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III. Akt - Was wirklich zählt

Agwe

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In der Nacht bevor sie die Insel sehen konnten hatte es einen fürchterlichen Sturm gegeben. Derartige Wetterkapriolen waren selten auf dem East Blue und die ganze Zeit über war Agwe sich sicher gewesen, dass auf anderen Blues oder gar der Grand Line dieses Wetterereignis kaum mehr als ein Schulterzucken hervorgerufen hätte. Das änderte allerdings nichts an den Tatsachen. Das Schiff hatte geschwankt als würde es jeden Moment einen Überschlag machen, zahllose Fetische und Ritualgegenstände waren aus aus den Regalen gefallen und die Hühner hatten gekreischt wie am jüngsten Tag. Alles in allem war Agwe froh dass die Nacht vorbei war und vor allem dass sie rasch vorwärts gekommen waren, denn er hatte den Verdacht dass das Meer um den Schauplatz dieses Gewitters herum eine unangenehm grünliche Färbung angenommen haben musste. Aber seine Gebet an den Loa der See, mit dem er seinen Namen teilte, waren erhört worden und bis auf ein paar unappetitliche Flecken wo es jemand nicht rechtzeitig zur Reling geschafft hatte war das Schiff unversehrt geblieben. Es erschien ihm fast wie ein Wunder, andererseits war es auch nicht wirklich überraschend. Die Loa selbst hatten ihm dieses Schiff zuerkannt und wenn es kaputt ging, dann sicher nur aus wichtigen, ja nahezu göttlichen Gründen. Andere hätten diese Philosophie vielleicht einen Tick zu sorglos gefunden, gerade für jemanden der nicht mehr schwimmen konnte, aber Agwe konnte dank ihr ruhig schlafen. Und das obwohl die Hühner manchmal ein wenig zu oft an den Dielen herumpickten.

“LAAAAAAAAAND!“, riss ihn Momos Stimme jäh aus seinen Gedanken, die wieder einmal zu den Hühnern gewandert waren, kombiniert mit der Frage ob er ihnen für diese Unpässlichkeiten ein wenig mehr opfern sollte als sonst. “LAND IN SICHT!“ Hastig kletterte Agwe den Hauptmast hoch, auf dessen oberster Rahe Momo hockte und die Aufseherin gab. Da sie keinen wirklichen Beruf hatte der an Bord des Schiffes von Nutzen hätte sein können, hatte Agwe sie aufgrund ihrer scharfen Augen und ihres losen Mundwerks zum Ausguck ernannt. Und auch wenn sie ab und an einige anzügliche und höchst unpassende Kommentare über vorbeiziehende Wolken oder auffällige Felsformationen von sich gab, so machte sie ihren Job doch sehr gut. Auch wenn es bisher nicht wirklich viel zu sehen gegeben hatte, an dem sie ihre Fähigkeiten hätte demonstrieren können. Doch die Idee war Agwe so selbstverständlich gekommen dass er nicht an ihr zweifelte. Vielleicht war sie ihm ja sogar von den Loa diktiert worden, die Wege dieser Götter waren selbst für ihn nicht immer ganz durchschaubar. Auf dem Weg nach oben wäre er mehr als einmal fast gestürzt, denn Klettern gehörte nicht zu den täglichen Übungen des Voodoopriesters. Trotzdem schaffte er es, sich nach oben zu begeben und dort auf der Rah neben Momo innezuhalten, erst einmal zu Atem kommend. “Now then, lemme see, man“, meinte er nach einer Weile und blickte in die Richtung, in welche Momos Zeigefinger deutete, wobei er die Augen ein wenig zusammenkniff. “Was haben deine Augen denn gefunden?“

Es hatte in Agwes Leben wenige Augenblicke gegeben in denen er von der Natur wirklich beeindruckt gewesen war. Einer davon war gewesen, als auf seiner Heimatinsel ein Smoker binnen weniger Sekunden ein ganzes Schaf gegrillt hatte. Buchstäblich gegrillt, denn sein Opa hatte das tote Tier an einen Stock gebunden und über den Krater gehalten, wo die ausgestoßene Rauchwolke das Tier sofort knusprig werden ließ. Ein anderer war gewesen als er zum ersten Mal allein in die Sümpfe gegangen war und einen Stinkmangrovenbaum gesehen hatte, der heiligste Baum aller Loa. Doch nun wurde diese zugegeben sehr kurze Liste um einen weiteren Punkt erweitert und fast spürte Agwe, wie ihm die Tränen bei diesem Anblick kamen.
Die Insel selbst war mehr zu erahnen als wirklich zu sehen, kaum mehr als ein Schattenriss im Nebel. Dieser jedoch schwebte über dem Meer wie eine titanische Dunstglocke von sicherlich einigen Kilometern Durchmesser. Von weitem sah er aus als hätte jemand ein Stück eines Gemäldes noch einmal ausradiert um von vorne zu beginnen, ein bewegungsloser, unscharf abgegrenzter weißer Fleck, doch je näher sie ihm kamen, desto deutlicher wurde es dass der Nebel ständig in Bewegung war, wie ein weißer Vorhang der vom Wind gebauscht wurde. Da die Sonne gerade erst aufging und noch rötlich schimmerte färbte diese Farbe stellenweise auf den Nebel ab, der dadurch an einen Edelstein erinnerte, der langsam verdampfte um seine Schönheit in die Luft zu malen. Es war wahrlich ein erhabener Anblick der schon zahllose Künstler inspiriert haben musste und der sich auf ewig in die Herzen derer einbrannte, die ihn sahen.
Agwe spürte, wie sein Mund sich öffnete und die Zigarette darin nach unten fiel, direkt auf ein Huhn welches empört aufgackerte. “Halten wir darauf zu, man“, befahl er mit einer Stimme, die klang als habe er soeben ein Wunder gesehen. Was bedingt ja durchaus stimmte. “Ich will diese Insel näher betrachten.“

Je näher sie diesem Juwel kamen, desto mehr gefiel Agwe was er sah. Reiche grüne Wiesen, schon aus der Ferne zu sehen als der Nebel sich langsam lichtete. Das Meer brach sich an den hohen Klippen die das Schiff des Mojo Bunchs entlangsegelte und auch wenn es ein wenig kälter war als Agwe es aus seiner Heimat gewohnt war, so gefiel ihm das Klima hier doch ausnehmend gut. Das Schiff wurde während seiner Fahrt durch den Nebel ein wenig von Tau benetzt. Ja, diese Insel gefiel Agwe sehr und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr schien sie es regelrecht darauf anzulegen, ihm zu gefallen. “Wenn eine Insel schleimen könnte, man, dann würde sie hier das definitiv tun.“ Wieder versuchte er sich eine Zigarette anzuzünden, doch der übriggebliebene Nebel hatte sowohl seine Zigaretten als auch seine Streichhölzer so stark durchnässt, dass an Rauchen nicht mehr zu denken war. Als er den Versuch zu rauchen schließlich entnervt aufgab, grinste Edward ihn ein wenig belustigt an. “Ich fand ja schon von weitem, dass diese Insel gesund aussieht. Gute Luft und so. Aber das hier übertrifft echt alle meine Erwartungen.“ Genervt steckte Agwe sich die angefeuchtete Zigarette in den Mund und begann trotzig, auf ihr herumzukauen. Schon eilte er wieder zur Reling und opferte erneut den Wogen, wie es im Seemansjargon so schön hieß. Unverbrannter Tabak, noch dazu feucht, schmeckte einfach widerlich.

Nach etwa einer halben Stunde, der Nebel hatte sich mittlerweile vollends gelichtet, sahen sie schließlich einen Hafen. Auch wenn das Wort „Hafen“ ein wenig übertrieben war. Es handelte sich um einen Kai, der bereits einige Schiffe beherbergte und von dem aus eine lange, steinerne Treppe eine steile Klippe hinaufführte, zu etwas das aussah wie eine riesige Ansiedlung aus Backsteinhäusern. “Alles klar, people, wir gehen hier vor Anker!“, rief Agwe laut und begab sich sofort ans Steuerrad. Diese verantwortungsvolle Aufgabe war ihm zugefallen, jedenfalls bis sie jemanden fanden der dafür besser geeignet war. Aber alles zu seiner Zeit. Vorsichtig steuerte Agwe auf eine freie Stelle zu, die seltsamerweise von den Schiffen gemieden wurde.. und dann ging, zum wiederholten Mal an diesem Tag, ein mächtiger Ruck durch das Schiff. Momo wäre um ein Haar von der Rahe gefallen, Edward verschüttete den Schnaps den er sich gerade eingegossen hatte und Agwe flog jäh über das Steuerrad, mitten in den Hühnerstall. Einzig und allein Haydee schaffte es, das Gleichgewicht mit einer seltsamen Pendelbewegung beizubehalten und blickte ihren Kapitän mit ausdruckslosen Augen an, während dieser sich Federn und Hühnerdreck aus der Kleidung herauszupfte. “...ich glaube wir sind da...“, meinte sie mit einer Stimme, die ebenso gelangweilt wie sarkastisch klang. “...so setzt man also ein Schiff auf...?“ Agwe gab eine Antwort die man unmöglich wiederholen konnte und sprang vom Schiff heraus direkt auf den Steg, vor dem die Dschunke zum Stehen gekommen war.

“EH! Was war das 'enn? Ihr setzt ja auf wie ein Albatross! Ein betrunkener Albatross! So fährt man doch kein Schiff, innit?“ Ein breitschultriger Kerl mit feuerroten Haaren, der sogar den nicht gerade kleinen Agwe um Haupteslänge überragte, mit Zylinder wohlgemerkt, kam auf die seltsame Truppe zu und besah sich das Schiff. An seinen Händen, mit denen er jeden ihrer Köpfe zerquetschen könnte wie eine Traube waren mächtige Schwielen zu sehen und bis auf eine abgewetzte Arbeiterhose und ein einfaches ärmelloses Hemd voller Flecken trug er anscheinend garnichts. Noch nicht einmal Schuhe. Sein feuerrotes Haar war bereits stark gelichtet und schien sich zu dem mächtigen Schnurrbart verdichtet zu haben der seinen Mund regelrecht verdeckte, sodass es aussah als würde er durch diesen sprechen. Sorgfältig besah er sich das Schiff, auf dem die Hühner immer noch panisch herumliefen. Dann glitten seine kleinen Augen zu dem mächtigen Leck, welches sogar ein Laie als fatal beurteilen konnte. “Also eigentlich sind wir ja überbelegt. Aber so kann ich euch wohl kaum wegschicken, eh? Mit dem Ding geht ihr schneller unter als 'ne alte Kartoffel in Schnaps. Und den Anlegeplatz benutzt sowieso keiner. Ich sag' euch was, ihr könnt hierbleiben bis ihr das Schiff wieder auf Vordermann bekommen habt. Da oben wohnen einige gute Zimmerleute, die biegen das für euch hin, eh?“ Mit seiner schwieligen Pranke deutete er über seine Schulter nach oben auf die Ansammlung von Häusern, die hoch oben auf der Klippe lag. “Das ist Battery City, innit? Geht zu dem großen Haus mit dem Anker und sagt Ryan Fitzpatrick schickt euch, dann machen sie euch nen Sonderpreis. Jetzt muss ich aber los, diese verdammten Ratten fangen sich nicht von alleine.“ Damit drehte er dem Priester und seinem Gefolge den Rücken zu und ließ sie allein an dem nebligen Hafen.

Während er dem Mann der sich als Ryan Fitzpatrick vorgestellt hatte nachsah, legte Agwe die Stirn in Falten. “Mann, der Kerl redet merkwürdig“, ging es ihm durch den Kopf ehe er in die Hände klatschte um die Aufmerksamkeit seiner Leute zu erregen. “Alright, people, listen! Wir werden uns später um das Schiff kümmern! Erst einmal sollten wir uns hier ein wenig umsehen. Und Geld verdienen. Wir haben kaum noch was, man, jedenfalls wenn ich Eddies Analyse gestern richtig verstanden habe. Ich schlage vor wie suchen uns ein paar Sünder auf die Geld ausgesetzt ist und schlagen ihnen den Schädel ein. Wer ist dabei?“ Noch bevor irgendjemand eine Antwort geben konnte, nickte er. “Great, man. Und jetzt lasst uns erstmal einen trinken gehen! Ich bezahle!“ Damit drehte er sich schwungvoll um und ging auf die in den Felsen geschlagene Treppe zu. Die Feder an seinem Hut wippte munter vor sich her und zeigte den anderen somit den Weg. Das Huhn, welches munter gackernd hinter ihm herwatschelte schien Agwe überhaupt nicht zu bemerken.

Als diese merkwürdige Truppe gerade außer Hörweite war, sah Ryan Fitzpatrick ihnen noch einmal kopfschüttelnd nach. Irgendwie taten sie ihm ja leid, dass sie gerade jetzt hier angekommen waren. Aber wenn sie sich aus all dem heraushielten.. vielleicht würden sie dann noch einmal ungeschoren davonkommen. Es hätte ja ohnehin keinen Sinn gehabt sie zu warnen, redete Ryan sich ein während er begann, Rattenfallen aufzustellen und dabei vor sich hin brummte. Nein, überhaupt keinen Sinn, sie wären ja ohnehin nicht mehr rechtzeitig weggekommen und auf den alten Ryan hätten sie ja ohnehin nicht gehört.
 

Momo

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"Verflixter Sturm... Scheiß Nebel..." Zum wiederholten Male zog Momo ihr Top über den Kopf und wrang es kräftig aus. Etliche Wassertropfen rannen über ihre langen Finger und mit einem Schwung schüttelte die junge Frau das Kleidungsstück aus, um es sich dann wieder überzuziehen. "Das geht schon den ganzen Tag so!", knurrte Vellie und vor Momos innerem Auge, zog ihr Vater einen Flunsch und verschränkte die Arme, wie ein kleines Kind. "Und dieser nächtliche Sturm war ja eine Katastrophe! Dass dieser alte Kahn das überhaupt überstanden hat...?!", meinte Goody Momo und die Glatzköpfige nickte zustimmend. "Hast recht..." Gelangweilt kaute Momo auf dem nassen Tabak herum und wünschte sich trockene Streichhölzer herbei. Die letzte Schachtel war natürlich in der tosenden See baden gegangen, als sie versuchte TickTack einzufangen, der wie vom Teufel persönlich gestochen über den beinah sinkenden Kahn gelaufen war und ein Versteck suchte. Zusätzlich waren die Hühner hinter ihm hergewesen, die ihn schon seit seiner Ankunft nicht leiden konnten. Wahrscheinlich hatten sie den weißen Hermelin für das Unwetter verantwortlich gemacht. Zum Glück hatte sich die Glatzköpfige nur einmal übergeben müssen. Beinahe hätte sie ihren Mageninhalt in der Kapitänskajüte verteilt, als sie versuchte einige Dinge festzumachen, während der Sturm mit der Dschunke Pin-Pong spielte. Doch das Essen von Haydee und der Schnaps von Edward haben sich einfach nicht vertragen und wollten nicht mehr im Magen bleiben. Agwe hätte ihr den Kopf abgeschlagen, hätte sie sich in seiner Hängematte übergeben oder über andere wichtige Heiligtümer.
Jedenfalls war die Sterichholzschachtel weg und der bittere Geschmack des Tabaks war nicht gerade angenehm. Besser als gar nichts... Die See hatte sich beruhigt, wie ein tollwütiger Hund der endlich nach einem verbissenen Kampf gegen seine Halluzinationen eingeschlafen war. Doch nun hing ein so dichter Nebel über dem Meer, dass Momo sich richtig konzentrieren musste, um etwas zu sehen. Oft stand sie im Ausguck auf und schirmte ihre Augen gegen...ja gegen was denn eigentlich? Die Sonne war verschwunden; verschluckt von dem dichten Nebel, der dicke Tröpfchen auf Momos Haut bildete. TickTack keckerte manchmal genervt und leckte sich pausenlos das nasse Fell, um sich dann wieder um den Hals seiner Besitzerin zu schmiegen. Auch Momo würde am liebsten in den Schlafraum gehen und sich nackt unter ihre Decke einrollen, um ein wenig....
"LAAAAAND!" Momos Herz machte einen Sprung. "Festland! Endlich..."

Die junge Frau warf dem Voodoopriester einen verärgerten Blick zu und zog das nasse Top abermals an diesem Tag aus, um es auszuwringen. "Nicht mal einparken kann er...", grummelte sie nur und begutachtete das Leck, dass nun die alte Dschunke zierte. Beinahe wäre sie ins Wasser gefallen, als Agwe das arme Schiff gegen einen Felsen gesteuert hatte. "So hat man ein Schiff nicht zu behandeln!", kreischte Vellie und hämmerte gegen Momos Schläfen. Ein leichter ziehender Schmerz breitete sich in der linken Kopfhälfte aus, doch das überdeckte nicht das Glücksgefühl. Endlich eine Insel! Hoffentlich gibts hier Streichhölzer und Tabak! Seit der Sturmnacht hatte die Teufelsfrau nur Tabak gekaut - zu Edwards Vergnügen. Doch ihre Laune war unter den Nullpunkt gesunken. Jetzt wollte sie in den nächsten Laden rennen und den Verkäufer solange schlagen, bis er ihr kostenlos Tabak und Streichhölzer hinterherwirft.
Langsam zog sie das schwarze Top wieder an und seufzte tief. Nicht mal hier auf der Insel lichtet sich dieser verdammte Nebel...
“EH! Was war das 'enn? Ihr setzt ja auf wie ein Albatross! Ein betrunkener Albatross! So fährt man doch kein Schiff, innit?“ "Gesundheit..." Momo grummelte nur, musste aber Vellie zustimmen, dass sich das "innit" von dem großen Kerl wie ein zaghaftes Niesen anhörte. Der Riese war der Glatzköpfigen auf Anhieb unsympathisch, auch wenn er es nur gut meinte, als er der kleinen Gruppe vorschlug, das Leck in Battery City reparieren zu lassen. Aber wenn sie zu Leuten nur aufschauen musste, konnte sie denjenigen schon nicht leiden. Das war bei Agwe schon das Problem gewesen, auch wenn sich Momo schon etwas daran gewöhnt hatte. Gegen ihn konnte sie schlecht etwas ausrichten... Wenigstens war dieser Ryan ein ganzer Kerl, nicht so eine Bohnenstange wie der Priester selbst. Mit dem könnte man bestimmt Spaß haben, grinste Momo und leckte sich über die Lippen.
Ihre anzüglichen Gedanken wurden vom Zylindermann unterbrochen, als er meinte, sie sollten sich die Insel näher ansehen und etwas Geld in die Kasse bringen. Das bedeutete: Schlägerei! Und da war Momo immer mit dabei.
 

Haydee

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Die letzte Nacht war für sie einfach schrecklich gewesen. Dabei ging es überhaupt nicht um den Sturm, der allen so viele Nerven abverlangt hatte, nicht um den heftigen Seegang, demzufolge ihr mühevoll gekochtes Essen die Mägen der restlichen Crew wieder verlassen hatte oder den Regen, der einen bis auf die Knochen durchnässt hatte. Nein, das wirklich schreckliche für Haydee war, dass man sie während ihrer festen Bettzeit geweckt und aus dem Tiefschlaf gerissen hatte. Seit dreizehn Jahren war sie noch nie nach 23 Uhr auf den Beinen. Es hatte immer die goldene Regel gegolten, „wecke das quengelige Mädchen nicht vor sechs Uhr am Morgen“. Zwar war sie dann am Ende doch aufgestanden, nachdem Agwe ihr sehr deutlich klar gemacht hatte dass es eine absolute Notwendigkeit war, aber trotzdem nur mit Widerwillen. Und es war schnell klar geworden, dass Haydee des Nachts wirklich keine große Hilfe war. Während auf der Pollo Diablo alles drunter und drüber ging und die anderen hektisch damit beschäftigt waren, eine Katastrophe zu verhindern, schlenderte die junge Frau ganz in ihrer verträumten Manier über das Deck und hatte wie selbstverständlich ihren Schirm gegen den Regen gespannt. Aus diesem Grund hatte sie auch nur eine einzige, aber dafür äußerst wichtige Aufgabe erhalten. Während des Unwetters hatte sie mit einem Seil neben dem Mast warten müssen und die drei Teufeslfruchtnutzer im Auge zu behalten. Sollte einer von ihnen aus irgendeinem Grund über Bord gehen, war Haydee die einzige, die hinterher springen und als Retterin agieren konnte. Immerhin war sie neben TickTack und den Hühnern die einzige Schwimmerin an Bord (und die Tiere wären wohl nicht freiwillig hinter einem der anderen Crewmitglieder hinterher gesprungen). Dieser Job hatte der wasserscheuen Frau allerdings überhaupt nicht gefallen. ”Egal wer ins Wasser fällt, ich werde auch immer Nass ...“ Zum Glück war der Ernstfall ausgeblieben, auch wenn es für sie keinen Schlaf mehr gegeben hatte.
Auch wenn sie tierisch Müde war, legte sie sich nicht noch einmal hin. Ihre Schlafenszeit war lange zuende, als Agwe sie endlich aus ihrem „Wachdienst“ entließ, auf Frühstück hatte niemand von den anderen nach der unruhigen Nacht Lust und so machte Haydee das, was sie am liebsten tat, wenn sie nichts zu tun hatte: Momo ansehen! Vor der Isla de Muerte hatte sie nie so viel Zeit mit einer anderen Frau in ihrem Alter verbracht und wunderte sich immer wieder über die unterschieden zwischen den beiden. Sie konnte nicht sagen woran es lag, aber sie hatte das Gefühl, sich in der Gegenwart der Glatzköpfigen und ihres Haustieres wohl zu fühlen. Da Momo als Ausguck auf der obersten Rah hockte, blieb Haydee nichts anderes übrig, als sich ebenfalls an die Spiere zu klammern und ihrer ersten und einzigen Freundin seit sie sich erinnern konnte, beim beobachten zu beobachten. Da sie ihre Augen auf etwas anderes gerichtet hatte, bemerkt sie nicht, wie sich die Umrisse einer Insel aus dem Nebel schälten. Tatsächlich erschrak bei Momos „LAAAAAND“-Ausruf sie so sehr, dass sie den Halt verlor und von der Rah herunter fiel. Glücklicherweise prallte sie gegen den Mastbalken darunter und schaffte es, sich an diesem festzuhalten. So bekam sie wenigstens mit, wie ihr Kapitän an ihr vorbei den Mast hoch kraxelte. Die Insel, von der die beiden sprachen, konnte sie allerdings nichts sehen. Lag vielleicht an dem dichten Nebel, vielleicht aber auch daran, dass sie in die falsche Richtung sah.
Der eigensinnige Kapitän stellte sich sofort ans Steuerrad und manövrierte sein Schiff auf das neue Ziel zu. Und dabei machte er mal wieder ganz deutlich, dass er weder von Navigation, noch von der Schifffahrt besonders viel verstand. Die unbekannte Insel kam extrem Schnell näher, so schnell, das Haydee sich selbst fragte, ob man vielleicht ein wenig Wind aus den Segeln nehmen sollten. Und als die Entfernung sich noch einmal halbiert, das Tempo aber gleich geblieben war, fragte sie sich, ob man die Segel vielleicht hissen sollte. Aber als kluger Mensch behielt sie diese Gedanken schön für sich. Sicher wussten die anderen über solche Sachen viel besser bescheit und würden sich zu Wort melden, wenn es nötig war. Wobei sie sich nicht mehr ganz so sicher war, als Agwe sein Schiff mit voller fahrt in den Landungssteg manövrierte. Ohne größere Probleme behielt sie das Gleichgewicht, war aber scheinbar die einzige. Vielleicht verstand sie ja doch mehr von Schiffen als die anderen? Nein das behielt sie für sich, sonst würde man sie sicher bestrafen ... auch wenn Agwe sie bisher noch nie bestraft hatte. Was auch irgendwo sehr seltsam war. “...ich glaube wir sind da...“, war schließlich das einzige, dass ihr einfiel und sie bemühte sich, es so neutral und emotionslos wie möglich zu sagen. Folglich hörte sie sich an wie immer. Dann sah sie über die Reling nach unten, den Blick auf die Schiffwand, in der ein Loch klaffte und den Steg, der teilweise zersplittert war, gerichtet. Unschlüssig sah sie zu Agwe rüber, dann abermals nach unten und wieder zu dem Voodoopriester. “...so setzt man also ein Schiff auf...?“ fragte sie neugierig, hätte die Frage bei der genervten Antwort ihres Kapitäns gerne wieder zurück gezogen.
Stattdessen schweiften ihre Augen über die nähere Umgebung, rund um das Schiff. Wasser. Grün. Grün. Grün. Unbekannter, rothaariger Kerl. Grün. Grün. Wasser. ”… duhh …” Sie konnte nicht explizit sagen warum, aber tief in ihrem Inneren mochte sie diese Insel ab-so-lut nicht. Die leise Stimme in ihrem Kopf, die manchmal Kommentare abgab und noch seltener einem tiefgründigen Gedanken nach ging, sagte ihr, dass sie kein Gras mochte, sondern soliden, grauen Fels vorzog. Vielleicht hatte das ja etwas mit der Zeit zu tun, bevor sie zu Hama kam, denn anders konnte sie es sich nicht erklären. Währenddessen unterhielt sich der Rotschopf mit Agwe. Und er war fast noch schwerer zu verstehen, als ihr Kapitän, an dessen seltsamen Akzent sie sich inzwischen einigermaßen gewöhnt hatte. Was genau der Anführer des Mojo-Bunch nun aus den Worten des Unbekannten schloss, konnte Haydee nicht genau sagen, aber er gab fürs erste das Kommando an Land zu gehen und ein wenig „zu arbeiten“. Das bedeutete wohl, dass sie wieder jemanden gefangen nehmen mussten. Ob es auf dieser Insel wohl auch eine Lisa gab, die Lokale abfackelte? Möglich war alles.
 

Edward Buraddo

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Tja, Edward musste viel darüber nachdenken, wie es wohl sein würde, seine Zeit dauernd mit denselben Leuten zu verbringen. Das würde nämlich der Fall sein, sobald sie den Blue verlassen und die Grand Line erreicht hatten. So lange wie er noch aufdem sicheren Blue war, würde er jederzeit noch aussteigen können, auf der Grand Line seine Crew zu verlieren kam jedoch , nach allem was er darüber gehört hatte, einem Selbstmord gleich. Piratengrab, so nannte man das Meer, dass die Blues voneinander trennte, gut, er war kein Pirat, aber das Konzept war sicher übertragbar. Solange wie er sich an Momo, Haydee und Agwe hielt, würde er sicherlich keine Sorgen haben, immerhin waren die drei gute Kämpfer und auch wenn er durchaus bemerkt hatte, dass Momo ihn für seine mangelnden Kampffähigkeiten belächelte, war er lieber der Hermelinhüter als der Typ, der sich die Zähne ausschlagen lies.
Die Crew mochte er im Grunde, er konnte sich gut vorstellen, dass er lange mit ihnen zusammen leben konnte. Zudem würden sie ja auch dauernd neue Inseln ansteuern, demzufolge sollte es ihm nicht langweilig werden.
Die Gesellschaft war also gut. Edward hatte viel Zeit um Alkohol zu brennen, und er wurde auch gut Konsumiert. Er lernet ein wenig darüber, was die Crewmitglieder so mochten, Momo mochte es, wenn der Alkohol im Hals brannte, es musste ein starkes Gemisch sein, um sie zufrieden zu stellen. Haydee bevorzugte Schnaps, mit dem man kochen konnte, und Agwe... nun Agwe schien alles zu trinken, das machte ihn für Edward sehr sympathisch, weil er wie er selber war. Zudem war er jetzt nicht mehr darauf beschränkt, was in seine Tasche passte, er konnte brennen soviel er wollte.


So viel zu den guten Seiten der Sache, das Wetter hingegen kotzte an. Beim letzten Sturm waren viele seiner wertvollen Flaschen zu Bruch gegangen, um ein Haar hätte es sogar seine Brennerei erwischt, doch die konnte er beschützen. Umso dankbarer war er, als Momo endlich Land rief, endlich wieder fester Boden unter den Füßen, und er brauchte dringend neue Flaschen. Zu viele hatten den Sturm nicht überlebt. Er begab sich an Deck, wo der Nebel so dicht war, dass es kaum möglich war, ihn zu atmen. Diese Luft konnte man fast schon trinken. Einen Vorteil hatte das ganze jedoch, keiner aus der Crew konnte einen ihrer Glimmstängel anzünden, denn die feuchte Luft hatte zum einen ihre Zigaretten durchnässt als auch ihre Streichhölzer und Feuerzeuge unbrauchbar gemacht. “Ich fand ja schon von weitem, dass diese Insel gesund aussieht. Gute Luft und so. Aber das hier übertrifft echt alle meine Erwartungen.“ grinste Edward Agwe an, als es diesem nicht gelang, sich eine Zigarette anzuzünden, doch ein stechender Blick des Schlangenmanns lies ihn dann doch lieber davon ab und wartete, bis sie das Land erreichten.

An Agwes Kunst, anzulegen, musste man noch arbeiten, er setzte ziemllich aprupt auf, das Schiff schien auf Grund zu laufen. "Wir brauchen echt jemanden, der sich mit dem Steuern eines Schiffs auskennt..." murmelte Edward in seinen nicht vorhandenen Bart, als er an Land ging. Agwe sprach mit einem Mann, der ihm riet, das Schiff reparieren zu lassen, keine schlechte Idee wie der Türmann fand, doch dieser hatte erst einmal andere Dinge im Kopf. Geld musste her, ja da hatte er recht.

Edward war vor kurzem zum Buchhalter der Crew ernannt worden, doch im Grunde war das einzige, was er getan hatte, zuzusehen, wie das ganze Geld dahinschwand. Aktuell waren sie ziemlich Pleite, daher war er Agwes Meinung, was die Priorität der Geldbeschafftung anging. Das einzige was ihn störte war die Art wie. Scheinbar hatte der lange Zylinderträger gefallen an der Kopfgeldjagdt gefunden, denn das schien nun seine patentlösung für Geldsorgen zu sein. Allerdings hatte Edward schon mit so etwas gerechnet. In seiner Kabine warteten einige Brandsätze auf den Einsatz, die er mit dem beim brennen abfallenden Giftstoffen gemacht hatte, das Zeug war gut brennbar und würde ihm sicher helfen... Sich im Notfall abzusetzen. Das war das einzige, was ihn störte, dass er jetzt mit Kopfgeldjägern herumzog, nicht dass er etwas gegen Kopfgeldjäger hätte... Aber das Problem war, dass ER da mit reingezogen wurde.
 

Agwe

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Natürlich waren seine Gläubigen mit Agwes Idee einverstanden gewesen. Nicht dass ihnen viel übrig geblieben wäre. Der Voodoopriester akzeptierte ein „Nein“ als Antwort nur in den seltensten Fällen. Eigentlich nie, außer wenn er eine rhetorische oder verneinte Frage stellte. Immer noch versuchte er vergeblich, seine Streichhölzer zum Brennen zu kriegen während sie die steinerne Treppe nach oben stiegen, was bei ihm schon bald zu Muskelschmerzen in den Beinen führte. Trotzdem blieb er eisern und ließ sich nichts anmerken. “Damn, diese Treppe ist glitschig, man! Da könnte sich ja echt jemand den Hals brechen!“ Das Huhn trottete immer noch hinter ihm her.

Der Voodoopriester hatte schon von weitem sehen können, dass Battery City nichts besonderes war. Einfache Häuser, wenn auch solide gebaut, plattgetretene Straßen, nichts was er nicht von zuhause her kannte. Einzig und allein die Säule welche den Stadtmittelpunkt zu markieren schien hatte etwas für sich, anscheinend zeigte sie eine Art Lokalgeist. “Götter scheinen sie hier zu haben, man! Das ist gut. Leider nicht die Richtigen.“ Instinktiv griff der Hohepriester in seine Schärpe um einen weiteren Nachschub an Schnaps hervorzuholen, musste aber feststellen dass er nichts mehr hatte. “Oh damnit. Zeit sich 'ne Kneipe zu suchen!“ Doch das stellte sich als schwieriger heraus als der Priester zunächst angenommen hatte. Seiner Erfahrung nach waren Kneipen stets ein wenig größer als die übrigen Gebäude und rochen auch wesentlich stärker, überwiegend nach Erbrochenem und Schnaps. Doch ein solches Gebäude fand er nirgendwo und langsam fragte er sich schon, ob diese Leute hier überhaupt wussten wie man Trank. Der große Kerl unten am Kai hatte etwas von Schnaps erwähnt, aber vielleicht war das hier nur ein lokaler Dialekt für Wasser? Agwe massierte sich geduldig die Schläfen und versuchte, auf andere Gedanken zu kommen. Er brauchte jetzt wirklich dringend einen Schluck.

Es dauerte fast eine Viertelstunde, in welcher der Mojo Bunch durch die halbe Stadt wanderte, bis sie eine Kneipe fanden. Die Leute auf den Straßen blickten diesem ungleichen Gespann dabei mehr als einmal neugierig nach und ihr Geflüster folgte den Kopfgeldjägern hartnäckig wie das Huhn, das Agwe immer noch nicht bemerkt zu haben schien. Schließlich blieb Agwe so abrupt stehen, dass Haydee gegen seinen Rücken lief und umkippte, was das immer noch an seinen Hacken klebende Huhn dazu veranlasste, schnell aus Agwes Sichtfeld zu springen kaum dass dieser sich umdrehte. “You allright, man?“ Schnell half er der jungen Köchin auf, ehe er sich wieder umdrehte und nickte. Zwar roch dieses Haus nicht nach Alkohol, aber er hörte fröhliche Musik von drinnen und von der Fassade baumelte ein Schild, auf dem Stand „Four Leaf Clover“, was einladend klang. “Egal ob das 'ne Kneipe ist oder 'ne Gärtnerei, wir gehn' rein!“, entschied Agwe bevor er die Tür unsanft mit seiner Schulter aufstieß. “Ich verdurste hier gleich!“

Die Ahnung des Priesters bestätigte sich, kaum dass er eintrat. Eine Atmosphäre aus lauten Rufen, nach Alkohol riechender Luft und gleichzeitig aufpeitschender wie beruhigender Musik empfing ihn. Unweit des Tresens saßen einige Musiker auf Stühlen versammelt und spielten auf einer seltsamen Mischung aus Instrumenten, darunter eine Geige und etwas, das aussah wie eine Flöte aus Metall. An den Tischen saßen zahlreiche Männer und Frauen dichtgedrängt und unterhielten sich, an einem erhob sich gerade ein schmaler Kerl mit Rotschopf und polterte irgendetwas gegen die Marine, wobei er seine Faust mehrmals auf den Tisch krachen ließ nur um sich dann erschöpft hinzusetzen als habe er gerade eine schwere körperliche Arbeit hinter sich gebracht. All das ignorierte der Voodoopriester jedoch und marschierte schnurstracks zum Tresen, donnerte mit seiner schmalen Faust auf den Tisch. “Eh, Barkeepermann! Gib' mir was zu Trinken, aber schnell! Das Beste was du da hast und das mal Vier!“ Er hielt drei Finger hoch, sah dann kurz auf seine Hand und korrigierte das kleine Malheur. Der Kneipier nickte und kam wenig später mit vier Gläsern an, die mit einer goldgelben Flüssigkeit gefüllt waren. Skeptisch hob Agwe eines davon an und schnupperte an dem Inhalt. “Nich' gerade stark, man! What be this?“ Der Barmann, ein untersetzter Mittfünfziger mit spärlichem Haarkranz, sah den Schwarzen etwas genervt an. “Der Stoff da is' Cider, innit? Trink' es oder lass es, bezahlen musst du aber!“ Skeptisch musterte Agwe das Getränk ehe er schließlich einen kurzen Schluck davon nahm. Skeptisch kaute er eine Weile darauf herum und schluckte ihn schließlich herunter, fing dann langsam an zu lächeln. “Hey! 'dis stuff be good! Eddie, trink mal davon, man, sowas musst du zu brauen lernen!“ Und ehe er sich versah hatte Agwe schon ein zweites Glas von diesem fruchtig schmeckenden Schaumwein bestellt und heruntergekippt, der reife Geschmack nach Äpfeln breitete sich in seiner Kehle aus. Es war schön, am Leben zu sein, gerade in Momenten wie diesen. Die Musiker fingen nun an, ein schnelles, kampflustig klingendes Lied zu spielen und einige aus der Menge, die Agwe und sein Gefolge mehr oder weniger unverhohlen begafften, fingen an den Text zu singen, der von dem Kampf gegen die Nacht handelte.

Unterdessen wurde es Agwes gefiedertem Freund langsam langweilig und er entschied sich, auf Erkundungstour zu gehen. Zwischen all den singenden Menschen hindurch zockelte das Huhn seelenruhig umher bis es schließlich auf einen Tisch sprang. Kaum einer der Singenden zollte ihm große Beachtung, nur ein schlacksiger Kerl mit roten Haaren sah das Tier träge an und gähnte. “Uaaaah.. Federvieh. Ich könnte.. neee. Keine Lust.“ Damit schien das Huhn zumindest fürs erste sicher zu sein und entschied sich, vom Tisch zu hüpfen. Es würde als nächstes wohl hinter den Tresen watscheln um sich dort einmal umzusehen, neugierig ob es dort wohl etwas zu Essen finden konnte.
 

Momo

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Immergrün... Endlich war Momo die Farbe eingefallen, die sie für dieses grüne Land gesucht hatte. Es war ein helles Grün, dass sich kaum mit seinem dunklen Bruder färbte sondern einen Gelbstich beinhaltete, der sonst nur Anfang Herbst zu sehen war. "Die Menschen hier sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr..." Vellie schien das Klima und auch die Landschaft nicht sehr zu mögen, aber der Nebel und der häufige Nieselregen, war eigentlich gar nicht so übel, wenn man mal ein Dach über dem Kopf hatte und nicht jede zweite Minute sein Hemd auswringen musste. TickTack hatte sich unter Momos Top verkrochen, da er es anscheinend Leid gewesen war, sich andauernd das Fell putzen zu müssen.
Schon fast gehorsam trottete die junge Frau hinter ihrem neuen Anführer hinterher und versuchte auf den steinernen Stufen nicht auszurutschen. Ihre High Heels gaben ein hohes Klackern von sich, als sie gemächlich eine Stufe nach der anderen nahm. Dabei brummte sie genervt und strich sich über ihre nassen Haarstoppeln. "Ich hoffe, die haben wenigstens guten Stoff in ihren Kneipen hier..." Dieser grüne Punkt auf der Landkarte, der sich Insel nannte, war nicht für die junge Frau gemacht. Zwar mochte sie die grüne Farbe der Bäume und der saftigen Wiesen, doch der Nebel und der sanfte Nieselregen gingen ihr gehörig auf die Nerven. Ihre Laune war schon wie vorher auf dem Schiff nicht mal ansatzweise gestiegen.
Einmal blieb sie auf den Stufen stehen, um nach Haydee zu sehen. Dieses tollpatschige Mädchen mit ihrem Hang zu träumen, hatte sich schon in den letzten Tagen an Momo gehalten und war ihr überall hin gefolgt. Wie das Huhn, dass nun Agwe abenteuerlustig hinterhertrottete. Und irgendwo tief in Momos Bewusstsein, hatte sie sich zur Aufgabe gemacht, die Traumtänzerin im Auge zu behalten. Zwar nahm sie Haydee nicht an die Hand wie ein kleines Kind, doch hatte ein Auge auf sie und das praktische und einfache an ihr war: Sie war gehorsam.
Als sie die Stufen endlich hinter sich gelassen hatten, waren sie endlich mitten in der Zivilisation... oder wie man sowas auch nennen mochte. Einfache Häuser, einfache Leute und viel Regen. Toll... "Und wo ist der nächste Laden?" "Verklopp doch einfach den nächsten der einen Glimmstängel raucht, dann brauchst du auch nichts zu bezahlen." "Das hatte ich eh vor...Ich hab ja kein Geld." "Du hast dich auch an einen verrückten Hühnerpriester gehalten..." "Schnauze..." Momo sah sich kurz um, konnte aber kein Ladenschild oder einen Aushang erblicken und somit trennte sie sich kurz von ihrer Gruppe. Schon als sie das Schiff verlassen hatten, haben ihre Hände unkontrolliert gezittert und die Kopfschmerzen waren schlimmer geworden. Die ersten Entzugserscheinungen. Und wenn sie nicht sofort Streichhölzer auftrieb, konnte dieser Ausflug ziemlich ungemütlich werden.

Ihr nächstes Ziel war natürlich eine Kneipe, doch die musste erstmal gefunden werden. Agwe schien ziellos zu sein und sogar an Land keinen Schimmer von Navigation zu haben. Einmal hatte Momo sich an eine Hauswand gelehnt, um die noch feuchten Streichhölzer auszuprobieren, da war Agwe mit seinem Huhn schon zweimal im Kreis gelaufen, als sie sich ihrer Gruppe wieder anschloss. Währenddessen hörte es sich so an, als ob Vellie beinahe in Tränen ausbrechen würde, denn der Voodoopriester schien ihn an den Rand des Wahnsinns zu treiben... was im Grunde ja eigentlich nicht schwer war.
"Du tust das Richtige, Kleines..." "Oh Gott, die Moralapostel schon wieder..!" "Haltet doch beide die Klappe, verdammt nochmal!"

Ihr war kalt, ihre Kleider klebten ihre nass am Leib und die Streichhölzer waren sogar feuchter als vorher, als sie endlich in einer Kneipe landeten. Doch eigentlich konnte Momo diesen Raum nicht als Kneipe bezeichnen sondern eher als Gemeinschaftsraum. Hier waren Frauen und Männer gleichermaßen anwesend, was für die junge Frau ein fremder Anblick war. Ihr Vater hatte ihr schon früh eingeprügelt, dass der Alkohol Männersache war - auch wenn sie sich natürlich nie daran gehalten hatte. Doch dieses Weltbild, dass ihr Veljard über die Jahre so eingetrichtert hatte, wurde auf einmal verbogen und zurechtgerückt, was Momo nur recht war. Neue Erinnerungen sollten die alten überdecken.
Agwe schien dieses Bild nicht weiter zu interessieren, denn er marschierte sogleich durch den Raum auf den Thresen zu und verlangte sofort etwas zu trinken. Das sollte Momo nur recht sein, doch sie durchschritt den Raum etwas langsamer, um sich ein Bild davon zu machen. Waren hier auch irgendwo Leute in der Nähe, die eine Bar abfackeln wollen? Schön wärs... Die Musik war etwas ganz neues für die Glatzköpfige und sie lauschte interessiert, doch behielt dauerhaft ihre grimmige Maske auf. Sie begutachtete die Leute, merkte sich einige Gesichter und ließ es dabei sein. Sie wollte endlich eine Zigarette rauchen... Sie setzte sich neben Agwe an den Tresen und bekam gerade noch mit, wie die goldene Flüssigkeit im Glas vor ihr, als Cider bezeichnet wurde. Doch das Getränk kümmerte die junge Frau erstmal nicht. "Hey Wirt! Hast du vielleicht irgendwo Streichhölzer in deinem Inventar versteckt?" Der Barkeeper musterte die Frau vor ihm skeptisch und sah dann Agwe nochmal an, der schon das zweite Glas hinunterkippte. Dann nickte er nur und kramte eine halbvolle Schachtel hervor, um sie dann vor Momo auf den Tresen zu schmeißen. "Das gehört aber auch bezahlt." Die junge Frau lachte schallend und grinste den Wirt unverhohlen an. "Versuch mir doch meinen Geldbeutel abzunehmen. Er ist hier drin..." Dabei beugte sie sich etwas vor und präsentierte ihr Dekolletee, dass sie nochmal ordentlich zurechtrückte. Der hagere Kerl ließ sich nichts anmerken, doch fing seine Gläser etwas schneller zu putzen als zuvor.
Mit freudiger Miene konnte sich die junge Frau endlich eine ihrer Lieblingskonsummittel anzünden und inhalierte den Rauch so tief wie nur möglich. Der Druck, der auf ihren Kopf lastete und das Zittern der Hände nahm augenblicklich ab. Ihr ganzer Körper schien sich zu entspannen. "Aaaaah...", seufzte sie und schlug ihre Beine übereinander. Danach gab sie die Schachtel an Agwe weiter, da sie wusste, dass auch er seien Zigarillos brauchte - obwohl das Zeug stank, wie ein Sack verbrannter Leichen. Als wäre es ganz normal, zog Momo sich das Top schon das zehnte Mal über ihren Kopf, um es etwas von seiner schweren Nässe zu befreien. Dabei plumpste ihr versehentlich TickTack auf den Boden, der sich trotz der nassen Kleider unter ihrem Top zusammengerollt hatte. Wütend keckerte er seine Besitzerin an und fauchte sogar wütend umher. "Tut mir Leid, Kleiner. War nicht so gemeint..." Doch der Hermelin keckerte genervt weiter, als Momo ihn am Nackenfell packte und ihn vor sich auf den Tresen absetzte.
Nun widmete sie sich dem sogenannten Cider vor der Glatzköpfigen stand und stürzte das Gebräu hinunter, ohne es vorher zu probieren... und bereute es. Angeekelt verzog sie das Gesicht und schüttelte den Kopf. "Verdammte scheiße...Was ist das denn für ein Gesöff? Alkohol nennst du das? Da ist ja die Schnapsbrennerei von Edwardo noch besser, als dieser Schund hier. Ich brauchs hart, Mann!"
Vellie kreischte nur schadenfreudig, während Momo angewiedert an ihrer Zigarette zog, um den Geschmack des süßlichen Weins loszuwerden. "So ein Saftladen...! Agwe? Was genau...?" Ein Gackern unterbrach die Frage der Glatzköpfigen und verwundert sah sie nach unten. Das Huhn der El Pollo Diablo hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Agwe zu verfolgen, doch hatte es sich nun anders überlegt. Freudig zockelte es durch die Menge und war bald verschwunden. "Äh, Agwe? Das Huhn...ich meine, wieso...Was zum..?! Ach scheiß drauf...", stammelte Momo nur verwirrt und kam auf ihre eigentliche Frage zurück. "Was genau erwartest du von dieser nebeligen Insel? Meinst du wir finden hier ein paar Leute, die wir eins auf die Mütze geben können?"
 

Haydee

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Es war eine ganz einfache Reihenfolge, in der sie daher liefen: Agwe, Huhn, Haydee. Der Priester ging voraus, dass Besatzungshuhn folgte ihm auf den Fuß und die verträumte Köchin folgte wiederum dem weißen Federvieh, wie das Küken der Gänsemutter. Ihr Kapitän hatte das Kommando gegeben, dass alle ihm folgen sollten, also dachte sie nicht lange darüber nach, sondern kam dem Befehl nach, fest davon überzeugt, dass der dürre Mann genau wusste, wo es lang ging. Andererseits war das wohl im Moment auch noch nicht so besonders schwer, denn es gab Augenscheinlich nur einen einzigen Weg, der durch dieses grüne Grasmeer bis hin zum nächsten Dorf führte. Zumindest nahm Haydee an, dass sie auf diesem Pfad zu einer Siedlung kamen, denn durch den Nebel war es schwer etwas zu erkennen, vor allem wenn man sich nicht richtig darauf konzentrierte. Sie setzte immer nur einen Schritt vor den anderen und achtete ausschließlich darauf, dass Agwe vor ihr blieb und sie nicht ausersehen auf das Huhn trat. Das änderte sich ein wenig, als sie endlich die Siedlung erreichten, die wohl auf den Namen Battery City hörte. Hier gab es genug zu sehen, dass Haydees Kopf neugierig von links nach rechts und von rechts nach links schwankte, als würde sie ein spannendes Tennisspiel beobachten. Die einfachen Holzhäuser waren zwar nichts besonderes und ihr war klar, dass sie Gebäude aus Stein lieber mochte, aber trotzdem war alles hier etwas neues. Alleine die Bauweise hatte sie noch nie gesehen. So bekam sie es auch nicht mit, dass ihr Kapitän plötzlich vor einem Haus stehen blieb, dessen Schild es als Kneipe auszeichnete. Sie knallte unvermittelt gegen Agwe, der sich verhielt wie eine Mauer und plumpste nach hinten weg, so dass sie schmerzhaft auf dem Po landete. Direkt in einer Pfütze. Einer sehr nassen Pfütze. Eine Nasse Pfütze die ihr Kleid durchnässte.
Während Agwe ihr wieder nach oben half, wischte sie sich mit der Hand über dass feuchte Gesäß und versuchte den Fleck raus zu wischen, was allerdings nicht wirklich gelingen wollte. So etwas war echt doof, vor allem für jemanden, der überhaupt nur ein einziges Kleidungsstück besaß. Es gab a wirklich nicht vieles, was Haydees Laune irgendwie verändert konnte, aber so ein Mist konnte ihr schon die Stimmung verhageln. Normalerweise hätte sie jetzt ihr Kleid ausgezogen, aber Momo hatte ihr erklärt, dass es sich für eine Frau nicht ziemte, sich in der Öffentlichkeit bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Missmutig folgte sie Agwe, als dieser die Kneipe betrat und bis zur Theke lief. Auch diese Bar sagte ihr so wenig zu, wie die restliche Insel es bisher getan hatte. Auch wenn sie erst einige Gaststätten von innen gesehen hatte, so war diese hier das deutlichste Gegenteil von dem, was sie bevorzugte. Viel zu offen, der typische, starke Alkoholgeruch, den sie so mochte, suchte man vergeblich und die Musik, die man hier spielte, tat ihr in den Ohren weh. Unbewusst drückte sie sich sogar die Hände auf die Ohren, um davon nicht mehr so viel mit zu bekommen.
An der Bar gab Agwe für seine Mannschaft einen aus und der Wirt stellte vier Gläser hin, deren Inhalt an Apfelsaft erinnerte. Um sich weiterhin vor der schrecklichen Musik zu schützen, versuchte Haydee das kleine Glas mit den Ellenbogen aufzugreifen und zum Mund zu führen, so dass ihre Hände weiterhin ihre Ohren bedeckten. Als das Glas aber zum dritten mal wegflutschte, ohne dass sie geschafft hatte, es anzuheben, versuchte sie es mit einer anderen Technik. Sie beugte sich nach vorne und leckte den Alkohol mit der Zunge aus dem Gefäß, wie eine Katze Milch aus ihrem Napf schlabberte. Wirklich schmeckte ihr dieses Zeug nicht. Sie kannte Cider zwar, aber für gewöhnlich benutzte sie es nur, um einen Cocktail etwas fruchtiger zu gestallten. Dass ihr das pure Zeug nicht schmeckte, behielt sie jedoch für sich. Neben ihr verlangte Momo vom Wirt grade ein paar Streichhölzer, die dieser ihr euch wiederwillig übergab. Als es dann ans Bezahlen ging, beugte Momo sich vor und sagte dem Krüger, er solle doch ihren Geldbeutel zwischen ihren Brüsten suchen. Da der Betreiber des Four Leaf Clover aber keine Anstalten machte, dort hin zu greifen, beschloss Haydee als „helfende Hand“ zu fungieren und versenkte die ihre in Momos Dekolleté. Das erschrockene Gesicht der Glatzköpfigen überspielte sie geflissentlich und wühlte eine Zeit lang an ihrem Busen herum. Bis auf die beiden weiblichen Rundungen war dort jedoch nichts zu finden. ”… Ich glaube du hast deinen Geldbeutel verloren Momo ...“ sagte Haydee schließlich und zog ihre Hand zurück.
Einen Moment lang sah Momo sie verständnislos an, dann zog sie sich aber wortlos ihr Top aus, um es von der Feuchtigkeit zu befreien, wobei TickTack auf den Boden fiel und sich lauthals beschwerte. Da war es nun an Haydee überrascht zu gucken. Sie durfte sich also einfach ausziehen? Dann galt das doch auch für sie selbst, oder? Sofort zog sich Haydee ihr nassen Kleid über den Kopf und hing es zum trocknen über die Lehne ihres Stuhls. Da sie nun soviel gemacht hatte, bei dem sie ihre Ohren nicht vor der grässliche Musik zu schützen, gab sie es auf und schnappte sich ihr Glas richtig, um den letzten Rest runter zu spülen. Nein, so mochte sie Cider nicht. Aber wenn Agwe ihr schon einen ausgab, dann musste sie auch dankbar dafür sein und trinken...
Das Gackern eines Huhns drang an Haydees Ohren und sie sah verdutzt nach unten. Tatsächlich hockte dort das Hühnchen, dass Agwe von der Pollo Diablo aus gefolgt war. Erschrocken flatterte die Glucke auf und rannte durch die Kneipe. ”… Hühnchen … “ murmelte Haydee und hüpfte los, um das Tier, dass in ihren Augen eindeutig auch zur Mannschaft gehörte einzufangen. Dass war aber alles andere als leicht, da das Tier ganz schön schnell war und unter Tischen und Stühlen durch rannte. Was würde Haydee wohl in einer solchen Situation tun? Würde sie versuchen der Henne den Weg abzuschneiden und ihr blindlings hinterher stürzen? Natürlich letzteres. Wenigstens unterhielt sie damit einen Teil der anwesenden Gäste, als sie halb nackt einem Huhn hinterher jagte. Schließlich fing die Köchin das flüchtende Hühnchen ein, als es sich auf einen Tisch setzte und kam mit ihrer Beute zurück zum Tresen, wo sie sich hinsetzte, als wäre nichts gewesen. Die Glucke setzte sie sich auf den Schoß und begann ihr das Gefieder zu streicheln, als wäre das Geflügel ein Haustier. Und das Huhn lies sich dass zufrieden gefallen. Haydee 1; Killerhühner 32 ... wenigstens holte sie auf.
 

Edward Buraddo

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So waren sie also auf der nächsten Insel, gut, es war nebelig ohne Ende, man konnte kaum fünf Meter weit gucken, aber wenigstens blieb der Boden wo er war, was alles wieder gut machte. Agwe leitete den Weg, scheinbar hatte er von dem einheimischen einen Tipp gekriegt, wohin er gehen musste, um etwas zu trinken zu finden, also schloss sich Edward einfach seiner Spur an. Doch es dauerte nicht lange, bis er merkte, dass der Schlangenpriester keine Ahnung hatte, wohin er ging. Er hätte lieber dem huhn, dass mit ihnen lief, die Führung überlassen. Edward war scih sicher, dass sie an dieser Pfütze jetzt schon drei mal vorbei gekommen waren, aber diesmal war es acuh möglich, dass er sich irrte, denn die meisten Pfützen sahen gleich aus. Die Häuser hatten auch keinen wirklichen Wiedererkennungswert, einfache Hütten, keine besonderen Bauten, die auf eine spezielle Bautechnologie schließen lassen konnten, ganz stinknormale Holz und Steinhäuser, wie man sie auf jeder Insel finden konnte. Wie lange sie schon unterwegs waren, da war sich Edward nicht sicher, er wusste nur, dass er mittlerweile die ersten Anzeichen für Blasen an den Füßen spührte. „Großartig...“ murmelte er vor sich hin, während er das Huhn beobachtete, das mit ihnen lief. Warum war das Huhn eigentlich mitgekommen? Das Vieh trottete dem Bunch schon seit dem Schiff nach, und zwar immer Zielstrebig Agwe nach. Wahrscheinlich dachte selbst das Huhn, dass das Schiff nach Agwes genialem Einparkmanöver nicht mehr lange oberhalb des Meeresspiegels verweilen würde.

Nach einer Zeit, die für Edward wie eine Ewigkeit war, fanden sie endlich eine Kneipe, in der sie sich ein wenig die Kehle befeuchten konnten. Und vor allem, Edward konnte sich endlich hinsetzen. Das innere der Kneipe war etwas ungewöhnlich, vor allem wegen dem recht hohen Frauenanteil, der normal für Kneipen eher gering ausfiel, doch hier schien es fast auf 50:50 mit leichtem Männerüberschuss hinauszulaufen. War das hier überhaupt eine richtige Kneipe? Edward hielt seine Nase in die Luft, suchte nach dem typischen Alkoholgeruch, doch vergebens. Das hier wirkte eher wie ein Wirtshaus, in dem niedrigprozentige Getränke wie Bier angeboten wurden statt wie eine Kneipe, in der man harte Sachen kriegen konnte. Das bestätigte sich auch, als Agwe seine Bestellung kriegte. Er verlangte das beste und bekam eine trübe Flüssigkeit. Stark alkoholische Getränke waren klar, doch das wirkte eher wie ein Fruchtsaft. Er griff nach einem der Gläser.
“Hey! 'dis stuff be good! Eddie, trink mal davon, man, sowas musst du zu brauen lernen!“
Agwes Worte versprachen einen guten Geschmack, also roch er erst einmal an dem Getränk. Wie vermutet nur schwacher Alkoholgeruch, dafür aber ein starker Apfelgeruch. „Cider also?“ So hatte es der Wirt genannt, scheinbar eine Art Apfelmost, wa Edward schon bekannt war. Er nahm einen kleinen Schluck und verteilte die Flüssigkeit in seinem Mund, ganz langsam um den Geschmack zu analysieren. Den alkohol schmeckte man kaum raus aber er war da, allerdings nur in einer geringen Dosis. „Ich schätze mal, ein Alkoholgehalt von ungefähr...“ Er spühlte den Apfelwein noch etwas durch seinen Mund und schluckte ihn dann runter. „auf jeden Fall unter 10%...zwischen... 7 und 9?“ sprach er weiter. Der Wirt war erstaunt. „Nicht schlecht, Sie sind ein Kenner mein Herr. Tatsächlich hat er einen Alkoholgehalt von 7,5%, es ist mein bester Cider.“ Apfelwein also. Das erklärte den fehlenden Alkoholgeruch und auch den hohen Frauenanteil. Der Laden war mehr auf etwas feinere Kundschaft ausgelegt, keine gewöhnliche Kneipe. Das würde Momo wohl kaum gefallen. Als er seinen Kopf drehte um nach eben erwähnter Momo zu sehen, gingen ihm die Augen über. Das Bild, wie Haydee Momo im Ausschnitt herumfummelte lies ihn erst starren wie ein hormongesteuerter Teenager, doch Momos Gesichtsausdruck dabei lies ihn kurz darauf in so starkem Gelächter ausbrechen, dass er rücklings vom Stuhl fiel. Diese Crew war genial, vor allem Haydees andauernden misinterpretation von Sarkasmus aller Art oder ähnlichem war köstlich. Er rappelte sich auf, nahm sein Glas in die Hand und nahm mit einem lächeln auf den Lippen noch einmal einen Schluck, diesmal einen großen. Es schmeckte, auch wenn es seinen Alkoholbedarf nicht wirklich deckte.

Er spähte kurz rüber, um zu sehen ob Haydee Momo noch immer im Top rumfummelte... Und diesmal schoss direkt ein Großteil seinen Blutes aus dem Hirn in niedere Regionen. IN der kurzen Zeit, in der er nicht auf die beiden geachtet hatte, hatten sich nicht nur zwei sondern direkt vier nackte Brüste an die frische Luft getraut. Der gesamte Inhalt seines Mundes entleerte sich in Form eines Sprühnebels in die falsche Richtung, als er vor lauter Überraschung dem Wirt den guten Cider ins Gesicht prustete. Er löste seine Augen von den schönen Damen und sah den Wirt an, der mit einem ausdruckslosen, völlig entgeistertem Ausdruck in Edwards Augen starrte, während der Apfelwein noch von seinem Kinn tropfte. „Ehm...“ Edward versuchte, eine gute Entschuldigung zu finden, während der Wirt, ohne die geringste Regung im Gesicht, ein Tuch griff und sich trocknete. „Gutes Zeug, wirklich!“ Mit einem schnauben wandte sich der Wirt von ihm ab. „Diese Fremdlinge haben doch alle einen Schaden...“

Während sich Edward wieder dem schönen Anblick zu seiner rechten zuwandte, begann Momo, wie erwartet, sich über den schlaffen Inhalt ihres Glases zu beschweren. Das war seine Chance. Die ganze Nacht hatte er an seiner neuesten Kreation gehangen, die er jetzt aus seiner Tasche holte. Auf dem Etikett stand „Momo Spezial“. Dieser Schnaps war eine sehr gewagte Kreation. Der Alkoholgehalt war so hoch, dass es Edward grade noch so guten Gewissens verantworten konnte, selbst er konnte diesen Schnaps nicht einfach so herunterkippen. Und das sollte echt was heißen. Es gab nichts in diesem Schnaps, dass den Alkoholgeschmack dämpfte, er war pur und unverfälscht. Dieser Schnaps war nur für einen einzigen Abnehmer gedacht: Die Oben Ohne Momo. Gut, das Oben Ohne war nicht zwingend, aber es passte. „Hey Momo, fang!“ rief er, und als Momo die Flasche fixiert hatte, war er sie ihr zu. „Wird die gefallen, versprochen.“ grinste er. Das grinsen hatte zwei Grunde: Erstens wollte er sehen, wie ihr dieses Höllengebräu gefiel, zum anderen, je länger sie trank, desto länger würde ihr Oberteil bleiben wo es ist: Weit weg von dem, was es verdecken sollte.
 

Agwe

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Seine Leute schienen sich bereits gut eingelebt zu haben. Blendend. Mit einem zufriedenen Lachen kippte Agwe seinen vierten Cider herunter, mittlerweile hatte er wirklich Geschmack an diesem Getränk gefunden. “Das is' wirklich was, womit man Geld machen kann, man“, rief er laut aus und schlug der Person die neben ihm saß auf die Schulter. Dabei handelte es sich um einen weiteren großen Kerl mit roten Haaren, der jedoch weniger freundlich wirkte als derjenige unten am Kai. Vielleicht waren es seine Tätowierungen, vielleicht auch das leicht manische Funkeln in seinen Augen, auf jeden Fall schien er Agwe nicht sonderlich wohl gesonnen zu sein. Das aber ignorierte der Voodoopriester mit unnachahmlicher Eleganz, sah schon längst wieder weg als der Hüne gerade erst zu ihm starrte als wolle er sich vergewissern, dass es wirklich dieser Strich in der Landschaft gewesen war der ihm da gerade auf die Schulter geklopft hatte.


“He, Bursche!“, knurrte er mit einer tiefen Stimme, welche direkt aus der Erde zu kommen schien. Seine Fingerknochen knackten bereits kampflustig und mit seinen kleinen graublauen Augen stierte er den Fremden mit seiner komischen Hautfarbe an als wolle er ihm ein Loch in den Kopf brennen. Agwe drehte sich zu ihm um und blickte an ihm herauf, wobei er immer noch mit sagenhafter Lässigkeit in seinem Barhocker saß. “Aye, man?“ Offenbar der Überzeugung dass es kaum noch Worte gab die er diesem Mann an den Kopf schleudern konnte ballte der Floater seine Hand zur Faust und schlug damit nach Agwe, der sich geschickt darunter wegduckte. Fast war es, als habe der Priester diese Attacke vorhergesehen, sie gespürt bevor der Hüne sie überhaupt ausgeführt hatte, eine Art.. Vorsehung. Dann aber ertönte ein dumpfer Knall und Agwe hielt sich den Schädel. Er war nach hinten umgekippt, just in dem Moment als man nach ihm geschlagen hatte und rücklings auf den Kneipenboden gefallen. Schnell stand der Voodoopriester wieder auf und klopfte sich den Staub aus den Klamotten, duckte sich dann unter einem weiteren Schlag weg als er eine Hühnerfeder von seinem Schuh zupfte. “Sie sind hier...“, meinte er mit weit aufgerissenen Augen in denen der Schrecken stand und dieses Mal traf ihn sein Gegner. Sterne tanzten vor Agwes Augen und er fühlte sich als sei ihm ein Kilo Wackersteine auf den Kopf gefallen, wie damals als die Tarotkarten „Pass auf deinen Hut auf“ gesagt hatten.


Der Angriff des Floaters auf Agwe hatte eine regelrechte Kettenreaktion ausgelöst, wie man sie auf Float nicht selten sah. Eines führte zum anderen, alte und neue Konflikte brachen auf und schon war eine Kneipenschlägerei im Gange. Stühle flogen durch die Gegend, Glas zersprang und nur die Musiker schienen davon nicht betroffen sondern spielten unbeirrt weiter, diesmal natürlich ein etwas schnelleres Lied. Den Barkeeper schien es ebenso mitzureißen wie alle anderen, er verwendete leere Flaschen und Krüge um sich seiner Haut zu erwehren. Agwe schien in diesem ganzen Tumult etwas verloren und auch wenn er instinktiv vom Gebrauch seiner Dolche absah und Haydee strikt ermahnte ihr Schwert hier unter keinen Umständen zu benutzen oder auch nur zu zeigen so schlug er sich doch recht gut, was vorallem an seiner hohen Beweglichkeit lag. Letzten Endes aber zog auch er gegen eine Bande Schläger den Kürzeren, die sich als Ordnungshüter von Battery City entpuppten. “Ehm.. I can explain, man.“


Vor der seltsamen Gruppe schloss sich mit einem endgültig klingenden Schnappen ein Gitter, welches sie in eine Zelle sperrte. Agwe, Haydee, Momo, Edward, Ticktack und „Hühnchen“, das zufrieden gackerte, waren in eine Zelle gesperrt worden wo sie laut ihrem Bewacher einige Zeit lang bleiben sollten. Mindestens eine Woche. “Sorry, Leute, aber so ist das Gesetz“, hatte er gemeint bevor er sich umgedreht hatte und die Gruppe so zurückließ, in einem Verlies wo außer ihrer anscheinend keine andere Zelle besetzt war. Agwe nahm es mit einem leichten Schulterzucken und hockte sich auf den Boden, breitete ein paar Tarotkarten vor sich aus. Ihre Waffen waren ihnen abgenommen worden, ebenso alle Rauschmittel, aber seine Karten hatte man ihm gelassen und dafür war er dankbar. Sie waren nicht ernsthaft in Schwierigkeiten, solange die Loa sich um sie kümmerten.


Nachdem er die Karten zwanzig Mal gelegt hatte, nach allen Deutungsarten die er kannte, begann Agwe sich allmählich zu langweilen. Zunächst strich er sich nur durch den Bart oder rückte den Zylinder ein wenig zurecht auf dem das Huhn es sich mittlerweile bequem gemacht hatte und leise gurrend schlief, der Voodoopriester hatte es noch immer nicht bemerkt. Dann aber stand er auf, bemerkenswerterweise ohne das Federbündel auf seinem Hut aufzuwecken oder herunter zu werfen und ging hinüber zur Pritsche, auf der bereits jemand lag. In der Annahme dass es Edward oder jemand anderes von seinen Leuten wäre knuffte Agwe dem Schlafenden unsanft in die Seite. “Eh, man! Move aside! Andere wollen auch mal schlafen, ya know? EH!“ Als die Gestalt nicht sofort reagierte knuffte Agwe sie erneut, diesmal bedeutend unsanfter. “Gehts noch? Dein Kapitän redet mit dir!“
 

Momo

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Kaum hatte sich Momo über das Gesöff in dem Glas beschwert, wurde ihr schon ein Ersatz zugeworfen. "Hey Momo! Fang!" Mit gerunzelter Stirn fing sie die Flasche auf und versuchte über Haydees Überfall hinwegzukommen. Dieser plötzliche Anfall von zwei grapschenden Händen war zwar erschreckend gewesen und die junge Frau konnte nicht anders, als der Traumtänzerin für dieses Attentat eine überzuziehen.... aber wenigstens hatte sie keine kalten Hände... "Wird dir gefallen, versprochen!" Das Versprechen wurde mit einem Schnauben zur Kenntnis genommen und die Glatzköpfige wog die Flasche in der Hand. Dabei drehte sich das Gefäß einmal rundherum und das Etikett kam zum Vorschein. "Momo Spezial" Das heisere Lachen Momos schallte für einen kurzen Moment durch den Raum, der sich Kneipe schimpfte und sie bedachte Edward mit einem Grinsen. "Eigenkreation, was? Nur für mich?" Mit Leichtigkeit wurde der Korken entfernt und Momo begann vorsichtshalber an dem Gesöff zu riechen. Der Schnaps von Agwe hatte sie gelehrt, erst an dem Zeug zu riechen, bevor sie es runterschluckte. Denn daran konnte sie ungefähr erahnen, wie viel Alkohol in dem Getränk war. Und als ihre Nase nur in die Nähe der Flaschenöffnung kam, zogen sich jegliche Geruchsnerven schreiend zusammen und signalisierten hohe Prozente. "Prost ihr Säcke..." Zwei große Schlücke und die Flasche wurde donnernd auf den Tresen abgestellt. Mit einem großen Seufzer blies Momo den Alkoholgestank aus ihrem Mund aus und fuhr sich mit der brennenden Zunge über ihre Lippen. "Scheiße...Das is geniales Zeug. Verdammt, Edwardo! Du musst einen großen Vorrat von dem Zeug anlegen! Dafür hast du was gut bei mir..." Ihre Zunge ging in Flammen auf und Momo hätte mit Agwe um sein Hühnchen gewettet, dass man mit dem Zeug Feuerspeier spielen konnte. Das Gesöff hatte ziemliche Nachwirkungen. Das Brennen ließ einfach nicht nach und begann nun in ihrem Magen zu wüten. Außerdem verschwanden die dumpfen Kopfschmerzen und ein leichtes Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus. Mehrmals schnalzte sie mit der Zunge oder spuckte auf den ramponierten Boden der Kneipe.
"So sollte ein Tag aussehen!"
Nach einem weiteren Schluck wurde eine Zigarette zusammengerollt und zugleich angezündet. Doch bevor sie nur einen wirklichen Zug tun konnte, gab es neben ihr einen dumpfen Knall. Verwundert sah sie an einem großen rothaarigen Hünen vorbei und erblickte Agwe, der benommen am Boden lag. "He, Agwe? Hat dich der Cidre etwa umgehauen?" Eigentlich unmöglich, wenn man die Tatsache bedenkt, dass der Priester literweise Schnaps in sich reinkippt und dieser Apfelwein ein laues Lüftchen dagegen war. Der besagte Rotschopf vor ihr bückte sich und wollte den Priester schon am Kragen packen, da trat ihm Momo gehörig in sein Hinterteil. "He, was hast du..." Mit Schwung wurde ihr eine gewaltige Pranke ins Gesicht geschleudert und Momo hätte nie gedacht, dass sich dieser Riese so schnell bewegen konnte. Doch das war bei ihrem Vater ja auch nie anders gewesen. Ein brennender Schmerz breitete sich auf ihrer Wange aus und der dünne Geduldsfaden der Frau war gerissen. Beinahe hungrig schlug sie ihre spitzen Zähne in den Arm des Angreifers.

Momo war schon immer eine schlechte Verliererin gewesen. Meistens ließ es ihr Dickschädel gar nicht zu oder sie hatte sich in einer Sache verbissen... wie in diesen rothaarigen Hünen. Doch der war ein Level zu hoch für die junge Dame gewesen, was sie leider nicht akzeptieren wollte. Das nächste, was sie nicht einsah, war, dass man sie allesamt in ein Verlies für die Schlägerei einsperrte. "Sorry, Leute, aber so ist das Gesetz." "Ich scheiß auf´s Gesetz, ihr Penner! Wir haben mit dem Scheiß nich angefangen!"
Sogar ihren Tabak hatten sie der Glatzköpfigen abgenommen und nicht mal gegen die Ordnungsfuzzis konnte sie etwas ausrichten. Ihre Fingernägel hatten zwar einige Gesichter und Arme geschrammt, aber weitere Blessuren waren an den Ordnungshüter nicht haften geblieben. Sie hasste sich abgrundtief für ihre Schwäche. Ich hätte mehr trainieren sollen... Sogar den guten Schnaps haben sie eingesackt... "Mach dir nichts draus, Kleines. Die Loa werden dich schon wieder hier rausbringen. Vertrau auf Agwe." Ein prustendes Lachen hallte durch Momos Schädel und sie lehnte ihre Stirn gegen die Gittertür, die vor einigen Minuten krachend zugefallen war. Ihre Finger hatte sie durch die Zwischenräume des Gitters gesteckt und genervt schloss sie die Augen. "Ich hab das Gefühl, Agwe, dass die Loa keinen guten Tag haben und es an uns auslassen." Zwar kam keine Antwort von dem Priester aber TickTack keckerte mitfühlend und kuschelte sich an den Hals seiner Besitzerin. "Der schöne Schnaps..."
 

Haydee

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Das Hühnchen genoss sichtlich die Streicheleinheiten, die sie von der abwesenden Köchin erhielt. Es hatte die Augen geschlossen und gurrte genießerisch über die Aufmerksamkeit, die es in dieser Form nicht kannte. Sicher würde die Glucke eine Menge zu erzählen zu haben, wenn es später wieder heil auf dem Schiff bei seinen Artgenossen wäre. Wobei sich Haydee grade gar nicht so sicher war, ob Hühner sich wohl untereinander über solche Themen unterhielten. Sie selbst starrte einfach nur mit halb geschlossenen Augen auf die Auslese an Alkoholflaschen hinter der Bar und interessierte sich nicht großartig dafür, was die anderen Mitglieder von Agwes Mannschaft machten. Wenn es weiter ging, würde sie der Voodoo-Priester ganz bestimmt informieren. Plötzlich piepte es zwei mal an ihrem Arm und Haydee sah auf die Uhren, die sie dort trug. "… Pipizeit …" nuschelte sie daraufhin, als sie die Uhrzeit bemerkte und stand auf. Hühnchen noch immer in den Armen haltend, sah sie sich im Schankraum nach einem Hinweis auf ein Badezimmer um. Wenn so viele Gäste hier waren, vor allem so viele weibliche Gäste, dann musste es doch bestimmt auch ein Damen-WC geben. Nachdem sie sich zwei mal um die eigene Achse gedreht hatte, entdeckte sie auch endlich die Holztür mit dem rosafarbenen Frauensymbol. Langsam ging sie darauf zu und streckte bereits die Hand aus, um nach der klinke zu greifen, als sie mitten in der Bewegung innehielt. "… Du bist doch ein Mädchen, oder ...?", fragte sie Hühnchen und hob das Tier höher, um unter es drunter zu gucken. Da sie nichts auffälliges entdeckte, war sie zufrieden und trat endlich in das benachbarte Zimmer mit den gekachelten Wänden.
In dem Waschraum waren zwei Kabienen und beide schienen leer zu sein. Da sie nicht wusste, ob Hühnchen vielleicht auch musste, setzte die Köchin das verdutzte Huhn auf die Brille in der ersten Kabine und verschwand dann in der zweiten. Als sie nach fünf Minuten erleichtert fertig war und wieder zu ihrer geflügelten Kameradin zurück kehrte, musste Haydee allerdings überrascht feststellen, dass die Pute lieber aus der Schüssel trank, als ihr Geschäft zu erledigen. Andererseits war das ja auch irgendwo verständlich, schließlich hatte Agwe Hühnchen als einzigem Crewmitglied keinen ausgegeben und da hatte sie bestimmt auch durst. Also wartete die junge Frau geduldig, bis ihre Begleiterin fertig war, ehe sie Hühnchen wieder in die Arme nahm und damit das Badezimmer verließ. Als sie jedoch die Tür öffnete, dachte sie zuerst, sie hätte sich im Raum geirrt. Anstatt der gelösten Stimmung, in der sie die Bar verlassen hatte, herrschte jetzt wüstes Chaos und die Leute prügelten sich alle miteinander. Halb interessiert, halb überfordert sah sich die Träumerin im Raum um, als würde sie sich ein interessantes Kunstwerk ansehen. Es dauerte nicht lange bis sie Momo entdeckte, die sich mit einem rothaarigen Typen verbissen hatte, danach bemerkte sie ihren Kapitän, der sich gleich mit mehreren Kerlen anlegte. "... ohhhkaaay ..." Ohne auch nur einmal zu blinzeln, aber mit einem deutlich erkennbaren Desinteresse, schlug Haydee die Tür wieder zu. Dann zählte sie langsam bis drei, in der Hoffnung der Spuk wäre zuende, wenn sie sie wieder öffnete. Das ganze bewahrheitete sich allerdings nicht, im Gegenteil, es schien sogar noch ein wenig wilder zuzugehen. "…was sagst du, was wir machen sollen ...?" Die Köchin war nie gut darin gewesen, für sich selbst Entscheidungen zu treffen und rollte diese nun einfach auf das Federvieh in ihren Armen ab. Jetzt war es aber an dem Hühnchen, überfordert drein zu blicken. Schließlich reckte die Glucke ihren Hals zurück in Richtung des sicheren Toilettenraums und Haydee zuckte ausdruckslos mit den Schultern. "… Okay …," murmelte sie und machte auf dem Absatz kehrt.

„Sicher das wir die kleine zu den anderen sperren sollen?” Der größere der beiden Gesetzeshüter schaute noch einmal über die Schulter und zu der Zelle, in welcher der komplette Mojo Bunch eingesperrt saß. „Klar doch. Sie wollte es schließlich und wenn sie zu diesen Freaks gehört, lass sie doch. Was soll das Gör schon großartig tun?“
Haydee saß auf dem Boden der Zelle und lehnte sich an die kalte Mauer an. Neben ihr tat es ihr Mini-Haydee gleich. Im nachhinein war sie sich nicht mehr so ganz sicher, ob es klug gewesen war, der Mannschaft hinterher zu laufen, als diese von den Ordnungshütern von Float abgeführt wurden. Die Wächter hatten keinen Grund gehabt, das seltsame, halbnackte Mädchen mit dem Kleid im einen und einem Huhn im anderen Arm unter Arrest zu setzen, denn keiner der Barbesucher hatte sie als eine der Unruhetreiber genannt. Aber da sie so darauf beharrt hatte, bei ihren Freunden zu bleiben, hatten die Wachmänner sie kurzerhand mit eingesperrt. Allerdings nur unter der Bedingung, dass sie sich anzog und ihren Schirm abgab. Hühnchen durfte sie wenigstens behalten, so wie Momo sich nicht von ihrem TickTack trennen musste. Allerdings hatte sich die Glucke es auf Agwes Zylinder gemütlich gemacht und verzichtete auf weiteres Geschmuse mit der Köchin. ".. Nobody knows, the trouble I have seen … nobody knows, but Legba …" Es war wirklich erstaunlich, was für einen dunklen Bass, dass Mädchen, mit der sonst so hohen und leicht kratzigen Stimme, in diesem Moment zur Schau stellte. Das musste an der Umgebung liegen. Ein wenig wunderte es sie ja schon, dass der Mojo Bunch als einziges abgeführt worden war, obwohl die Hälfte der Bar sich gegenseitig die Schädel eingeschlagen hatte. Aber sicher gehörte das alles zu Agwes Plan. Oder so ... hoffentlich ...
 

Edward Buraddo

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'Momo Spezial: Erfolg!' vermerkte sich Edward in seinem Kopf. Ja, dieser Schnaps war wirklich nichts für jeden. Wenn Edward ehrlich war, war er sich nicht sicher, ob der Stoff Momo nicht sogar vorübergehend das Augenlicht nehmen würde, doch er war sich zu 20% sicher gewesen, dass sie es vertragen konnte. Und selbst wenn nicht, bestand immerhin noch eine 50:50 Chance, dass die Erblindung nur vorübergehend gewesen wäre. Er hatte schon schlechtere Wetten gewonnen. Und wie es schien konnte Momo noch sehr gut sehen, also war der Schnaps als Erfolg zu verbuchen. Er würde mehr davon herstellen, auch wenn dieser Schnaps eine echte Herausforderung war. Nicht etwa, weil man eine enorme Menge Alkohol brauchte, nein, das war kein Problem für Edward, das Problem war eher, dass das Zeug durch den hohen Alkoholanteil hochexplosiv war, und er beim brennen immerhin mit Feuer hantieren musste. Ein Tropfen, der in die Flamme kam, und ihm könnte die ganze Brennerei um die Ohren fliegen. Aber das war es wert, er war sich sicher, dass er mit „Momo Spezial“ den hochprozentigsten trinkbaren Schnaps der Welt erschaffen hatte. Nebenbei war das Zeug auch ein guter Grillanzünder, ein effizientes Putzmittel, guter Brennstoff und man konnte damit Farbe aus Holz herauslösen. Also sehr vielseitig zu verwenden.

Der Türmensch lächelte Momo zu und freute sich darüber, dass seine Kreation gut angekommen war. Diese Crew war wirklich eine Nummer für sich. Edward dachte eigentlich immer, dass er ein Meisterbrenner wäre, doch Agwe konnte Zeug machen, dass selbst ihm die Schuhe auszog. Zugleich dachte er immer, er könnte den besten Geschmack aus dem Alkohol herausholen, doch auch hier lehrte ihm die Crew in Gestalt von Haydee, der Köchin die mit seinem Alkohol Cocktails mischen konnte, die einfach nur himmlisch schmeckten. Und zu guter letzt: Momo. Im ernst Edward konnte schon so einiges in sich reinkippen und liebte den Alkohol, doch diese Frau war ihm da sogar noch über. „Momo Spezial“ war sogar für Edwards Geschmack extrem, doch diese Hammerfrau kippte schon den zweiten großen Schluck und saß immer noch auf dem Hocker. Jeder andere wäre schon beim ersten Schluck nicht mehr in der Lage gewesen, sein Gleichgewicht zu halten. Dafür hatte Edward nur pure unverfälschte Bewunderung übrig. Er griff nach seinem Glas Apfelwein und wollte grade auf Momos Wohl anstoßen, als die ganze Sache aus dem nichts eskalierte.
So ganz hatte Edward nicht mitgekriegt, was da jetzt passiert war, aber scheinbar war der große Kerl sauer auf Agwe und zwar genug, um ihm eine reinzuhauen. Gut, Agwe wich aus, doch da er dabei hinterrücks vom Stuhl fiel, war das im Grunde gehopst wie gesprungen, einen auf die Nuss hatte er so oder so gekriegt. Edward beobachtete das ganze recht interessiert, irgendwie fehlte ihm hier ein Stück Hintergrund. Immerhin, Agwe war die ganze Zeit, seit sie hier angelegt hatten, in seinem Sichtfeld gewesen und hatte nichts getan, was man als Provokation für einen tätlichen Angriff werten könnte... Auch sein Satz „Sie sind hier“ passte absolut nicht ins Bild. So reagierte man doch nicht, wenn... IN jedem Fall war nach dem ersten Schlag alles verloren, in der Kneipe brach eine höllische Schlägerei aus, an der sich alle Anwesenden beteiligten. Dass Momo keine fünf Sekunden brauchte, um den ertsen Schlagabtausch zu haben, darauf hätte Edward so oder so jede Wette gemacht, aber dass sie sich jetzt in ihrem Opfer verbiss, dass lies ihn dann doch grinsen. Der Waffenmeister der Mojo Bunch saß einfach nur da, mitten in einer Schlägerei auf seinem Barhocker, trank seinen Cider während hinter ihm und vor ihm und über ihn... im Grunde überall um ihn herum, flaschen flogen, Blut spritzte und Fäuste sich in fremdes Fleisch bohrten. Er hoffte einfach, dass er fein raus wäre, wenn er sich nicht beteiligte. Na ja, falsch Gedacht, denn plötzlich griff ihn jemand am Kragen und hob ihn hoch. „Du gehörst doch auch zu dem langen da...“ Edward sah sich denn Mann vor sich an, er wirkte recht grob und stark. „Ehm... bringt es irgendwas, wenn ich mich sofort ergebe?“ „NEIN!“ „Ach... Scheiße...“ waren seine letzten Worte, bevor er eine Faust auf sich zufliegen sah.

Das nächste, was er mitbekam, war dass sich hinter ihm ein Gitter schloss. Scheinbar waren sie festgenommen worden. „JA toll, nehmt ruhig den Kerl fest, der zusammengeschlagen auf dem Boden liegt, gute Wahl, logische Wahl...“ murmelte er. „HEY!“ rief er den Wachen zu, die ihn um sein ganzes Hab und Gut erleichtert hatten. „Kann ich wenigstens meine Gitarre haben?“ Die Wachen berieten sich kurz und gaben Edward dann sein Instrument. „Na wenigstens etwas...“ grummelte er, nachdem die Wachen außer Hörweite waren. Agwe schnauzte währenddessen einen anderen Zellenkameraden an, scheinbar in der Annahme, dass es sich um einen der drei Mojos handelte... „Ehm Agwe? Wir sind alle hier drüben...“ wies er den Loapriester auf seinen Irrtum hin, während er sich in die Ecke setzte und begann, an seiner Gitarre zu zupfen. Seit er mit diesen Leuten unterwegs war, konnte er sich echt nicht über Langeweile beklagen, aber es gab nun mal auch ein extrem auf der anderen Seite und das schienen die Bunch Leute echt gerne auszuschöpfen. Um sich selber erst einmal abzulenken, begann er eines seiner liebsten Lieder (Geht ab 3:40 los), auch wenn der Text nun echt im krassen Gegensatz zu seiner aktuellen Situation stand, aber das fand er irgendwie ganz lustig.
 

Gimbli

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Ja, wer war der ominöse Fremde, der die Zelle der Mojo Bunch schon vor diesen bewohnte, es sich auf der einfachen Pritsche gemütlich gemacht hatte und die Ankunft seiner neuen Zellenkameraden einfach verschlafen hatte. Ein Wunder eigentlich, denn die Wachen waren nicht gerade dafür bekannt die Ruhe ihrer Schützlinge zu beachten, eher das Gegenteil war der Fall und ein schlauer Kopf würde daraus schließen, dass der Zwerg auf der Pritsche entweder bewusstlos war oder einfach nur einen tiefen Schlaf hatte. Letzteres traf zu, aber wer war dieser Mann überhaupt und wieso lag er im Gefängnis. Um das zu ergründen drehen wir die doch Uhr doch einfach mal einige Stunden zurück. Tage sind nicht nötig, denn der Fremde hat es tatsächlich geschafft noch schneller ins Gefängnis zu kommen, als die Mojo Bunch, eine beachtliche Leistung, angesichts der Tatsache, dass Agwe und seine Gläubige kaum eine Stunde auf Float verweilten ehe sie diese Zelle von innen betrachten durften.

Die Reise vom North in den East Blue hatte länger gedauert, als der Kapitän der Santa Maria angenommen hatte, denn sie waren in einige Turbulenzen geraten und wären fast auf einige gefährliche Riffe aufgelaufen. Zum Glück für alle Beteiligten war das Wetter in den Blues weitaus berechenbarer und angenehmen auf dem Piratengrab, der Grandline, woher der Navigator des riesigen Handelsschiffes stammte. Einziges Problem war die fehlende Stabilität des Mastes, Holzwürmer befallen auch solche riesigen Schiffe und dieser Mast schien auf Brusthöhe besonders gut zu schmecken. Jedenfalls knickte er während des Sturmes genau dort ein und verschwand in den Fluten. Katastrophe, denn an dem Mast hingen die Hauptantriebswerke, auch Segel genannt, der Santa Maria. Ein Glück, dass sie auf ihrer letzten Station im North Blue einen fähigen Zimmermann aufgegriffen hatten. Zwar war es unmöglich den Verlust des Mastes wieder 1 zu 1 zu ersetzen, doch der Zimmermann, der seine ersten Jahre auf der Grandline verbracht hatte, schaffte es tatsächlich den Mast soweit zu rekonstruieren, dass sie ein Ersatzsegel aufhängen konnten und wieder Fahrt aufnahmen.
So kam die Santa Maria dank Gimbli und den anderen tüchtigen Schiffsreparateuren zwar verspätet, aber ohne große Proviantknappheit auf Float an. Kaum angekommen, verabschiedete sich der fähige Zimmermann von der Crew, sprang mit einem mächtigen Satz vom Schiffsdeck auf die Docks und machte sich schnurstracks auf in die nächste Kneipe. Sofort zog der gerade 1,41m große Zwerg alle Blicke auf sich, sowohl die der vielen Frauen, als auch die der Männer. Das lag nicht nur an seiner Größe, denn sein gesamtes Äußeres vermittelte den Eindruck eines rauhen Abenteurers. Feste Lederklamotten, mächtige Pranken, finstere, kantige Gesichtszüge, der Zwerg hatte offensichtlich schlechte Laune, und ein dichter, dunkler Vollbart, waren ebenso auffällig, wie die beiden Schilde und der Leguan auf seinem Rücken. Mit zwei weiteren Sätzen durchquerte er die gesamte Kneipe und stand im nächsten Moment auf dem Barhocker, sodass er dem dicken Wirt in die Augen schauen konnte. "Ich brauch was zu trinken." brummte er und im nächsten Moment stürzte er die goldgelbe, klare Flüssigkeit in sich hinein. "Was'n das? Apfelsaft? Habt ihr kein vernünftiges Bier?" brummte er den Wirt an, doch ehe dieser erwidern konnte, klopfte dem Kleinen Zwerg von hinten ein zwei Meter Hüne auf die Schulter. "Sei mal nicht so unhöflich Kleiner, das ist Cider, der beste Apfelwein im ganzen East Blue." Kaum hatte das Wort Kleiner den Mund des zwei Meter Mannes verlassen, fing Gimblis Kopf an rot anzuschwellen und in dem Moment, als er das letzte Wort aussprach, schoss der Zwerg, wie eine Rakete von dem Barhocker, der von dem Rückstoß heftig nach hinten wegflog, nach vorne und rammte dem kräftigen Hünen mit voller Wucht den Kopf in die Magengegend. Dieser flog daraufhin mehrere Meter nach hinten, während der Zwerg, ohne sich auch nur die geringste Verletzung geholt zu haben mit einem lauten, dumpfen Stampfen auf dem Holzboden landete. "Ich bin nicht klein, du überdimensioniertes Riesenbaby. Und dieses Ciderzeug hat weniger Prozente, als Hühner am Tag Eier legen." Im nächsten Moment brach das Chaos aus. Ciderliebhaber kämpften gegen die Leute, die insgeheim der Meinung des Zwerges war und irgendwie kämpfte aber doch jeder gegen jeden und der Zwerg, der mitten im Kampfgetümmel mit einem seltsam Leguan zu finden war, schien tatsächlich die Schlacht um den Alkoholgehalt des Ciders zu gewinnen. Nicht zuletzt auch wegen dem komisch, hammerschwänzigen Ewsgurn, der ebenfalls nach Kräften mit seinem Hammerschwanz austeilte. Es kam wie es kommen musste, dem Wirt wurde es irgendwann zu bunt, er rief die Stadtwache und lies den Aufrührer der Kneipenschlägerei festnehmen. Auf Ghyrmar wäre das undenkbar gewesen, da hätten die Wachmannschaften höchstwahrscheinlich sogar mitgemacht, wenn sie nciht sogar der Auslöser für die Schlägerei gewesen wäre. So aber wurden Gimbli und Drago festgenommen, die beiden Schilde wurden ihnen abgenommen und sie wurden in eben die Zelle gesteckt, wo in diesem Moment auch Agwe und seine Crew saßen.

“Eh, man! Move aside! Andere wollen auch mal schlafen, ya know? EH! Gehts noch? Dein Kapitän redet mit dir!“ Ein unsanfter Knuff in die Seite erfolgte und in dem Moment setzte Gimblis Selbstschutzmechanismus ein. Ohne nachzudenken, schoss er aus dem Liegen gleich bis zur Decke hinauf, lies die Zelle mit einem kräftigen Brüllen erzittern und vollführte sogar noch einen Drehkick, der den Zylinder des schwarzen Mannes, samt Hühnchen an die entgegengesetzte Wand katapultiert. Nur Sekundenbruchteile später knallte der Kopf des Zwerges mit einem dumpfen Knall gegen die Steindecke und lies neben der Delle an dieser Stelle, an einigen Stellen den Putz herunterrieseln. Glück für den Priester, dass die Zelle mehr als 3m hoch war, sodass der Kick nur den Zylinder und nicht den Kopf des Mannes erwischte. Im nächsten Moment stand vor der versammelten Mojo Bunch, die alle mehr oder weniger geschockt in Richtung Pritsche guckten ein kleiner Zwerg, der zwar doppelt so breit wie der Priester vor ihm war, diesem aber, obwohl er auf der Pritsche stand, nicht mal bis zum Kinn reichte. Umso beachtlicher war die Leistung, dessen Zylinder wegzukicken. Hühnchen derweil schien sehr aufgebracht von der Störung zu sein, stierte beleidigend dem Priesterrücken Löcher ins Fleisch, als ob dieser für die Störung verantwortlich war, gackerte beleidigt und hockte sich wieder auf Haydees Schoß, die dieses sofort zu streicheln begann.

Nun stellt sich die Frage, auf wessen Seite die Verwunderung größer war. War der Zwerg völlig verblüfft, dass er plötlzich 4 neue Zellenkameraden bekommen hatten, so mussten diesen gerade mitansehen, wie der Minimann die Decke demolierte, was ihm nebenbei bemerkt überhaupt nichts auszumachte, wild rumbrüllte und ihrem Käpten den Zylinder vom Kopf fegte. Fakt ist, der Zwerg fand als erstes die Sprache wieder, nachdem sich sein Leguan, der ebenfalls wieder aufgewacht war, auf dessen Schulter bequem gemacht hatte. "Was wollt ihr in meiner Zelle? Wer seit ihr überhaupt?" Für einige Sekunden lies er den Blick über die verdattert Frau an den Gitterstäben, den ebenfalls verdutzten Normalo Edward und der Traumtänzerin, die das alles gar nicht mitzubekommen schien schweifen, ehe er weitermeckerte. "Eine glatzköpfige Tussi mit 'nem ausgestopften Schal, ein Normale mit 'ner Gitarre, 'nen schwarzer Lulatsch und was ist mit ihr?" Gimbli deutete mit seiner Bärenpranke auf Haydee, die ihn jetzt ausdruckslos anstarrte, während sie Hühnchen streichelte. "Ist sie 'ne blinde Hühnerflüsterin? Dann sollte sie auf ihr Hühnchen aufpassen, Drago kann die nämlich nicht besonders leiden." endete er seinen Monolog, während Drago in Richtung des Hühnchens zischte, das wütend zurückgackerte. Das die beiden keine Freunde werden würden, schien festzustehen. Immer noch kampfbereit, stand der Zwerg auf der quietschenden Pritsche und fixierte den schwarzen Priester. "Also wer seit ihr und was wollt ihr?" wiederholte er seine Frage.
 

Agwe

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Besänftigend, aber auch ein wenig herablassend hob Agwe Facilier die Arme. "Eh, man, chill out. Wir sind hier aus demselben Grund wie du, man, wegen Narren und Zweiflern, die..." Genau so weit kam er, ehe der Zwerg ihm schon wieder ins Wort fiel. "Ist sie 'ne blinde Hühnerflüsterin? Dann sollte sie auf ihr Hühnchen aufpassen, Drago kann die nämlich nicht besonders leiden." In diesem Moment gab der Leguan ein tiefes, fast schon bedrohliches Zischen von sich, das von dem Huhn mit einem lauten Gackern beantwortet wurde. Agwe zog eine Augenbraue hoch und drehte sich um, ließ den kleinen Mann weiterreden. Tatsächlich, Haydee hatte ein Huhn auf dem Schoß. Der Voodoopriester erkannte sogar die Federzeichnung, es handelte sich um eines der Tiere die auf seinem Schiff heimisch waren. So war das also. Sie hatten einen Spion geschickt um ihn zu überwachen. "Gotta be careful, man", schoss es ihm durch den Kopf. Wenn die Hühner ihn ausspionierten, dann hieß das dass sie ihm entweder misstrauten oder sicherstellen wollten dass er sie würdig vertrat. In beiden Fällen handelte es sich bei diesem gurrenden Federbündel um einen potenziell wertvollen Verbündeten.. und gleichzeitig um einen tödlichen Feind.

In aller Ruhe streckte er sich und blickte den Zwerg erneut an, wobei seine violetten Augen auch kurz zu der Schuppenkreatur glitten, die offensichtlich Drago hieß. "Now listen there, man! Dieses Huhn wird deinen Freund hier mit Haut und Haaren fressen und dich noch dazu wenn du nicht vorsichtig bist. Also hüte deine Zunge, man." Es lag keinerlei Drohung in seiner Stimme, sondern viel eher ernsthafte Besorgnis. Wenn er diesen gefiederten Teufel nicht in Zaum hielt, vielleicht fraß er dann auch noch ihn selbst, Agwe. Oder seine Gläubigen. Um diesen kleinen Schreihals und seine lebende Handtasche täte es ihm zwar nicht leid, aber er war klug genug, an seine eigene Sicherheit zu denken. "Und ich bin Agwe Facilier, man. Das sind Momo, Edward und Haydee und wir sind hier weil wir ein kleines Missverständnis..." Der kleine Mann vor ihm explodierte regelrecht. "KLEINES MISSVERSTÄNDNIS? WEN NENNST DU HIER KLEIN DU BOHNENSTANGE?" Und noch ehe Agwe sein Gegenüber korrigieren konnte war die schönste Schlägerei im Gange. Der Voodoopriester fing sich zwei hübsche rechte Haken ein, einer davon ließ sein rechtes Auge in wenigen Sekunden zuschwellen, während Gimbli einen saftigen Tritt in den Magen kassierte der ihm jedoch ziemlich wenig auszumachen schien. Edward sah sich dieses Treiben auus einiger Distanz mit höflichem Interesse an, während Haydee weiter Hühnchen streichelte. Momo hingegen hatte anscheinend ihre helle Freude und feuerte ihren Kapitän aus voller Kehle an, bis dieser schließlich mit einem weiten Sprung Distanz zwischen sich und den immer noch tobenden Zwerg brachte, der schwer atmete, seine Unterlippe war geplatzt und blutete.

"Ich werde das heilige Geschenk..." Heute schien niemand gewillt, Agwe ausreden zu lassen. Momo und der kleine Mann zofften sich bereits und ihre rufe unterbrachen den Priester erneut. Schon prügelten sie sich und das deutlich ausdauernder als dies zuvor bei Agwe der Fall gewesen war. Der Priester seufzte tief und zuckte in Edwards und Haydees Richtung mit den Schultern, was der trinkende Barde ratlos erwiderte. "Bringt euch nicht um, man. Begräbnisrituale kann ich hier nicht durchführen", ermahnte er sie noch, bevor er sich auf den Boden setzte und begann, erneut seine Tarotkarten zu legen. "Mal sehen.. das kleine Schicksalsrad... Wie kommen wir hier heraus?" In aller Ruhe, als fände die Schlägerei kaum zwei Meter neben ihm nicht statt drehte Agwe die erste Karte um. Sie zeigte eine aus Glühwürmchen und Sternen gebildete Gestalt, die von unbestimmtem Geschlecht war und anscheinend auf etwas deutete. "Inamés der Begleiter.. der Weg ist nahe..." Leise murmelnd legte der Voodoopriester das restliche Tarot, wobei er darauf achtete sich nicht stören zu lassen.
 

Momo

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Das Geklimper von Edwards Gitarre drang an Momos Gehör. Sie hatte noch nie etwas für Musik übrig gehabt, das lag aber daran, dass sie nie einen wirklich guten Musiker getroffen hatte, geschweigedenn jemanden auf dem Schiff "Alte Sonne" nur ein Instrument besessen hatte. Aber etwas war falsch an der Melodie... "Edward? Kannst du nicht lauter spielen?" Sogar ihre eigene Stimme drang nur gedämpft an ihr Ohr und sie stocherte unmädchenhaft in ihrem Gehör herum, um den Gehörgang wieder frei zu kriegen... aber das schien auch nichts zu helfen. Dafür waren ihre Stimmen im Kopf umso lauter.
"Wo is' der Schnaps, man?" Momo schüttelte ungläubig den Kopf und sah Agwe an, der sich aber mit jemand anderem unterhielt und der jungen Frau den Rücken zugewandt hatte. Was zum...? Was hat Agwes Stimme in meinem Kopf zu suchen? "Glad you´re askin', man..." Wieder stutzte die Teufelsfrau und bohrte Löcher in den Rücken Agwes, um sich zu versichern, dass die Stimme wirklich nicht von ihm kam. Vellie schien so überfordert mit Momo Spezial zu sein, dass er Agwes Akzent angenommen hatte und das sogar perfekt. Na toll... Das ist jetzt ein schlechter Zeitpunkt, den Zylindertypen zu imitieren.
Die Ränder ihres Blickfelds wurden schwarz und ergaben einen wunderschönen Tunnelblick, den Momo schon oft hatte, doch nur, wenn sie wirklich viel getrunken hatte. Waren zwei Schlücke von Edwards Eigenkreation schon genug Momo in diesen Zustand zu befördern?
Begleitet von der tunnelartigen Sehfähigkeit wurde das schwummrige Gefühl in ihrem Kopf immer dichter und bald fühlte sich ihr ganzer Kopf wie ein Bausch Watte an. "Edwardo? Was zum Geier war in diesem Schnaps drin?", schrie Momo etwas lauter, da sie sich selbst nicht hören konnte. Sie schlug sich mit sanfter Gewalt gegen die Ohren und sie hörte dann schließlich ein leises Plopp und spürte dazu eine leichte Drucksenkung. Die Stimmen waren wieder in gewohnter Lautstärke zu hören, doch immer noch komisch verzerrt. Der Tunnelblick blieb.
Der Gleichgewichtssinn der jungen Frau wurde nicht beeinträchtigt, wie sie feststellte, doch das Gehör und das Blickfeld waren wirklich komisch. "Scheiße mann..."
Sie schüttelte noch einmal den Kopf und lehnte sich wieder an das Gitter hinter ihr. "Hätt ich doch nur meinen Tabak..." [FONT=&amp]"KLEINES MISSVERSTÄNDNIS? WEN NENNST DU HIER KLEIN, DU BOHNENSTANGE?"[/FONT]
Wessen Organ war das, dass Momos Wattekopf nun anfing zu klingeln wie ein Glockenturm? Edward hatte anscheinend aufgehört, seine schöne Musik zu spielen und Haydee hielt das Hühnchen, wie schon zuvor in der Bar, auf ihrem Schoß und streichelte es. Doch Agwe schien etwas interessanteres gefunden zu haben, um sich zu beschäftigen und prügelte sich mit einem Minimann, der ziemlich aufgebracht schien.
Interessant, meinte Momo und leckte sich über die Lippen. Der kleine Kerl hatte einen erstaunlichen Bartwuchs, der Agwes total in den Schatten stellte, doch für Momos Geschmack immer noch zu wenig. Dazu kamen noch die buschigen Augenbrauen und die ebenso braunen buschigen Haare, die unter einem braunen Kopftuch gebändigt wurden. Schlichte Lederkleidung, braune Lederstiefel, eine braune Hose... nur alles in Kinderformat. Wo ging der kleine Kerl seine Sachen kaufen? Und ist er überhaupt mal gewachsen, seit seiner Geburt? "Glad you´re askin', man..." "Schnauze halten..."
Dieser Zwerg war nicht mal annähernd so groß wie Agwe und im wahrsten Sinne eine halbe Portion. Aber wenigstens war er so breit wie Agwe hoch war und die Teufelsfrau fragte sich, ob er durch gewöhnliche Türen passte. Aber der Zwerg schien ordentlich austeilen zu können, denn seine großen zur Faust geballten Pranken trafen nicht nur einmal ihr Ziel. Mit einem Satz entfernte sich Agwe von dem Kampfzwerg und Momo klopfte ihm grinsend auf die Schulter. "Wenn du gegen den kleinen Stöpsel verlierst, Agwe, dann verlier ich wohl oder übel meinen Respekt, dir gegenüber...!" Mit einem zischenden Geräusch wurde die Luft in Momos Lungen nach außen gedrückt. Der kleine Kerl hatte doch tatsächlich seinen Kopf in den Magen der jungen Frau gerammt und hustend versuchte sie wieder Luft zu bekommen. "Was hast du denn für ein Problem, du Kampfzwerg?" Mit einem dumpfen Schlag wurde sie für diesen Satz ein weiteres Mal gerügt, doch das Fleisch ihrer Brüste dämpfte die Wucht des Schlages, auch wenn der Schmerz nicht ausblieb.
Momo riss das Knie hoch und gab dem Zwerg einen sauberen Kinnhaken. Zusätzlich setzte die Teufelsfrau mit einem Schlag ihrer High Heels nach, der im Gesicht des Minimanns landete. Zwar schien sie ihm nicht wirklich Schmerzen zuzufügen, hatte aber den Abstand zwischen sich und ihrem Mithäftling vergrößert. "Ich mach dich gleich zu Kleinholz, du Glatzkopf! "Was hast du gesagt, du halbe Portion?" "Glad you´re askin', man..."
 

Haydee

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Es hätte wirklich schlimmer kommen können. Immerhin war diese Zelle sauber, trocken und auch noch einigermaßen warm. Und außerdem war sie ja mit den anderen hier und nicht alleine. In der Gesellschaft von Agwe und den anderen Bunch-Mitgliedern fühlte sie sich ... irgendwie richtig wohl. So als müsste es genau so sein. Da waren selbst die Gitterstäbe nichts, was der guten Laune einen Abbruch tun könnte. Wobei, irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie eine Sache nicht ganz bedacht hatte. Nur dass sie nicht drauf kam, was genau das war. Aber wahrscheinlich war das nur wieder so ein blöder Gedanke von ihr. Sie sollte ja nicht denken und tat es trotzdem immer wieder, also war sie selber schuld! Sie musste sich einfach auf etwas anderes konzentrieren. In dem Moment fing Edward damit an, auf seiner Gitarre ein Lied zu klimpern. Nicht das Haydee etwas von Musik verstand, oder sich sonst dafür interessierte, aber das, was der Tüftler da spielte, war schon ganz nett und nach ein paar Takten begann sie auch, den Kopf – völlig entgegen des Rhythmus – hin und her zu bewegen.
Bisher war ihr noch gar nicht wirklich aufgefallen, dass neben den vier Kopfgeldjägern, oder was auch immer der Mojo-Bunch im Endeffekt war, und den beiden Tieren TickTack und Hühnchen auch noch eine weitere Person in ihrer Zelle befand. Aber zu ihrer Verteidigung, diese fünfte Person war auch sehr klein und leicht zu übersehen. Bisher hatte der Unbekannte wohl geschlafen, bis ihr Kapitän sie wach gerüttelt hatte. Der kleine Mann, den Agwe anscheinend mit einem seiner Crew-Mitglieder verwechselt hatte, explodierte nahezu und sprang wütend brüllend in die Höhe. Irgendwo verständlich, wer wurde schon gerne geweckt, wenn man grade gemütlich schlief? In seiner Wut trat der Zwerg dem langen Lulatsch Agwe seinen Zylinder vom Kopf. Hühnchen, dass bis dahin seelenruhig auf dem hohen Hut gedöst hatte, flatterte nun erschrocken auf und stürmte zu dem einzigen Platz, der ihr Sicher schien; den Armen der Köchin, die mit gelangweilten Blick beobachtete, was da vor sich ging. Irgendwo eine ganz nette Show, dass musste man schon neidlos zugestehen. Irgendwie hätte sie jetzt gerne ein Erfrischungsgetränk mit Strohhalm gehabt.
Stattdessen streichelte sie jedoch geistesabwesend Hühnchen, dass sich leicht aufplusterte und dann wieder wegzudösen schien. ”… keine Angst, du wirst nicht gekocht ...,“ flüsterte sie der Glucke zu, die träge das Köpfchen hob. ”… aber wo wir grade dabei sind ... hast du ein paar Verwandte, die du nicht ausstehen kannst ...?“ Man konnte förmlich die Fragezeichen sehen, die plötzlich um den Kopf des Huhns entstanden. Was der aufgebrachte Zwerg in der Zeit von sich gab, hatte sie nicht wirklich mitbekommen. Inzwischen war Haydee ja dafür bekannt, die Aufmerksamkeitsspanne eines Zitronensorbets in der Mittagssonne hatte. Aber die letzten Worte bekam sie doch so etwa mit. Irgendetwas mit Blind und Hühnerflüsterin. Verwirrt sah sich die junge Frau in der Zelle um. Wenn es hier eine blinde Hühnerflüsterin gab, wieso kümmerte sie sich dann dauernd um Hühnchen? Wozu gab es denn Fachpersonal, wenn man es nicht nutzte?
Irgendein Universalkontext schien ihr auf jeden Fall zu entgleiten, denn obwohl Agwe versuchte, die Situation mit Worten zu schlichten, fing der kleine, bärtige Mann eine Prügelei an, infolge derer der Voodoopriester heftig einsteckte. Kurz darauf beteiligte sich auch noch Momo an der ganzen Sache, die bis dahin eigentlich unnatürlich ruhig gewesen war. Warum fingen eigentlich ständig alle an, sich gegenseitig mit Schlägen einzudecken, wenn Agwe in der nähe war? Eine Zeit lang sah Haydee der ganzen Aktion noch mit geringem Interesse zu, bis sich der Priester aus dem Knäuel heraus schälte und seine Spielkarten wieder hervor holte und auf dem Boden verteilte. Sie hatte Agwe schon ein paar mal dabei beobachtet, wie er das an Bord der Pollo Diablo tat, aber bisher hatte sie noch nicht verstanden, wie man dieses Spiel spielte. Das war bestimmt nur etwas, für wirklich, wi~rklich kluge Menschen. Aber die Bilder auf den Karten sahen wirklich schön aus. Zumindest einige davon. Darum machte es auch spaß, zuzusehen. Die letzte Karte, die er auf den Boden legte, war eine ihrer Lieblingsbilder. Zuerst hatte sie gedacht, es wären nur ganz viele Lichtpunkte, die ein Figur darstellten. Aber je öfter sie die Karte gesehen hatte, desto mehr wurde ihr bewusst, was man zwischen den Punkten sehen konnte, nämlich einen freundlichen, jungen Mann in einer seltsamen, aber trotzdem schönen Robe. Irgendwo hätte sie die Karte, die Agwe immer als Inamés bezeichnete, gerne gehabt. Aber fragen würde sie ihren Kapitän sicher nicht, denn das geziemte sich einfach nicht.
Langsam, um das dösende Hühnchen in ihren Armen nicht zu wecken, stand Haydee auf und ging zu Edward, um sich neben ihm hin zu setzen. Eine zeit lang sah sie ihm schweigend auf die Finger, die Geschickt an den Seiten seines Instruments herum zupften. Dann wurde ihr mit einem mal klar, was an dieser ganzen Situation nicht stimmte. ”… Nur mal ganz dumm gefragt ...warum sind wir eigentlich noch hier drin ... wenn du doch überall Türen machen kannst ...?
 

Edward Buraddo

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Was war ihm schon alles passiert, seitdem er sich entschieden hatte, Agwe zu folgen? Man wollte ihn mitsamt einer ganzen Bar verbrennen, er musste gegen drei Piraten kämpfen, die ihm das Fell über die Ohren ziehen wollten, er war während der Überfahrt fast abgesoffen, seine Brennerei hätte den letzten Sturm fast nicht überlebt, er wurde K.O. Geschlagen und jetzt saß er im Gefängnis ohne einen Tropfen Alkohol. Was hatte er sich da nur angetan... 'Warum habe ich mich noch mal entschieden mitzukommen?' Er dachte nach. Da war die Chance auf die Grand Line zu kommen, dort Technologie zu finden und zum größten Ingenieur aller Zeiten zu werden, aber da war doch noch was... Er grübelte kurz, dann fiel sein Blick auf Momos Oberweite und auf Haydees, zwar kleinere, aber trotzdem beachtenswerte Hügelchen und er dachte darüber nach, dass die beiden ganz offensichtlich eine gewisse Abneigung gegen Kleidung hatten. 'Ach ja, stimmt...' Er sah an die Decke und wägte kurz Pro und Contra gegeneinander ab. „Hmmm... Das ist es wert...“ nickte er schließlich während er ins nichts sprach.

Währenddessen war Momo laut geworden, und das war wörtlich gemeint, sie schrie gradezu. "Edwardo?“ war ihr erstes Wort, es mochte an der Lautstärke liegen, doch es klang, als wäre sie sauer. 'Oh oh...' Hatte sie mitgekriegt, dass Edwards Blick wieder einmal für eine Zeit an seiner Lieblingsstelle ihres Körpers hängen geblieben war? Er hatte schon oft fühlen dürfen, dass viele Frauen dass nicht mochten, und von Momo wollte er sich echt keine fangen, bei ihr würde sicher mehr zurückbleiben, als nur ein roter Abdruck... „Was zum Geier war in diesem Schnaps drin?" Entwarnung. Edward atmete auf, es ging nur um seinen Schnaps... 'Moment...' Ihm fiel wieder ein, was er da für ein Teufelszeug zusammen gebraut hatte, und er sah augenblicklich zu Momo hoch. Sie sah ihn direkt an, also schien sie nicht Blind zu sein... wäre auch komisch gewesen, dass der Effekt erst jetzt einsetzte, bei der Alkoholmenge hätte er, wenn überhaupt, schon nach wenigen Minuten eintreten sollen. Eine kurze Analyse ihrer Körpersprache lies ihn vermuten, dass sie Probleme mit dem Gehör hatte, denn sie schlug sich gegen die Ohren, als wolle sie Wasser aus ihnen herauspressen. Das würde auch ihre laute Stimme erklären. Edward grinste. „Oh Schätzchen, mach dir keinen Kopf, du hast wahrscheinlich einfach nur einen Kater, das geht vorbei.“ In Wahrheit hatte Edward keine Ahnung, was genau mit Momo los war, aber da er kein Arzt war, würde er sowieso nichts machen können. Die Antwort würde sie hoffentlich zufrieden stellen und vor allem, sie nicht auf den Gedanken kommen lassen, dass Edward ihr einen Schnaps mit einer nahezu experimentell hohen Alkoholdosis gegeben hätte... Was der Fall war... 'Wie soll man denn sonst herausfinden, wie weit man gehen kann?' Fragte sich Edward im stillen. Momo würde es schon überstehen, sie war stark.

Doch in diesem Moment wurde die Aufmerksamkeit auch schon wieder abgezogen und auf den Mann gelenkt, den Agwe geweckt hatte. Der Typ war klein... Er schien dass nicht hören zu wollen, aber es war Fakt. Agwe überragte ihn um mindestens einen halben Meter und selbst Edward hätte ihm mit Leichtigkeit auf den Kopf herunter spucken können... 'Das sagst du besser nicht laut...' ermahnte er sich selber. Umso bemerkenswerter war es, dass er Agwe den Hut vom Kopf treten konnte. Der Kerl konnte springen, das musste man ihm lassen. Aber ansonsten war der Typ komisch. Edward hatte zwar schon mal Kleinwüchsige Menschen gesehen, doch noch nichts, was dem Fremden auch nur im geringsten ähnelte. Bei Kleinwüchsigen waren für gewöhnlich die Proportionen völlig unpassend, bei dem Kerl jedoch nicht. Er wirkte eher wie ein echt kräftiger Mensch, den man einfach... geschrumpft hatte. Als wäre Wachstum in dieser Größenordnung für ihn ganz Normal. Na ja, vielleicht eine Laune der Natur, wer weiß. Zu Edwards extrem super duper großen Überraschung, Achtung, Ironie Überfluss, kam es zwischen dem Fremden und Agwe direkt zu einer Auseinandersetzung. Der Loapriester konnte wohl einfach nicht einfach nur mal keinen Ärger kriegen. Edward schüttelte den Kopf und sah sich das Schauspiel an. Nach kurzer Zeit übernahm Momo und lieferte sich einen Schlagabtausch mit dem Zwerg. 'Na wenigstens bin ich mir jetzt sicher, dass die Nachwirkungen meines Schnapses nur gering sind...' freute sich Edward innerlich, während sich Agwe auf den Zellenboden setzte und begann, Karten zu legen. Der Türmann klimperte ein wenig auf seiner Gitarre, kein Lied, einfach nur so und drehte seinen Kopf zu Agwe herüber. „Sag mal, du bist echt ein Gravitationspunkt für Ärger, kann das sein?“ fragte er, obwohl er die Antwort schon kannte. Dieser Zylinderträger zog Ärger magisch an, wenn es diese LOAs an die er glaubte wirklich geben sollte, so mochten sie es, ihm beim Kämpfen zuzusehen. Selbst hier, in einer Gefängniszelle, in der nur sie vier mit EINEM EINZIGEN Fremden eingesperrt waren, fand er Ärger. Das war echt bemerkenswert.

Er wartete noch auf eine Antwort von Agwe, als sich Haydee zu ihm gesellte und ihn fragte, warum er sie nicht einfach aus dieser Zelle herausbrachte. Der Teufelsmann zog scharf Luft ein, als er diese Frage hörte. Davor hatte er seit sie hier eingesperrt wurden Angst gehabt. Er saß zwar im Knast, aber man konnte ihm nicht wirklich was vorwerfen. Sicher könnte er jederzeit ausbrechen, kein Problem, er hatte schon in dem Moment, als das Schloss hinter ihm zugefallen war 2 Wege parat gehabt, diese Zelle zu verlassen, doch wenn er das tun würde, dann wäre er ein Ausbrechen und dann hätte man wirklich einen Grund, ihn hier festzunehmen. Daher hatte er sich entschlossen, einfach nur ruhig abzuwarten. Diesen Plan machte ihm Haydee grade schön kaputt, Aber Edward wäre nicht Edward, wenn er nicht in wenigen Sekunden mit einer passenden und vor allem logischen Antwort kommen könnte. „Ja, daran habe ich auch schon gedacht, aber das Problem ist, dass ich eine feste Wand brauche, und das einzige, was dünn genug für eine Türe ist, sind die Gitterstäbe und die sind keine feste Wand. Ich könnte höchstens eine Türe in einem der Gitterstäbe öffnen, aber da würden wir im besten Falle eine Feder deiner kleinen Freundin hier...“ dabei zeigte er auf das Huhn „Durchquetschen können. Fürs erste müssen wir uns wohl mit der Situation abfinden“ erklärte er Haydee. Sie würde es schon nicht in Frage stellen, die Möglichkeiten, seine Teufelsfrucht zum Ausbruch zu nutzen waren zu komplex, als dass jemand, dessen Aufmerksamkeitsspanne so kurz war, wie die von Haydee, nir darauf kommen würde. Nicht dass er sie für dumm hielt, er war sich nur sicher, dass sie sich niemals lange genug auf das Thema konzentrieren könnte, um Tatsächlich auf die Lösung zu kommen.
 

Gimbli

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Agwe hatte wirklich Pech, denn dieser Zwerg schien gerade nicht in der Stimmung für irgendwelche langen Diskussionen zu sein. Na gut, das war Gimbli eigentlich nie, er ließ lieber seine Fäuste sprechen, aber normalerweise hätte er den Priester der Loa aussprechen lassen, nur hatte dieser eben den größten Fehler gemacht, den man in Gegenwart des Holzliebhabers machen konnte. Er hatte das böse, abgrundtiefe, absolut wiederwärtigste Wort ausgesprochen. Dieses eine nicht allzu lange Wort war eine 10000% Garantie den Zwerg in null komma gar nichts auf jede Palme zu bringen. Und da Gimbli im Moment sowieso nicht gut drauf war, immerhin wurde er von einer Prügelei weggezerrt war in eine Steinzelle mit METALLgitterstäben gesperrt worden, die kälter waren als der eisgekühlter Tequila und hatte zudem schlecht geschlafen und war geweckt worden. Zurück zu dem Fehler den Agwe gemacht hatte. Er hatte das Wort 'klein' ausgesprochen und das war einfach nicht tragbar, selbst wenn er damit nicht den Dwarf gemeint hatte. Ehe der schwarze Lulatsch, der sich als Agwe vorgestellt hatte, reagieren konnte, sprang Gimbli ansatzlos vom Bett ab, donnerte der Bohnenstang noch im Flug beide Fäuste in die glatzköpfige Visage und lies seinen Unmut freien Lauf. Den Tritt, den er daraufhin bekam, registrierte er erst gar nicht.
Kurz darauf aber wurde die Aufmerksamkeit des Zwerges auf die Person in diesem Raum gelenkt, die einen noch viel größeren Fehler als ihr Kapitän gemacht hatte. Sie hatte nicht nur das böse Wort benutzt, nein sie hatte ihn als klein bezeichnet, als kleinen Stöpsel um genau zu sein, was doppelt beleidigend war, denn Stöpsel waren ebenfalls klein und gehörten zu den Schimpfwörter, die Gimbli auch ohne das böse Wort auf die Palme brachten. Und so kam es wie es kommen musste, auch die glatzköpfige Frau namens Momo durfte nicht ausreden und kriegte den kantingen, breiten Kopf in die Magengrube gerannt, was dieser alle Luft aus den Lungen presste. Gleich darauf schnellte er nocheinmal vor, sprang hoch und blieb für einen Moment mit der rechten Faust in der beeindruckenden Oberweite der glatzköpfigen Frau stecken. Nichtsdestotrotz konnte das weiche Fleisch nur einen Bruchteil des Wuchtes absorbiert haben. Zu Gimblis Freude schien die durchgeknallte Tante nicht an Rückzug zu denken, sondern teilte ihrerseits aus und schaffte es tatsächlich mit einem Tritt ihrer schwarzen Pumps ihn im Gesicht zu verletzen und eine leichte Platzwunde an der rechten Stirnseite zu verursachen. Stören tat das Gimbli wenig, er hatte schon tausende solchere Wunden gehabt.
Nichtsdestotrotz hatte die Frau mehr drauf, bestimmt genug um einen anständigen Gegner für eine ordentliche Prügelei zu geben und genau das war der Grund für das breite Grinsen, das nun den dichten Vollbart teilte. "Du hast ja was drauf Glatzkopf." brummte Gimbli und ging in Kampfstellung. Beide Oberarme erhoben sich wie bei einem Boxer, die Beine wurden leicht versetzt gestellt und der Zwerg schrumpfte um ein paar Zentimeter, denn er ging zusätzlich leicht in die Knie. Jetzt war seine Deckung komplett und das auch noch gerade rechtzeitig, denn wie eine Furie stürzte sich Momo mit einem Kampfschrei auf den Zwerg. Wie ein wildes Tier überbrückte sie die kurze Distanz und attackierte ihn mit einem rechten Prankenschlag, der einem Bärenangriff ähnelte. Zu einfach. Gimblis linker Unterarm zuckte vor, positionierte sich neu und blockte den wuchtigen Prankenschlag, als ob jemand ein leichtes Kissen geworfen hätte. Nicht einen Millimeter musste Gimbli zurückweichen, auch wenn der kleine Mann über die Wucht des Schlages staunte. Nicht viele konnten solch eine Wucht in ihren Schlägen entwickeln. Auch die nächsten wütenden, wuchtigen Angriff wuden ohne große Probleme geblockt. Dennoch schaffte es Momo den Zwerg einen Schritt zurückzudrängen, eine reife Leistung, vor allem für einen unbewaffneten Kämpfer, auch wenn die Glatzköpfige das wohl kaum als Erfolg verbuchen würde.
Doch jetzt war es Zeit zurückzuschlagen und als Momo diesesmal wie ein Wolf angestürmt kam, spannte Gimbli die Beine an, ging in die Hocke und zischte im nächsten Moment los. Mit mörderischer Wucht rammte er seinen Kopf erneut in die Magengrube der Frau und presste sämtliche Luft aus deren Lunge, was sich in einem lauten Uff bemerkbar machte. So wuchtig war der Kopfstoß, dass die Hermelinbesitzerin geradewegs in die entgegengesetzte Richtung geschleudert wurde und mit dem Kopf in die Gitterstäbe krachte. Der Schildkämpfer hingegen rieb sich nur kurz den Schädel und ging dann wieder in Kampfstellung, denn diese Frau würde sich von der Attacke sicherlich nicht unterkriegen lassen und außerdem fing die Prügelei eben erst an Spaß zu machen. "Hey war das schon alles Glatzkopf?" provozierte Gimbli grinsend und in diesem Moment stand die Frau auf, spuckte ein Stück Eisen aus und drehte sich wieder um. "Natürlich nicht du Kampfzwerg." brüllte sie und stürzte sich schon wieder auf Gimbli.
 

Agwe

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Zoff, Zank und Streit. Wunderbar. Agwe spürte, wie er langsam genervt wurde, aber die Karten hielten ihn davon ab, diesem Ärger Luft zu machen. Zu sehr war er darauf konzentriert, was sie ihm zeigten. “Papa Legba.. ungeahnte Kräfte werden freigesetzt und Tore geöffnet werden. Ruhig drehte er die nächste Karte um, beachtete Momos Faust überhaupt nicht, obwohl diese keine zwei Millimeter an seinem Ohr vorbeisauste. “Der Morast.. verborgenes wird wichtig sein.“ Ihm gegenüber flog Momo mit voller Wucht gegen das Gitter und biss ein kleines Stück heraus als sie sich wieder ins Getümmel stürzte. Agwe hielt inne, zog eine Augenbraue hoch. “Now that be strange, man“, dachte er bei sich, während er das herausgebissene Stück genau besah. Doch dann zuckte er mit den Schultern. Das Tarot war noch nicht zuende gelegt und eine derart heilige Zeremonie zu unterbrechen war ein Sakrileg.


Nachdem er auch noch die restlichen Karten gelegt hatte, die alle in mehr oder weniger dieselbe Richtung gedeutet hatten, stand Agwe schließlich auf. “Now, man! Listen!“ Doch die beiden Streithähne prügelten sich nach wie vor weiter, nur Edward und Haydee sahen mit mehr oder weniger großem Interesse zu ihm während Hühnchen die Augen geschlossen hielt und sich weiter kraulen lies. “Hey! Zuhören!“ Doch auch auf seine deutlich klareren Worte reagierte keiner von beiden, die Fäuste flogen nach wie vor hin und her. “PEOPLE! SILENCE!“ Um diese Worte zu untermalen verwandelte Agwe sich bevor er sie rief in den mächtigen Schlangenhybriden, zu dem ihn seine Teufelsfrucht gemacht hatte. Seine pechschwarz glänzenden Schuppen, die mächtigen Arme, der riesige Leib, der fast die ganze leere Zelle ausfüllte.. es war schon ein beeindruckender Anblick, der nur dadurch leicht gemindert wurde, dass Agwe sich den Schädel an der massiven Decke stieß. “Ouch!“


Nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte, blickte er Momo an. Die restlichen Insassen der Zelle, Hühnchen eingeschlossen, blickten den Priester mit einer Art ungläubigem Desinteresse an. Noch nie war dieser seltsame Kerl so laut geworden, zumindest nicht ihnen gegenüber. “Momo. Deine Stunde ist gekommen, man. Sieh her.“ Damit hob er eine Tarotkarte hoch, welche eine Art Schlund zeigte in dem sich zahllose Kreaturen tummelten. Als dieses Zeichen offenbar nicht die Wirkung entfaltete die er haben wollte steckte er die Karte zurück in seine Tasche. “Die Schöpfung, man! Ich habe das Tarot befragt und als ich fragte wer uns mit ungeahnter Kraft befreien wird, kam die Schöpfung. Das Ungeschaffene! Die, die nicht weiß welche Kräfte sie beherbergt und doch mehr kann als sie weiß. Du! Beiß' in die Gitterstäbe, man, und öffne uns den Weg zur Freiheit.“ Momos Blick konnte man mit Fug und Recht als Ungläubig bezeichnen, sodass Agwe sich entschied, ihr ein wenig auf die Sprünge zu helfen. “Come on, man! Don't be shy! Bite dem!“ Mit sanfter Gewalt drückte er die glatzköpfige Frau zu dem angebissenen Gitterstab und befahl ihr mit einer aufmunternden, doch finalen Geste, ihre Arbeit zu beginnen. Dann wandte er sich Gimbli zu.


“Und du, man! Dein Herz ist groß wie deine Kraft, doch stell' dich uns nicht in den Weg!“ Er blickte mahnend auf den Zwerg hinunter, der unbeeindruckt zurückstarrte. “Du hast gesehen welche Kräfte mir die Loa gegeben haben, man, und ich bin gewillt, Ogouns Zorn zu entfesseln wenn du dein Gemüt nicht zu zügeln vermagst. Und glaube mir, man, Ogoun ist mächtiger als die mächtigsten Krieger und selbst jemand mit deinem Zorn wird ihn nicht überwinden.“
 

Momo

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Dieser Giftzwerg ging ihr langsam wirklich auf die überstrapazierten Nerven. Erst zettelte dieser Vodoopriester einen Streit an, zu dem die Teufelsfrau natürlich nicht Nein sagen konnte. Dann wurde ihr der schöne Schnaps und der überlebenswichtige Tabak abgenommen, um sie dann in eine Zelle mit all diesen Verrückten zu werfen. Und um dem ganzen noch eine Kirsche auf den riesigen Eisbecher zu setzen, wurde sie wie ein Wurfgeschoss gegen die Gitterstäbe der Zelle gepfeffert. Wenigstens hatte Vellie endlich eingesehen, dass Agwes Stimmenimitation nun nicht angebracht war und hielt seinen Mund.
Aber Momo ließ es sich nicht bieten, von einem Vorgartenzwerg regelrecht verprügelt zu werden und dabei nicht mal sichtbare Erfolge zu erzielen. Das muss geändert werden! Mit Wucht stieß sie sich von dem Gitter ab, ohne bemerkt zu haben, dass sie aus Wut ein Stück aus den Eisenstäben herausgebissen hatte. Ihr Fuß verfehlte den Kopf des Zwerges nur um einen Millimeter und so setzte sie mit der Faust nach, um den Knilch endlich zu treffen. Doch der ließ sich keineswegs von der Frau beeindrucken, die weitaus größer war als er. Agwes Schreie, ihm endlich zuzuhören, drangen nicht mal ansatzweise zu der Glatzköpfigen durch, schon gar nicht mit einem "Momo Spezial"-Gehör. Sie versuchte gerade den Halbwüchsigen am Kragen zu packen, als der durchdringende Laut Agwes endlich ihre Ohren erreichte. Verwundert drehte sie sich um, denn etwas derartiges kannte sie von dem spleenigen Typen nicht, der das bisschen Respekt, dass er sich in manchen Momenten aufbaute, in einer Millisekunde zerstören konnte. Der Anblick des Priesters, der zu einer beachtlichen Größe herangewachsen war, jagte der Teufelsfrau einen Schauer über ihre Wirbelsäule und es schien, als könnte sie sich in den schwarzen Schuppen des Monsters vor ihr spiegeln. Sofort hielt sie in der Bewegung inne und stolperte etwas rückwärts, wobei sie beinahe über Edwards Füße gefallen wäre. Dann fasste sich die junge Frau wieder und setzte ihr Pokerface auf, dass ihr innerhalb weniger Sekunden wieder entglitt.

Die Karte hätte auch mit ihrer Bedeutung bedruckt sein können und ihr fragender Blick wäre trotzdem eingetreten. Doch das Abbild gefiel ihr und sie hätte sie gerne noch weiter studiert, hätte der Priester sie nicht gleich wieder weggepackt. Die Glatzköpfige wollte etwas sagen, doch Agwe ließ sie nicht ausreden.
Den ersten Teil seiner gesagten Worte, machten für die Teufelsfrau keinen Sinn. Tarot? Meinte er das Kartenlegen, dass er auf dem Boden die ganze Zeit betrieben hatte? Momo dachte die ganze Zeit, er würde mit sich selber spielen.
Und dann... Bitte was? Ungeschaffene? Was zum...? "Ich soll... was? In die Gitterstäbe beißen?" Die junge Frau hatte die Befürchtung, dass der lange Lulatsch etwas von "Momo Spezial" abbekommen hatte und mit dem massiven Alkoholgehalt nicht klar kam. Wobei... Dieser Schlangenschnaps...
Agwes Hand platzierte sich zwischen Momos Schulterblätter und drückte die Frau sanft bis kurz vor die Gitterstäbe und ihr fiel eine herausgebrochene Lücke zwischen den ganzen Stäben auf, die zuvor noch nicht dagewesen war. Sie betastete die Bruchstellen und sah sie sich näher an. "Sieht aus wie ein Bissabdruck. Warst du das?" "Ich bin kein Zahnarzt...", brummte Momo als Antwort und grübelte. Erst legte sie den Kopf schief und betrachtete die herausgebissene Lücke erst aus der Nähe und dann aus der Ferne. Eigentlich war sie ja keine Theoretikerin, sondern machte sich sofort ans Werk. Wenn ihr Vater früher gesagt hätte: Spring durch diese Feuerwand, dann hätte sie nicht lange überlegt, ob es nicht besser wäre, sich die Kleidung nass zu machen, bevor sie durch die Feuerbrunst springt, sondern sie wäre einfach durchgesprungen. Ob Hitze hin oder her - Brandwunden waren ja nichts Neues mehr. Aber einfach in Eisengitterstäbe zu beißen, war nun doch ein anderes Kaliber. Sie könnte sich schlichtweg die Zähne an den Dingern ausbeißen; im wahrsten Sinne des Wortes.
"Bite dem", äffte Momo den Vodoopriester nach und fuhr sich mit ihrer Zunge über die spitzen Zähne. "Beiß mir doch in meinen süßen Hintern", grummelte sie weiter, doch so leise, dass es Agwe nicht hören konnte. Sich mit diesem Kerl anzulegen bedeutete, als Schlangenfutter zu enden. "Wenn die Loa es so wollen und durch die Karten gesprochen haben, dann wird es schon richtig sein, Kleines." Goody Momo schien nun völlig bekehrt zu sein und unterstützte Agwes Aufforderung, nun endlich an den Stäben zu knabbern. "Na gut. Dann beißen wir uns mal durch", seufzte die Teufelsfrau und öffnete ihren Mund, um ihre Zähne um eins der Gitterstäbe zu legen. Erst kam sie sich ziemlich bekloppt vor und stellte sich gerade einen Köter vor, der an einem Bein knabberte, weil er nicht bekam was er wollte. Aber nach diesem unsicheren Augenblick, kam ihr die Erinnerung an den Schlagring des Piraten, als sie die heilige Lichtung verteidigt hatten. Momo hatte die Spitzen einfach abgebissen und anscheinend verschluckt. Also sollte das doch ein Kinderspiel sein, nun diese Stäbe durchzubeißen, oder?
Ihre Kiefermuskeln spannten sich an und traten etwas hervor, als sie den Druck verstärkte. Ihre Zähne schabten an dem Eisen, doch zu ihrer Verwunderung, gaben diese Dinger wirklich nach! Es war so, als würde sie in ein hartes Brot beißen oder in Haydees verbrannte Brownies, auch wenn sogar die besser geschmeckt hatten, als das Eisen, dass ihre Zunge mit einem kupfernen Geschmack belegte. Doch die Eisenstäbe gaben immer mehr unter den spitzen Zähne der Teufelsfrau nach, bis sie das Ding tatsächlich durchgebissen hatte. Sie spuckte es in ihre Hand und guckte ziemlich blöd aus der Wäsche, obwohl man diesen Gesichtsausdruck wirklich selten an Momo sah. "Kann mir mal jemand verraten, wie ich das gemacht habe?" Doch sie erhoffte sich keine Antwort und wenn, würde das zu viel Zeit in Anspruch nehmen, vor allem bei Haydee, der man die Situation erstmal erklären müsste. Momo begutachtete den Gitterstab, den sie in der Hand hielt und von ihrem Speichel etwas schimmerte. Unbekümmert zuckte sie die Achseln und schob sich das Eisen zurück in ihren Mund. Entschlossen schluckte sie das mundgerechte Stück hinunter und erwartete, im nächsten Moment daran zu ersticken, doch der Stab rutschte ihre Speiseröhre hinunter, wie ganz normales Essen. Aber sie würde sich lieber etwas geschmackvolleres in den Mund stecken, als an einer Eisenstange zu lutschen. Das Eisen fühlte sie schwer in ihrem Magen an und wie schon die Spitzen zuvor, konnte sie den Stab hin und her bewegen, aber ihr Gedanke reichte noch weiter.
Mit viel Konzentration und Anstrengung führte sie den Stab - wie durch Hilfe von kleinen Händen in ihrem Körperinneren - an die Außenwand des Magens, durch sie hindurch und... Momo sah überrascht an sich herab, als der Gitterstab an ihrer Hüfte hervorlugte. Es war, als hätte sich ein Portal an ihrer Haut geöffnet und der Stab hätte sich dort hindurchgeschoben. "Ich hoffe, irgendwer kann mir mal sagen, was dass für eine Teufelsfrucht war", meinte sie zu sich selbst und tippte den Stab mit ihrem Zeigefinger an. Er saß wie fest betoniert an der rechten Hüfte und es fühlte sich unangenehm an, als die Teufelsfrau den Stab aus ihrer Haut zog. Kein Blut und auch keine zusätzliche Körperöffnung blieb zurück. Momo staunte nicht schlecht. Doch nun war keine Zeit, um weiter darüber zu grübeln, was denn jetzt genau passiert war.

Ihre Zähne schlugen sich tapfer und entfernten weitere mundgerechte Stücke aus den Stangen, bis eine so große Lücke entstanden war, dass sich jeder durchquetschen konnte. Man musste zwar den Bauch einziehen, aber es reichte aus. Außerdem taten der jungen Frau die Kiefermuskeln weh und sie war es Leid, so kleine Stücke herausbeißen zu müssen. Das war wirklich viel Arbeit gewesen und hat lange gedauert, doch jetzt war der Weg frei. "Wer will zuerst?", fragte die Glatzköpfige laut in die Runde und trat zur Seite, damit jeder den Ausgang betrachten konnte.
 
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