "Da haben Sie recht.. hier, bitte." Die Verkäuferin überreichte Marlon seine Gasmaske, die er mit einem leisen Seufzen überstülpte. Sicherheit hin oder her, aber diese Gummibänder würden ihm die Haare ruinieren.

"Besten Dank", sagte er, seine Stimme klang durch die Gasmaske hindurch verzerrt, beinahe bosartig, wie das Gekeife eines Dämons. "Dann hoffe ich einfach mal, dass es hier nur ein Fehlalarm ist. Auf Wiedersehen." Er winkte der Verkäuferin kurz zu, die, etwas verschüchternd wirkend, zurückwinkte. Er beachtete es kaum.
Einige Straßen weiter, der Koch hatte sich immer noch nicht ganz an das Gefühl einer Atemschutzmaske auf seinem Gesicht gewöhnt, kamen ihm mehrere Männer entgegen. Sie trugen schwarze Gummianzüge und Flammenwerfer. Quarantänepersonal, schlussfolgerte Marlon. Keine äußerst sympathischen Menschen, aber darauf kam es in solchen Fällen ja auch nicht an. Wenn es um Notfälle ging, waren absolute Maßnahmen erforderlich. Und wenn solche Leute geschickt wurden, war es mit Sicherheit nicht nur ein Fehlalarm. "Aus dem Weg!", schnauzte ihn einer der Gerüsteten an und Marlon trat sofort zur Seite. Das hier war nicht der Moment und der Ort, um Streit anzufangen. In geschlossener Formation marschierte das Quarantänepersonal an ihm vorbei und der Koch blickte ihnen nach, wobei er fast unmerklich den Kopf schüttelte. Diese Gasmasken waren ja schon schlimm genug, aber diesen Schutzanzügen fehlte wirklich jeglicher Flair. Natürlich erkannte er, dass es in solchen Momenten nicht um Stil ging, aber dennoch - schwarzes Gummi weckte wirklich keine angenehmen Assoziationen, ganz egal in welchem Zusammenhang man es trug.
"Bleib beim Thema, Marlon", ermahnte er sich selber. "Es geht jetzt darum, einen Arzt zu finden.. womöglich kannst du herausfinden, warum die Quarantäne ausgerufen wurde und ihm eine entsprechende Lügengeschichte auftischen. Wenn das funktioniert..."
 

Jool

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Etwas gehetzt sprintete Jool durch die Straßen der Stelzeninsel Kaba. Gerade noch rechtzeitig hatte sie den Ausgang von Bezirk 2 passiert, bevor der Alarm losgegangen war. Wo sollte sie sich nur verstecken? Freunde hatte sie keine, da es einfach niemanden gab, der mit ihrem Intellekt hätte mithalten können und sie es auch nie als wichtig empfunden hatte, zu einem ihrer Kollegen eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Wenn doch wenigstens ihr Stiefvater Tomorrow noch da wäre. Als Chefarzt von Bezirk 5 hätte sie bei ihm Schutz suchen können und bestimmt hätte sein Einfluss auch ausgereicht, um diese Hexenjagd zu beenden. Doch aufgrund irgendeines wichtigen Notfalls hatte er die Insel ausgerechnet vor wenigen Tagen verlassen müssen. Jemand, der an Verschwörungstheorien glaubte, würde möglicherweise einen Zusammenhang zwischen Lieberts Auftauchen und Tomorrows Verschwinden vermuten. Doch die junge Ärztin hatte im Moment andere Sorgen. Irgendwann würden die Häscher von Bezirk 2 sie finden und auch wenn sie zuversichtlich war, es mit zwanzig oder auch dreißig ihrer Verfolger gleichzeitig aufnehmen zu können, so glaubte sie nicht daran, noch eine Chance zu haben, wenn sich die gesamte Bevölkerung der Insel Kaba gegen sie stellte. Denn selbst das stärkste Immunsystem würde bei einem unaufhörlichen Angriff von Milliarden von Mikroben irgendwann zusammenbrechen. Was blieb ihr also noch übrig? Auf das offene Meer fliehen? Prinzipiell eine Möglichkeit und als Fischmensch auch ohne Schiff möglich. Doch widerstrebte es Jool, in diese eklige Brühe zu springen, welche sich kreisförmig um Kaba ausbreite. Durch Verunreinigungen der Stadt war das Meer hier nämlich sehr schmutzig und die Fischmenschenfrau hatte keine Lust, ihre wunderschöne Haut durch ein Bad in den verschiedenen Chemikalien zu riskieren. Außerdem wollte sie sich ja auch noch an Liebert rächen und konnte allein schon deshalb die Insel nicht einfach verlassen. Während sie deshalb ein wenig gedankenverloren ihre möglichen, weiteren Schritte überdachte, achtete sie nicht mehr besonders auf ihre Umgebung, sodass sie beim Passieren der nächsten Ecke sofort mit jemandem zusammenstieß und derjenige mit seiner Gasmaske gegen ihren Schädel knallte.
Oh verflucht, nicht schon wieder mein Kopf! dachte Jool wütend. Erst schlägt mir dieser Cho eine Eisenstange gegen den Schädel und jetzt auch noch ‚das‘. Es ist ein Wunder, dass ich noch keine Gehirnerschütterung erlitten habe!
Doch auch das vermutlich ernst gemeinte „Tschuldigung“ konnte Jool nicht gnädig stimmen.
„‘Tschuldigung‘“ äffte die Fischmenschenfrau ihr Zusammenstoßopfer nach und dachte überhaupt nicht daran, dass sie eine Mitschuld an der Kollision hatte.
„Kannst du nicht aufpassen?! Und weißt du überhaupt, wer ich bin?! Ich bin die verflucht nochmal BESTE Ärztin auf dieser Insel! Ich bin Joolush… ach ist ja auch egal…“ unterbrach sich die Piranhafrau selbst in ihrem wütenden Redefluss und machte ein zerknautschtes Gesicht. Normalerweise hätte sich ihr Gegenüber jetzt einen selbstverherrlichenden Vortrag anhören müssen. Aber es war vermutlich nicht ganz so clever, jemand anderem den eigenen Namen zu verraten, wenn man gerade die meistgesuchte Person auf der Insel war. Auch wenn diese Person nicht wirklich wie einer ihrer Häscher aussah, war es trotzdem besser, vorsichtig zu sein. Denn jetzt galt es erstmal, ein Versteck zu finden, bis dieser verfluchte Alarm wieder beendet war.
„Lass mich durch!“ sagte Jool und wollte sich an ihrem Gegenüber vorbeidrängen.
 
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Die meisten Leute gingen einfach ihrem täglichen Treiben weiter nach, als würde der Quarantäne-Alarm sie nicht weiter betreffen. Weder schienen sie sich durch ihre Atemmasken eingeschränkt zu fühlen, noch an den Sicherheitskräften mit den Schutzanzügen und Flammenwerfern zu stören. Es waren hauptsächlich die Touristen und Besucher die nun auffielen, weil sie sich erschrocken umsahen oder überstürzt versuchten, sich irgendwoher eine Maske zu besorgen. Aber selbst die beruhigten sich größtenteils schnell, nachdem freundliche Bewohner sie darüber aufgeklärt hatten, dass die meisten dieser Alarme nichts anderes waren als Notfallübungen oder aus Versehen ausgelöst wurden. Kaum jemand glaubte wirklich an einen echten Notfall. Und deshalb entgingen den meisten Leuten auch die kleinen Anzeichen, die das Gegenteil bezeugten. Zum Beispiel achtete niemand darauf, dass die Sicherheitskette rund um die Insel hochgezogen wurde und Schiffe Kaba nun nicht mehr verlassen konnten. Oder dass sich nach einiger Zeit immer mehr Marinesoldaten zu den Schutztruppen gesellten. Dass die Seilbahnen während des Alarmes gesperrt wurden, war zwar normal, aber heute wurden auch die Brücken selbst geschlossen. Zumindest das fiel einigen auf, aber da man sie nach einem kurzen Check durch lies, sagte kaum jemand etwas dazu. 'Versuch die Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen.' Das reichte aus um die meisten Bedenken zu zerstreuen. Man versuchte die Bevölkerung nicht in Panik zu versetzen, trotzdem waren die Maßnahmen sicherlich wirkungsvoll. Es wurde von Minute zu Minute schwerer für Jool, sich auf der Stelzeninsel zu Bewegen und die Zahl der Augen, die nach ihr suchten, zentrierten sich allmählich auf den Zentralsektor, aus dem sie kaum entkommen konnte.

Ganz in der nähe von Marlon stand eine blonde Frau an der Brüstung des Zentralsektors und beobachtete, die die rostverzierte Eisenkette hochgezogen wurde. Ihr Blick wanderte weiter zu einer der privaten Hafenanlagen und blieb dort hängen, wo die Trophy untergebracht war. Ihr Gesicht war aufgrund der weißen Gasmaske nicht zu erkennen, aber die Haare waren zu zwei Zöpfen zusammengebunden und unter ihrem Kittel trug sie eine einfache, blaue Bluse und weiße Dreiviertelhose. Als hinter ihr eine Truppe vorbei marschierte, drehte sie sich wie aufs Kommando auf dem Absatz herum und schlenderte mit ausladenden Armen auf den Koch zu. Als sie hinter ihm stand, klopfte sie ihm auf die linke Schulter und hüpfte dann regelrecht auf seine rechte Seite, als der Mafioso in die andere Richtung blickte. Wie selbstverständlich hackte sie sich bei ihm ein und erklärte sich nur mit einem simplen „Hiii!“, welches aufgrund der Maske ein wenig Gedämpft hervor kam. „Du kommst sicher nicht von hier, oder? So ein gutaussehender Mann wie du wäre mir mit Sicherheit aufgefallen! Bist du mit der hübschen weißen Yacht angekommen? Ich mag Weiß!“ Auch wenn die unbekannte ein gutes Stück kleiner war als Marlon, hatte sie sich ganz gut fest geklammert. So schnell schien Marlon seine neue Freundin nicht los zu werden.

Etwas weiter entfernt von dem ungewöhnlichen Paar, befand sich ein kleiner Trupp, der nur aus Marinesoldaten bestand, ohne Unterstützung durch Quarantäne-Personal. Das lag allerdings nicht an einem Mangel an Letzteren, sondern am Leutnant des Trupps, der den „Freaks“ aus Sektor Zwei nicht vertraute. Zuerst war der gestandene Soldat wenig begeistert davon gewesen, sich überhaupt an der Jagd nach einer flüchtigen Testperson beteiligen zu müssen, aber das hatte sich schlagartig geändert, als man ihm verraten hatte, wer gesucht wurde. Persönlich hatte der Leutnant nicht mehr gegen die Fischfrau, als gegen den Rest der verrückten Ärzte auch, aber die besondere Beziehung, in welcher Jool die die Kommandantin der Marinetruppen von Kaba standen, änderte alles. Derjenige, der Joolushka zufassen bekam und zu Kapitän Quinn brachte, würde sicherlich ihre Gunst gewinnen und wenn es eins gab, dass jeder Soldat auf dieser Insel wollte, dann war es das Wohlwollen der Kommandantin! Die „Freaks“ konnten ruhig ihre Befehle geben, doch diesem Liebherz oder Labert oder wie der auch immer hieß, war der Leutnant nichts schuldig. Schließlich blieb er stehen, hob den Arm und sah zu seinen sechs Männern zurück. „Wir versuchen es mit den Seitengassen … in den Hauptstraßen sind genügend Leute.“ Gesagt getan. Aber es hätte wohl niemand damit gerechnet, dass sie tatsächlich nach der zweiten Abzweigung Glück hatten. Sie kamen in einer schmalen Gasse an, in der sich neben der gesuchten Fischmenschin auch eine normale Frau mit einer etwas exzentrischen Gasmaske befand. Sofort wurden alle sechs Gewehrläufe gehoben und der Leutnant zog sein Schwert, um es drohend den beiden Frauen entgegen zuhalten. „Heute ist wohl mein Glückstag! Hände hoch und keine Bewegung Fischfresse!“ Mit weiterhin erhobener Waffe machte der Leutnant einen weiteren Schritt auf Jool zu und warf auch immer wieder einen Blick auf Igraine. „Du und deine Freundin seid festgenommen. Vielleicht besorge ich noch ein paar Schleifen, damit ich euch Kapitän Quinn schön verpackt schenken kann!?“
 

Igraine

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Die beste Ärztin, so so... die beste Ärztin auf einer mit fantastischen Medizinern übersähten Insel zu sein, bedeutete entweder ein unfassbares Talent oder ein ebenso unglaublich übersteigertes Selbstbewusstsein. Weder noch konnte Igraine bisher diagnostizieren, aber zumindest schien ihr das Wesen eine sehr kurze Lunte zu haben, wenn man bedachte, wie es auf ihre Entschuldigung reagierte. Mal ganz davon abgesehen, dass es sich scheinbar für eine Art Prominenz zu halten schien - was durchaus sein konnte, immerhin war Igraine hier noch nie zuvor gewesen und kannte sich daher mit dem sozialen Gefüge überhaupt nicht aus. Sie bezweifelte es aber stark, denn bei näherer Betrachtung hatte diese Frau etwas von einer Kreuzung zwischen Kugelfisch und Papagei - ein kunterbuntes, aufgeplustertes Ding mit einer pulsierenden Wutader auf der Stirn. Igraine hatte eine gespaltene Meinung von Cholerikern, denn obgleich ihr ein zu hitziges Temperament zuwider war, waren sie so schön einfach einzuschätzen. Wer sich viel aufregte, der dachte selten ebenso klar wie jemand, der stets einen kühlen Kopf bewahrte. Sie wusste beispielsweise nicht so direkt, wer nun der Klügere von den beiden Herren war, mit denen sie reiste, obgleich das dem Umstand geschuldet sein mochte, dass keiner von beiden bisher überragendes strategisches Geschick bewiesen hatte. Sicherlich hatte Lucian einen sehr ausfüllenden Plan, wie es schien, aber dafür regte sich Marlon weniger auf und gab generell weniger von sich preis, was einen klugen Kopf ebenso wie einen hohlen maskieren konnte. Solange die beiden ihr nicht in ihre persönliche Agenda pfuschten, von der sie nichts wussten, war es ihr auch im Grunde egal.

Als die Frau sich mit einem beinahe gefauchten "Lass mich durch!" an Igraine vorbei drängen wollte, hakte diese sich mit einer geschickten, schlangenartigen Bewegung in Jools Arm ein und begleitete sie den ersten Schritt in Richtung Hafen, nach welchem ihre neue Bekanntschaft stehen blieb und sie ein wenig verdutzt ansah. "Was soll das?!", blaffte sie nach einer Sekunde, die Igraine dazu nutzte, hinter ihrer Gasmaske zu lächeln. Jetzt musste sie die seltsame Frau nur noch davon überzeugen, dass es in ihrem eigenen Interesse war, mit ihr zu kommen. Mit einer Hand schob sie sich ihre Gasmaske in die Stirn, sodass sich die grauen und die grünen Augen barrikadenlos treffen konnten. Igraine lächelte. "Was für ein glücklicher Zufall, der mir die beste Ärztin der ganzen Insel in die Hände gespielt hat! Was hältst du davon, dir einen Patienten anzusehen, der deine Hilfe braucht?"

"... Ähm, also..." Jool war fassungslos, da die freundlichen Worte sie vollkommen aus ihrem Konzept gebracht hatten und sie es überhaupt nicht gewohnt war, dass jemand trotz ihrer Zickigkeit nett zu ihr war. "Ja... du hast wirklich unglaubliches Glück, dass du mich gefunden hast. Offensichtlich hat es sich wohl schon herum gesprochen, dass ich die einzige ernstzunehmende Ärztin auf dieser Insel bin" sagte Jool und übersah dabei die Tatsache, dass Igraine einfach nur nachgeplappert hatte, was Jool vorher gesagt hatte.
Womit man natürlich den Grund hatte, warum Igraine überhaupt erst damit angefangen hatte. Menschen mit großer Selbstachtung oder einem gewaltigen Ego waren am einfachsten zu manipulieren, wenn man sie genau an diesem anpackte, es fütterte, streichelte und sie damit in eine ganz bestimmte Richtung lenkte. In diesem Fall sollte es ja auch nicht zu Jools Schaden sein oder zumindest nicht, solange sie mitspielte. "Sicher, wer weiß das nicht!" Igraine machte ein paar weitere Schritte in Richtung Hafen, die Fischfrau an ihrer Seite haltend. "Siehst du, mein... Kapitän... ist der Schwelle des Todes sehr nahe und da kann man natürlich nur von der Besten erhoffen, dass sie ihn retten kann." Noch ein Schritt, ein etwas schrägeres Lächeln.

"Dem Tode nahe? Ausgezeichnet!" sagte Jool fröhlich und hatte in diesem Moment vollständig vergessen, dass sie eigentlich auf der Flucht war und überhaupt keine Zeit übrig hatte, um irgendwelche Todgeweihten zu retten. "Was genau ist passiert? Hat ihn jemand vergiftet? Wurde er von einem Speer aufgespießt? Bitte sag mir, dass er an einer gefährlichen, leicht übertragbaren Krankheit leidet, die sich unbehandelt über die ganze Insel ausbreiten und jedes Leben auslöschen könnte."

Der Eindruck, dass diese Person nicht alle Tassen im Schrank haben könnte, verfestigte sich in Igraines Kopf, als sie die Euphorie in ihren Worten hörte - aber sie beschloss, das in Anbetracht der Tatsache zu ignorieren, dass Lucian wohl noch weniger Geschirr besaß. Eigentlich war er nur von einer Teufelshyäne zerfetzt worden und litt an keiner sonstigen Krankheit, wenn man vielleicht einmal von Wundbrand oder was immer das sein mochte, absah... aber andererseits trafen Jools Worte einen anderen Aspekt des Weißhaarigen so unverkennbar, dass Igraine nicht einmal das Gefühl hatte, zu lügen, als sie antwortete: "Oh ja, sowas in der Art hat der Arme wirklich... und nebenbei eine bisher unbehandelte, offenbar infizierte Wunde." Wovon Igraine redete? Von Lucians Launenhaftigkeit natürlich... es mochte dennoch als Glück zu betrachten sein, dass die beiden Frauen in diesem Moment vom Geräusch vieler Füße gestört wurden. Hätte Jool weiter gebohrt, hätte sie sicherlich irgendwann realisiert, dass Igraine die Bezeichnung Krankheit hier sehr weit gedehnt hatte.

Die Schwarzhaarige zog ihre Maske in derselben Bewegung herunter, mit der sie ihre Hände in ihren Taschen versenkte. Dass es sich bei den Gewehrläufen um diejenigen von Marinesoldaten handelte, hatte sie bereits aus dem Augenwinkel bemerkt, also tat sie zuallererst das einzige, was ihr richtig erschien: Ihre Identität schützen. So konnte sie sich noch verstecken, sollte sie beschließen zu fliehen - und das war recht wahrscheinlich, immerhin waren sie hier in der Unterzahl. Die Worte ihres Anführers ließen sie jedoch an ihrem Entschluss zweifeln. Hatte er die seltsame Frau gerade als Fischfresse bezeichnet? War sie eine Fischfrau? Sie sah dem Krebsmann, der Lucian die Flagge gegeben hatte, so gar nicht ähnlich, aber sagte man das nicht auch über diese Spezies? Jeder von ihnen kam nach einer anderen Art Fisch und jeder hatte andere Fähigkeiten, mit der Ausnahme, dass sie alle übermenschlich stark waren. Also war Jool diejenige, die gesucht wurde... und bei ihrem Temperament würde sie sicherlich nicht so schnell ans Aufgeben denken. Mit etwas Glück würde die Fischfrau ihr also die Aufgabe abnehmen, diese Marinesoldaten ins Jenseits zu befördern - solange man ihr ein wenig die Arbeit erleichterte. Die Schwarzhaarige wartete erst gar nicht auf eine Reaktion der Fischfrau und agierte noch während der Leutnant irgendetwas von Schleifen und Quinn laberte - ihre Hand umfasste einen der Brandsätze in der einen, ein Beutelchen in der anderen Tasche und kaum hatte sie beides mit einem Schwung herausgezogen und es den Marinesoldaten entgegen geworfen, quoll ihnen dicker, schwarzer Rauch entgegen. Ein hervorragender Schirm zum Fliehen oder aber eine Möglichkeit, zuerst anzugreifen - wie würde die Fischfrau entscheiden?
 

Jool

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„Oh ja, sowas in der Art hat der Arme wirklich…“
Ab diesem Zeitpunkt hörte Jool schon nicht mehr zu und war in ihrer eigenen, infektiösen Gedankenwelt gefangen.
Eine Gelbfieberepidemie wäre jetzt genau das Richtige! Merkmale dieser Krankheit sind Muskelschmerzen, Nasenbluten, Gelbsucht, Störung der Nierenfunktionen und zum Abschluss innere Blutungen. Großartig! Wobei dagegen eigentlich wirksame Impfmaßnahmen existieren, was es den kleinen, süßen Erregern natürlich ziemlich schwer macht, sich zu verbreiten und möglichst viele Menschen zu infizieren. Doch wie wäre es stattdessen mit einer inselweiten Typhusinfektion? Keine prophylaktische Impfmöglichkeit und die Symptome hierbei wären unter anderem Fieber, welches sich stufenweise erhöht, sowie explosionsartiger Durchfall, der sich mit Verstopfung abwechs… Nagut, vielleicht doch lieber kein Typhus. Aber wenn man so darüber nachdenkt, ist es schon interessant, wie häufig Infektionen von Säugetieren und Landbewohnern übertragen werden. Da gibt es Ratten, verschiedene Beuteltiere, Moskitos, Hunde und natürlich Affen, die ja nicht ohne Grund als Vorfahren des Menschen bezeichnet werden. Doch es existiert so gut wie keine Krankheit, die von einem Fisch auf den Menschen übertragen werden kann. Das sollte diesen Affenmenschen vielleicht mal zudenken geben…
In Gedanken versunken bekam es die Fischmenschenfrau noch nicht mal mit, wie sie und Igraine von Marinesoldaten entdeckt worden waren und dass sich mehrere Gewehrläufe auf sie richteten. Erst als sie das Wort „Fischfresse“ hörte, wurde die Ärztin unsanft aus Trance herausgerissen. Wut breitete sich in Jools Innerem aus.
„Ihr Volldioten, ich führe hier gerade ein ARZT-PATIENTEN-GESPRÄCH!“ schrie Jool genervt, während sie in den von Igraine verursachten, schwarzen Rauch eintauchte und die Luft anhielt. Die Marinesoldaten hatten währenddessen zu Husten begonnen und diszipliniert wie sie waren hatte auch keiner von ihnen ohne den entsprechenden Befehl seine Waffe abgefeuert. Den ersten Soldaten traf die Fischmenschenfrau noch völlig unvorbereitet mit einem Faustschlag ins Gesicht, während der Zweite es gerade noch schaffte, sein Waffe zur Verteidigung hochzuheben. Jool packte das Gewehr und ein paar Sekunden lang kämpfte sie mit dem Soldaten um seine Waffe, bis es ihr gelang, ihrem die Gegner die Waffe aus der Hand zu reißen und mit einem Schlag gegen seinen Kopf außer Gefecht zu setzen. Doch inzwischen hatte sich der dichte, schwarze Rauch vollständig verzogen und nun sah sich die Piranhafrau mit dem Kommandanten dieser Stümpertruppe konfrontiert. Mit erhobenem Schwert stürmte dieser auf Jool zu, welche den Schlägen notgedrungen ausweichen musste. Wie sehr sie den Kampf gegen Bewaffnete verabscheute! Konnten diese dummen Menschen sich nicht wenigstens einmal fair verhalten und sich einfach von ihrer fischmenschlichen Überkraft besiegen lassen?! Irgendwann fand Jool dann eine Lücke in dem Angriff ihres Gegners und mit mehreren gezielten Schlägen auf Leber und Kopf konnte sie ihn endlich zum Schweigen.
Die restlichen drei Marinesoldaten schienen wie von Geisterhand zu Boden gegangen und ausgeschaltet worden zu sein. Vermutlich waren sie bei dem Gedanken ohnmächtig geworden, dass sie es hier mit einem echten Fischmenschen zu tun hatten. Zumindest war das die einzige, logische Möglichkeit, die für Jool in Betracht kam.
„Du hast Glück gehabt, dass ich hier war, um dich zu beschützen. Wer weiß, was diese Marinesoldaten mit einer armen, wehrlosen Frau angestellt hätten. Und der Kommandantin Quinn willst du ganz sicher auch nicht begegnen, eine wirklich furchtbare Ärztin, die eine Appendizitis noch nichtmal von gewöhnlichen Flatulenzen unterscheiden kann. Aber egal. Du brauchst mir nicht extra zu danken“ sagte Jool in gönnerhaftem Tonfall. „Lass uns stattdessen nun endlich zu meinem Patienten aufbrechen. Ich kann es kaum erwarten, ihn zu sehen!“
Mit diesen Worten wollte sich die Fischmenschenfrau eigentlich auf den Weg machen, aber nach wenigen Schritten hielt sie noch einmal inne und grinste Igraine frech an. Dabei offenbarte sie mehrere Reihen spitzer, messerscharfer Zähne.
„Ach ja, und übrigens: Ich bin gerade in einer etwas verzwickten Situation und habe deshalb im Moment keinen Zugriff auf jegliche medizinische Ausrüstung, geschweige denn auf Medikamente. Aber ich bin sicher, du findest noch eine Lösung für dieses Problem…“
 
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Kaum hatte Marlon sich mit von den uniformierten Männern losgerissen und seine Gedanken wieder auf das Finden eines Arztes fokussiert, als ihm auch schon eine neue Ablenkung entgegenkam. Beziehungsweise von hinten kam. Er spürte einen Finger auf der linken Schulter und sah sich ganz instinktiv um - nur um die Berührung einer Frau von der rechten Seite zu spüren. Der Koch hatte in seinem Leben genug Frauen erlebt, die sich bei ihm einhakten, um das sofort und ohne Fehler sagen zu können. Er hätte sogar die Körpermaße dieser Frau nur anhand des Gefühls ihres Körpers gegen seinen Ellbogen nennen können, aber das war ein Talent, von dem er niemandem erzählte. Frauen waren davon nie sonderlich angetan.

"Hi auch", erwiderte er und drehte sich in Richtung seiner neuen Begleiterin, wobei er tatsächlich lächelte. Man sah es aufgrund seiner Maske selbstverständlich nicht, aber man hörte es. "Und mit wem habe ich das Vergnügen?" Diese Frage von Marlon überging seine Begleiterin ganz einfach und fing stattdessen an, ihn auszufragen. "Du kommst sicher nicht von hier, oder? So ein gutaussehender Mann wie du wäre mir mit Sicherheit aufgefallen! Bist du mit der hübschen weißen Yacht angekommen? Ich mag Weiß!" Das sah man - aber Marlons Vorsicht war dennoch geweckt. Der Sprung von ihm zu einer weißen Yacht war zwar nicht so weit hergeholt wie beispielsweise bei Igraine, aber auch nicht so naheliegend, wie er das bei Lucian gewesen wäre. Direkt schließen konnte er daraus nur, dass diese Frau die Trophy gesehen hatte - möglicherweise auch, wie er von Bord dieses Prachtstückes gegangen war. Irgendwie sehnte Marlon sich an die Zeiten zurück, als er einfach von einem nichtssagenden Passagierschiff gegangen war. Das war bedeutend unauffälliger als dieser protzige Segler. Nur das Lucian, auch diplomatisch, zu sagen, wäre vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit.

"Danke für das Kompliment. Weiß steht dir in der Tat ausgezeichnet." Eine vollkommen nichtssagende Antwort, genau das war Marlons Intention gewesen. Und um zu verhindern, dass diese aufdringliche Dame jetzt noch weiter bohrte tat Marlon etwas, was er sonst sehr selten tat: Er ging direkt auf Tuchfühlung. Zwar mehr metaphorisch als wörtlich, aber dennoch.
"Aber ganz ehrlich: Ja, ich bin noch neu auf dieser Insel und mich verwirrt das Ganze hier ein wenig. Was würdest du dazu sagen, mir ein wenig die Gegend zu zeigen.. angefangen vielleicht bei deinem Haus, mh?" Während er das sagte, sah Marlon auf die kleine Dame hinunter, wobei er auf zwei Dinge hoffte: Erstens, dass diese plumpe Anmache sie ein wenig abschrecken würde und zweitens, dass das Zusammenspiel aus der Gasmaske und der Tatsache, dass er sich jetzt bemühte, nicht zu blinzeln, ihn unheimlich erscheinen ließ. Dem festen Druck seiner "Partnerin" nach zu urteilen würde sie ein freundliches "Nein" jedenfalls nicht akzeptieren, also entschloss Marlon sich für die genau umgekehrte Richtung. Seine Chancen dabei stufte er jedenfalls als marginal höher ein. Und selbst wenn es nicht sofort half: Er konnte noch schlimmer werden. Und ansonsten blieb ihm nur noch die Hoffnung, dass Igraine bei der Suche nach einem Arzt mehr Erfolg hatte als er. Diese kleine Dame jedenfalls würde er nicht auf die Trophy lassen und wenn sie die beste Ärztin der Insel war. Er wusste nicht, was genau es war, aber irgendetwas in ihm schlug beim Anblick dieses zierlichen Persönchens Alarm.
 
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Der Marinetrupp, der die beiden Frauen gestellt hatte, war auf vieles vorbereitet gewesen, allen voran eine in die Enge gedrängte Fischmenschin, die für ihre Aggressivität bekannt war. Sie waren auf einen harten Kampf gefasst gewesen, weswegen sie auch auf Gewehre und nicht auf Schwerter gesetzt hatte. Aber worauf sie nicht gefasst waren, war dieser kleine Zufallsfaktor, der sich Igraine nannte und es schaffte, fast den gesamten Trupp mit ihrer Rauchgranate zu überrumpeln. Selbst diejenigen, die sich schneller wieder gefangen hatten, konnten aufgrund der eingeschränkten Sicht nichts machen und als sich dann die tobende Fischmenschenfrau unter ihnen befand, war ohnehin alles zu spät. Die Soldaten versuchten zwar Widerstand zu leisten, aber der Ausgang der Auseinandersetzung war letztlich vorauszusehen. Am Ende waren alle Mitglieder des Trupps, Inklusive des Kommandanten, ausgeknockt. Oder so dachten die beiden Frauen zumindest. Auf eine einzelne Gestalt am Boden traf dies allerdings nicht zu. Auch wenn der Mann ziemlich gute Prügel von Jool kassiert hatte, schaffte er es, unbemerkt von den beiden über den Boden zu kriechen. Dabei nestelte er an seinem Gürtel herum und löste eine kurze Pistole, mit einer sehr breiten Mündung. Die zitternde Hand schaffte es kaum, das Gewicht der Waffe zuhalten, als der Soldat langsam den Lauf hob. Einige Sekunden lang zielte die Mündung genau zwischen Jools Schulterblätter, während diese sich mit Igraine unterhielt. Dann ruckte der Arm Senkrecht nach oben und der Finger krümmte sich um den Abzug. Pfeifend ging das Leuchtsignal in die Luft und zog einen dunkelroten Rauchfilm hinter sich her. Kaum war der Schuss gelöst, fiel die Signalpistole klappernd zu Boden. Breit grinsend wurde der Soldat schließlich ohnmächtig. Er hatte getan was er konnte. Und alle Mitglieder der Marine und der Quarantäne-Truppen war nun alarmiert und wusste ungefähr, wo sich die gesuchte Fischmenschenfrau befand.

Die kleine Blondine hing an Marlon, als wäre der Mafioso ihr frischvermählter Ehemann. Sie übte einen gewissen Druck auf ihren Begleiter aus, dass konnte der Koch deutlich spüren, aber was er wohl nicht gemerkt hatte war, dass die Unbekannte auf subtile Art die Führung übernommen hatte und die Richtung vorgab, in welche die beiden sich bewegten. Vielleicht war es das, was Marlon an ihr so alarmierte, ohne es genau erfassen zu können. Es mochte aber auch ihre gelassene Art sein, mit der sie sich einfach so an einen Fremden geklammert hatte.Tatsächlich schien sie sich nicht im geringsten an der plumpen Anmache zu stören, mit welcher der Koch sicherlich so manche Andere hätte vergraulen können. Stattdessen kicherte sie nur amüsiert, als Marlon sie um eine kleine Führung, angefangen bei ihr zuhause, bat. Durch die Gasmaske hindurch klang es ziemlich falsch, aber genau sagen konnte man es nicht. „Mein Onkel sagt mir immer, ich solle mir einen guten, angesehen Mann suchen,“ belehrte sie den Gentleman an ihrer Seite, klang dabei aber eigentlich mehr belustigt. Dann Streckte sie den Arm aus, den sie nicht benutzte um sich an Marlon zu ketten und deutete nach Südwesten, wo in einiger Entfernung ein hoher Turm zu erkennen war, der eindeutig in den Farben der Marine gestrichen worden war. „Ich wohne in Sektor 3. Wenn du keine Angst davor hast, dich in die Nähe von Irren und der Marine zu begeben, dann können wir gerne unsere kleine Tour bei mir zuhause beginnen. Mein Schlafzimmer ist ein außerordentlich interessanter Ort. Wunderbare Aussicht.“ Erneut kicherte die Blondine und hielt sich eine Hand vor die Gasmaske, wie eine vornehme Dame es tun würde. Und seltsamerweise klang es dieses mal viel ehrlicher, als zuvor, so als würde der kleinen Frau die Vorstellung tatsächlich gefallen. In dem Moment ging ein paar Straßen weiter eine rote Rauchwolke in die Luft, die als leuchtender Stern explodierte. Ganz kurz sah die Blondine in Richtung des Signals, dann beschleunigte sie ihre Schritte unmerklich, während sie sich leicht schüttelte. „Hier wird es wohl gleich nur so von Marinesoldaten wimmeln. Ich hätte absolut nichts dagegen, wenn wir dann ein wenig weiter weg wären.“ Und erneut klang ihre gedämpfte Stimme erstaunlich ehrlich.

Eine schlanke Frau in der schwarzen Lederuniform des Quarantäne-Personals, nur ohne den Lederhelm mit der Atemmaske, kniete über einem leblosen Soldaten, neben dem eine Signalpistole lag. Sie und ihr Trupp waren die ersten gewesen, die den Ursprung des Notsignals erreicht hatten, aber abgesehen von einem besiegten Navy Squad war niemand hier. Sie nahm die weiße OP-Maske ab, die sie statt einer Gasmaske trug und offenbarte damit ihr vernarbtes Gesicht. „Kein Zeichen der Flüchtigen ...“ Sie sprach leise und langsam, aber alle ihre Männer waren so leise, dass trotzdem jeder sie Verstand. Gemächlich ging sie von einem Toten zum nächsten und untersuchte jeden, ohne großes Interesse zu zeigen. „Der Doktor wird darüber nicht sehr erfreut sein …“ Sie stutzte kurz und ging in die Knie, um dann ein kleines, metallenes Gehäuse aufzuheben. Kurz hob sie es zur Nase und schnupperte, dann strich sie mit dem Finger über die Innenseite und steckte ihn anschließend in den Mund. Sie lächelte schwach und lies die Überreste der Rauchgranate wieder fallen. Einer ihrer Männer trat an sie heran, im Gegensatz zu ihr war er wie alle anderen mit einem Flammenwerfer bewaffnet. „Fräulein Kara …?“ hob er an, verstummte jedoch, als die Angesprochene ihre Hand hob. „Die Flüchtige hat anscheinend Hilfe erhalten. Ich will dass Doktor Liebert darüber informiert wird!“ Zum ersten mal hatte ihre Stimme etwas mehr Nachdruck, als sie sich wieder erhob und in beide Richtungen, in welche die Gasse führte, sah. Eine äußerst lange Zunge leckte über ihre Lippen und sie holte tief Luft, als wolle sie eine Witterung aufnehmen. Dabei hatte sie einen äußerst hungrigen Gesichtsausdruck. „Ich werde das Fischwesen fangen und dann werde ich wieder der Liebling des Doktors sein!“ Mit einem Wink setzte sie sich wieder in Bewegung und der Trupp Minus eines Mannes folgte ihr. Nur ein Unglücklicher ging zurück in Richtung Sektor 2, um Doktor Liebert Bericht zu erstatten.
 
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Igraine

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Ja, was hätten die Marinesoldaten nur mit einer armen, wehrlosen Frau angestellt? Das war eine Frage, die wohl niemals beantwortet werden würde, immerhin befand sich im Moment keine in dieser Gasse. Diejenige, die soeben als solche deklariert worden war, machte sich allerdings nicht die Mühe, Jool zu korrigieren, sondern schenkte ihr nur ein dankbares Lächeln, während sie gerade dabei war, einen der Marinesoldaten zu entkleiden. Es mochte ein Risiko sein, sich weiterhin am Ort des Kampfes aufzuhalten, aber da es sich bei der Fischdame nun ganz offiziell um eine Verfolgte handelte, war es unabdinglich, sie wenigstens ein bisschen zu tarnen. In dieser Hinsicht war die Faustkämpferin nämlich leider das komplette Gegenteil von Igraine, die mit ihrem durchschnittlichen Aussehen und eher unsicheren Auftreten nicht gerade dazu neigte, die Aufmerksamkeit aller Leute auf sich zu ziehen. Jool dagegen war ein wandelnder Regenbogen mit ausgeprägtem Mundwerk - wenn sie dieses Spektakel nicht irgendwie ein wenig dämpfte, waren ihre Chancen, die Trophy zu erreichen, gering. Igraine selbst hatte sich am Kampf nur passiv beteiligt, was in etwa bedeutete, dass sie den bewusstlosen Soldaten, die Jool wirklich sehr zuvorkommend hinterließ, die Kehle durchschnitt. Es mochte grausam erscheinen, denen, die ihnen sowieso nichts mehr tun konnten, auch noch das Leben zu nehmen, aber auf der anderen Seite spürten sie so nichts mehr - und für Igraine war nur ein toter Marinesoldat ein guter. Es ging der Schwarzhaarigen nicht darum, sie für den Tod ihrer Tochter leiden zu lassen, aber diese Leute leben zu lassen, war dennoch keine Alternative. Sie hätte sich Vorwürfe gemacht, hätte sie es gelassen...

Igraine richtete sich mit Hose, Kappe und Oberteil des bewusstlosen Soldaten in den Armen auf und blickte zu Jool herüber, die ihr zwei Reihen von Zähnen entgegen blitzen ließ, die wohl ihrem animalischen Hintergrund geschuldet waren. Wahrscheinlich war es cleverer, ihr nicht allzu nahe zu kommen, obgleich die beiden Frauen momentan wohl so etwas wie einen stillen Pakt eingegangen waren. Wenn diese Beißwerkzeuge in die Nähe ihres Gesichts kämen, wäre diese Bezeichnung wohl bald unangemessen. "Die verzwickte Situation habe ich beme-", setzte Igraine mit einem Lächeln an. Ein Arzt ohne Werkzeuge war besser als kein Arzt und zur Not konnte man sich wohl auch noch um solche kümmern. Zur Not bastelte sie der Fischfrau eben welche oder sie missbrauchten ihre eigenen. Es war zwar ein anderes Handwerk, was sie zur Genesung von Lucian brauchten, aber so weit entfernt konnte es doch auch nicht sein, oder? Ehe sie den Satz jedoch beenden konnte, ertönte hinter ihnen ein Schuss und zu Igraines Entsetzen stob ein leuchtend roter Feuerball in den Himmel, um dort in einer leichten Rauchwolke zu verweilen. An sich hätte ihr die Pistole, mit der die Signalrakete abgefeuert worden war, wohl gefallen, aber in diesem Moment handelte es sich dabei um ein rotes Tuch. Es verriet ihre Position, machte sie angreifbar... und war praktisch der Startschuss des Rennens um ihre Unbescholtenheit. Igraines Stimme war eine Nuance härter geworden, als sie fort fuhr: "Genau, das löst sich sicher noch. In der Zwischenzeit..." Sie warf Jool die Marineuniform in die Arme, "...sollten wir von hier verschwinden. Zieh das an, wenn wir ein paar Blocks weg sind." Mit geschäftiger Miene trat sie zu dem Mann, der die Rakete abgefeuert hatte. Sie musste ihn wohl vorhin übersehen haben und nun war es zu spät. Eigentlich müsste sie ihn zur Belohnung für sein cleveres Handeln verschonen, doch leider war die Waffenmeisterin nicht ganz so fair, wie man dafür hätte sein müssen.
 

Jool

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Fasziniert beobachtete Jool, wie Igraine dem Marinesoldaten die Kehle durchschnitt. Einfach so und scheinbar ohne Skrupel setzte die schwarzhaarige Frau ihre Klinge an den Hals des Soldaten und mit einem leichten Ruck durchtrennte sie Haut und Muskeln. Warmes Blut ergoss sich auf die Straße und vermischte sich mit dem bereits vorhandenen Lebenssaft der anderen Soldaten, um dann letztendlich in den Abflussrinnen zu versickern. Dieses ganze Blut machte Jool unruhig. Noch nie hatte sich soviel menschlicher Lebenssaft vor ihr ausgebreitet. Ein OP-Saal konnte zwar manchmal auch eine ziemliche Schweinerei sein, aber normalerweise verhinderte man während seiner Arbeit, dass weiteres Blut aus einer Wunde austreten konnte. Hier jedoch stand Jool einfach nur da und schaute dabei zu, wie sich die annährend 35 Liter Blut der verschiedenen Opfer miteinander vermischten. Erst jetzt war es der Fischmenschenfrau auch bewusst geworden, dass die anderen Marinesoldaten nicht etwa wegen ihren Attacken so stark bluteten, sondern weil Igraine ihnen ebenfalls die Kehle durchgeschnitten haben musste. Eine solche Kaltblütigkeit hätte sie ihrer neuen „Partnerin“ und eigentlich auch jedem anderen Menschen eigentlich überhaupt nicht zugetraut. Wobei man anmerken muss, dass sich Jools „Menschenkenntnis“ auch nur auf die Menschen dieser Insel beschränkte.
Denn die ganzen weinerlichen Heulsusen, welche Jool als ihre „Kollegen“ ansehen sollte und ihr als Paradebeispiele für menschliches Verhalten dienten, brachen ja schon in Tränen aus, wenn sie bei einer OP versagten und den Tod eines Patienten zu verantworten hatten. Und selbst die so „hartgesottenen“ Marinesoldaten richteten sich nach einem lächerlichen Ehrenkodex, welcher festlegte, dass Verbrecher festgenommen und vor Gericht gestellt werden sollten. Umso erstaunlicher war es deswegen für die Fischmenschenfrau, hier auf einen Menschen zu treffen, der eine solch unglaubliche Härte und Emotionslosigkeit zeigte, wie Jool sie sonst nur bei einem Fischmenschen erwartet hätte. Dieses für Menschen ungewöhnliche Verhalten konnte nach der Meinung der jungen Chirurgin eigentlich nur eine Ursache haben: „Ein Hormonmangel beziehungsweise eine Durchblutungs- und Stoffwechselstörung im Gehirn“ sagte die Ärztin zu sich selbst. Eine psychisches Traumata konnte theoretisch auch der Auslöser für eine solche Emotionslosigkeit sein, aber für Psychologie hatte sich Jool noch nie besonders interessiert und als Chirurgin war sie es gewohnt, bei einer Störung von einer körperlichen beziehungsweise organischen Ursache auszugehen. Letztendlich machte es im Moment aber auch keinen Sinn, sich über den Geisteszustand von Igraine weiter Gedanken zu machen, da sie ihre Theorien nur mit einer ausführlichen Anamnese und anschließenden Untersuchung beweisen konnte.
Mit der Kleidung in den Armen machten sich Jool und Igraine dann auf den Weg zum Hafen, wobei ihnen dabei zum Glück weder Marinesoldaten noch Quarantänepersonal aus Bezirk 2 begegneten. Aufgrund der besseren Ortskenntnis hatte Jool das Kommando übernommen und führte ihre Partnerin zielsicher durch die Gassen, bis…
„Warte mal kurz!“
Vor den beiden Frauen befand sich ein großes, baufälliges Gebäude.
„Dieses alte Lagerhaus hier müsste eigentlich verlassen sein.“
Als sie Igraines fragenden Blick auf sich spürte, sagte sie nur „Ich ziehe mich hier bestimmt nicht auf offener Straße um!“ und stapfte in das Lagerhaus.
„Möglicherweise finden wir hier ja auch noch einige zurückgelassene, medizinische Vorräte!“
 
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Marlons Gesicht lief unter der Maske weiß an, die Dame an seiner Seite würde spüren können, dass er zitterte. Und das lag nicht etwa an dem Zeitdruck, dem er sich ja ausgesetzt sah, noch an der Aussicht, das Schlafzimmer dieser jungen Dame besichtigen zu dürfen. Mit Zeitdruck kam Marlon klar, sowohl als Koch als auch als Attentäter lernte man das und auch eine Phobie vor dem weiblichen Geschlecht hatte er nicht. Wohl aber hatte sie ein Thema zur Sprache gebracht, mit dem der junge Koch nie ganz hatte warm werden können und das er nach Möglichkeit permanent mied: Heirat.
Als Sohn einer ledigen Frau aufgewachsen hatte Marlon das Konzept von Heirat erst sehr spät kennengelernt und dann waren es meist glück- und lieblose Zweckgemeinschaften, die er kennengelernt hatte. Eine Ausnahme dabei waren seine Großeltern gewesen, aber auch ihre Ehe war von Zwistigkeiten und einer überdominanten Frau gekennzeichnet, beides Dinge, die zu einer Art Frühtrauma beigetragne haben mochten. So oder so, das Thema Hochzeit, Heirat oder Ehe zu erwähnen, auch nur in einem Nebensatz, sorgte bei Marlon für Schweißausbrüche und eine Panik ähnlich der, die er beim Anblick von Ratten oder Mäusen verspürte. Normale Panik konnte man bekämpfen, das hier aber ging tiefer. Der Koch tat einige tiefe, beruhigende Atemzüge, die man dank der Maske ganz eindeutig würde hören können.

"Ruhig bleiben, Marlon", ermahnte er sich selbst in Gedanken, diese Stimme nahm immer die seines Benimmlehrers an, des Mannes, den er von allen wohl am meisten bewundert hatte. "Sie hat nicht gesagt, dass sie dich heiraten will, sondern vermutlich nur einen Scherz gemacht. Wenn du jetzt in Panik gerätst denkt sie, dass das wegen der Marine ist und du bist in Schwierigkeiten. Zur Trophy zurück kannst du dann definitiv nicht mehr. Bleib ruhig, spiel mit und versuch, sie so bald wie möglich ab zu wimmeln. Und vor allem: Bleib' höflich. So wie diese Frau wirkt, kannst du sie nicht vergraulen." Wieder atmete Marlon durch. Sein Benimmlehrer hatte Recht, wie üblich. Es gab Frauen, die auf etwas.. verzerrtere Gemüter standen und wenn er sich nicht täuschte, dann hatte er genau so eine vor sich. Der Gedanke, unter "Irren zu sein" wie sie es nannte schien sie jedenfalls nicht so sehr zu schockieren, wie das bei anderen Frauen der Fall gewesen wäre. Das deutete auf einiges hin, fand Marlon.

"Egal, welche Aussicht man von deinem Schlafzimmer aus hat, ich bin sicher, sie kann sich nicht mit dir messen", gab er daher mit seiner geübtesten Stimme zurück, wobei er wieder sinnloserweise lächelte. "Wenn du mir den Weg dorthin zeigst, bin ich gerne dabei. Aber warum sollte die Marine hier aufkreuzen? Ich bin nicht von hier, aber dieser Quarantänealarm schien mir eher eine Sache der Insel selbst zu sein, anstatt dass man gleich die Marine dazubeordern müsste. Oder meinst du, es ist wirklich ernst?" Er bemühte sich, seiner Stimme genau die richtige Dosis Besorgnis zu geben, damit es authentisch schien. In Wirklichkeit ging es ihm natürlich darum, jetzt der Dame einmal ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Einen ersten Verdacht hatte er jedenfalls bereits - und wenn dieser sich bestätigte, dann würde er den Lockvogel spielen müssen, um diese Person so lange wie möglich von der Trophy fern zu halten, selbst wenn sich die Chancen, dass Lucian an einen Arzt kam, damit mindestens halbierten. Ihm blieben nur zwei Dinge zu hoffen: Dass Igraine bei der Suche nach einem Arzt mehr Glück haben würde als er und dass dieses kleine Persönchen nicht noch mehr Heiratswitze machte. Denn dann würde er irgendwann schreiend davonrennen, mahnende Stimmen in seinem Kopf hin oder her. Er verstärkte den Druck seines Körpers gegen den Arm seiner Begleiterin ein wenig.
 
L

Luster-NPC

Guest
Die vernarbte Frau, die von ihren Untergebenen Fräulein Kara genannt wurde, war wie ein Bluthund. Keiner des Quarantänepersonals fragte nach, warum sie so zielsicher zuerst diese und dann jene Seitengasse einschlug, aus Erfahrung wussten sie, dass es keinen Sinn machte, mit der Schwarzhaarigen zu sprechen. Es gab nur eine Hand voll Menschen, denen sie antwortete. Ab und zu schickte sie an Gabelungen jedoch zwei Mann in eine andere Richtung und so hatte sich ihr Trupp inzwischen deutlich verkleinert. Das kümmerte sie allerdings nicht weiter, Fräulein Kara war sich sicher, sie könnte die Flüchtige ohne Probleme alleine stellen, wenn es sein musste. Als sie in die Nähe des Hafens kamen, folgten ihr nur noch drei Männer. Der Rest war strategisch so positioniert, dass so gut wie alle Fluchtwege abgeschnitten wurden. Wollte Jool entkommen, so ging dies nur, wenn sie Kara besiegte. Und die näherte sich einem Lagerhaus ...

Nichts von der nahenden Bedrohung wissend, hatten Igraine und Jool zumindest ein bisschen Glück gehabt. Das Lagergebäude, dass die Fischmenschin auserkoren hatte, war tatsächlich nicht mehr in regulärer Benutzung und daher befanden sich keine Menschen dort. Die Eingangstüren waren zwar allesamt verschlossen, aber weder die simplen Vorhängeschlösser, noch die rostigen Türangeln konnten die beiden Frauen wirklich aussperren. Dass Innere war genau so herunter gekommen, wie man von außen erahnen konnte. Staubig, ein Stützpfeiler war umgestürzt und hatte etwas von der Decke mit sich gerissen und in einer Ecke türmten sich kaputte Kisten. Positiv war dafür zu vermerken, dass sich in dem Teil des Lagerhauses, dass mehr oder weniger intakt war, noch weitere Kisten befanden, die vollständig intakt waren. Sie gehörten zu einer Rückrufaktion, wurden kurzzeitig zwischengelagert und dann ganz einfach vergessen. Die meisten Medikamente waren nicht zu gebrauchen, aber in jeder der Kisten befand sich zu Werbezwecken eine typische Kaba Arzttasche, alle noch verschweißt und unbenutzt. Für jemanden, der dringend Operationsbesteck benötigte, eine wahre Goldgrube.

Ein leichtes, mädchenhaftes Kichern drang gedämpft unter der Gasmaske hervor, als Marlon seiner Begleiterin erneut ein Kompliment machte. „So charmant und das wo du nicht einmal mein Gesicht kennst,“ konterte sie und streckte dann einen Arm aus, um auf die rote Rauchsäule zu zeigen. „Teleschnecken sind sehr teuer, darum werden meistens nur Signalpistolen verwendet. Gelber Rauch bedeutet medizinisches Personal benötigt. Roter Sicherheitspersonal. Zwei mal Jährlich werden Probedurchgänge gemacht um Personal und Bevölkerung vorzubereiten. Echt nervig.“ Der Tonfall alleine reichte, um den Eindruck zu vermitteln, die kleine Blondine würde eine Schnute ziehen. Das hielt sie aber nicht davon ab, sich leicht hüpfend weiterhin an Marlon zu klammern und ihn zu einer der großen Brücken zu führen, die von der zentralen Platte zu Sektor 3 führte. Wie zu erwarten war der Durchgang verbarrikadiert worden, aber als die beiden Menschen sich näherten, wurde das Tor ohne Kontrolle geöffnet. Immerhin wusste das Sicherheitspersonal, dass nach einem weiblichen Fischmenschen gesucht wurde, auch wenn man es der Bevölkerung vorenthielt. Als das Paar außer Reichweite der Marinesoldaten war, warf die Blondine einen Blick zurück über die Schulter. „Ziemlich schlampig oder? Hier lang bitte.“ Sie führte Marlon durch eine hübsche Wohngegend, in der fast alle Wohnhäuser gleich aussahen. Nur etwa die hälfte davon war bewohnt. Schließlich blieben sie vor einem Gebäude stehen, dass sich nur darin von seinen Nachbarn unterschied, dass in einem der Blumenbete ein Schild steckte, auf dem „The Cake is a Lie“ stand. Als sie die Tür aufschloss, grüßte Marlon allerdings das reinste Chaos. Überall im Wohnzimmer lagen verstreute Klamotten, Bücher, Magazine, Dokumente und Gott weiß was sonst noch verstreut. Das passende Wort war wohl ’Schlampig’. Sie bleiben aber auch nicht lange hier, denn seine Begleiterin führte Marlon an der Hand die Treppe hoch und in ein ebenso unaufgeräumtes Schlafzimmer. Dort angekommen nahm sie endlich ihre Gasmaske ab und warf sie auf einen Stapel benutzter Unterwäsche. Sie war tatsächlich ziemlich hübsch und durch die Zöpfe und die Sommersprossen auf ihren Wangen wirkte sie sehr niedlich. „Entschuldige die Unordnung, aber es ist echt schwer auf einer Insel voller Ärzte eine gute Haushaltshilfe zu finden.“ Mit einem kräftigen Stoß beförderte sie Marlon auf das große Bett, den einzigen ordentlich wirkenden Teil des Zimmers, und kletterte über ihn. Langsam knöpfte sie die weiße Bluse auf und warf diese achtlos weg. Dann öffnete sie ihren BH und lies diesen langsam runter sinken. Der Anblick war wunderschön und schockierend zugleich. Denn um beide Brustwarzen war das blaue Möwensymbol der Marine eintätowiert. „Eigentlich müsste ich sie festnehmen, Mister Barino, für die Flucht aus dem Gefängnisturm von Monte Gomero. Aber du bist süß und ich habe keine Lust auf Stress. Darum liegt die Entscheidung bei dir. Arbeit oder Vergnügen?“

Das Lagerhaus hatte vier Eingänge. Drei kleinere für personal und das Haupttor. Vor dem Tor und den beiden noch verriegelten Nebeneingängen, war jeweils ein Marinesoldat stationiert worden, welche die Gesuchten an einer Flucht hindern sollten vor der Tür, durch die bereits Jool und Igraine das Gebäude betreten hatten, stand Fräulein Kara. Sie hatte den oberen Teil ihres Schutzanzuges ausgezogen und sich die Arme um die Brust gebunden, um in dem äußerst wahrscheinlichen Kampf, der nun folgen würde, so viel Freiraum wie möglich zu haben. Nur ein schwarzer Sport-BH bedeckte noch ihren Oberkörper, der ebenso vernarbt war, wie ihr Gesicht. „Ich gebe euch eine Chance, um euch friedlich zu ergeben,“ kündigte sie sich an, als sie das Lager betrat. Sie hatte zwar nicht laut gesprochen, aber durch das Echo der Halle war sie dennoch deutlich zu verstehen gewesen. Kara blieb stehen, als sie Jool und Igraine entdeckte und leckte sich mit ihrer unnatürlich langen Zunge über die Lippen. Dann schlug sie die Knöchel ihrer zu Fäusten geballten Hände aneinander. „Wenn nicht prügel’ ich euch beide windelweich und schleif euch beide hinter mir her zum Doktor ...“
 
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“Gelb medizinisches, rot Sicherheitspersonal“, prägte Marlon sich ein, als seine Begleiterin ihre Erklärung über die Signalfarben von Rauch auf der Insel gab. Solche Informationen konnten sich später durchaus als nützlich erweisen – entweder um die Kommunikation des Feindes zu lesen oder sie sich selber zunutze zu machen, beispielsweise in einem Ablenkungsmanöver. Man musste kein Attentäter sein um dieses Potenzial zu erkennen. “Ausgesprochen effizient“, lobte der Koch dieses System laut, während er der jungen Dame an seiner Seite zulächelte, auch wenn sie das natürlich nicht sah. Höchstens am Ausdruck seiner Augen war abzulesen dass er lächelte. Und natürlich hörte man es an seiner Stimme.

Als er und seine Begleiterin einfach so durchgelassen wurden, sagte Marlon das zwei Dinge: Entweder, der Grund für diesen Alarm war bereits geschnappt worden oder man konnte diesen eindeutig identifizieren. Vielleicht war es ein entflohenes Testsubjekt mit offensichtlichen Entstellungen oder anderen körperlichen Merkmalen, die es nicht loswerden konnte. Da machte es nur Sinn, auf eine penible Kontrolle von Einzelpersonen zu verzichten. Trotzdem stimmte er der Dame an seiner Seite mit einem Nicken zu als sie ihn fragte “Schlampig, nicht wahr?“ Einer Frau zuzustimmen war, so ungerne das viele auch hören würden, der sicherste Weg, sich mit ihnen gut zu stellen. “Das sind sie. Andererseits will ich mich nicht beschweren. Ich kann mir schöneres vorstellen, als gerade jetzt durchsucht zu werden. Nicht, wenn die Alternative ist, Zeit mit dir zu verbringen.“ Wieder lächelte er ein unsichtbares Lächeln. Noch so etwas, was viele Frauen niemals zugeben würden: Solche Sprüche, wenn man sie nur sparsam benutzte, waren ein weiterer sicherer Weg zu ihrem Wohlgefallen. Auch wenn es eher zählte, wie genau man sie herüberbrachte.


Als die Blondine Marlon zu ihrem Haus führte, schlug irgendetwas in ihm Alarm. Nicht etwa, weil dieses Haus genau so aussah wie seine Nachbarn, sondern eher wegen dem Schild. „The Cake is a lie.“ Was sollte DAS denn heißen? Und zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass er sich womöglich mit einer Verrückten eingelassen hatte. Man hörte ja so einiges über die Patienten, die es auf dieser Insel gab. Aber er konnte jetzt keinen Rückzieher machen. “Hübsch hast du es... hier.“ Das letzte Wort kam mit einiger Verzögerung, denn mitten in seinem Satz hatte Marlon die Wohnung der jungen Dame betreten und die darin herrschende Unordnung zu Gesicht bekommen. Als ordentlicher Mensch war ihm Unordnung ein Gräuel und so wie es hier aussah war seine Begleiterin in diesem Punkt sein exaktes Gegenteil. Bücher, Magazine, Kleidung, all das und noch mehr lag herum als wären ein Kleiderschrank, ein Bücherregal und noch einige andere Möbel einfach explodiert und hätten ihren Inhalt über die ganze Wohnung verstreut. Mit etwas mehr Zeit hätte Marlon einfach anhand der chaotischen Anordnung dieser Gegenstände ein wenig mehr über die Bewohnerin dieses Hauses schlussfolgern können, doch dafür war im Moment keine Zeit. Sie zog ihn an der Hand kräftig nach oben und Marlon spürte, dass er nervös war. Nicht etwa wegen dem, was gleich passieren würde, er war schließlich ein unerfahrener sechzehnjähriger mehr, aber dennoch – irgendetwas an diesem Haus ließ seine Alarmglocken aufschrillen und er hatte gelernt, diesen Instinkten zu vertrauen.


Ehe er sich versah, wurde er aufs Bett geworfen. Kein Küssen, kein Vorspiel, er lag einfach auf einem weichen Berg aus Daunen, das Gewicht einer zarten Frau auf seinem Bauch und konnte nichts tun als zuzusehen, wie sie sich auszog – nicht dass ihm das missfallen hätte. Als sie dann aber ihren BH öffnete spürte Marlon, wie sein Herz einen Schlag aussetzte. Das Marinesymbol. “Eigentlich müsste ich sie festnehmen, Mister Barino, für die Flucht aus dem Gefängnisturm von Monte Gomero. Aber du bist süß und ich habe keine Lust auf Stress. Darum liegt die Entscheidung bei dir. Arbeit oder Vergnügen?“ Er saß in der Falle. Hatte sich vorführen lassen wie ein Schuljunge. Und jetzt kassierte er die verdiente Strafe für seine Nachlässigkeit. Mit zusammengebissenen Zähnen holte der Attentäter tief Luft, aber dann lächelte er. Und zwar nicht verbissen, sondern so charmant wie zuvor. Was hatte er zu verlieren? Gefangen genommen würde er so oder so, dem Wort der Marinedame traute er nicht, aber er konnte immerhin dafür sorgen, dass sie es bereute. Seinen Fähigkeiten im Schlafzimmer vertraute er genug dafür. “Kompliment, Sie sind besser, als ich gedacht hätte. Und Sie haben auch gleich noch mit meiner Idee aufgeräumt es gäbe nichts, was ich an der Marine mögen würde. Wenn es also nur nach mir geht...“ Blitzschnell richtete der Attentäter sich auf, als wolle er ihr einen Kopfstoß verpassen, doch dann küsste er die kleine zierliche Person auf seinem Schoß lediglich sanft auf das rechte Ohr. “Dann wähle ich das Vergnügen.“ Lucian würde das hier garnicht gefallen.
 
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