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Vigil over the West

Scar

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Die Reaktionen seiner Gesellschaft mehr ignorierend als wahrnehmend, nahm Vico zum weiteren Nachspülen einen erneuten Schluck aus der Weinflasche. Wahrlich, er konnte trinken so viel wie er wollte, der Alkohol beeinflusste ihn, wenn überhaupt, lediglich im geringen Maße. Sein Magen war nun gefüllt mit einem wohligen Gefühl der Wärme und der Sättigung, weshalb er sich in dem Moment mehr als entspannen konnte. Er beobachte also mehr beiläufig, wie die braunhaarige sich ein Buch schnappte und es begann zu lesen. Für eine Sekunde versuchte der Tigerkönig den Titel und somit eventuell den groben Inhalt des Wälzers zu erfassen, doch als das Mädchen den Buchdeckel bereits geöffnet hatte, verwarf er dieses Vorhaben auch schon wieder…
Viel interessanter, wenn auch das Interesse hierbei noch immer als relativ zu galt, war hingegen, wie die blonde Köchin an den Esstisch kam und nicht nur das Essen Amy's mitbrachte, sondern auch noch eine Schüssel mit Resten – die sie dem Grünling darbot?
Hatte dieser nun noch eine Portion bestellt gehabt? Oder hatte das Gespann vielleicht sogar eine Abmachung? Sie kochte bereitwillig für ihn, wenn er dagegen als Restverwerter oder, direkter ausgedrückt, Müllschlucker diente? Für eine Sekunde meinte Scar schon, anerkennen zu wollen, dass sich das Gestrüpp endlich nützlich zu machen wusste, doch als sich dem entgegen ein rankenartiges Etwas an dessen Hüfte löste und sich auf das Innere der Schüssel stürzte, wurde ihm klar, dass dem nicht so war. Der Grünling ließ scheinbar sein Haustier für sich arbeiteten… Apropos, seit wann hatte dieser ein Haustier? Fragend sowie musternd besah sich Vico möglichst unauffällig dem Getier… Ein schlangenartiges Etwas, mit einem großen und mehreren kleinen Mäulern und am Ende einen buschigen Schwanz, wahrscheinlich aus Wurzeln. Im Ganzen gesehen, war es ziemlich hässlich, passte dadurch aber umso mehr zu der Mutation die sein Herr darstellte. Die Frage woher das Vieh kam, beantworte der Fuertes sich dann selbst, als er sich an das Geschehen im Auktionshaus zurück erinnerte und wie die Aloe Vera seinen offensichtlichen Abkömmling, den man als den Grünen Schatten verkaufen wollte, aus der Gefangenschaft befreit hatte. Offensichtlich hatte sich daraus mittlerweile ein Paar gebildet… Nun zumindest vertrieb sich so für einen Moment die Angst davor, dass sich die grüne Gestalt irgendwie, unaufhörlich vermehren würde. Wer wusste schon, zu was dieses Pflanzenwesen in Menschengestalt fähig war, wenn nicht Selbstreproduktion? Hito-Hito no Mi… Vico sinnierte noch einmal über das nach, was Jacob so beiläufig preisgegeben hatte. Eine Zoan-Frucht vom Typ Mensch… So betrachtet, war es eigentlich nicht verwunderlich, denn wenn man es genau nahm, waren Menschen schließlich auch nur Tiere. Sie meinten nur sich abzuheben, durch ein wenig mehr Intelligenz sowie ihre niederen Triebe durch solche Dinge wie Kultur oder das was man Manieren schimpfte zu kaschieren. Doch in Wirklichkeit war jeder Mensch genauso primitiv, gleich jeden anderem Säuger…
Umso lächerlicher wurde es, als der junge Kapitän daraufhin das Besteck auf Livy's abgestellten Teller bemerkte. Diese Pflanze, diese Mutation tat so, als sei sie zivilisiert – gar ein Mensch. Vico schüttelte seicht etwas den Kopf, mit verächtlicher Miene… Er durchschaute das Kaschieren des Teufelsmenschen. Immerhin, war er es gewesen, der die wahre Natur des Zoan-Nutzer's erlebt hatte. Die ungebändigte Bestie, die derart nach Fleisch und Blut gelechzt hatte, noch am gestrigen Abend. Und nun benahm sich selbiges Monstrum, als hätte es ein Buch über kultiviertes Verhalten geschrieben, indem es vorgab mit Messer und Gabel umgehen und im gehobenen Ton reden zu können… Die Verachtung gegenüber diesem Verhalten, wuchs im Inneren des Rotäugigen mehr und mehr. Er fragte sich für einen Moment lang sogar auch, ob er die Pflanze nicht bemitleiden sollte. Denn schließlich, es war nicht einfach, seine eigene Identität, seine eigene Natur, sein Wesen derart zu verleugnen und überspielen zu müssen, nicht wahr?
Vico hingegen stand für sich, sein Wesen, seine Natur und seiner Art Dinge zu tun ein… und mochte auch darauf zu pfeifen, was andere von ihm hielten… Umso mehr verachtete er Heuchelei wie auch Selbstverleugnung.

Ein Gähnen drang aus der Kehle des Schwarzhaarigen, kurz nachdem der Grünling – nicht ohne eine Schleimspur zu hinterlassen – aus dem Raum getreten war. So versiegten auch die Gedanken über den anderen Teufelsmenschen im Nichts und lediglich dessen hässlicher Abspalt blieb weiter unter den Augen des Tigerkönig's; schmatzend und die Reste der Küche weiter vertilgend. Ein letztes Mal nahm der rotäugige Captain dann einen Schluck aus der Rotweinflasche, ehe diese komplett leer war. Kie war derweil ebenso fertig mit seinem Essen und bedankte sich mit einigen Lobpreisungen an die blonde Schönheit gerichtet, bis er sich gemeinsam mit Lucky, der seinen Snack beendet hatte, aufrichtete. Als hätte man ihn dazu aufgefordert, sammelte der Pompadour anschließend mit einem Mal all das ungenutzte Geschirr ein und brachte es zum Küchendurchlass. "Das Mindeste, was ich tun kann!", erklärte er dann mit einem Lächeln, erneut an Rose gerichtet. "Thz…", zischte Vico seinerseits über dieses erneute Schleimen und ließ dem zum Kontrast seine leere Weinflasche einfach stehen, als er aufstand, sich seinen Mantel schwungvoll umlegte und sich auf den Weg nach draußen machte – vor ihm Lucky und der Zimmermann. Noch als er hinter der Blondine und der Braunhaarigen vorbei schritt, trat er dann, wenn auch ungewollt, jedoch nicht bereuend, dem grünem Abkömmling auf dessen sonderbaren Schwanz, woraufhin es ihn übel anzischte und sogar kurz davor war ihn anzugreifen. Scar jedoch konterte selbst mit einem Fauchen und einem markerschütterndem Blick, auf welchen sich das Wesen wieder seinem Abfall widmen sollte… Nach diesem kleinen Zwischenfall, fand sich Scar dann außerhalb des Raumes wieder vor der Wendeltreppe. Kie und sein Söldnerkamerad waren derweil längst voraus geschritten, den linken Gang entlang… Vico selbst wusste nur noch grob, wo genau sich der Trainingsraum befand, insofern war es gut für ihn, dass jemand vorweg ging. Hatte er schließlich bisher weder Lust noch Zeit gefunden, sich den Aufbau des Schiffes wirklich einzuprägen… Im Gang allerdings, bemerkte er sofort den abgeschlossenen Raum, für den nur er den Schlüssel besaß, gelegen zwei Türen vor dem Krankenzimmer. Für einen Moment verlor er sich deswegen ein weiteres Mal in Gedanken, eine Hand schon auf die Türklinge gelegt, während die andere nach dem Schlüssel in einer Manteltaschen grub… Er malte sich ein Bild aus, von dem was hinter der Tür lag, zögerte dennoch diese zu öffnen. Sollte er eintreten? Altes wiederbeleben oder es doch weiter verstauben lassen…?
Die Entscheidung dazu wurde ihm allerdings abgenommen, als Kusakabe plötzlich vom Ende des Ganges, halb aus dem Trainingsraum stehend hinab rief… "Oi, Senchou, hier hinten! Das musst du dir ansehen!" Mit einem entnervtem Seufzen ließ der Fuertes also von seinem kurzweiligen Vorhaben ab und begab sich stattdessen hinunter zum Trainingsraum, den er selbst noch nicht einmal erkundet hatte…
 
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Beinahe hätte Amy wirklich vergessen, dass ihr Magen sehnlichst auf Nahrung wartete, wenn nicht die blonde Köchin persönlich zu ihr gekommen wäre und den Teller neben ihr abgestellt hätte. Im ersten Moment überrascht von dem – für sie – plötzlichen Auftauchen der Frau blinzelte sie verwirrt und sah den Teller verständnislos an. Geistig steckte sie immernoch in dem Buch, zumindest bis der köstliche Geruch des Fleisches in ihre Nase drang. Augenblicklich schloss sie das Buch und zog den Teller zu sich heran. Nachdem sie Messer und Gabel in die Hand genommen hatte, sah sie die Köchin dankbar an. „Vielen Dank.“, waren die letzten Worte der Navigatorin, ehe sie damit begann ihren Hunger zu stillen.
Zwar schlang sie nicht so sehr wie ihr Kapitän, doch sie zerteilte das Fleisch in nicht gerade mundgerechte Happen und schaffte es gerade noch so die Stückchen in ihren Mund zu befördern. Das war zwar beim Kauen nicht gerade vorteilhaft, doch immerhin wurde sie so schneller fertig und auch satt.
Aus diesem Grund hatte sie jedoch ein kleines Problem, als sich die Köchin vorstellte. Da die junge Braunhaarige nicht unbedingt mit vollem Mund antworten wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als voerst zu schweigen und ersteinmal nur zu kauen. In dieser Zeit verabschiedete sich der Pflanzenmann von allen Anwesenden und ließ sein grünes Haustier alleine zurück. Kurz darauf war die Navigatorin endlich wieder in der Lage zu sprechen. „Entschuldige. Ich bin Amy. Navigatorin in Ausbildung und Geschichtenerzählerin.“, antwortete sie sogleich auf die Vorstellung von Rose, wobei sie es sich nicht nehmen konnten, sich dafür zu entschuldigen, dass sie so lange zum Antworten benötigt hatte.
Fast zeitgleich zu ihren Worten hatte sich der Rest der männlichen Anwesenden erhoben und ebenfalls den Raum verlassen, wobei der Schwarzhaarige auf den Schwanz des immernoch fressenden Pflanzenwesens trat. Ob absichtlich oder nicht, konnte Amy nicht sagen.
Auf jeden Fall befand sie sich dann mit Merry und der Blonden alleine in dem Aufenthaltsraum. „Gehst du auch gleich irgendwo anders hin?“, fragte Amy, bevor sie sich ein neues Stück Fleisch einverleibte. „Du kannst wirklich gut kochen.“, fügte sie ihrer Frage noch hinzu, ohne wirklich auf eine Antwort auf diese zu warten. Sie hatte sowieso vor, ihrem Lehrmeister und den anderen beiden Männern zu folgen, sobald sie zu Ende gegessen hatte.
Ob sie wohl auf einer Kochschule war? Ein lautes Seufzen des Geistermädchens veranlasste sie dazu, den Kopf in ihre Richtung zu drehen, wenn auch nur leicht, da sich Rose sonst sicherlicher gewundert hätte, warum sie auf einmal in eine Richtung sah, wo sich scheinbar niemand befand. „Hast du ein Glück, dass du das essen kannst… Es riecht wirklich lecker.“, meinte Merry, wobei ihr Blick auf dem Teller ruhte. "Als Geist komm ich ja leider nicht in diesen Genuss. Naja, immerhin isst du mal etwas Anständiges.“ Auch, wenn sich Amy etwas unwohl dabei fühlte, da Merry im Gegensatz zu ihr bestimmt schon seit vielen Jahren nichts mehr gegessen hatte, so war nicht nur sie, sondern auch ihr Magen froh über die Mahlzeit.
Die Braunhaarige verschlang das letzte Stück ihres Fleisches und schob den Teller ein Stück von sich weg. Amy erhob sich und trug ihr Geschirr in die Küche, wo sie es auf den Stapel stellte, den Kie zuvor dorthin gebracht hatte. „Nochmal vielen Dank für das Essen.“, bedankte sie sich erneut, während sie das Buch vom Tisch nahm und es ins Regal zurückstellte. „Wenn es dir nichts ausmacht, dann folge ich jetzt mal Lucky, Kie und dem Käpt’n. Du kannst ja mitkommen, falls du möchtest.“ Die Braunhaarige legte bereits eine Hand auf die Türklinke, wartete jedoch dieses Mal wirklich noch auf eine Antwort der Blonden.
 

Rose

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Rose musste sich des Öfteren eingesehen, dass sie es mochte, wenn Männer ihr den Hof machten. Prinzipiell war es aber auch sicher so, dass jeder Mensch sich über ein gewisses Entgegenkommen freute. Das war eines der Dinge, die nun einmal dazu gehörten, wenn man mit anderen auf engstem Raum zusammen lebte und sich am Miteinander beteiligen wollte. Dass Vico ein Einzelgänger war, war kaum zu übersehen und ebenso offensichtlich war es auch, dass es ihn herzlich wenig kümmerte, was andere über ihn dachten. Scarlett konnte das nicht so recht nachvollziehen, allerdings gab es ja noch Lucky und Kie, die sich wiederum an seinem Verhalten nicht stören zu lassen schienen. Aber was verstand die Everglot schon von den Herren der Schöpfung? Sie waren ihr ein Buch mit sieben Siegeln; das hatte sie schon früh festgestellt. Auch ein Grund dafür, keinen von ihnen zu nah an sich heran zu lassen. In diesem Sinne war es ihr auch recht, dass das Mädchen mit an Bord gekommen war. Etwas weibliche Gesellschaft war immer gut. Mit Männern konnte man nicht richtig lästern und sich auskotzen, wie es unter Frauen Gang und Gebe war. Zwar scherte sich die Köchin nicht um viel Klatsch und Tratsch und hielt sich auch mit voreiligen Schlüssen zurück, auch wenn sie manchmal nach Außen hin Schnellschüsse startete, aber jeder brauchte jemanden zum reden. Die Kleine, so jung sie auch war, war immerhin recht sympathisch. Rose lächelte nur, als Livy sich verabschiedete. Auch der Rest der Männer verließ den Raum und – wie erwartet – trotze der Schwarzhaarige wieder, während Kie ein dankendes Nicken zugeworfen wurde. Das waren die Kleinigkeiten, mit denen man die Laune der Blondine durchaus heben konnte. Dass Vico dem Vieh von Livy auf den Schwanz getreten war, war ja eine Sache, aber dieses Fauchen... Irgendeine Macke schien er definitiv zu haben, auch wenn Rose noch schleierhaft war, worin diese genau bestand. Das etwas verschreckte Lebewesen wich unter den Stuhl der Frau, die ihm vorhin noch etwas Essbares verschafft hatte, da der Rüpel sich zur Tür bewegte und dieser Weg so versperrt blieb. Außerdem war die Schüssel noch nicht ganz leer. Erst, als die drei Männer gänzlich den Raum verlassen hatten, bewegte es sich wieder zurück, um auch die Reste zu vertilgen. Wirklich ein verfressenes Vieh.
Ihre Aufmerksamkeit wich dann wieder auf die Kurze, da diese anscheinend ihr Essen so weit zerkaut hatte, dass sie sprechen konnte. "Kein Problem", antwortete Rose und holte schon einmal ihre Zigarettenschachtel heraus. Während Amy, wie sie sich vorstellte, aß, würde die Köchin erst einmal keinen der Glimmstängel anzünden und mitten im Gespräch, dass sie selbst angefangen hatte, zu gehen, war auch keine Maßnahme. "Geschichtenerzählerin und Navigatorin? Was für eine Kombination." Die Raucherin schmunzelte. Amy schien damit jedenfalls nicht so eigenbrötlerisch zu sein wie der Rest. Als sie fragte, ob Rose auch gleich ginge, schaute diese zur Küche. "Naja, ich werde noch die Reste aufräumen." Eigentlich glich es schon fast einem Zwang die Küche nur zu verlassen, wenn diese aufgeräumt und sauber war. "Danke. Ich denke, sonst wäre ich hier als Köchin wohl auch falsch." Die Blonde hob wieder die Mundwinkel und steckte sich endlich eine Zigarette an, der sie früher oder später ins Grab bringen würde, sollte ihm niemand zuvor kommen. "Nicht zu danken. Das ist mein Job und meine Leidenschaft", ergänzte sie noch und zog genüsslich den stinkenden Qualm in die Lungen. Herrlich entspannend. "Vielleicht komme ich noch nach." Zuerst einmal ein Päuschen, nachdem die Mäuler vorerst gestopft waren. Scarlett hatte an sich nicht vor sich in den Trainingsraum zu begeben. Zum einen hatte sie keine Lust wieder mit dem Fuertes aneinander zu geraten und zum zweiten genoss sie erst einmal die Ruhe. Mal abgesehen davon, dass sie dieses blöde Zimmer erst einmal finden musste.
Entspannt lehnte sie sich zurück, überschlug locker die Beine und legte ihren linken Arm über die Rückenlehne des Stuhles. Ihren Blick konnte sie so durch den Raum schweifen lassen, wobei sie an dem stacheligen Gestrüpp hängen blieb, dass sie anzubetteln schien. Brav saß es vor seinem leeren Napfersatz, ließ sabbernd die Zunge aus dem merkwürdig geformten Maul hängen und richtete seinen Kopf zu der Everglot, als würde es sie ansehen. Ob es Augen hatte? Sehen schien es ja zu können. Die qualmende Zigarette wurde in den rechten Mundwinkel verfrachtet, ehe die Köchin sich erhob, die Schüssel nahm und sich zur Küche auf machte. Das Vieh folgte voller Erwartungen. Im Napf landete aber entgegen seiner offensichtlichen Hoffnung nur frisches Wasser. Das grüne Ding schaute sich die Flüssigkeit genauer, um die Everglot dann wieder so selten dämlich anzusehen. "Du wirst noch fett. Geh' lieber zu deinem Herrchen." Das tierähnliche Wesen legte den Kopf leicht schief und machte sich dann auf den Weg, wohin auch immer. Vermutlich würde es bei Zeiten eh wieder hier landen, aber wie es schien, konnte sie so wenigstens die Fleischreste sinnvoll entsorgen.
Die Teller landeten kurzer Hand in der Spülmaschine, für die die Blonde unglaublich dankbar war. Sie hasste es zu spülen, erst recht die dreckigen Teller von fremden Leuten. Die Soucen wurden in Aufbewahrungsboxen verfrachtet und dann ins Gefrierfach gesteckt, um sie später noch einmal verwenden zu können. Es war abzusehen, dass irgendwer wieder abseits der Essenszeiten Hunger bekam. Beim Blick in den Kühlschrank schlich sich ein Grinsen ins Gesicht der jungen Frau. Schokolade. Wem auch immer sie gehörte, hier war sie in ihrem Hoheitsgebiet gelandet und wurde prompt zu einem kleinen Dessert weiter verarbeitet. Diese Küche war ein Genuss, ebenso wie der selbst gemachte Schokopudding. Die blauen Augen der hübschen Blondine glitten noch einmal über ihren Arbeitsplatz, während sie sich den süßen Leckerbissen einverleibte. Hier konnte sie es definitiv aushalten, soviel wusste sie schon, zumindest soweit sie es bisher beurteilen konnte. Aber was sollte sie jetzt machen? Zum herum experimentieren hatte sie noch genug Zeit, wobei ihr jetzt die Frage aufkam, wohin dieses Schiff eigentlich fuhr. Da würde sie wohl Amy später noch einmal löchern müssen. Vico war ja an sich nicht sehr zuvorkommend udn von grimmiger Natur mit seinen unheimlichen roten Augen. Der letzte Löffel der süßen Versuchung landete im Mund Scarletts, die sich anschließend damit beschäftigte, alles angemessen zu säubern.
Zufrieden hängte Rose zum Schluss die Schürze an den Haken, griff ihre zerlöcherten Handschuhe und verließ schlussendlich die Küche mit einer gerade eben angezündeten Zigarette. Auf dem Flur begegneten ihr noch einige der Anzugträger, welche wieder entzückt grüßten. Die Blonde selbst lächelte nur höflich zurück und ging weiter. Sie hatte den beschissenen Brief noch nicht angesehen, den der Meister beinahe diesem Trampeltier Vico gegeben hätte. "Dieser ignorante, alte Sack." Sich weiter über ihn zu ärgern, war unsinnig, aber für sie war es inzwischen zur Gewohnheit geworden. Doch, sie würde den Alten mit seiner verrückten Art vermissen.
 

Livy

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Endlich wieder allein fühlte Livy sofort, wie die Anspannung des Abendessens von ihm abfiel. Der Pflanzenmann war es einfach nicht gewohnt, gemeinsam mit anderen zu speisen, geschweige denn mit Menschen, die sich seiner Identität wohl bewusst waren. Es war eine Sache, in der Haut von Livio DeVille, dem exotischen Händlersohn, auf einer Party der gehobenen Gesellschaft ein paar Kanapees zu vernichten, jedoch eine ganz andere, als Livy unter den Augen eines Teufelsmenschen und zwei begabter Söldner ein schweres Stück Fleisch zu sich zu nehmen, welches nicht einst zum Körper eines der drei Kämpfer gehört hatte. Es wäre idiotisch, diese zweite Situation als normaler zu bezeichnen, doch der grüne Schatten kam um den Begriff nicht ganz herum, was ihm ein leichtes Lächeln auf die Lippen zauberte.
Gerade an Board dieses Schiffes auch nur irgendwas normal zu nennen… lächerlich.
Derart gefestigt machte sich der Pflanzenmann seinen letzten Gedanken folgend auf, das Schiff endgültig zu erkunden. Dabei ließ er den linken Gang auf dem Mitteldeck zunächst unbeachtet, flanierte kurz über die separaten Kanonengeländer, und verschwand dann im rechten Gang. Vergeblich suchte er das Loch, durch das er aus seinem Gefängnis entwischt war, fand dafür aber eine Schleife an einer der vielen Türen befestigt. Offenbar hatte das brünette Kind oder Rose eines der Zimmer in Beschlag genommen, was den Pflanzenmann wiederum daran erinnerte, auch für sich endlich einen Raum zu reservieren. Selbst wenn er zunächst nicht viel Zeit dort verbringen würde, war er doch einerseits zumindest neugierig auf die Einrichtung, und andererseits stand ihm ein Zimmer so oder so zu, welches andernfalls womöglich an einen der furchtsamen Matrosen gehen würde. Kurzerhand trat der Pflanzenmann deshalb an das Zimmer links neben dem bereits belegten, sammelte etwas Säure auf der Zunge seiner rechten Hand, und brannte damit seinen Namen in geschwungenen Lettern in das Holz.
Zeit, den Raum zu erkunden, hatte er jedoch auch später noch, weshalb sich Livy zunächst dem Rest des Schiffes widmete. Erhobenen Hauptes schritt er den Gang hinunter, besuchte unter anderem das Badezimmer und den Werkraum, und fand sich letztlich im Frachtraum auf dem Unterdeck wieder. Nachdem er sich dort an Waffen und Schießpulver vorbeigekämpft und endlich einen Ersatz für seinen Mantel, Anzug und die Schuhe gefunden hatte, wovon es auf diesem Schiff voller Mafiosi glücklicherweise genügend gab, musterte er nochmals sein Gefängnis, dem er zum Abschied ein spöttisches Grinsen schenkte, bevor er nach einem kurzen Besuch der Pumpkammer, deren Technik dem Pflanzenmann weder sonderlich viel sagte noch ihn interessierte, wieder auf dem Mitteldeck ankam. Wirklich aufschlussreich war diese Erkundungstour nicht, aber zumindest hatte Livy nun ein ziemlich gutes Bild vom Aufbau des Schiffes, einschließlich möglicher Fluchtwege, falls die Crew des grünen Passagiers doch einmal überdrüssig werden sollte.
Mit der Absicht, nun endlich einmal sein Zimmer zu besichtigen, begann Livy erneut seinen Weg zum rechten der beiden Gänge, wobei er jedoch von der sich öffnenden Tür zum Aufenthaltsraum überrascht wurde. Kurz blieb der Pflanzenmann wie angewurzelt stehen, während sein Gehirn bereits verschiedene Reaktionsmöglichkeiten auf wessen Auftauchen auch immer durchratterte, doch stellte sich schnell heraus, dass ein Augenrollen mitsamt Seufzer durchaus genügte. Immerhin war es lediglich sein eigenes Haustier, das sich mehr schlecht als recht durch die Öffnung schleppte und, sichtlich vollgefressen, winselnd vor die Füße seines Meisters kroch. Der legte daraufhin den Kopf schief, verschränkte die Arme vor der Brust und zog eine Braue in die Höhe.
„Mataku… wirklich keinen Deut besser als dieser Stubentiger. Es scheint an der Zeit, dir ein paar Manieren beizubringen.“
Daraufhin wurde das Winseln nur lauter. Noch einmal seufzte Livy, dann streckte er seinen rechten Arm aus, verwandelte ihn teilweise und hob so sein Tier auf, ohne sich zu bücken. Zurück in menschlicher Form schleifte sein Arm das Vieh anschließend absichtlich so über den Boden, dass der Kopf einmal an einer Ecke hängenblieb und die lange Zunge des Viehs soviel Staub vom Boden leckte wie möglich. An seinem Zimmer angekommen öffnete er die Tür, die glücklicherweise nicht abgeschlossen war, und betrachtete zuerst eine Weile sein neues Reich kritisch.
Vermutlich konnte der Pflanzenmann von Glück sprechen, dass er den Aufenthaltsraum des Schiffes nicht zum Grund genommen hatte, viel von den Räumlichkeiten der Crew zu erwarten. Jede Hoffnung in Richtung Ledersessel oder Teppich wären nämlich bitter enttäuscht worden. Einfaches Mobiliar aus schwarzem Holz, vermutlich in einem Zug mit dem Material für das Schiff an sich bearbeitet, dominierte den kleinen Raum in Form eines klobigen Schranks auf der linken und einer ebenso unhandlichen Truhe auf der rechten Seite. Hinter dem protzigen Ding, auf dem der Schlüssel zum Zimmer und vermutlich auch zum Schloss der Kiste lag, stand ein breiter Schreibtisch mitsamt einem schon für das Auge ungemütlichen Stuhl und einer Öllampe. In der hinteren linken Ecke dagegen thronte ein schweres Bett, frisch bezogen und für einen Menschen vermutlich sogar einladend. Eine Pflanze dagegen schnappte sich das Bettzeug inklusive Matraze, verfrachtete es komplett in die leere Truhe, sodass nur noch kaltes Holz übrig war, und schaute anschließend in Richtung Decke, das Gesicht geschmückt vom einem Lächeln ob des in ihrem Kopf erwachsenden Plans.
Kie wird sich freuen. Ganz bestimmt.

Wenig später saß Livy auf dem einzigen Stuhl seines Zimmers, dessen Tür er mittlerweile geschlossen hatte. Dennoch strömten frische Luft und warmes Sonnenlicht in den Raum, und zwar über mehrere etwa tennisballgroße Löcher, die der Pflanzenmann mit säuregespickten Zähnen in die Decke gefräst hatte. Dem einzigen vermeintlichen Nachteil, nämlich dass Livy nun auch von oben beobachtet werden konnte, hatte er bereits vorgebeugt, insofern die neugierigen unter den Crewmitgliedern bereits ein Fauchen und eine kleine Portion Säure abbekommen hatten, und zwar für selbst den kleinsten Blick durch eine der Öffnungen. Ideal war diese Lösung zwar nicht, doch wenn sein Zimmer schon keine Fenster hatte, mussten eben diese unorthodoxen Luftlöcher bis zu ihrer Ankunft auf der nächsten Insel herhalten.
Nichtsdestoweniger selbstzufrieden sah er schließlich sein Haustier an, das es sich auf dem leeren Bett gemütlich gemacht hatte. Beim Anblick der leise schnarchenden Kreatur schlich sich ein Grinsen auf die Lippen seines Herrchens. Mit Schlaf würde es die nächsten Stunden nicht sonderlich gut für die Bestie aussehen…
 
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Scar

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Im Trainingsraum angekommen schaute sich Scar vorerst im Türrahmen stehend um, für einen Gesamteindruck. Alles war faszinierend eingerichtet, gar überhaupt konstruiert. Vico selbst hatte derartige Architektur bisher nur ein einziges Mal in seinem Leben gesehen… Dojo… so nannte man das wohl. Der gesamte Boden war mit Tatamimatten ausgelegt, während die hintere Wand mit etlichen Hikishoji – verschiebbaren Papiertüren – ausgestattet war, hinter denen sich die Trainingsutensilien befanden, welche Kie bereits voller Vorfreude begutachtete und aus dem Abstellbereich kramte. Gewichte samt Stangen, Hanteln, ein paar normale Matten, eine multifunktionelle Bank, Bambus-Schwerter und Kampftrachten, drei aufstellbare Dummys… Wahrlich dieser Raum verfügte über so ziemlich alles, mit dem man sich auch nur irgendwie in Form halten konnte. Fraglich wurde allerdings mehr und mehr, wieso dieser verkalkte Tepes einerseits den Raum derart östlich gestalten hatte lassen und andererseits, wie er dazu kam, solche Dinge für ein allumfassendes Training verschiedener Kampftypen auf Vorrat zu haben… "Der Vorbesitzer… scheint mir diese Kunstrichtung wirklich gemocht zu haben, wenn man bedenkt, dass das Bad im ähnlichen Stil eingerichtet ist.", merkte Lucky auf einmal an, während er sich die Gestaltung der, von der Tür aus rechten, Wand zu Gemüt führte…
Das Bad also auch? Vico hatte selbiges bisher auch noch nicht aufsuchen müssen, fasste aber in dem Moment den Entschluss genau das nachzuholen. Beide Räumlichkeiten hoben sich damit mehr als eindeutig vom Rest des Schiffes ab und der junge Fuertes konnte nicht verneinen, dass ihm diese Stilrichtung gefiel. Nach der ausführlichen Betrachtung zog er sich seine Schuhe aus, stellte sie an der Seite ab und legte seinen zusammengefalteten Mantel ebenso dazu. Der Luciano tat es ihm gleich, auf der anderen Seite des Raumes, und entledigte sich aller Kleidung, bis auf die Hose und seinen markanten Hut. "Nun denn, wollen wir anfangen?" - "Oioi~, wollt ihr euch nicht erst einmal aufwärmen?" Ohne Antwort auf keine der beiden Fragen, entgegnete Vico dem Blick des Navigators wie immer, finster und eindringlich, mit seinen tiefroten Augen. Lucky hingegen schmunzelte nur mal wieder, seicht, während der Rest seiner Mimik durch den tief ins Gesicht gezogenen Hut verborgen blieb. Mit einer kurzen Bewegung setzte er dann noch Lansky ab, der es sich auf den zusammen gelegten Kleidern des Söldners gemütlich machte. "Nur eins noch…", begann Scar dann, während er anfing einige der Bandagen an seinem Oberkörper abzuwickeln. "…Dieser Mist schränkt viel zu sehr ein." Ohnehin, so meinte er für sich selbst, waren die meisten der Kratzer und wirklichen Wunden längst verschlossen. Er regenerierte sich außerdem wie immer, schnell und auf seine eigene Art und Weise, ohne lange bandagiert zu sein… Was dabei allerdings herauskam, zeichnete sich bereits mehrfach überall auf seinem Körper ab… Lediglich der Verband um seine Hüfte blieb, da sich dort ja die schlimmste Wunde befand, die er noch aus seinem Kampf mit Tepes zu kurieren hatte. So viel, wollte er nun doch nicht riskieren…
Noch während Vico sich den nervtötenden weißen Einschränkungen entledigte, musterte er den Luciano ausgiebig. Dieser wirkte auf ihn nicht wirklich stark; nur wenige Muskeln zeichneten sich auf dessen Körper ab, ganz im Gegensatz zu dem des Fuertes… Und dennoch, der Tigerkönig vertraute seinem Instinkt. Das Aussehen des Fuchses täuschte vollkommen über dessen eigentliches Können hinweg. Sein Leib mochte schlaksig und drahtig erscheinen, doch war er schlussfolgernd daraus sicher auch unheimlich schnell. Was die körperliche Kraft allerdings anging, so musste der junge Kapitän auf den ersten Kontakt warten, um diese wirklich abschätzen zu können… Die letzte Bandage fiel und es fehlte lediglich noch… Doch die teils vernarbten Finger griffen ins leere, dort wo eigentlich der Ring am mittlerem Finger zu erwarten war. Wo zum?! Der Gesichtsausdruck des Fuertes Sprössling glitt von fragend, zu irritiert bis hin zu fast panisch, während er unter den verwunderten Blicken des Kusakabe und des Luciano seine Hosentaschen abtastete. Doch auch in diesen war das Erbstück nicht aufzufinden… Wo hatte er ihn nur…? Die Küche! Dem rotäugigen jungen Mann fiel es wie Schuppen von den Haaren! Er hatte den Ring abgelegt, bevor er sich sein eigenes Mahl gekocht hatte! Also, musste sich das bläuliche Schmuckstück noch dort befinden. Diese Schlussfolgerung gefasst, stürmte Vico sofort aus dem Trainingsraum… "Huh… Hat er jetzt schon aufgegeben?", lachte Kie seinem Kapitän ungehört hinterher…

Er liegt besser noch da… Wehe einer dieser Scumbags hat ihn… Der junge Fuertes schnalzte vor aufkeimenden Zorn, allein bei der Annahme, einer der Crew hätte den Ring gefunden und sich eingesteckt. Allgemein traute er das jedem an Bord zu, kannte er schließlich noch keinen wirklich lange. Allem voran dem Grünling sprach Vico zu, dass dieser sich Dinge aneignete, die ihm nicht gehörten… Der Braunhaarigen, an der er im selben Moment dieser Gedankengänge hastig vorbei stürmte und die wohl auf dem Weg zum Trainingsraum schien, traute er er solches Verhalten eher weniger zu, weshalb er sie – unter anderem aber auch aus Aufgebrachtsein – beim Streifen ignorierte. Dann an der Wendeltreppe angekommen, riss er die Türen zum Aufenthaltsraum auf und stürmte sofort weiter, barfuß in die Küche. Ihm war es gerade mehr als scheiß egal, was die Hygiene anging. Stattdessen wühlte er sich akribisch durch all das Geschirr, das auf der Arbeitsplatte neben der Spüle und dem Herd stand. Doch seine Suche war vergebens… Wo verdammt nochmal ist er?! Runter gefallen war er auch nicht, schloss Scar, nach ebenso aufgebrachter Suchaktion am Boden. Ergo blieb nur noch eine Schlussfolgerung: Jemand musste ihn genommen haben. Fragte sich allerdings nur… Wer?
Ohne lange nachzudenken oder zu zögern, rannte Vico erneut los, aus der Küche, durch den Aufenthaltsraum. Die wahrscheinlichste Antwort, stellte ohnehin die Person dar, die kurz nach ihm in der Küche gewerkelt hatte. Dazu kam die Tatsache, dass sich die Blondine sowieso akzeptanzlos gab, wenn es darum ging, dass jemand ihren Arbeitsbereich betrat. Dadurch blieb allerdings eine weitere Tatsache ungeklärt… Wo befand sich die Köchin nun, wenn nicht in ihrem Hoheitsgebiet und auch nicht im Aufenthaltsraum? Dafür, sie überall suchen zu gehen, hatte Scar allerdings weder die Zeit noch überhaupt Geduld – Er wollte sein Eigentum wieder haben, sofort!
So aufgebracht, sah er also nur die eine Möglichkeit… Momentan befand sich außerdem niemand in der Nähe, der ihn sehen konnte, wenn auch er recht wenig darauf gab, dass die Crew um seine besondere Kraft wusste… Vico verwandelte sich deshalb binnen weniger Sekunden in seine Tiergestalt: Einen weißen, prachtvollen wie großen Tiger mit glühend roten Augen. Erneut ließ der Tigermensch keine Zeit verstreichen und schnupperte sofort über den Boden, um die Fährte aufzunehmen; ein Vorhaben was sich als nicht sonderlich schwer erwies, da die blonde Schönheit ihren ganz eigenen Geruch hatte – einen um Welten angenehmeren, exotischeren als all das andere, vornehmend männlichen Gesocks, das sich auf dem Schiff mittlerweile herum trieb.
Die Spur führte in den rechten Gang, welchen der Tiger sofort hinab stieß, noch immer im Eiltempo. Dabei war Vico so schnell, dass er ohne Rücksicht auf Verluste einen vereinzelten Anzugträger, der ihm entgegen kam und vollkommen verdattert – über die Erscheinung – drein blickte, einfach umsprang und dadurch ins Land der Träume beförderte. Daraufhin weiter den Gang hinab hechtend, wurde die Duftspur immer stärker, bis sie das königlich anmutende Tier letztendlich zu einer Tür führte an dessen Klinke eine Schleife gebunden war… Eindeutig, nur eine Frau würde so ihre Räumlichkeit markieren. In wenigen Sekunden verwandelte sich der Fuertes deshalb zurück in seine natürliche Erscheinung und hämmerte plötzlich, ohne eine Sekunde zu warten, gegen das Holz, das ihn vom Eintreten abhielt. "Oi, Ona, mach sofort die Tür auf!", brüllte er im Anschluss, noch immer aufgebracht. Immerhin… Es war sein Eigentum, das fehlte, und sie war die Hauptverdächtige.
 
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Einen Augenblick lang beobachtete die junge Navigatorin die Rauchschwaden, welche nach dem anzünden von Rose‘ Zigarette gen Zimmerdecke stiegen. Zu oft schon hatte sie sich in Bars aufgehalten, wo mehr als nur einer der ungesunden Glimmstängel die Luft verpesteten, als das ihr der Qualm noch etwas ausmachte oder sie gar zum Husten brachte, dennoch hatte sie nie verstanden, was die Leute an diesen Dingern fanden.
Auf die Worte der Köchin nickte sie. „Ist in Ordnung. Dann sehen wir uns spätestens beim nächsten Essen.“, erwiderte Amy, ehe sie die Türklinke endgültig runter drückte und den Aufenthaltsraum verließ. Der Lolly, welchen sie vor dem Essen auf den Tisch gelegt hatte, blieb von der Navigatorin vergessen liegen.
Sich daran erinnernd, dass sich die einzigen Räume, die sie noch nicht untersucht hatte, in demselben Gang wie ihr Zimmer befanden, ging sie den linken Gang hinunter. Kurz nachdem sie ihr eigenes Quartier passiert hatte, bemerkte Amy dann auch endlich das Fehlen ihrer Lieblingssüßigkeit, woraufhin sie stehen blieb und einen neuen Lolly aus ihrem Rucksack kramte. Auch, dass sie einen auf dem Tisch liegen gelassen hatte, fiel ihr wieder ein, doch kehrt machte sie deswegen nicht. Früher oder später würde sie sich eh noch einmal im Aufenthaltsraum wiederfinden und die Braunhaarige bezweifelte, dass irgendjemand Lollys stahl, vor allem keine, die bereits jemand anderes angefangen hatte. Er würde also beim nächsten Mal immer noch dort sein.
Ohne weiter darüber nachzudenken lief sie weiter. Sehr weit kam sie allerdings nicht, denn mit einem Mal stürmte ihr Kapitän aus dem letzten Raum des Ganges. „Hey, Käpt’n.“, begrüßte sie ihn, auch wenn ihr letztes Aufeinandertreffen nicht sehr lange her war. Ihr fiel auf, dass er sich sowohl seiner Schuhe und seines Mantels, wie auch eines Großteils seiner Bandagen entledigt hatte. Ohne sie zu beachten ging er einfach an ihr vorbei. Verdutzt sah sie dem Schwarzhaarigen hinterher, ehe sie das letzte Stück Weg bis zum Trainingsraum überwand und neugierig hineinlugte.
Es war ein wirklich schöner Ort, auch wenn sie sich fragte, warum man einen Raum, der unter anderem für Trainingskämpfe genutzt und dementsprechend sicherlich ein paar Mal verwüstet wurde, so wundervoll gestaltete. Ihr Blick fiel auf Kie und Lucky, wobei der Navigatorin auffiel, dass sich der Luciano genauso wie der Kapitän seiner Oberbekleidung und seines Schuhwerks entledigt hatte. Das man sich die Schuhe auszog verstand sie ja, schließlich bestand der Boden aus Tatamimatten, doch das Oberteil behielt man normalerweise dennoch an. Höchstwahrscheinlich wollten sie jedoch gerade mit ihrem Kampf beginnen, weswegen die beiden Männer nur oben ohne herum liefen, als der Schwarzhaarige sich wohl anders entschieden hatte und hinausgestürmt war. „Habt ihr irgendwas gemacht, dass den Käpt’n verärgert hat?“, fragte sie die beiden, während sie sich ebenfalls ihrer Schuhe entledigte. Kie lachte kurz auf, schüttelte jedoch gleichzeitig den Kopf. „Wer weiß, was der hat.“, meinte Merry schulterzuckend.
Die Braunhaarige musste wohl warten, bis der Schwarzhaarige zurückkehrte, wenn sie einen Kampf zwischen ihrem Kapitän und ihrem Lehrmeister sehen wollte. Aus diesem Grund setzte sie sich an die linke Wand gelehnt im Schneidersitz hin und betrachtete die Zeichnung an der rechten Wand, woraufhin ihre Gedanken abschweiften. Das Bild eines Strandes erinnerte sie an ihre Heimatinsel und allgemein an die Zeit, bevor sie die Teufelsfrucht gegessen hatte. Als Kind war sie gerne mit ihren Freunden schwimmen gegangen und hatte noch allerlei andere Sachen unternommen. Eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen zu dieser Zeit waren die Scheinkämpfe, die sie mit ihrem besten Freund bestritt.
„Schlaf nicht ein.“, machte sich das Geistermädchen bemerkbar, obwohl sie wusste, dass Amy praktisch nie schlief. Ungefähr das sagte auch der Blick, den die Braunhaarige in die Richtung ihrer Begleiterin warf. Mit einem Seufzen holte sie aus ihrem Rucksack das Buch heraus, welches sie wie einen Augapfel behütete und in dem praktisch alle Geschichten standen, die die Braunhaarige kannte. Um sich die Zeit zu vertreiben, nun, da Merry sie aus ihren Gedanken gerissen hatte, fing sie an durch das Buch zu blättern und ihre Lieblingsgeschichten zu lesen.
 

Livy

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„Ist das wirklich so schwer, du faules Vieh?“
Erneut war die Antwort des Wesens lediglich ein erbärmliches Wimmern. Mit schief gelegtem Kopf schaute es dabei seinen Meister an und schien mit allen Mitteln, die ihm möglich waren, Unverständnis ausdrücken zu wollen. Man mochte meinen, dass Livy von ihm das Unmögliche verlangte, wie die Verwandlung in einen Elefanten oder das Balancieren auf einem einzelnen Wurzelhaar. Dabei wollte der Teufelsmensch doch lediglich überprüfen, inwiefern diese Kreatur ihm tatsächlich glich, wobei sich bisher nur gezeigt hatte, dass es zumindest bei weitem nicht so intelligent zu sein schien wie sein Meister.
Der wahre grüne Schatten seufzte, lehnte sich auf dem unbequemen Stuhl zurück und schaute an die durchlöcherte Decke. So langsam gingen ihm die Motivationsmöglichkeiten für seine Bestie aus: Ein Klaps hatte sie nur eingeschüchtert, und sich irgendwie falsch angefühlt, so als hätte sich Livy selbst geschlagen; bei der Erwähnung von Futter hatte das Tier aufgehorcht, schien allerdings nicht verstanden zu haben, dass es dafür erst arbeiten musste; und um sein Verständnis der menschlichen Sprache schien es auch noch nicht gut genug zu stehen, als dass auch noch so konkrete Befehle, Beschimpfungen, Betteleien, Beschwörungen oder Flüche zum Erfolg geführt hätten.
Unter anderen Umständen hätte Livy es damit vorerst bewenden lassen, doch seine Situation ließ ihm wenig andere Optionen, als mit dem Training der Kreatur fortzufahren, von seiner Neugierde auf ihre möglichen Fähigkeiten ganz abgesehen. Auf hoher See gab es nun einmal wenige Möglichkeiten des Zeitvertreibs, gerade für einen Pflanzenmann, dessen Freizeitgestaltung normalerweise zu gleichen Teilen aus glamourösen Feiern und nächtlichen Raubzügen bestand. Ersteres würde es unter der Leitung des Kätzchenkönigs ganz bestimmt nicht geben, und letzteres wäre sicherlich nicht so aufregend gewesen, wie die Reisen über die Dächer Palermos.
Mit einem schweren Seufzer lehnte sich Livy erneut vor und betrachtete sein Haustier, welches es sich mittlerweile wieder auf dem leeren Bett gemütlich gemacht hatte. Ein scharfer Blick des Meisters jedoch, und das Tier entrollte sich und hob den Kopf in Richtung Livy. Der starrte seinen Begleiter wider Willen an und dachte nach. Das ist doch nicht zu glauben. Menschen schaffen es, Hunden die unterschiedlichsten Tricks beizubringen, obgleich sie sich so sehr voneinander unterscheiden. Und dieses pflanzliche Etwas will einfach nicht…
Mit einem durchdringenden Blick fixierte er sein Haustier und begann, langsam zu sprechen: „Kannst du mich nicht verstehen, oder willst du nur nicht? Willst. Du. Nicht?“
Als Antwort legte das Tier erneut das schwere Haupt schief, und Livy tat es ihm gleich, bevor er es fallen ließ und sich über die Stirn fuhr.
So wird das nichts. Vielleicht finde ich auf diesem Schiff oder auf der nächsten Insel irgendwelche Bücher über Tiertraining. Andererseits… ach, verflucht soll dieses Vieh sein, dass ich mir wegen ihm sogar schon überlege, extra Geld auszugeben!
Enttäuscht und wütend sah Livy auf den hölzernen Boden, hob langsam den Kopf, und sah dann seiner Kreatur dabei zu, wie sie dasselbe tat. Einen Augenblick dachte er sich nichts dabei, doch als der Pflanzenmann ebenfalls beobachtete, wie seine Kreatur die einzelne Vorderpfote, die eben noch wie Livys Hand an der Stirn der Kreatur geruht hatte, wieder auf das Bett setzte, kam ihm eine Idee. Kurzerhand setzte sich der grüne Schatten auf, und das Tier tat es ihm gleich, indem es den Rücken durchdrückte und geradeaus sah. Anschließend hob Livy eine Hand, und die Kreatur folgte ihm, woraufhin Livy aufstand. Zeitgleich stellte sich die Kreatur auf ihren Schwanz und machte sich so groß wie möglich. Nach ein paar Sekunden jedoch verlor sie dabei das Gleichgewicht und purzelte von der niedrigen Bettkante.
Livy entlockte dieser missglückte Versuch ein knappes Gackern, bevor er die Hände in die Hüften stemmte und den Kopf schüttelte. Immerhin ein Anfang. Imitation… natürlich. So einfach.
Nicht besonders sanft trat Livy sein Haustier vom Boden und beförderte es zurück aufs Bett, wo es sich wieder unzufrieden zusammenrollte. Ganz offenbar war ihm schon dieser Versuch zu viel gewesen, für zu wenig Belohnung. Der grüne Schatten konnte seiner Kreatur dieses Verhalten kaum vorwerfen, denn was tat Livio DeVille schon gern, wenn nichts dabei heraussprang? Andererseits würde Motivation in Form kleiner Häppchen voraussetzen, dass Livy sein Zimmer verließ und in die Küche zurückkehrte, und danach stand ihm noch nicht der Sinn. Doch was bleib ihm übrig? Wie sollte er diese Kreatur, diese merkwürdige Bestie, anders motivieren?
Während der grüne Schatten das Wesen betrachtete und den Gedanken weiterspann, fiel ihm erneut etwas auf. Etwas, das ihn dauerhaft auf eine Stufe mit der restlichen, horizontbeschränkten Besatzung zu setzen drohte. Ich kann dieses Vieh nicht immer nur Kreatur oder Monster nennen. Nicht, wenn nicht noch mehr Steaks ihren Weg ins Meer finden sollen. Doch was ist die Alternative…
Ein Name musste her, doch was für einer, diese Frage ließ sich nur schwer beantworten. Sich zurückerinnernd, wie er sich selbst einen menschlichen Namen gegeben hatte, gelangte er erneut zu dem Schluss, das Zimmer verlassen zu müssen. Offenbar führte daran einfach kein Weg vorbei, wollte der Pflanzenmann nicht seiner Vorstellungskraft alle Arbeit überlassen. Notgedrungen stand Livy letztlich also doch auf, vorsichtig und darauf bedacht, seine schnarchende Kreatur nicht zu wecken. Nicht, weil er den Schlaf seines Haustiers nicht stören wollte, sondern vielmehr da er plante, unbemerkt zu besorgen, was er benötigte. Mit der Kreatur im Schlepptau würde sich dies noch schwieriger als sowieso schon gestalten. Also nahm er kurzerhand die zwei Schritte zur Tür so schnell und leise er konnte, schnappte sich im Vorbeigehen den Schlüssel zu Zimmer und Truhe, und huschte so unbemerkt aus seinem Raum, dessen einzigen Zugang er doppelt absperrte. Mit einem Blick auf die einfache Klinke und das schmale Loch darunter beschloss der Pflanzenmann, sich bei Gelegenheit nach einer einbruchssichereren Lösung umzusehen, doch für den Moment musste er einfach darauf vertrauen, dass keiner an Board, auch seine eigene Kreatur nicht, ebenso begabt wie der grüne Schatten auf dem Gebiet der Schlossknackerei war. Ein letzter Blick in den scheinbar leeren Korridor folgte, dann machte sich Livy endgültig auf den Weg.
 
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Mit einem leisen Klatschen schloss die Braunhaarige das Buch in ihren Händen. Ein Seufzen entwich ihr, denn der Kapitän war, obwohl sie mittlerweile alle Geschichten mindestens einmal durchgelesen hatte, bislang noch nicht wieder aufgetaucht.
Lucky und Kie hatten sich inzwischen anderen Dingen zugewandt, auch wenn sie sich nach wie vor in dem Trainingsraum befanden. Während Kie dabei war ein paar der Geräte aufzubauen, die er bereits bei ihrer Ankunft in diesem Raum hinter einer Wand hervor geholt hatte, fütterte Lucky das kleine Chamäleon, das auf den Sachen des älteren Navigators lag.
Für Amy gab es hingegen nichts derartiges zu tun. Lansky ließ sich von ihr nicht füttern und Trainingsgeräte waren auch nicht gerade ihre Stärke, ganz gleich, ob es dabei um deren Aufbau oder Handhabung ging.
Ihre Hände wanderten zu dem orangenen Rucksack neben ihr und öffneten ihn. Eigentlich wollte sie nur das Buch wegräumen, doch das Knistern von Papier ließ sie in ihrer Bewegung innehalten. Erstaunt blickte sie in ihre kleines Heiligtum, wodurch ihr ein zusammengerolltes Stück Papier auffiel, das zwischen ihrem Souvenirkasten und einer der Lollytüten eingeklemmt war. Die Stirn runzelnd holte die Navigatorin das bereits reichlich geknickte Papier aus dem Rucksack heraus und entrollte es. „Oh…“, entwich es ihr, als sie den Tigerkopf erkannte. Hatte sie den Entwurf wirklich in ihren Rucksack gesteckt? Anscheinend schon und irgendwie verwunderte es Amy kaum. Es war wahrscheinlich inzwischen eine Art Reflex geworden, dass sie alles in ihren Rucksack packte, was man nicht die ganze Zeit in der Hand halten konnte.
Beim Anblick des Entwurfes wurde ihr allerdings bewusst, dass es wohl besser war nicht seinen gesamten Besitz in einen Rucksack zu packen. Nach einem kurzen Zögern erhob sie sich.
„Ich komm gleich wieder.“, sagte die Braunhaarige zu den beiden Männern, ehe sie den Raum verließ. Ihre Schuhe ließ sie dabei zurück und lief viel lieber barfuß den Gang hinunter bis zu ihrem Zimmer.
Dort angekommen, sah sie sich in dem recht leeren Raum um, auf der Suche nach einem geeigneten Platz für den Flaggenentwurf. Ohne jegliche Einrichtungsgegenstände blieb jedoch nur der blanke Boden, der allerdings auch nicht besser war als ihr Rucksack. „Meinst du, es macht irgendjemanden etwas aus, wenn ich mir eine der Kisten aus dem Frachtraum hole?“ Das Geistermädchen zuckte mit den Schultern. „Falls es jemanden stört, kannst du die Kiste ja auch wieder zurück bringen. Ist ja nicht so, dass du vor hast sie zu Kleinholz zu verarbeiten.“
Mit einem zustimmenden Nicken verließ Amy wieder ihr Zimmer und ging über die Wendeltreppe hinunter zum untersten Deck. An ihrem Ziel angekommen, begann die junge Navigatorin damit, nach einer geeigneten Kiste zu suchen. Nach einiger Zeit entdeckte sie dann eine Holzkiste voller Kissen und Decken, die ihrer Meinung nach geeignet war.
„Was willst du mit der eigentlich machen?“, fragte Merry, als Amy anfing die Sachen aus der Kiste zu holen. Erstaunt blickte die Braunhaarige auf. „Na, meine Sachen da rein packen. Meine Entwürfe, zum Beispiel.“ Das geisterhafte Mädchen verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf. „Normalerweise nimmt man dafür einen Schrank. Am Besten einen abschließbaren. Und Karten oder so was kannst du doch auch an die Wand hängen. Dann sind die wenigstens nicht so kahl und die Kiste könntest du als eine Art Bett nehmen. Genug Kissen sind drin und sie ist groß genug für dich.“
Amy überlegte kurz. Im Grunde brauchte sie kein Bett, doch es konnte schon von Vorteil sein, wenn sie einen Ort hatte, wo sie sich im Notfall hinlegen konnte. Sollte sie zum Beispiel einmal krank werden, schließlich konnte sie nicht die ganze Zeit im Krankenzimmer rum liegen, vor allem wenn dort noch mehr Kranke lagen.
Mit einem Seufzen gab sie sich geschlagen und packte die Kissen wieder zurück in die Kiste. Direkt darauf erhob sie sich und nahm eine Packung Nägel von einem Regalbrett, das gerade noch so in ihrer Reichweite war, ehe sie sich auf die Suche nach einem Hammer begab. Nach kurzer Zeit hatte sie auch diesen gefunden und legte beides zu den Kissen in „ihre“ Kiste. Nun stand sie jedoch vor einem weiteren, für sie beinahe unüberwindbaren Problem: Wie sollte sie die Kiste in ihr Zimmer bekommen? Schieben bzw. ziehen fiel schon mal aus, schließlich gab es eine Treppe zu überwinden. Auch das tragen versuchte sie, was jedoch zum scheitern verurteilt war, da sie die Kiste höchstens ein paar Augenblicke lang oben halten konnte. So würde sie es niemals in ihr Zimmer schaffen. „Und was nun?“, fragte Merry ihre menschliche Begleiterin. Zuerst zuckte die Braunhaarige nur mit den Schultern, ehe sie dann erwiderte: „Wir müssen wohl schauen, ob wir jemanden finden, der uns hilft.“
Gemeinsam traten sie den Rückzug aufs mittlere Deck an. Kaum hatte Amy einen Fuß auf das Holz dieses Decks gesetzt, entdeckte sie den grünhaarigen Livy, welcher soeben den Treppenraum betreten hatte. Ihr letztes Gespräch war nicht gerade sonderlich gut verlaufen, doch trotzdem hoffte die Navigatorin irgendwie darauf, dass der Gelbäugige ihr behilflich sein würde. „Uhm, Livy? Würdest du mir mal kurz helfen? Bitte?“, wandte sie sich augenblicklich an ihn. Erst jetzt, wo sie beide standen, fiel ihr auf, dass er kaum größer war als sie. Eine recht ungewohnte Situation für sie, meistens hatte sie nur mit Leuten zu tun, die bei weitem größer waren. Allerdings nichts, was die Navigatorin aus dem Konzept brachte, schließlich bedeutete sowas nicht unbedingt den Weltuntergang.
 

Livy

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Die Kombüse des Schiffes war mittlerweile nur noch von ein paar gesichtslosen Anzugträgern bevölkert, weshalb Livy keinerlei Skrupel hatte, erhobenen Hauptes und mit dem Anflug eines Lächelns durch den Aufenthaltsraum zu einem der Bücherregale zu schreiten, in denen er zu finden hoffte, was er suchte. Und tatsächlich: Bereits die erste Reihe teilweise in Leder gebundene Rücken zierten einige interessante Titel, angefangen mit einer „Geschichte der frühen Mafia“, bis zu etwas, das wie eine Art Gedichtband eines Autors wirkte, dessen Name Livy beim besten Willen nicht flüssig auszusprechen vermochte. Beide Bücher, gemeinsam mit noch etwa einem halben Dutzend anderer, fanden sich wenig später auf dem Arm des Teufelsmenschen wieder, welcher bei seinem Abgang noch immer keinen der anderen Anwesenden anblickte, sondern stattdessen den Blick starr auf die Tür gerichtet hielt, durch die er wieder auf den Flur des Mitteldecks verschwand.
Auf seinem Weg zurück auf sein Zimmer dachte Livy mit schief gelegtem Kopf darüber nach, wie lange es wohl dauern würde, bis er sich an diese neue Situation gewöhnt hätte. Dass das noch nicht so war, daran zweifelte er keineswegs: Andernfalls hätte er nämlich die wenigen Mafiosi, die bei der Ankunft des grünen Schattens allein schon furchtvoll zusammengezuckt waren, mit einem breiten Grinsen nebst vernichtendem Blick komplett zu Boden geschickt. Stattdessen hatte Livy die Kleingeister jedoch lediglich ignoriert. Ignoriert. Als ob es überhaupt etwas zu ignorieren gegeben hätte! Oder wer mied schon absichtlich die Blicke kleiner Insekten, die sich in jemandes Nähe verirrten?
Wie um sich selbst etwas zu beweisen, warf der Pflanzenmann einem Matrosen in schwarz, der hastig den Weg an Deck zu suchen schien, einen giftigen Blick zu, welcher den jungen Mann schärfer als ein Peitschenknall anzutreiben schien. Anders als sonst zog Livy aus dieser Reaktion jedoch keine Freude, sondern wurde stattdessen von Fragen danach heimgesucht, wieso zum Teufel er überhaupt noch mal auf diesem Schiff war. Weil Cosa Nostra langweilig wurde. Weil das Kätzchen und ich noch eine Rechnung zu begleichen haben. Weil Kerle wie der Teufel Jacob Aufregung und Spaß versprechen. Alles richtig, doch irgendwie auch nicht. Und dieses Gefühl ärgerte Livy, während er umständlich versuchte, aus der Hose seines neuen Anzugs den Schlüssel zu seinem Zimmer zu kramen. Just in dem Moment jedoch, in dem grüne Finger kaltes Metall berührten, hörte der Pflanzenmann erneut Schritte auf sich zukommen. Bereit, die Unruhe in seinen Gedanken nochmals an einem unschuldigen Handlanger auszulassen, starrte er in die Schatten hinein, aus denen sich nur langsam eine kleine Gestalt herausschälte. Diese Größe, diese Frisur, und vor allem diese Verkleidung…
Das Kind des Fuchses. Na ausgezeichnet.
Ganz automatisch glättete sich Livys bis dato angespanntes Gesicht, auch wenn der größtenteils misstrauische Blick sich hartnäckig in seiner Miene hielt. Die Anwesenheit dieses Mädchens hatte ihn schon verwundert, seit er es an Deck zum ersten Mal gesehen hatte, und dass sie sich nun gemeinsam auf diesem Gang befanden, vor allem jedoch die Art, wie es ihn ansprach… das verschlug Livy für einen Augenblick die Sprache. Ein weibliches Menschenkind, das den grünen Schatten trotz Kenntnis ob dessen Identität ohne Weiteres duzte, war durchaus ein Novum für ihn. Ein schlechtes Novum, um genau zu sein. Doch anstatt entsprechend empört auf das kleine Ding loszugehen und seine Bitte empört abzulehnen, griff Livy reflexartig zum selben Werkzeug, das zuvor schon seinem Haustier beim Bewältigen einer ungewohnten Situation geholfen hatte: Imitation.
„Was willst du?“

Wenig später fand sich der Pflanzenmann bereits vor einer spärlich befüllten Kiste wieder, die etwa so groß war wie seine Begleitung, was wiederum auch etwa seiner eigenen Größe entsprach, obgleich Livy sich nicht wirklich darüber bewusst war, dass er in menschlichen Gestalt nur unwesentlich höher als die Brünette gewachsen scheinen, und vermutlich ebenso unwesentlich älter aussehen musste. Stattdessen betrachtete er das rechteckige Holzgebilde vor sich mit der Überheblichkeit eines Riesen, der dazu aufgefordert wurde, ein Sandkorn aufzuheben. Es handelte sich schließlich nur um ein paar zusammengenagelte Holzscheite, dünnes Bettzeug, sowie ein wenig Werkzeug. Und das war dem Mädchen schon zu viel?
Sein Blick wanderte erneut zu dem kleinen Menschen, der so völlig fehl am Platz an Board eines Schiffes voller Mafiosi wirkte. Ohne erkennbare Muskelmasse durfte sie sich vermutlich glücklich schätzen, eine Waffe überhaupt heben, geschweige denn mit ihr effektiv umgehen zu können. Blieben nur geistige oder teuflische Fähigkeiten, die sie für eine Crew eventuell wertvoll machen konnten. Hatte sie nicht irgendetwas von Navigatorin gesagt? Doch warum sollte man für ausgerechnet diesen fundamentalen Job ein Kind engagieren? Vielleicht war sie ja doch einfach nur Luckys Anhängsel, und damit im Grunde vernachlässigbar…
Warum stehe ich gleich nochmal hier unten?
Testweise griff Livy unter eine Kante der Holzkiste, hob sie an, und war wenig überrascht über das niedrige Gesamtgewicht. Einziger Nachteil des klobigen Objekts war eigentlich nur seine Unhandlichkeit: Ein Blick zur Treppe Richtung Mitteldeck verriet Livy, dass es für einen Menschen sicherlich schwierig sein durfte, die fast ebenso breite Kiste nach oben zu bringen, ohne anzuecken, sich Ellenbocken aufzuschrammen oder gar auf halbem Weg zurück nach unten zu stolpern und sich das Genick zu brechen. Nun, zumindest die letzten beiden Gefahren hatte Livy nicht zu fürchten, und was das Anecken betraf…
Ohne darüber nachzudenken, wie viel Amy nun eigentlich über sein wahres Wesen wusste, welche Geschichten sie zu Ohren bekommen hatte, oder ob sie lange genug an Deck gewesen war, um seinen gewaltsamen Zellenausbruch miterlebt haben zu können, übergab er seine Bücher in die Obhut des Menschenkindes, streckte kurzerhand beide Arme nach vorne aus und ließ seine Teufelskräfte ihre Wirkung entfalten. Im schummrigen Licht des Frachtraums streckten sich seine Glieder Zentimeter um Zentimeter, bis sie die volle Länge der Kiste erreicht hatten, bevor noch immer normale Menschenhände mit ebenso normalen Menschenfingern unter den Boden der Holzkonstruktion griffen. Seitlich durch die rankigen Gliedmaße abgesichert, stemmte Livy seine Last schließlich langsam nach oben, bis das Objekt einen spitzen Winkel zum Teufelsmenschen bildete. Derart hochkant von Armen getragen, die an körperliche Arbeit mehr als gewöhnt waren, obwohl man es ihnen partout nicht ansehen konnte, gestaltete sich die Reise hinauf auf das mittlere Schiffsdeck beinahe kinderleicht. Einzig bei den letzten Stufen ließ sich Livy etwas Zeit, um mit der Kiste nicht gegen die niedrige Decke zu stoßen, welche gleichzeitig den Boden des von ihm zuvor bereits besuchten Kanonendecks bildete. Keine fünf Minuten später stand die Kiste so, als wäre nichts gewesen, auf dem langen, von Türen gesäumten Gang.
Mit einem gedanklichen Befehl ließ Livy seine Arme wieder auf menschliche Ausmaße schrumpfen, während er seine geglückte Arbeit zufrieden betrachtete. Obwohl, von „Arbeit“ konnte man kaum sprechen, da dem Pflanzenmann keine einzige Schweißperle auf der Stirn stand. Nichtsdestoweniger fühlten sich seine Gedankengänge ein wenig geordneter und klarer an, zumindest bis ein Teil von ihnen zu seiner Auftraggeberin zurückkehrte. Dieser Teil wurde jedoch mit einem strengen Blick in Richtung Amy sofort wieder auf Linie gebracht.
„Erledigt. Wenn das alles ist… meine Bücher.“
 
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